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Dresdner Journal : 06.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189703060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970306
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970306
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-03
- Tag 1897-03-06
-
Monat
1897-03
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 06.03.1897
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ve,„»»ret« Für Drrrde» vterteljährlich: ,«arrb0M.,beidn,«uutl. lich dattfchkn Posia:y!.il,<-- »irrtrtjähruch » Black; außer- ha» da» Deutschen Reiche« kost- im» Stempelzuschlag Einzelne Nummern: 10 Pf Grschetne«: Täglich mit lusaahme der Samt.nnd Feiertage abend« Fernspe-Laschlaß: Nr 1LS5 W 54. Zres-ilkl Sourm!. vakü«»ts>i»«»st»ütre>: Mr den Raum nner gespal tenen Zeile Keiner Schrift »0 Pf Unter „Eingesandt" dir Zeile 50 Pf Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag Hernnsseder: Königlich« Expedition de» Dre»dner Journal« Dre«den, Znnngerstr ro Fernspr -Anschluß: Nr I2SL 1887. Svnnabend, den 6. März, abends. Amtlicher Teil. Bekanntmachung, cink Anleihe der Stadtgemeinde Löbau betr. Tie Ministerien des Innern und der Finanzen haben zu der von der Stadtgemeinde Löbau be schlossenen Ausgabe von auf den Inhaber lautenden, Seiten des letzteren unkündbaren Schuldscheinen in Abschnitten von 2000, 1000 und 500 Mark behufs Aufnahme einer mit 3H vom Hundert jährlich zu verzinsenden städtischen Anleihe von 1,200000 Mark nach Maßgabe des vorgelegten Anleihe- und TilgungS- planeS die nach ß 1040 des Bürgerlichen Gesetzbuchs erforderliche Genehmigung ertheilt, was hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht wird. Dresden, am 25. Februar 1897. Die Ministeriell des Innern und der Finanzen. v. Metzsch. v. Watzdorf. Münchner Wekcrnntrncrchung. die Auslosung Königlich Sächsischer Staatspapiere und die Auszahlung fälliger Kapitalien, Zinsen und Renten der Staatsschuld betreffend. Tie öffentliche Auslosung der planmäßig am 30. September 1«97 zur Rückzahlung gelangenden 3dv Staatsschuldenkassenscheine vom Jahre 1855 soll deu 11. Mär; dieses Jahres, vormittags von 11 Uhr an, im hiesigen Landhause I. Obergeschoß stattfinden. Die nach der Ziehungsliste vom 9. September 1896 ausgelosten, am 31. März dieses Jahres fällig werdenden 3 A» Staatsschuldenkassenscheine von 1855, die im nämlichen Termine zahlbaren Zinsen dieser Staatspapiergattung und die Renten auf die 3 A» Staatsschuldverschreibungen von 1878, 1887, 1892 und 1894 werden vom 15. Mär; dieses Jahres au gegen Rückgabe der zahlbaren Kapital- und ZinL- scheine auSgezahlt. Die Auszahlung geschieht bei der Staatsschuldenkasse in Dresden und bei der Lotterie- Tarlehnskasse in Leipzig, sowie auch bei den Bezirks steuereinnahmen in Pirna, Großenhain, Dippoldis walde, Rochlitz, Borna, Oschatz, Glauchau, Schwarzen berg, Flöha, Auerbach, Marienberg, Oelsnitz und Kamenz, bei den Hauptzollämtern in Schandau und Eibenstock, bei den Hauptsteucrämtern in Meißen, Freiberg und Grimma, bei der Säch sischen Bank zu Dresden und deren Filialen, bei Herrn Eduard Bauermeister in Zwickau, bei Herrn G. E. Heydemann in Bautzen und Löbau, bei der Vogtländischen Bank in Plauen i. B., bei der Döbelner Bank in Döbeln und deren Filialen, bei Herren Sarfert u. Co. in Werdau, bei der Vereinsbank zu Frankenberg, bei der Neustädter Bank in Neustadt i. S. und bei der Dresdner Bank in Berlin. Dresden, den 3. März 1897. Vrr l'iMiigsallsschvk Z» vermittln; der Slnntsfchulitki. vr Mehnert. