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32 Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. 24. April 1857. Inserate werden mit 8 Pfg. für dte Aelle berechnet und ln alle» Expedittonrn angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürget und Sandmann. Freitag. WWcikerih-Zcitung Ouark.-lÜ-^«. > -il,. Tagesgefckiehte Dippoldiswalde, 22. April. Ungeachtet der vielfachen Bemühungen unserer städtischen Behörden haben sich unsere Hoffnungen auf Erlangung einer Cavallerie-Garnison nicht realisirt. Es ist viel mehr auf ein vor Kurzem vom hiesigen Stadtrathe ringereichtrs drittes Gesuch in dieser Angelegenheit, demselben folgende, der Redactton zur Veröffentlichung gütigst überlassene Bescheidung des königl. Kriegs ministeriums zugegangen: „Die Königl. Kreisdircctiou zu Dresden ist ver anlaßt worden, den Städten Dippoldiswalde, Stolpen, Wilsdruff rc., bekannt zu machen, wie deren Gesuch um Dahinverleguna einer Kavallerie - Garnison um deswillen hat unberücksichtigt bleiben müssen, weil theils die örtlichen Verhältnisse,' theils die Nothwendigkeit einer geschlossenen Dislocation des betreffenden Reiter- RegimentS, das Kriegs-Ministerium leider behinderten, den Wünschen dieser Städte zu entsprechen. Dem Stadtrathe zu Dippoldiswalde wird Dies auf sein unterm 14. d. Mts. wiederholtes Gesuch als Bescheid eröffnet. Dresden, den 16. April 1857. Kriegs-Ministerium. v. Rabenhorst." Hiernach bleibt uns freilich nur der Trost mit andern in gleicher Lage befindlichen Städten. Allein verlieren wir deshalb den Muth nicht! Wie der Einzelne, sv müssen auch ganze Gemeinden das Glück und Heil nicht blos von außen erwarten. Strebe ein Jeder, in feinem Berufe das Beste zu leisten, und es wird keine Noth haben. Insonderheit giebt für das heurige Jahr die vvn unseren städtischen Behörden eingeleitete Gewerbeausstellung, wenn sie sich, wie wir hoffen, durch vorzügliche Leistungen unserer Gewcrbtreibenden auszcichnet, gewiß vielfache Veranlassung zur Eröffnung neuer Absatzquellen und dadurch zur Hebung des ge werblichen Lebens. Unsere Mitbürger, wir sind es überzeugt, werden durch ihre Leistungen der Stadt, die sie bewohnen, Ehre machen. Möge aber auch eine möglichst zahlreiche Vertretung unserer Gewerbe auf der Ausstellung erfolgen, und von der Strohflechterin an Niemand dem Ehrengerichte der Oeffentltchkeit sich aus scheuer Furcht entziehen. Dippoldiswalde. Am 20. dS. MtS. wurde von Weibern, welche, um Holz zu lesen, ausgegangen waren, im sogenannten Molchgrunde, nicht allzufern von der Straße, im Walde an einer Birke bas Ge rippe eine- Kindes gefunden. Die hierauf angestelltcn gerichtsamtlichen Erörterungen ergaben durch einige noch vorhandene Kleidungsstücke, daß eS die Ueber- reste des 4Vrjährigen Sohnes vom WirthfchaftSbesiüer Müller in Oberfrauendorf waren, welcher vor 13 Mo naten spurlos verschwand, als er in der Mittagsstunde seinen Barer, der ohngefähr LOO Schritte von seiner Wohnung entfernt im Walde arbeitete, daselbst abholen wollte. Der Knabe hat sich damals im Walde ver laufen und ist aller Wahrscheinlichkeit nach in der da rauf folgenden sehr kalten Nacht erfroren. Trotz längen und angestrengten Suchens vieler Menschen auSOber« frauendorf und andern Orten wurde er damals be kanntlich nicht aufgefunden. Die jetzt gefundenen Kno chenüberreste, die keinen Zusammenhang mehr bildeten, wurden gesammelt und den Eltern, behufs der christ lichen Beerdigung, übergeben. /V Fraucnstein. Am 18. d. MtS. schickte die Frau des Maurers Lohse in Clausnitz ihre 6jährige Tochter zu dem im Dorfe arbeitenden Vater, um ihm dessen Frühstück zu bringen. Bei der Rückkehr ging das Kind über einen Steg, der über das im Dorfe herabfließende Wasser, in welchem grade geflößt wurde, führt, der aber leider keine zweckmäßige Seitenschützung hatte. Beim Hinübergehen sieht das Kind dem Floß- Holze nach, tritt aber fehl und stürzt in daS Wasser unter daS Holz. Ein: Strecke abwärts ward das Kind zwar herausgezogen, aber tobt; eS war am ganzen Körper vom Floßholze zerschlagen und zer quetscht. Die Eltern sind untröstlich über das Un glück. Den Steg wird man nun wohl bessern. Dresden, den 20. April. Ermuthigt durch den glänzenden Erfolg, von dem das erste derartige Un ternehmen vor zwei Jahren begleitet war, hat der Vorstand des sächs. Pestalozzivereins beschlossen, Ende dieses Monates abermals eine Ausstellung und Ver- loosung von Gaben (Näh-, Strick«, Häkel- u. Stick arbeiten oder andern Kunstgegenständen) zu veranstal ten. Der Zweck des Vereins geht bekanntlich dahin, hilfsbedürftige Lehrerwaisen in Sachsen zu unterstützen und zu erziehen, und eö ist dem Vorstande in den 11 Jahren unter GotteS sichtbarem Segen und durch die thätige Beihülfe der VereinSmitgliever gelungen, nicht allein mehr als 3000 Thlr. Waisenunterstützungen zu vertheilen und eine andere Anzahl Waisen in Ver sorgung zu bringen, sondern auck ein Stammkapital von circa 9000 Thlr. zu sammeln. Zahlreiche Kum merzähren sind durch diese schöne Stiftung schon in Freudenthräneu verwandelt worden. Aber da die Zahl der Lehrerwaisen unserS Vaterlandes zur Zeit nahe an 300 beträgt und die einer Waise jährlich,gewährte Unterstützung durchschnittlich sich nur auf 2 Thlr. be lief, so richtet sich das unablässige Streben des Vor standes darauf, daS Wenige wachsen zu lassen, um mehr Trübsal mindern zu können. Wie wir mit großer