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Tageblatt Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. W r. Montag dm 7. Januar. vormals Schlettersch«« Laufes, PeterSsteage Nr. 11 »ach Sporrrgäßchm nebst Dorrauu« und Bbdchen soll von Ak»tt« Januar 188t ab anderweit Bekanntmachung. Eine im Parterre des heraus gelegene RiederlaHe auf 3 Jahre an dm Meistbietenden vermiethet werden. Miethlustige werden veranlaßt " Montag den V. Januar k. I. Vormittags LL Uhr an Rathsstelle zu erscheinen, ihre Gebote zu thun und.darauf weiterer Entschließung des RatheS, welchem die Auswahl unter den Licitanten, so wie jede sonstige Beschlußfassung Vorbehalten bleibt, sich zu gewärtigen. Die SicitationS- und Miethbedingungen können schon vor dem Termine an Rathsstelle eingesehen werden. Leipzig, am 28. December L86V. Der Rath der Stadt Leipzig. Berger. Cerulti. Verhandlungen der Stadtverordneten am 2. Januar 1861. (Auf Grund des Protokolls bearbeitet und veröffentlicht.) Heute Abend 6 Uhr versammelten sich die ausscheidenden, die verbleibenden und die neueintretenden Mitglieder des Stadtverord neten-Collegiums im Sitzungssaale auf der ersten Bürgerschule. Es traten hierauf, eingeführt von dem bisherigen Vorsteher Joseph, als Deputirte des Magistrats die Herren Stadträthe Francke, vr. Lippert son. und Lorenz in den Saal ein. Herr Stadt rath Francke ergriff zuerst das Wort. Er hob zunächst die Be deutung der heutigen Feierlichkeit hervor, die keineswegs eine blose, leere Form sei, da sich an sie, den gesetzlichen Anfangs punkt für die Wirksamkeit der neuen Gemeindevertretung, die wichtigsten Folgen für unser Gemeindewesen knüpfen. Er wies auf die Stellung der Gemeindevertreter hin, welche gemeinsam mit dem Rathe die Interessen der Stadt zu wahren und zu fördern hätten, aber auch die größten Hemmnisse und Nachtheile herbei führen könnten. Der Gesetzgeber sei bei Einführung des Instituts der Stadtverordneten von der Ueberzeugung ausgegangen, daß die Gemeinde nur Männer wähle, welche ihre Stellung begreifen; mit derselben Ueberzeugung und mit festem Vertrauen komme die Verwaltung dem neugebildeten Stadtverordneten-Collegium ent gegen und nehme ebenso auch dessen Vertrauen in Anspruch. Nur bei wechselseitigem Entgegenkommen der städtischen Körperschaften können die höchsten Zwecke der Gemeinde erreicht werden. Der Sprecher wendete sich hierauf zu einer Darlegung der Hauptmomente im städtischen Leben des vergangenen Jahres. Er knüpfte an die Persönlichkeiten an, gedachte der zwei Männer, welche im Jahre 1860 aus dem Stadtrathe auSgeschieden sind, rief ihnen den Dank der Gemeinde für ihre segensreiche, auf opfernde Wirksamkeit nach, erwähnte der, tüchtigen Kraft, welche im letzten Monate in Folge der Wahl des RatheS selbst in die Verwaltung eingetteten ist und gedachte ferner de« 25 jährigen AmtSjubiläumS eine- ausgezeichneten RathSmitgliedeS, das noch lange sein Amt verwalten möge. Daran schloß sich die Erwäh nung eines gleichen Jubelfestes, das ein hochverdienter Schul mann, an einer unserer Gelehrtenschulen, im vorigen Jahre ge feiert hat. In allgemeiner Würdigung unseres Lehrer- wie Be amtenstandes wurde der Fürsorge für theilwelse Verbesserung der äußeren Verhältnisse dieser Männer gedacht, sodann die Umge staltung betont, welche unsere GaSbereitungSanstalt im I. 1860 erfahren, und hiermit da- Entstehen der 4. Bürgerschule in Der- § btndung gebracht, welche für Ausbreitung des inneren Lichte- zu sorgen habe, wie die Gasanstalt für die Vermehrung des äußeren Lichte-. Die