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Rr. TS LV. Jahrq. Mittwoch den 31. Januar 1S17 »It Mustr. «e«»gk !n Dresden und aiuu Dcichch. «uS L.8S m Oeslerreich Be»a«»pe«S»i ^ mltMIK. «e«l !«m> frei H«i ».«« <- » dlertelMrlich In Dresden und »an» DeutsLImld frei Hai» 2.L1 -K, m Oesterreich 4 H» <- Ekisel-Nummer 1v Dir Süchfische BoUSzeituna erscheint an allen Rarheulage» imchmillag«. «»KtzSDSft-Le «n» «-daßlio». Dresden »A. 1V, HoR»et»str«he 4*i Fernsprecher 2l.1S« P»ftsche«-n1o Leipzig d»r. Ich-»»' Au,rt,rn SSnnadiue da» Geichäftsauzeia.udis »»Mir da» Lamitteuanjeiaeu diö I1 Uhr darm Preis id> dtcPcl» S>-»Iij->I, e« I rm Neii» meie» IN» Z. KS» uadeullich gelchriedeur. iaidir durch Hera-, pnechei uul»r^oi»»r üinielge" <»«--» lull d>> Leraniwanilchleil für air:>iichUs,l»it des'.err^ uichi ,il>e,»eh»tm> Lvrechsluiide der Ncdaüun, I I—I« Nb, d.um Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Zentrumspartei. Ausgabe ^ mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilage. MUM WWkl WEM Die Monroe-Doktrin In seiner Friedensbotschaft an den Senat der Ver einigten Staaten non Nordamerika hat Präsident Wilson für die Völker Europas eine Art Monroe-Doktrin zur Schaffung und Sicherung eines „Ewigen Friedens" in Vorschlag gebracht. Es dürfte daher von Interesse sein, hier einiges über niese Doktrin (Lehre) zu sagen. Der Urheber der nach ihm benannten Lehre ist der am 28. April 1758 in Westmoreland im Staate Virginia ge borene und am 1. Juli 1831 zu Newyork verstorbene fünfte Präsident der nordamerikanischen Union: James Monroe. Er, der sich an dem Unabhängigkeitskampfe seines Vater landes beteiligte, nach der 1814 erfolgten Eroberung Washingtons durch die Engländer Kriegsminister und 1816 Präsident der Vereinigten Staaten wurde, befürchtete auf Grund der Erklärung, welche der Vertreter Englands auf dem Aachener Kongretz (1818): Castelreagh abgegeben hatte, und der gemäß England entschlossen war, nie seine Handels beziehungen zu den amerikanischen Kolonien zu lösen, datz die Mächte der Heiligen Allianz sich in die Angelegenheiten Amerikas einmischen könnten. Infolgedessen erklärte Monroe während der zweiten Periode seiner Präsidentschaft am 2. Dezember 1823, datz die Union niemals eine Einmischung europäischer Mächte in iunere Angelegenheiten amerikanischer Staaten dulden werde. Er stellte dabei für die Politik der Union folgende Grundsätze auf: l. Die europäischen Mächte haben auf dem amerika nischen Kontinent kein Recht der Intervention. Die ameri kanischen Staaten selbst enthalten sich auch jeder Inter vention in europäischen Angelegenheiten. 2. Amerika den Amerikanern! Europäischen Mächten ist der Erwerb ameri- konischen Gebiets, sei es im Wege der Okkupation, sei es im Wege des Vertrages, verboten. Diese Sätze richteten sich hauptsächlich gegen England, das Neigung verspürte, das eine oder andere amerikanische Gebiet wieder als „Kolonie" zu erwerben. Sie bilden die eigentliche „Monroe-Doktrin", die späterhin von der ameri kanischen Gesetzgebung noch durch die Bestimmung eriveitert wurde: Die Union hat eine Schutzherrschaft über die mittel- und südamerikanischen Staaten übernommen. Hier nach fällt die Entscheidung in allen wichtigen amerikanischen Angelegenheiten, den Vereinigten Staaten zu. Dieser Macht befugnis wurde zunächst nicht die Anerkennung der euro päischen Mächte zuteil. In der Folge aber erfolgte eine mehr oder weniger offene Zustimmung, und England nahm nach anfänglicher schroffer Zurückweisung der schiedsgerichtlichen Tätigkeit der Vereinigten Staaten die Entscheidung der selben in seinen Grenzstreitigkeiten mit Venezuela durch Vertrag vom 9. November 1896 an. Seitdem erscheint die Monroe-Doktrin als maßgebend, jedoch haben die Ameri kaner sich trotz ihren Grundsätzen wiederholt in nichtameri kanische Angelegenheiten, so in die asiatischen Wirren und in türkische, russische und rumänische Fragen cingemifcht. Ob die Monroe-Doktrin, wie Wilson es in Vorschlag bringt, für den Frieden in Europa nutzbar gemacht werden kann, lassen wir dahingestellt. Wenn er den amerikanischen Gra naten- und Kanonenlieferanten gesagt hätte, „Hände von Europa weg", Kriegsmaterial darf nicht ausgeführt werden, hätte er wahrscheinlich mehr