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M SV. Weißentz-Aeitung Berantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. FreitaZ. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen Durch alle Post anstalten. Amts- und Anzeige-Ml der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zv Dippoldiswalde, /rauenstein und Altenberg. 4 Juli 1862 Preis pro Quartal ! 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 2. Juli. Zurückgekehrt von dem Jahresfeste des Dippolbiswalder Zweigvereins der Gustav-Adolf-Stistung in Bärenstein, beeilen wir nns, unser» Lesern einen kurzen Bericht über dasselbe zu geben. Bärenstein, bekanntlich das kleinste Städtchen Sachsens, hat sich in einer Weise an diesem Feste be- tbeiligt, die uns zu voller Anerkennung und herzlichstem Danke verpflichtet; es hat die Erwartungen bei Weitem übertroffen, die man in irgend einer Hinsicht zu hegen berechtigt war. Trotz der Ungunst der Witterung, die unser Fest leider schon seit einigen Jahren zu ver folgen scheint, war die Einwohnerschaft Bärensteins sehr zahlreich an dem Festzuge betbeiligt, der sich heute früh 9 Uhr vom Gasthofe über den Markt nach dem freundlichen, einfach und geschmackvoll dekorirten Gottes hause bewegte. Angeführt von dem Bergmusikchor und einigen 30 Mann der Knappschaft mit der Fahne, wurde derselbe von den größeren Schulkindern, den Jungfrauen, dem Borstande, einer ansehnlichen Anzahl Geistlichen (zum größten Theile im Ornat) und Lehrern, ferner von einer überraschenden Menge der Gemeinde mitglieder gebildet. Die Häuser waren größtentbeils mit Kränzen und Guirlanden, sowie die Kirckgasie mit einer Allee junger Birkenstämmchen geschmückt. Zu ganz besonderer Freude mußte es gereichen, Hrn. Major von Lüttichau auf Bärenstein mit im Zuge zu bemerken, wie überhaupt Derselbe durch seine höchst wohlwollende Thcilnahme am ganzen Feste den Verein in hohem Grade zu dankbarer Anerkennung verpflichtet hat. Die Fcstpredigt hielt Hr. Pastor Stichart aus Reinhardts grimma über Col. 3, 16—17, indem er auf Grund dieses Textes die Frage beantwortete, warum wir über haupt das Jahresfest durch eine kirchliche Feier be gingen? Es geschähe dieses, wie er auseinandersetzte, uu? opferwillige Liebe zu wecken, um dem Herrn Dank und Fürbitte barzubringen und um das Band des Glaubens fester zu ziehen. Eine an der Kirchthüre veranstaltete Kollekte ergab eine» Ertrag von nahe an 17 Thlrn. —- Die Verhandlungen wurden in dem mit Familienbildern geschmückten Saale des Schlosses ge halten und nach einem Vortrage des Vorsitzenden, Hrn. Super. N. v. Zobel, das erste Drittheil der Jahreseinnahme für Jörkau «Rothenhausen bestimmt, für das zweite Drittheil Liebschütz empfohlen und das dritte Drittheil zur sofortigen Verwendung dem Vor stande des Dresdner Hauptvereins zu übergeben be schlossen. Die Kollekte soll zu dem sogenannten Liebes werke des Hauptvereins gegeben werden. Als Ort der nächsten Jahresfeier wurde Ruppendorf bestimmt. — Schließlich vereinte ein einfaches Mittagsmahl im Gast hofe eine große Anzahl der Mitglieder, auch Damen, und brachte dabei Hr. Major von Lüttichau den ersten Toast auf den Gustav-Adolf-Verein aus. Möge auch heute wieder ein Saamenkorn mehr auf gutes Land gefallen sein und aufgeben zur Freude Aller, die daS edle Werk fördern helfen. — Das Tartarengrab. Am 1. d. M. ist das unter dem Namen Tarta rengrab bekannte, bei hiesiger Stadt gelegene Denkmal erneuert und in freundlicher, zweckmäßiger Weise wieder hergestellt, der hiesigen Stadt übergeben und dem Schutze jedes Wohlgesinnten anvertraut worden. Die mehrfach laut gewordenen Auslassungen gegen die Wiederherstellung des „Tartarengrabes," welche hauptsächlich wohl davon ausgingen, daß bei dem Mangel eines speciellen Interesses für Dippoldiswalde die mit Kosten verbundene Wiederherstellung mindestens überflüssig sei, werden vielleicht schon Angesichts des freundlichen, der Umgebung hiesiger Stadt zur Zierde gereichenden Grabmals verstummen; ihnen gegenüber aber wollen wir darauf aufmerksam machen, daß die Wiederherstellung des „Tartarengrabes," von dessen historischem Interesse abgesehen, ein Act der Pietät gegen die Errichter jenes Denkmals und ein Act der Anerkennung ei c es Mannes ist, der von seinen Zeit genossen geehrt und geliebt worden sein muß und kein schlechter Mann gewesen sein kann, von dem wohl Göthe's Wort gegolten hat: „Er ist der Arm des Jüng lings in der Schlacht, des Greises leuchtend Äug' in der Versammlung." — Und in diesem Sinne möge die Stadt mit Dank die Erneuerung des Denkmals anerkennen und möge dasselbe schützen und erhalten, so daß nach weiteren 100 Jahren dem Enkel des heurigen Erneuerers die seinem sel. Großvater gewordene Mühe des Wiederherstellens erspart werde. Frankfurt a. M. Die Dauer des Deutschen Schützenfestes ist auf die sechs Tage vom 13. — 18. Juli festgesetzt. Es wird aber, in Rücksicht auf die fast um die Hälfte überschrittene Anzahl der ange meldeten Schützen, noch zwei bis drei Tage verlängert werden. Die auswärtigen Schützen treffen am 12. Juli im Laufe des Tage« ein. Jeder ankommende Zug wird mit Kanonendonner und Musik Empfangen. Die Gäste ziehen, begleitet vom Empfangscomite, un ter dem Vorantritt von Fahnen durch die Straßen der Stadt nach dem Festbureau. Der Festzug am Sonn tag beginnt des Morgens um 11 Uhr. Ein Reprä-