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen eine ueube- gründctc stündige Lehrerstelle in Gersdorf, Bezirk Zwickau. Kunst und Wissenschaft. Böcklin und Len buch. Das Märzheft der von Richard Fleischer hcraus- gegebcnen „Deutschen Revue" (Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart) bringt den Beginn von Franz v Lenbachs Erzählungen auS seinem Leben, — Erzählungen, die der seither verstorbene Schriftsteller W Wyl nach Ge sprächen mit dem Künstler zu Papier gebracht hatte Wir heben die nachfolgenden Stellen als besonders anziehend hervor Lenbach erzählt: „1858 bekam ich eines Tages einen Brief von Piloty des Inhalts, daß ich auf seine Empfehlung hin an die neue Kunstschule in Weimar be rufen sei. Böcklin und Begas waren zu gleicher Zeit be rufen worden. Al» wir drei in Weimar unkamen, machten wir die Entdeckung, daß wir um einige Wochen zu früh gekommen waren, da die innere Einrichtung der neuen Schule noch nicht fertiggestellt war. So blieb denn nichts übrig al« zu warten, und da saßen wir drei bei einander und spekulierten und disputierten Tag um Tag über die Kunst im allgemeinen und über unsere Bestrebungen im besonderen Es waren schöne Zeiten intimsten Verkehrs. Wir trieben uns viel in den Umgebungen von Weimar und Jena herum, wo wir die Landschaft herrlich fanden... Wir standen damals noch alle drei ohne Erfolg in der Welt da Böcklin hatte einen merkwürdigen LebenS- aang durchgemacht: Er hatte mit Rembrandt angefangen, bis er nach und nach der Böcklin wurde Doch war er noch weit davon, allgemeine Anerkennung gefunden zu haben, und Bega« hatte noch keinen Auftrag, obwohl er in Brüssel bereit« eine goldene Medaille erworben hatte Böcklin, der etwa sechs Jahre älter ist als ich, gab mir manchen wertvollen Rat. So zum Beispiel machte er mich daraus aufmerksam, daß die Alten auf Architektur- bildern gewisse Figuren mit großer Härte zeichneten, um deren Umgebung weich und zart erscheinen zu lassen Kollator: der Gemeinderat Gehalt: 1100 M und 150 M Wohnungögeld Gesuche mit Zeugnissen bi« in die neueste Zeit sind bi« zum 18 Mürz bei dem Gemeinderate einzureichen Nichtamtlicher Teil. vine Denkschrift zum Mariueetat ist gestern der Budgetkommission des Reichstags vom Reichsmarineamt unterbreitet worden. Bei der großen Wichtigkeit der Denkschrift, die eine der ersten Grund lagen bei den unmittelbar bevorstehenden wichtigen Verhandlungen des Reichstags über den Marineetat bilden wird, erscheint es notwendig, auf ihren Inhalt etwas näher einzugehen. Die Denkschrift behandelt den Schiss-beftand der Kaiserlichen Marine nach dem FlottengründungSplan von 1873 und seine Erhaltung und bringt in besonderen Tabellen eine genaue und klare Übersicht aller der Änderungen und Erweiterungen, die seitdem vorgenommen worden sind. Die Erweiterungen waren der Bau einer größeren Zahl von Tor pedobooten und der Bau der Panzerschiffe IV. Klasse sowie der einiger Kreuzer, Avisos und Spezialschiffe. Da gegen sind aus der Flottenliste