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Nr. S8S Montag, den IS. November ISIS isernivrech-?- chluh Nr I4t>!>2. I4E und >4«iU4 Schriltleilung und Velchästtstell« ZohanaitgaNe Nr.« Iie MW Wer de« Ast MW Der deutsche Tagesbericht Das Wolffsche Büro meldet amtlich: Gröhes Hauptquartier, 15. November. Westlicher Kriegsschauplatz Nordöstlich von Ecurie wurde ein vorspringender französischer Graben von 300 Meter Breite nach heftigem -kämpfe genommen und mit unserer Stellung verbunden. Auf der übrigen Front keine Ereignisse von Bedeutung. Oeftlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe des Ge n eral feld ma rschalls von Hindenburg: In der Gegend von Smorgon brach ein russischer Leitangriff unter schweren Verlusten vor unserer Stellung zusammen. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Nichts Neues. Heeresgruppe des Generals v. Linfingen: 3m Anschluß an den Einbruch in die feindliche Linie bei Podgacie griffen deutsche und österreichisch ungarische Truppen gestern die russischen Stellungen auf dem Vestuf^r des Styr in ganzer Ausdehnung an. Die Rosien sind geworfen, das westliche Ufer ist von ihnen gesäubert. Dalkankriegsschauplatz Die Verfolgung blieb überall im Fluh. Gestern wurden im Ganzen über 8500 Gefangene und zwölf Geschütze eingcbracht, davon durch die bulgarischen Truppen etwa 7000 Mann und sechs Geschütze. Line Entscheidungsschlacht in Serbien? Drahtbericht n'tk. Petersburg, 15. November. «Birshewija Wjcdomosti" meldet: Die Serben beabsichtigen, auf der Front Prizrend—Gostiwar—Babuna eine entscheidende Schlacht zu liefern. Die Lage der Serben sei gefährlich, da sich im Nucken der Armee nur Berge ohne Straßen befänden. Die einzige Hoff nung sei eine ausgiebige Verstärkung durch die Kräfte der Alliierten. tu. Sofia, 15. November. Die Serben wollen sich selbst noch nicht aufgeben. Es fällt ihnen schwer, sich mit der Tatsache abzufinden, daß nun alles zu Ende sein soll. Die schwierigen Terrainoerhältnisse bringen es mit sich, dah unsere Truppen durch das Bergland nur langsam vor dringen, aber mit den gleichen Schwierigkeiten haäen auch die zurück- gehenden Serben zu Kämpfen. vtb. Paris, 15. November. „Petit Journal- meldet aus Athen: Die serbische Regie- rung hak Raschka am 12. verlassen und wird sich wahrscheinlich nach fprizrend begeben. Der Bormarsch der Bulgaren von Telowo in die Gegend von Gosliwar kam infolge starken Wider standes zum Stehen. 3n Monastir sind zahlreiche serbische Truppen zusammengezogen. (r.) Basel, 15. November. Die «Basler Nachrichten" melden aus Athen: Alle Nachrichten aus Nord- und Aentralserdlen einschlichtich Mitroviha fehlen seit dem 10. November vollkommen. Die Bulgaren im Kampf mit den Entenietruppen Aus Sofia wird dem .B. T." berichtet: Heber die Kampsweise der Engländer und Franzosen berichtet ein hier cingekrofsener Verwundeter: Der Kampfwert der Ententetruppen wird, da Liese buntge mischt sind, sehr verringert. Reine Franzosen ergeben sich bei erster Gelegenheit, oft aus Scham, daß sie gemeinsam mit Wilden gegen ein Kulturvolk Kämpfen sollen. Hartnäckiger sind die Kolonial- truppen, die aber unter dem rauh werdenden Klima sehr zu leiden beginnen. Die Expedition hak schöne Pferde, aber keine Maultiere, um die Geschütze auf die Höhen zu bringen. Schon in der ersten Schlacht bei Balandovo wurde eine ganze Brigade der Fremdenlegion aufgerieben. Eie halte nicht genügend Artil lerie. Die Bulgaren unternahmen gegen sie nur Bajonettangriffe, die unter den Engländern und Franzosen Entsetzen hcrvorriescn. Ein Reiches Schicksal ereilte eine zweite, wenn auch besser bewaffnete 'Igade. Italien will Ernst machen? Telegraphischer Bericht br. Frankfurt a. M., 15. November. Die .Franks. Ztg.' berichtet, laut «Neuer Zürcher