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Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weißerih-Zeitnng Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die -ck Spalten-Zeile 8 Psg. Amts- und Anzeige-Klatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadtrathe ZU Dippoldistvalde, Francnjiein und Altenberg. Verantwortlicher Nedacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesges chichte. Dippoldiswalde. In der Versammlung des Gc- werbevereinö am 23. Mai sprach zuerst Herr Hutmacher meister Lotze über die Fabrikation der Hüte. Von dem hierzu verwendeten Rohstoff ausgehend, der in der Regel aus Hasenhaaren, Kaninchenhaaren und Schafwolle besteht, legte er verschiedene Proben des selben vor, und machte hinsichtlich der Hasenhaare dar auf aufmerksam, wie der Hasenpelz thcilS aus gröberen, zum Verfilzen untauglichen Haaren, theilö aus feinerer Wolle bestehe, und' daß die beste Wolle am Rücken befindlich sei. Jene gröberen Haare müssen entfernt werden. Die von Natur westenartig gekrümmte Schaf wolle bedarf weiter keiner besonderen Vorbereitung, aber dem Hasenwollenhaar muß erst durch eine Beize, aus verdünnter Salpetersäure oder aus einer Queck- silbcrauflösung bestehend, die Fähigkeit, sich zu krümmen, ertheilt werden. DaS Verfilzen der Haare beginnt damit, daß die zu einem Hut nötbige Quantität (un gefähr 7 Loth) möglichst gleichförmig und locker in einem flach ovalen Haufen ausgebreitct wird. Dies geschieht auf eigenthümlicbe Weise durch das sogenannte Fachen mittelst eines, über ein Bret violinbogenartig gespannten Bindfadens, der, angezogen und dann plötz lich losgelassen und gegen die Haare geschnippt, die selben in einzelnen Partieen mit fortnimmt und locker hinter sich niederfallen läßt. Durch kräftiges Zusammen drücken wird nun der entstandene Haufen in eine, an fangs noch dünne und lockere Jilzplatte verwandelt und aus zwei solchen Platten ein Sack gebildet. Große Heiterkeit erregte die Vorzeigung eines solchen, zu einem Hute bestimmten Sackes durch seine Größe; denn der selbe war ungefähr anderthalb Ellen lang und an seiner offenen Seite ebenso breit. Durch kunstgerechtes, viel mal wiederholtes Ein- und Aufrollen dieser Säcke schieben sich aber die verfilzten Wollenhaare immer dichter in einander, wodurch der Sack immer kleiner, der Filz selbst aber dicker wird, bis er auf die zu einem Hut nöthige Größe cingeschrumpft ist. Bei dieser Pro cedur muß der Filz immer abwechselnd in heißes Wasser eingetaucht werden. Der Hur wird nun über eine Form gezogen, gefärbt (die schwarzen mit Blauholz und Eisenvitriol), gesteift und mit einer Schellackauf lösung wasserdicht gemacht. Die seidenen Hüte werden so gemacht, daß man eine Kappe von seidenem Plüsch über einen gesteiften Hut aus grobem Filz hinweg zieht, wie dies der Vortragende vor den Augen der Zuhörer zeigte. — Hierauf hielt Herr Zimmermeister Weinhold einen Vortrag über die Tragfähigkeit derHölzcr und besprach dabei insbesondere den Wider stand, welchen sie durch angehängte oder darauf drü ckende Lasten dem Zerreißen oder Zerbrechen entgegen setzen. Er zeigte unter Anderm, daß eine, 6 Zoll im Quadrat haltende fichtene Hängsäule ein Gewicht von 3660 Ecntnern zu tragen vermöchte, und daß ein Balken von 10 Ellen Länge, 7 Zoll Breite und 9 Zoll Höhe in der Mitte eine Last von 17 Ecntnern, aber bei gleichförmiger Vertheilung der Last über die ganze Länge des Balkens die doppelte trägt. An einem kleinen, nett gearbeiteten Modell zeigte Herr Weinhold die Eonstruction eines Hängebalkens mit zwei Hängesäulen. — Einige ausgestopfte Thiere, Seegewächse, einige interessante Antiquitäten und die in 6 flachen Kästen eingeordnete Münzsammlung des hier zu begründenden Localmufeums lenkte» bei der schon sehr vorgeschrittenen Zeit die Aufmerksamkeit der Anwesenden noch wenige Minuten auf den, immer mehr an Umfang gewinnen den Anfang dieses jungen Instituts. /X Aus Frauenstein, vom 24. Mai. Seit der langen Reihe von Jahren, während welcher wir die hiesigen Begebenheiten beobachten konnten, gab eö nie so viele und schnell hintereinander folgende Todesfälle wie in diesem Jahre, so daß beinahe täglich Beerdi gungen Vorkommen und heute sogar vier, ein bejahrter Man», ein Mann in den besten Jahren, der erst vor kurzer Zeit eine junge Frau geheirathet hat, und zwei Kinder. Von einer herrschenden ansteckenden Krankheit ist aber dcsohngcachlet nicht die Rede. Die Trockenheit, welche längere Zeit hindurch auch in hiesiger Gegend herrschte und dem Aufgehen der Saaten und dem Wachsthume dec aufgegangenen sowie der Wintersaaten und der Futterkräuter sehr hinderlich war, hat nachgelassen, und es ist durch die in der letzteren Zeit ftattgehabte sehr fruchtbare Witterung Alles herrlich herausgewachsen; der Blüthe nach zu urtheilen, könnten wir auch eine hier ungewöhnliche reichliche Obsternte bekommen. Teplitz, am 21. Mai. Dem nach Teplitz Ein wandernden fällt, dafern er nur nicht von Dux aus cintritt, ein gar ansehnliches, noch nicht in der Aus führung begriffenes Gebäude auf, welches sich ihm bald als eine Kirche darstellt. Dasselbe ist das neue Gotteshaus der evangelischen Gemeinde, wel ches in nächster Woche gehoben und vor Ablauf des Monates noch unter Dach gebracht werden soll. Es hat mancher Leser d. Bl. auch ein Steinchen zu diesem schönen Ban geliefert, welcher, bafern der Thurm die beab sichtigte Höhe noch erreicht, mit Hilfe einer schönen Lage offenbar die Stadt beherrscht. Ich säumte nicht, den Bauplatz alsbald zu besuchen und habe dies mehr als einmal gethan, weil da so Vieles zu sehen ist, was des Menschen Herz ersrent. Die Seitenschiffe und das