verschwunden die Monitors, an deren Stelle zum Teil die Panzerkanonenboote ge treten sind, die schwimmenden Batterien, die kleinen Kanonenboote und die Segelbriggs. Die aus diesen Änderungen hervorgehende rechnungsmäßige Zusammensetzung der Flotte ergiebt, daß der wirkliche Schiffsbestand an brauchbaren Schiffen erheblich hinter dem FlottengründungSplane zurückbleibt. Die Ersotzbauten haben also nicht Schritt gehalten mit dem Absterben der Schisse. Sie sind derart zurückgeblieben, daß trotz des schnelle, cn Vorgehen« in den Etatsjahren 1895/96 und 1886/97 noch eine ganze Reihe von Jahren vergehen muß, ehe ein Be stand von brauchbaren Schiffen in der Höhe des Flottengründungs planes vorhanden sein wird. Der volle Schiffsbestailv in Höhe des Flottengründungsplanes und seiner bisherigen Änderungen ist aber das Minimum dessen, was erforderlich ist, um die schon im Jahre 1873 der Marine gestellten Ausgaben zu erfüllen, denn die Süßeren Verhältnisse haben sich inzwischen nur zu unseren Ungunsten verändert. Deutschland besitzt jetzt nur 9 fertige Panzerschiffe exkl der Küstenpanzerschisfe. Die fünf alten Einschrauben schiffe „Friedrich der Große", „Preußen". „König Wilhelm", „Kaiser" und „Deutschland" sind aus der Liste der Panzerschiffe gestrichen, weil sie für die Verwendung in der Schlachtlinie wegen ihrer veralteten Bauart und geringen Offensiv- und Defensivstärke unbrauchbar sind Die drei letztgenannten Schiffe sind in die Liste der Kreuzer I Klasse übergesührt und können bis zu ihrem gänzlichen Ausbrauch, d h. vielleicht noch 4 bi» ü Jahre, im auswärtigen Dienst verwendet werden Bei den Panzerkreuzern und geschützten Kreuzern, deren Ersotzbauten am meisten zurückgeblieben sind, ist auch das Miß verhältnis den fremden Marinen gegenüber am größten. Dies füllt um fo mehr in» Gewicht, al« ungeschützte Kreuzer heute für kriegerische Verwendung gar nicht mehr in Frage kommen können, »ie 6 ungeschützten Kreuzer der Olga- nnd Arcona- klasse also auch nicht mehr für den politischen Dienst im Frieden brauchbar sind. Bon den vorhandenen 4 geschützten Kreuzern sind 3 im Auslande und einer, „Gefion", ist in den heimischen Gewässern Unzureichende militärische Vertretung in außereuropäischen Ge wässern ist schon im Frieden bei jeder Gelegenheit auch für außerhalb der Marine stehende Personen erkennbar. Wie sehr aber die heimische Kriegsflotte unter dem Mangel an leistungs fähigen Kreuzern zu leiden hat, ist weniger bekannt, weil die Ergebnisse der jährlichen Manöver nicht veröffentlicht werden Diese Ergebnisse können jedoch bei uns auf dem Gebiete des Ausklärungsdienstes und Borpostcndienstes, welche beide von den Kreuzern zu versehen sind, naturgemäß nur sehr gering, man kann sagen, lediglich negativ sein, solange wir, wie bisher, bei den Manöver» die alten, wenig leistungsfähigen Schulschiffe und andere Schiffe für die sehlenden Kreuzrr ein stellen müssen Von den sremden Manövern wissen wir dagegen, daß den Panzcrschiffsgeschwadern in England auf jedes Panzerschiff wenigstens 2, in Frankreich 1 bis 2, in Italien ebenfalls 1 bis 2 Kreuzer mitgegeben werden In Anbitracht der engen Ver hältnisse in Ost- und Nordsee wird es bei uns voraussichtlich genügen und daher anzustrebrn sein, daß sür jedes Panzer schiss der