Zeitung' melde der Mailänder «Lorriere della Sera" aus angeblich zuver lässiger Quelle, dah italienische Geschäftsleute gewiss«, allerdings nicht offiziell bestehende Geschäftsverbindun gen mit deukschenFirmen zu lösen suchen, da sie die Kriegserklärung Italiens an Deutschland für un vermeidlich hallen. Die zu erwartende Kriegserklärung stehe offenbar im Zusammenhänge mit der Teilnahme Italiens am Balkanfcldzuge. Der bedrohte Suez-Kanal Eigener Drahtbericht (r.) Hamburg, 15. November. Das «Hamb. Fremdend!." meldet aus Budapest: In Saloniki ist folgender Funkspruch aus Alexandrien über Mudros eingetrof- fen: Beim Suez Kanal feien eine halbe Million eng- llsch-französischer Soldaten zusammengezogen. Die englische Heeresleitung erwarte einen deutsch-türkischen Angriff gegen den Suezkanal schon in den nächsten Tagen. Deshalb arbeite man fieberhaft an den Befestigungen. Die eng lische Heeresleitung befürchte von der ägyptischen Bevölkerung keine Unruhen. Frühere Unzufriedene seien bereits in Gewahr sam, verdächtige Elemente werden ständig überwacht. Eröffnung der neuen türkischen Kammersitzungsperiode Drahtbericht tu. Konstantinopel, 15. November. Gestern nachmittag fand mit den üblichen Zeremonien in Gegenwart des Sultans, des diplomatischen Korps, der Mi nister und sonstiger Würdenträger die feierliche Eröffnung der neuen Sitzungsperiode des osmanischen Par ia m e n t s statt. Dem Sultan wurden bei der Abfahrt begeisterte Huldigungen dargebrachk. Die Thronrede hatte folgenden Wortlaut: M?* .Ehrenwerte Senatoren und Deputierte! Die Ereigmjie, die sich seit dem 1. Dezember abgespielt haben, haben dank dem Allmächtigen die von mrr ausgestellten Wünsche verwiruuu-t, evenjo wre sie der Hossimng emjprocyen haben, der ich Ausdruck gegeben hatte, dah diese Ereignisse das Heil und Glück der ganzen muselmanischen Welt und der Ottomanen sichern würden. Die heftigen Angriffe, die von den Land- und Eeesireuurasren der Engrunver und Franzosen gegen die Dardanellen und Gallipoli gerichtet worden sind, um die Verwirklichung der InvasionSabsichren auf Konstantinopel und die Meerengen zu erleichtern, die die Nüssen hegen und seit Jahrhunderten hartnäckig verfolgen, sind durcy den Wider stand und die entsagungs- und opservolte Begeisterung meines Heeres und meiner F lotte zuruckgewiejen worden. Beide haben die Waffentaten unserer vereyrungswürdigen Vorfahren in ruhmvollster Weise in neuem Glanze leuchten lassen und sich die Bewunderung der ganzen Welt zugezogen. Unsere Feinde erlitten da ungeheure, entsetzliche Verluste. Diese Aieöerlage unserer Feinöe hat überall die Ueberzeugung entstehen lassen, dah der Weg nach Konstantinopel nicht zu nehmen ist, und haben unsere stolzen Feinde gezwungen, bei den Balkan- vvlnern >Mse zu suu-en. nie har ouzu gemein, alle kranke zu zer stören, die aus der Halbinsel gesponnen worden waren. Eie hat unseren mäa-ligen Verbündeten crnwglicyt, die russische Armee von den Karpathen zu vertreiben und sie durch Galizien und Polen zuruckzudrängen, alle befestigten Plätze unseres Erbfeindes zu erobern und oie Hossnungen, die der Drei verband in die russische Flotte gesetzt hatte, zu vernichten. Als die ruhmvollen Armeen unserer Verbündeten mit bewun dernswerter L-rganlsation und Tapferkeit alle befestigten Plätze genommen und die AngrifsSllraft der russischen Armee gebrochen hatten und sich nun nach dem Balkan wandten, schloß sich auch die b u l g a r i s ch e A r m e e ihnen an. Dies bedeutende Ereignis, das den Dreibund in einen Vierbund verwandelte, hat oie Ver - wirklich una des endgültigen Sieges beschleu nigt Um diese Entwicklung der Balkanlago zu unseren Gunsten zu erleichtern und sicher zu stellen, haben wir in eine Berichtigung der türkisch-bulgarischen