für den Frieden getan. Aber die Theorie vom Geldmachen geht in Amerika noch weit über die Monroe-Doktrin. Mißbrauch von Lazarettschiffen Am 29. d. M. ist der amerikanischen und der spanischen Botschaft zur Uebermittelung an die bri- tische und französische Negierung eineDenkschrift der deutschen Negierung übergeben worden, derzusolge die feindlichen Negierungen, insbesondere die britische, ihre Lazarettschiffe seit langem nicht nur für Verwundete, Kranke und Schiffbrüchige, sondern auch zu mili- tärischen Zwecken benutzt und dadurch das Haager Abkommen über die Anwendung der Genfer Konvention auf den Seekrieg verletzt haben. Danach hat schon der Um- stand Verdacht erregt, datz die britische Negierung während des Feldzuges ans der Halbinsel Gallivoli den Regierungen des Vierbundes eine unverhältnismäßig große Menge von Schiffen bezeichnet habe, im Jahre 1915 59 Schiffe, nachdem sie seit Beginn des Krieges bereits 40 Lazarettschiffe angc- meldet hatte. Die türkische Negierung hat damals den neu- I N MW SkllW WÄrM. (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier. 31. Januar 1917. Westlicher Kriellssschauplutz Starker Frost und Schncefälle schränkten die Gefechts- tätigkeik ein. An der Lothringer Grenze bei Leintrch war von Mittag an der Artilleriekampf stark. Abends griffen die Franzosen einen Teil unserer Stellungen an-, sie wurden abgewiesen. Oestlicher KrirgSschttuplntz Heeresgruppe des Generalseldmarschalls Prinz Leopold von Bayern: Aus der» Ostufer der Aa stürmten unsere Truppen eine russische Waldstellung und wiesen in ihr mehrere starke Gegenangriffe zurück. 14 Offiziere und über 900 Mann wurden gefangen, 15 Maschinengewehre erbeutet. Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph: Nach heftigem Feuer griffen die Russen mehrmals die Stellungen südlich der Valeputna-Straße an. Zwei starke Angriffe scheiterten, beim dritten Ansturm gelang es einer russischen Abteilung, in einen Stützpunkt einzudringen. Heeresgruppe des G e n e r a l fI d m a > s ch a I l s v. M a ck e n s e n: Nahe der Donau gingen starke feindliche Aufklärungs abteilungen vor: sie wurden von den osmanischen Posten znrückgetrieben. Mazedonischen Fronl Deutsche Erkunder brachten von einer Streife im Eerna- Bogen mehrere Italiener gefangen ein. Der Erste Generalyuartiermeister: Ludendortf. Dir Thronbesteigung in Oesterreich notifiziert Wien, 30. Januar. (W. T. V.) Ten fremden Höfen wird die Thronbesteigung des Kaisers durch Allerhöchste Handschreiben notifiziert, die durch besondere Missionen überbracht werden sollen. Es sind fünf solcher Missionen in Aussicht genommen. An der Spitze einer davon steht Erz herzog Max, dem der Gardekapitän General der Kav. Graf Lonyay beigegeben ist. Die übrigen werden vom Fürsten Johann Schwarzenberg, von dem Ministerpräsidenten a. D. Grafen Khuen-Hedervary, dem Botschafter z. D. Mcns- dorff und dem Mitglied des Herrenhauses Grasen Nostitz geführt. lieber die letzten Ententerüstungen zur Entscheidung weiß ein Londoner Gewährsmann der „Voss. Ztg." zu be richten. daß versucht werde, eine Zentralisation auf den verschiedenen Gebieten der Kriegsführung durchzufllhren. Marine- und Schisfahrtswesen sollten ausschließlich unter englischer Leitung und Kontrolle bleiben. Die neue Regie rung in England habe durch rücksichtsloses Vorgehen Re organisationen in Italien und Frankreich erreicht, die früher unmöglich erschienen. In Rußland gingen die Dinge aber immer noch rückwärts statt vorwärts. Bei den Frühjahrs kämpfen werde sich zeigen, in wie weit Rußland und ob es die anderen Fronten noch entlasten könne. — Die „Ger mania" meint, die Ententeministcr würden auch diesmal in Petersburg den Stein der Weisen nicht finden, der ihnen unsere Zerschmetterung ermöglicht. — In der „Kreuzztg." heißt es: Die Kontrolle, welche England ausübe, um Nuß- lnnd aktionsfähig zu erhalten, steigere die Abneigung gegen die Engländer. Es hänge alles davon ab, wie fest die aller dings sehr starken Fäden seien, welche die jahrelange Politik zwischen London und Petersburg geknüpft habe. tralen Mächten durch eine Protestnote mitgoteilt, daß e » » Iische Lazarettschiffe zur R ü cks ch a fsung vol Truppen und militärischen Vorräten verwendet worden seien. Außerdem