Schlachtslotte 1 Kreuzer oder Aviso vor handen ist. Diese Zahl ließe sich aus dem aufgesüllten Be stände ins Flottengründungsplanes neben dem auswärtigen Dienste stellen, aber es ist dazu vor allem notwendig, daß die Zahlen des Flottengründungsplanes aufaesüllt werden. Mit dem Kreuzer IV. Klasse 6 ist der erste Schritt ge macht, diese Schiffe derart zu bauen, daß sie in derselben Weise wie die AvisoS ebenfalls für den Aufkläiungsdienst bei der Flotte geeignet sind Die übrigen noch vochandenen Kreuzer IV. Klasse besitzen, weil ungeschützt, geringeren militärischen Wert, wie der Kreuzer 0 haben wird, sind aber bis zu ihrem Ausbrauch noch gut verwendbar im AuSlandSdienst. In der Denkschrift zum Etat 1889/90 war gesagt worden, daß die vorhandenen vier Kanonenboote später ebensallS durch Kreuzer IV. Klasse ersetzt werden sollten. Diese Absicht aus rechtzuerhalten, erscheint jedoch nicht ratsam. Einmal sind größere Schiffe nicht überall erforderlich und anderseits ist eS aus manchen Stationen, wie z B in China und im Kamerun- gebier erwünscht, über Schiffe von geringem Tiefgang zu ver fügen AuS diesen Gründen ist in Aussicht genommen, die Ersatzichiffe für Iltis, Hyäne, Wolf und Habicht auch weiter als Kanonenboote zu bauen. Zwei derselben sind für 1897/98 gefordert In eingehender Weile beschäftigt sich die Denkschrift sodann mit dem Bestände der sremden Marinen und weist nach, wie überall da« Bestreben nach Verstärkung obwalte und Regierung und Volksvertreter in dieser Hinsicht einträchtig zusammenwirken. Angesichts dieser Verhältnisse im Auslande sei es dring end erforderlich, in beschleunigtem Tempo vor zugehen, nm die großen Lücken wieder zu schließen, welche durch das Zurückbleiben der Ersatzbauten entstanden sind Ter Flottengründungsplan nahm für eiserne Schiffe — hölzerne Schiffe sind jetzt außer Frage — eine Lebensdauer von 30 Jahren an Für das EtatSjahr 1887/1888 ergab sich aus diesem Alter und dem damaligen Wert der Flotte von 200 Mill Mark eine Summe von 200 ooo ooo gg --- 6H Mill für Ersatzbauten Mit dieser Summe war der Dcnlschrist zum Etat 1887/1888 zusolgc nicht auszukommen, denn es hatte sich herausgestellt, daß die militärische Invalidität der Schiffe früher eintrat, als mit einem Alter von 30 Jahren. Außerdem waren die Kosten der einzelnen Schiffe gestiegen infolge der Fort schritte der Technik, der daraus entstandenen Vervollkommnung der ganzen Schisfsthps, der gestiegenen Materialpreise nnd der höheren Arbeitslöhne Nicht viel unter 10 Mill. M. gleich 5 Proz. entsprechend einer Lebensdauer von 20 Jahren, wurden sür die Zukunft zur Erhaltung des Bestandes als notwendig bezeichnet. Immerhin aber wurde in der genannten Denkschrilt noch ausgesprochen, daß man mit einer Summe von 8 Mill. M gleich 4 Proz. de« Bestandes sür Erfatzbauten und einige Neubauten in den nächsten Jahren werde wirtschaften können, jedoch „nnr aus Kosten des kriegerischen Wertes der Flotte und unter verhältnis mäßiger Mehrbelastung späterer Jahre zu gunsten der nächsten." (Etat der Kateri. Marine 1887/88, Seite 118.) Die Befürcht ungen dieser Klausel haben sich als durchweg zutreffend erwiesen. Der Verlust der Flotte an kriegerischem Wert ist aber uner wartet groß geworden, weil bei dieser Berechnung noch der ein fache Wert