Grenze gewilligt. Der glücklich abgeschlossene Vertrag ist unserer Versammlung zur Zustimmung unterbreitet worden. Das meineidige und freche Serbien ist heute von den Armeen der Verbündeten besetzt, der Verkehr aus der Donau ist gesichert, der Weg Berlin — Wien — Kon stantinopel eröffnet. Dank und Ruhm scl Golt sür die glückliche Herstellung dieser Verbindungen, die den verbündeten Völkern im Kriege den Sieg, im Frieden Fortschritt und Wohlstand verbürgen. Ich spreche der Nationalversammlung meine Anerkennung für die Hilfe aus, die sie der Kaiserlichen Negierung einstimmig geleistet hat. Unsere politschen B e z i e h u n g e n z u unseren Ver bündeten stützen sich jetzt und sür immer aus das täglich wach sende gegenseitige V e r t r a u e n und die größte gegenseitige A u f- r i ch t i g k e i t. Unsere gemeinsame Politik gegenüber unseren Feinden wird sein, unter gegenseitiger Unterstützung auf allen Fronten und in allen Dingen im Kriege auszuharren, bis wir für unsere Staaten und unsere Völker einen vorteilhaften Frieden er langen können, der d»o volle Entwicklung aller persönlichen und natürlichen Kräfte ermöglicht. Unsere Beziehungen zu den neu tralen Staaten sind wie früher aufrichtig und freund schaftlich. Ich bitte den Allmächtigen, Ihren löblichen Be mühungen um die Wohlfahrt des Staates und des Landes Erfolg zu gewähren und erkläre das Parlament für eröffnet." Landwirt, wehre dich! Der Reichskanzler hat in seiner Antwort an den sozial demokratischen Partcivorsland in Sachen der Lebensmittel versorgung die Befürchtung ausgesproc « , unsere Feinde könnten durch eine allzu breite und hitzige Eroberung der Lebensmillel- frage in der deutschen Öffentlichkeit in dem falschen Glauben bestärkt werden, daß ihr Aushungerungsplan ihnen doch noch ge lingen könne. Diese Befürchtung teilen wir, wie wir hier schon einmal ausführtcn, nicht, denn es handelt sich bei uns ja nicht um einen Mangel an den notwendigsten Nahrungsmitteln, sondern um den Wucher, der von gewissen Kreisen damit getrieben wird, und um die richtige Verteilung der vorhandenen Mengen, auf der anderen Seite aber wissen die Franzosen und Engländer ganz ge- nau, wie cs bei uns steht. Das zeigt klar und deutlich ein Artikel, den der britische Nationalökonom W. I. Ashley, Professor an der Universität Birmingham, kürzlich in der Zeitschrift .Quakerly Review" veröffentlichte und in dem dargetan war, daß in der gegenwärtigen ernsten Situation die Vaterlandsliebe und die Rcgie- rungskunst der Deutschen sich nicht besonders bewährt hätten. «Derselbe Egoismus des gewöhnlichen Menschen, wie er in an deren Ländern sich zu zeigen pflegt, hat sich in Deutschland be wiesen. Eine Klasse schiebt der anderen die Schuld sür die Ver teuerung der Nahrungsmittel in die Schuhe, jeder denkt nur an sich und jeder versucht, den Maßregeln der Negierung durch mög lichst schlaue egoistische Ausflüchte zu entgehen." Wenn man hin zunimmt, daß Professor Ashley der deutschen Regierung vor wirft, daß sie mit ihren Maßnahmen reichlich spät eingesetzt und .mit verspäteten Maßregeln und unzulänglichen Kompromissen hinter der Situation hergehtnkt ist", so wird man zugeben müßen, daß man in England die Dinge ziemlich richtig sieht. Wobei wir be sonders unterstreichen, daß der Vorwurf der Vaterlandslosigkeit aus dem Munde eines Feindes für die Egoisten in unseren Reihen einen Keulenschlag bedeutet, der ihnen hoffentlich das Gewissen schärft und sie veranlaßt, ihr Treiben einzustellen, sich auf Kosten der notleidenden breiten Massen die Taschen zu füllen. Leider zwingen uns eine Anzahl Vorgänge der letzten Zeit, noch einmal auf die Frage der Lebensmittelversorgung einzugehen. Aus allen Ecken und Enden des Reiches kommen die Klagen, daß trotz aller