Verhältnisse der 5. Bürgerschule und de- mit ihr in einem gewissen Zusammenhänge stehenden Baue- de- neuen Waisenhauses wurden dargelegt und dabei wurde der Wunsch aus gesprochen, daß es thunlich werden möchte, recht bald zur Aus führung dieser Unternehmungen zu schreiten. Der Redner ging nun auf die Schilderung verschiedener neuer Erscheinungen über, welche das verflossene Jahr mit sich gebracht. Er gedachte hierbei der zahlreichen Verkäufe städtischen oder Stif tungen gehörigen GrundeigenthumS (Verkäufe der sogen, inneren Ziegelscheune, der Plätze in der Lehmgrube, an der Aeiher Straße, an der Thal- und Hsspitalstraße; der Häuser in der!Universitäts straße, der goldenen Brezel, der Plätze an der Schillerstraße; des Plane- zur Parcellirung an der Waldstraße u. s. w.), ferner der Beseitigung de- Petersthores, anderer Verkehrsverbesserungen (des Fahrweges nach Gohlis, der Verwandlung des Brandftegs in eine Fahrbrücke u. s. w.), der umfänglichen Schleusendauten, der Anlegung von Brunnen, der Erweiterung des städtischen Turn platzes, der fortschreitenden Entwickelung des Anbaues der Aritzer Vorstadt, de- neuen Anbaues an der Schützen- und Bahndof- ftraße, der Uebernahme verschiedener Straßen auf die Stadt, der gründlichen Verbesserung eines Theiles der Promenadenweae, der Vollendung der Landfleischerhalle, des Linnemann'schen Anbaues mit der dortigen Flußcorrectlon und den Anfängen einer Brücke nach dem Rosenthale. Dort, im Westen der Stadt, werde sich aber auch eine neue herrliche Stiftung eines hochherzigen Mit bürgers erheben, der Johannapark, der einen Tempel der Natur bilden werde. Im Osten dagegen erhebe sich ein Tempel der Wissenschaft, die neue Sternwarte. Die Kunst, und zwar ihr Repräsentant, das Museum, sei durch manche Bereicherung ver mehrt worden, namentlich durch die schöne, unseren Schätzen etn- verleibte Sammlung eine- edlen Bürger- unserer Stadt. Die Industrie habe die Handel-- und Jndustriebörfe erhalten. Der Sprecher knüpfte hieran einige Bemerkungen über den jetzt der Ständeversammlung vorliegenden Entwurf der neuen Gewerbe ordnung und sprach die Hoffnung au«, daß Leipzigs tüchtiger und intelligenter Handwerkerstand diese Krise glücklich überstehen und sich, wie ein Phönix, auS der Asche deS Zunftwesens zu gesteigerter Btüthe emporschwingen werde. — Nachdem noch der Umgestaltung der städtischen Abgaben Erwähnung geschehen (Wegfall des »grü nen Buches", der Leihcasse und de-Wechselstempels), gedachte der Sprecher schließlich de- furchtbaren Hagelwetter- vom 27. August 1860 und wies darauf hin, wie Leipzigs Bürgerschaft durch eigene Kraft, ohne die mindeste Unterstützung von Außen, sich aus dieser Bedrängniß wieder emporgerafft habe. * Nach diesen im Umrisse wiedergegebenen Mittheilungen kam Stadtr. Francke auf den Gegenstand der heutigen Feierlichkeit selbst, sprach dem Stadtverordneten-Collegium im Ganzen so wie nament lich den scheidenden Mitgliedern den Dank der Gemeinde für ihre Wirksamkeit au- und hob insbesondere die Thätigkeit eine- Manne- hervor, der lange Jahre hindurch der Gemeindevertretung angehört habe und schmerzlich vermißt werden dürfte — des Mannes, der einm neuen Stadttheil geschaffen, viele Unternehmungen be- ründet und sich dadurch selbst ein dauernde- Denkmal gesetzt habe, ierauf begrüßte der Sprecher die nm eintretenden Mitglieder und hrte dieselben im Namen de- Rathe- feierlich in ihr Amt ein. Daran knüpfte er die Erwartungen für die Zukunft, wie- darauf hin, daß uns zunächst allerdings die Beförderung der Blüthe Leip-