deS Bestandes in Verbindung mit der Lebensdauer zu Grunde gelegt wurde, obgleich die Kosten der Erfatzbauten höher sein mußten, wie dec Wert der ersetzten Schiffe. Dieser Unterschied wurde schon in der Denkschrift 1887/88 konstatiert, inzwischen ist er noch erheblicher geworden Die Preise der Ersatzbauten sind nach jetzt rund 20 Jahren aus das Doppelte und Dreifache der Kosten der zu ersetzenden Schiffe gestiegen. Er wird also richtig sein, nicht mehr die Baukosten der auSscheidenden Schiffe zu Grunde zu legen, sondern diejenigen der neuen Typen Diese Kosten weiden dann in Verbindung mit der er- fahrungsmäßigen Altersgrenze und der vorhandenen und zu haltenden Zahl der Schiffe ergeben, wie viel jährlich zur Er haltung de- Bestandes ausgewendet werden muß. Die materielle Invalidität tritt nicht bei allen Schiffsklassen mit demselben Alter ein, sondern sie ist verschieden infolge der verschiedenen Empfindlichkeit des Schiffskörpers nach dem Typ, wobei die Torpedoboote an der Spitze stehen, und nach den Anstrengungen der Dienstes, welche in außerheimischen Gewässern für das Schiff am größten sind. Die militärische Altersgrenze aber wird noch srüher erreicht, weil die Leistungen der Schiffe im Lause der Zeit herunter gehen und in Zeiten lebhaften technischen Fortschrittes, wie die jetzige, infolge gesteigerter Anforderungen an die Schiffsklasje. Nachstehend ist die nach unseren Erfahrungen angenommene Altersgrenze der verschiedenen CchiffSklassen der planmäßigen Zahl von Schiffen in dieser Klasse gegenübergestellt: Alters- Planmäßige Zahl der grenze. Schiffe. Panzerschiffe ... 25 Jahre, 24 Schiffe 13 Panzerkanonenboote Kreuzer I. bis III. Kl 20 - 23 Schiffe Kreuzer IV. Klasse, 11 Aoiios > Avisos u. Kanonen- 9 Kr. I V Kl. 24 Schisse boo:e 15 - 4 Kanonenb I Divisionsboote und vor- s 10 DivisionSb. Torpedoboote Händen > 89 Torpedob. Hieraus ergiebt sich ohne weiteres, daß, wenn die Flotte allein auf ihrem in der Denk schrift von 1873 niedergelcgten Stande erhalten werden soll, jährlich rund 1 Panzerschrff, 1 Kreuzer 1. bis 3. Klasse, 1 bis 2 AvisoS. Auch lehrte er mich, durch Gegensätze der Farben Wirk ungen zu erzielen, wie man zum Beispiel durch em starkes Gelb oder Rot gewisse Blau und Grau zauberhaft er scheinen lassen könne. Anderseits aber machte er mich irre in meiner Auffassung vom Bildnis. Böcklin, ein Mann von außerordentlicher Geistesschärfe und Erfahrung, war der Ansicht, daß man zum Beispiel bei dem Bildnis eines jungen Mädchens von vornherein sehen müsse, daß es sich um ein solches handle: es müsse daher, was die Kleidung anbelange, in Frühlingsfarben dargestellt werden Mir schien es im Gegensätze dazu, daß, je mehr man sich auf solche allgemeine jugendliche Symbole oder Effekte einlasse, desto mehr der individuelle Charakter des Bild nisses Schaden leiden müsse. So ist es auch mit einer Blume Auf einem grauen Grunde gemalt, wird sie sich von demselben individuell abheben, und so wird auch jede Art von Bildnis als eine individuelle Erscheinung zur Geltung kommen, wenn es sich von einem grauen Hintergründe abhebt Sehe ich dieselbe Blume gegen das Licht, so wird sie sofort kon ventionell, sie wird eine Blume im allgemeinen Beim Bildnis handelt es sich ja darum, daß es gerade dieses bestimmte