Verordnungen des Bundesrates die Kartoffeln zu rückgehalten werden. So hat der Deutsche Kartosfclgroßhändler- Verband in einer Versammlung am 9. November sestgestellt, .daß es dem Großhandel nicht möglich ist, Kartoffeln in genügenden Mengen und in der gewohnten Güte weder im freien Verkehr noch auf Grund von Bezugsscheinen der Kommunalvcrbände zu den gesetzlichen Höchstpreisen vom Landwirt zu erhalten. Infolge- dessen ist in den Städten ein großer Kartossclmangel eingetreten, der um so bedenklicher erscheint, als die Händler keine Ware auf Lager haben und der Winter vor der Tür steht. Sollten auch in der nächsten Zeit keine genügenden Zufuhren von Kartoffeln statt finden, so würde den Großhandel hierfür keinerlei Schuld treffen'. Wenn das zulrifst, so ist es ein Beweis dafür, daß alle Mahnun gen, die die landwirtschaftlichen Organisationen an ihre Mitglieder richteten, die Karloffelvorräte nicht länger zurückzuhalken, ohne Erfolg geblieben sind. Uns wundert das nicht einmal, da, von einigen rühmlichen Ausnahmen abgesehen, diese Mahnungen, so vor allem die des Bundes der Landwirte, so gehalten waren, daß sie nicht die vaterländische Pflicht betonten, die in dieser schweren Zeit auch jeder Landwirt seinen Volksgenossen gegenüber zu erfüllen hat, sondern daß immer von den schweren Opfern die Rede war, die von den Landwirten gefordert werden, wenn sie jetzt zu nicht an gemessenen Preisen ihre Produkte herauszugeben gezwungen wür den. Daß in solchem Tone gehaltene Mahnungen natürlich ihren Zweck nicht erfüllen, liegt auf der Hand, und es bleibt deshalb der Regierung nichts übrig, als mit der Beschlagnahme der in Frage kommenden Nahrungsmittel vorzugehen Es mutet angesichts all dieser unerfreulichen Erscheinungen seltsam an, wenn im «Tag" ein schlesischer Magnat, das preußische Herrenhausmitglicd Graf Kospoth, einen Artikel veröffentlicht: «Landwirt, Landwirt wehre dich!', der eine Verteidi gung der Landwirtschaft gegen angeblich zu Unrecht gegen sie er hobene Vorwürfe sein soll, aber im Grunde alles bestätigt, was wir in der letzten Zeit in diesen Blättern geschrieben haben. Zunächst eine Vorbemerkung. Graf Kospoth beginnt mit der Feststellung, daß unsere wirtschaftliche Lage nach Ausbruch des Krieges eine gute war, weil die Ernte eine gute gewesen sei. Wenige Tage später schreibt im «Tag" der Vorsitzende des Bundes der Landwirte, Freiherr von Wangenheim, das gerade Gegenteil, in dem er davon spricht, daß der verschwenderische Brokverbrauch in den ersten Kriegswochcn trotz einer geringcnErntezu einem vorzeitigen Versiegen unserer Brotkornvorräte führen mußte. Wer von den beiden Großgrundbesitzern hat nun recht, und was soll man von all den Verteidigungsschriften aus solchen Federn halten, wenn sich die Herren nicht einmal in der Grundfrage einig sind, sondern sich direkt widersprechen? Aber das nur nebenbei. Graf Kospoth gesteht weiter zu, daß die von der Negierung im ver gangenen Jahre festgesetzten Höchstpreise für die Landwirtschaft bei guter Ernte lohnend oewesen sind, und fährt dann wörtlich fort: «Es wurde Geld verdient, aber nicht nur vom Großgrundbesitzer, sondern noch mehr vom Klcingrundbcsitz, der nicht in der Lage gewesen war, im August auSzudreschen, und der die hohen Preise mit nehmen konnte. Dann kamen die Maßnahmen der ReichSregie- rung, die Kartoffeln bctressend, zuletzt der Höchstpreis von 8Z0 .tt für Eßkartosfcln; eine Maßnahme, die dem Reich, da sie später ver arbeitet werden mußten, Millionen gekostet hat, die di« Landwirtschaft verdiente. Auch da war der Kleinbeslh stark beteiligt: habe ich doch einer KrtegSw'lwe für 25 Zentner Kartoffel» zwei Hundcrlmarkschci >e aus den Tisch legen können. Die E > nnah . men von 1914 waren eben die Frucht der im Frieden 191Z