hat die britische Regierung nicht, wie sonsi üblich, bestimmte Schiffe dauernd als Lazarettschiffe ve, wendet, sondern vielfach ein und dasselbe Schiss bald aus in.' Liste der Lazarettschiffe gesetzt, bald wieder gestrichen, wontz die deutsche Regierung ihre Seeslreitkräste kam» noch rechl zeitig benachrichtigen tonnte und geradezu de» Eindruck ei weckt, als solle über den Charakter dieser Schiffe Unsicttza heit und Verwirrung erzeugt werden. Weiter waren sci»o,i im Jahre 1915 die englischen Lazarettschiffe im Kanal bei der Reise von England nach Frankreich a u s s a 11 e n d t i e ' beladen, während sie bei der Rückreise normalen Tiet gang hatten. Die Vermutung, daß sie unter Mißbrauch des Noten Kreuzes bei der Ausreise als MnnitionStransporr schiffe benutzt wurden, ist alsdann durchei n wandsre > c e ii g en bestätigt worden. Englische Soldaten habe» eine solche Benutzung der Lazarettschiffe offen zugegeben Ein Augenzeuge hat in Marseille das Lazarettschiff „La France" nachts mit Munition beladen gesellen Weitere ähnliche eidesstattliche und eidliche Aussagen der Augenzeugen liegen vor. Die Verletzung des erwähnten Haager Abkommens besteht aber auch darin, daß die britische und die französische Regierung vielfach ihre Truppentrans Porte durch Lazarettschiffe haben besorgen-lassen Im Ko nal ist der Truppentransport durch Laza rettschiffe offenbar gewohnheitsmäßig Auch ist ver schiedentlich die Bewaffnung solcher Schiffe festgestellt wor den. Die Denkschrift bringt in 23 Anlagen einen kleinen Teil des der deutschen Regierung vorliegenden Materials Die, deutsche Regierung wäre dem Vertragsbrüche der Feinde gegenüber berechtigt, sich von dem Abkommen m vollem Umfange loszusagen, nimmt aber aus Gründen der Menschlichkeit davon noch Abstand. Sie kan» jedoch wer tere Truppen- und M u n i t i o n s t r a n S v o r t e nach dem Hanptkriegsgebiet unter dem heuchlerischen Deck mantel des Roten Kreuzes nicht mehr zula? sen und erklärt daher, daß sie von nun ab kein feindliches Lazarett- 'chiff in dem Seegebiet zwischen den Linien Flamborough Head-Terschelling und Ouessant-Landsend mehr dulden wird. Den feindlichen Lazarettschiffen bleibt der Weg vom westlichen und südlichen Frankreich nach dem Westen Ena lands lrei. England und der Balkan Von Arthur D'x, z. Zt. Sofia Im Sommer 1915 schrieb der bulgarische Ministe, Präsident Dr. RadoSlawow in einem für die bulgarische Sondernummer der Leipziger „Illustrierten Zeitung" de stimmten Aufsatz: „England verstand eS besonders, das Herz Bulgariens zu gewinnen durch sein sympathisches und öfter betätigtes Interesse für das Los der arg unterdrückt ge wesenen Makedobnlgaren. Hätte England nicht gemeinsame Sache mit Rußland gemacht, Bulgarien wäre es schwer ge fallen, die englische Weltpolitik nicht weritätig zu unter stützen." Dieses offene Aussprcchen früherer bulgarischer Anschauungen durch den leitenden Staatsmann des Landes ist von besonderem Wert, weil cs klar zutage treten läßt, wieviel England im Kriege auf dem Balkan verspielt hat. Als die Antwortnote der Entente an den Präsidenten Wilson bei Andeutung der Kriegsziele gegenüber Deutsch land, Oesterreich-Ungarn und der Türkei die vierte Macht im Bunde unerwähnt ließ, verfiel kein einziges hnlgarischeS Blatt, welcher Parteirichtung auch immer, etwa aus den Ge danken , hieraus verhältnismäßig freundschaftliche Ge sinnungen Englands für Bulgarien zu schließen. Es wurde vielmehr bei Erörterung dieser Note durchweg zmn Ausdruck gebracht, daß die von der Entente gegenüber den Bulgarien verbündeten Mächten befolgten Kriegsziele auch für dieses Land verderblich sein müßten. Vor allen Dingen weiß man heute auf dem ganzen Balkan genau, daß ein russisches Kon stantinopel für eine selbständige Balkanpolitik das unbe dingte Ende bedeuten würde. Indem England den Russen .Konstantinopel znsagte, machte es sich zum Feinde de» Balkans. Die frühere englische Balkanpolitik hat große Schwan- klingen zu verzeichnen. Jahrzehntelang war England ein Freund, so zeitweise sogar ein Verbündeter der Türkei, um sie gegen den alten Erbfeind Rußland zu benutzen. Später wendete sich das Blatt vollständig. Die Türkei wurde von führenden englischen Staat xriännern mit Anr-drücken des