Mädchen ist und kein anderes In diesem Kampfe zwischen der symbolischen und der individuellen Anschauung hat Böcklin sein Leben zugebracht, und ich meinerseits habe Jahre gebraucht, mich aus dieser An schauung in meine eigene hinüberzuretten Der fremden Einflüsse waren ja damals so viele, und sie hatten oft sehr viel Interessantes, namentlich im Munde Böcklin«, der, wie gesagt, außerordentlich scharfsinnig war und eine Masse von Erfahrungen über die alten Meister besaß. Jemehr ich aber seine Methode beobachtete und sah, wie er sich abspekulierte und abquälte, desto lieber flüchtete ich mich nach und nach wieder zum seligen Ruben« hinüber, da ich bemerkte, wie dieser, der doch noch etwas mehr Phantasie hatte al« Böcklin, wenn er zu dem Zweige der Kunst kam, den zu bearbeiten ich allein Talent hatte (da« Bildnis), doch durchaus mit meiner Ansicht gegen Böcklin üderrmftnnmle, datz man nämlich Vie ullerrimachften Mittel und eme taktvolle Lokalität als der Darstellung des In dividuellen unzertrennlich verbunden ansehen müsse Takt voll — darauf kommt eben alles an Kunst treiben heißt Takt üben Mit Takt ist die Größe, das Format der Figuren zu wählen, mit Takt ein bestimmtes Maß der Ausführung, ob durchgeführt oder Skizze, zu wählen und festzuhalten. Takt ist ja auch im Leben die Grundbedingung eines sozusagen künstlerischen Ver hältnisses der Menschen zu einander Die Leute, welche Takt haben, sind die wahren Aristokraten der Menschheit, und da auch die Künste alles Rohe und Ver worrene sich sernhalten müssen, ist die aristokratische Eigenschaft des Taktes auch ihnen unentbehrlich Man sehe nur, mit welchem Takt Rubens es anstellt, kleine, winzige Nymphen in einem Walde erscheinen zu lassen, mit welchem Takt er es darstellt, wenn er, wie aus dem kleinen Bilde in der Pinakothek, mit seiner Frau spazieren geht, mit welcher Zurückhaltung, mit welcher Pietät er ein Porträt malt Vollkommen schlicht steht, vor einem grauen Grunde, sein Mann neben einem Stuhle So ist e« auch bei Adriaen Brouwer, den er so hochgeschätzt hat, daß er achtzehn Bilder von ihm besaß Brouwer hat recht gut gewußt, warum er seine Szenen nicht größer malte. Der Takt, den er dabei zeigt, stellt ihn neben die Griechen, denn, groß gemacht, wäre dergleichen aufdringlich und un- angcnehm E« kommt eben alles auf da« durchgebildete Gefühl, auf die zur zweiten Natur gewordene Diskretion an: Man soll immer etwas weniger sagen, als man sagen könnte Jeder Mensch ist ein Unikum Jeder hat etwas in sich, was kein anderer hat, jeder kann etwas, was kein anderer kann Behandelt er nun sein spezielles Talent sozusagen wie eine schöne Perle, so kann er achtbar neben den Besten stehen, wie ein bescheidenes aber zierliche« Blümchen neben der stolzen Lilie oder Centifolie Jeder sollte über seiner Thüre in goldenen Lettern schreiben. Wa« kannst du, das kein anderer kann?" Kreuzer 4 Klasse re., I DivisionSboot und 8 Torpedoboote, und alle 2 Jahre ein Panzer- kanonenboot in Bau genommen werden müssen Wenn die Zahl der O-Boote hierdurch allmählig aus 12, die der Hochsee-Torpedoboote aus 96 steigt, so wird das bis aus weiteres dem Bedarf entsprechen. Schulschiffe und BersuchSschiffe rc. sind außer Rechnung gelassen, weil sic in der Regel auS älterem vorhandenen Material ersetzt werden können. Die normale mittlere Höhe der jährlich auf- zuwendendcn Bausumme muß bei gleichmäßigem Fort- schrciten der Arbeiten gleich der Summe der Baukosten der durchschnittlich jährlich in Bau zu nehmenden Schiffe sein Dies ergiebt nach den Anschlägen der letzten Etats 45531333 M. Der Etat sür 1896/97 wirst für Schiffsbauten und Armierungen aus: 26 418 000 M. Die vorhergehenden Etats noch weniger Dieses Mißverhältnis giebt die Erklärung sür die bereits anfangs besprochenen Lücken in dein Schifssbestande der Flotte. Um diese Lücken auszusüllen, muß jetzt die normale Höhe der jährlich auszuwcndenden Bau summe von 45>^ Millionen Mark sür eine Reihe von Jahren überschritten werden. Hiermit ist im vorliegenden Etat sür 1897 98 der Anfang gemacht, nachdem in den beiden Vorjahren durch Jnbaugabe einer größeren Anzahl Schiffe die Werften zur Verarbeitung dieser größeren Summen vorbereitet sind. Die Arbeit wird durchweg planmäßig gesördert werden können. Die Zahl der ersten Raten ist, abgesehen von den Kanonen booten, deren Ersatz zufällig in diese Jahre sällt, nur um eine, für einen Kreuzer, über die normale Zahl erhöht Auch für die nächstkommenden Jahre würde die Zahl der I. Raten nicht höher in Ausficht zu nehmen sein Dieses Bautempo ist aber auch das langsamste überhaupt mögliche, wenn die Zahl der fehlenden Schisse vermindert werden soll. Immer nur von der Grundlage des FlottengründungS planes von 1873 ausgehend, wird es auf diese Weise möglich sein, den planmäßigen Bestand der Flotte und ein gejundes Verhältnis zwischen Erfatzbauten und Bestand in deu ersten Jahren des kommenden Jahrhunderts wicderhergestellt zu sehen. Die Zahl der gleichzeitig im Bau befindlichen Schiffe wird nicht größer sein, wie sie am Ende der 70er Jahre ge wesen ist. Damals waren 19 bis 23 Schiffe lexkl. Torpedoboote) zu gleich IM Bau; 1897 98 werden 17, 1898/99 18 Schiffe (>nkl. Torpedodivisionsboote, aber exkl. Torpedoboote) im Bau sein Tie Zahl der ersten Raien war damals jährlich 5 bis 7, worunter regilmäßig 2 Korvetten bezw. Panzerkorvetten, sür 1897/98 werden 7 erste Raten gefordert (inkl I v - Boot). Tie Höhe der Raten und der gesamten jährlichen Forderung ist jetzt naturgemäß höher wie zu den Zeiten des Flotten- gründungSplanes infolge der gestiegenen Preise und Löhne und der erhöhten Anforderungen Die Bauzeit der einzelnen Schiffe derselben Klaffe ist jedoch nicht gewachsen, trotz deS größeren Deplacements und der kom plizierteren Bauart. Es wird vielmehr angestrebt, die Bauzeit nach Möglichkeit herunterzudrücken. Kurze Bauzeiten machen die Schiffe früher zum Dienst fertig: die für den Bau bewilligten Summen kommen also früher zur Ausnutzung. Es werden modernere Schiffe hergestellt. Die Dienstzeit der Schiffe wird verlängen. Die Schiffe werden durch schnellen Bau billiger wegrn der ge ringeren Ausgaben für Aussicht und andere allgemeine Kosten, sowie, weil die Gelegenheit fehlt zu Änderungen während des Baues, welche stets erhebliche Verteuerungen mit sich bringen Obgleich die Zahl der sehlenden Schiffe augenblicklich groß ist, wird möglichste Gleichmäßigkeit in der Höhe der jährlichen For derunqen angestrebt, allerdings auf Kosten einer schnelleren Be seitigung dieses Notstandes. Selbst wenn jedoch nur Ersatzbauicn, oder durch frühere Denkschriften geforderte Bauten in Frage kommen, werden die Forderungen der nächsten Jahre nicht wesentlich hinter der jenigen sür 1897/98 zurückbleiben dürfen Dabei bleiben die Kaiserlichen Wersten in gleichmäßiger Beschäftigung, welche ihre Mittel und Arbeitskräfte nicht übersteigt; die Privatwerften können ihre Einrichtungen den lausenden Bedürsnissen der Marine anpaffen; es wird jede sprungweise Inanspruchnahme von Mitteln und Arbeitskräften vermieden. Durch dieses Vorgehen wird ferner eine gleichmäßigere Entwickelung der Schiffstypen begünstigt und es wird ver mieden, daß künftig in einem Jahre sür eine größere Anzahl von Schiffen gleichzeitig Ersatz gi fordert werden muß, welche wegen gleichen Alters und aus denselben militärischen Gründen gleichzeitig unbrauchbar geworden sind. Weiteres Hinausschieben des mit dem vorliegen den Elatsentwurse eingeleiteten Vorgehens zur Aus füllung de« Schisssbestandes muß, abgesehen von der immer bedrohlicher werbenden Schwächung der maritimen Wchrkrast und den damit schon im Frie den verknüpften Verlusten, in späterer Zeil Hu un verhältnismäßig höherem Auswand sür den Schiff bau führen! * In der „N Fr Pr" lesen wir: Es sind gegen wärtig in Wien zwei Werke der modernen Malerei zu sehen, welche diese im besten und im schlimmsten Sinne charakterisieren Da« eine, das eine Ehre sür die „Mo derne" ist, ist das Bildnis des Dichters Gerhart Haupt mann von Liebermann, das allgemeines und verdientes Aufsehen bei Gelegenheit der letzten Internationalen Aus stellung in Venedig erregte; es ist von überzeugendster Wahrhaftigkeit, im großen Wurf von stimmungsvollster Schlichtheit, im Detail von feinfühligster Durchbildung: wer es sieht, muß augenblicklich wissen und empfinden, daß er einen Poeten vor sich hat in der Weihcstunde des Schaffens Das andere Werk ist ein ganzer Eyklus von Bildern, welche in ihrer grotesken Abscheulichkeit an das Riesenbild de« Satans aus dem Campo Santo in Pisa erinnern, der eben im Begriffe ist, die ihm verfallenen Männlein und Weiblein zu verschlingen: der Unterschied besteht nur darin, daß die Figuren des Eyklus eine kläg liche Unzulänglichkeit in Beherrschung der Ausdrucksmittcl der Malerei bekunden; dieser CykluS nennt sich „Die Tra gödie des Weibe«" von Anna Costenoble und ist im öster reichischen Kunstverein ausgestellt Da« Ganze ist lächer lich verunglückte Tendenzmalerei; es will veranschaulichen, daß, wenn einige Dichter und Maler durch ihre Werke behaupten, da« Weib sei da« Unglück des Mannes, in Wahrheit im Gegenteil der Mann das Verderben des Weibes sei. Die Heldin, welche uns da vorgeführt wird, ist ohne Empfindung für Linie und Farbe, in nackter Häßlichkeit hingestrichen, hat hexenartig widerliche Züge und ist von kerenartiger Lüsternheit beseelt; der Mann, ihr Dämon, ist auch nicht schöner, und keine der Schrift stellerinnen, welche sich gegen den „Mann" so sehr er eifern, wird es vieler vorlauten Dilettantin der Malerei verzeihen, daß sie einem Weibe zugemutrt, vor solch' eine» Jammermann in die Knie gesunken zu sein Wer dieser nicht einmal bi« in den Vorhof der Kunst qelangten Dame nachsagt, sie strebe Böcklin, Klinger und Stuck nach, ver-
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