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MÄklih-ZkitW Verantwortlicher Redacteur: Citrl Ichne in Dippoldiswalde Nr. 28. Donnerstag, den 8. März 1883 48. Jahrgang Tagesgeschichte. Berlin. Die Rekonvaleszenz des Fürsten Bis marck ist nunmehr soweit vorgeschritten, dass er kleinere Spaziergänge im Garten unternehmen dars. — Dein Vernehmen nach steht die Frage über das Verbleiben des Kriegsministers v. Kameke auf seinem Posten jetzt unmittelbar vor der Entscheidung. Aus gewissen Anzeichen schließt man in höheren mili Amtsblatt für die Königliche Amtshanptmaimschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die KtadtrLthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein vor langer Zeit, muthmaßlich im Jahre 1813, in einein Kasten dahin vergraben worden ist. Frauenstcin, 6. März. Wir verfehlen nicht, die Leser dieses Blattes auch hierdurch auf das, Frei tag, den 30. März, Abends 7 Uhr, im Saale des Noh- land'schen Gasthauses hier stattfindende Militär-Kon zert, gegeben vom Musikchor des kgl. sächs. Jäger- Bataillon Nr. 12 zu Freiberg aufmerksam zu machen. Da es Herrn Rohland mit Aufwendung großer pekuni ären Opfer gelungen ist, genanntes Chor zu engagiren, so ist ein recht zahlreicher Konzertbesuch wünschens- werth. Auch sind die vorzüglichen Leistungen des ge nannten Chors so bekannt, daß es einer besonderen Empfehlung nicht bedarf. Altenberg. Bei dem hiesigen Zwitterstocks werke wurden im Jahre 1882, abzüglich des Stölln- Neuntels 683'/, Schock 10 Fuhren Zwitter (94 Schock 33 Fuhren mehr als im Vorjahre) gewonnen und 667 Schock Fuhren durch die Pochwerke aufbereitet. Aus denselben und aus den vorräthigen Zwitter schlämmen wurden 2740 Zentner Zinnstein erzeugt, welcher 1664,«? Zentner Zinn (69,ies Zentner weniger als 1881) ergab, außerdem wurden 4375 Kilo Phos phorzinn (600 Kilo mehr als 1881) und 530 Kilo Wismuthmetall (gegen voriges Jahr 255 Kilo weniger) produzirt. Dresden. Die Gäste am kgl. Hofe haben am 5. März Dresden wieder verlassen, und zwar reisten der Graf und die Gräfin von Flandern nach Köln, während sich der Prinz und die Prinzessin von Hohen- zollern nach Berlin zurückbegaben. — Der diesmalige Fasten markt ist trotz des schönen Wetters am Montag und trotz lebhaften Be suches schlecht verlaufen, und der Großtheil der Fie ranten behauptet, seit Jahren keinen so schlechten Oster- markt gehabt zu haben. Ostern fällt eben für die Sommersaison zu zeitig, für Winterartikel zu spät. Am Dienstag war bei dem schlechten Wetter das Ge schäft gleich Null. Leipzig. In der Redaktion der Leipziger „Gar tenlaube" steht demnächst eine bedeutende Verände rung in Aussicht, indem der Chefredakteur und Freund des verstorbenen Verlegers Keil, l)r. E. Ziel, der die Redaktion seit Keils Tode führt, seine bisherige Stelle niederlegt. Die Erben beabsichtigen, das Blatt zu verkaufen. Zittau. Hier beging am Freitag die Kassirerin eines Geschäfts am Nathhausplatz beim Feuermachen im Komptoir die Unvorsichtigkeit, eine Quantität Benzin in die noch glühenden Kohlen des Ofens zu gießen. Eine jäh herausschlagende Flamme fuhr in die Kleider des Mädchens und theilte sich dem noch übrigen Benzin in der offenen Flasche mit, so daß auch dieses auf loderte und das uni sich greifende Feuer Diele und Wand und die nächststehenden Möbel ergriff. Während die rasch herbeigeeilten zwei Kommis sich die Löschung des Brandes angelegen sein ließen, was ihnen zum Glück bald gelang, war die junge Dame mit dem Schreckensruf „Feuer" auf die Straße hinaus^estürzt. Dort kam ihr der Markthelfer eines benachbarten Geschäfts rasch zu Hilfe, indem er seinen Lederschurz über sie schlug und so das Feuer an ihrem Körper erstickte. Die Verletzungen, die das Mädchen an Beinen und Händen erlitten, sind glücklicherweise nicht Be sorgnis erregend. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg- die Spaltenzeile oder verm Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile SOPfg. «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei dem am 1. d. Mts. hier abgehaltenen Vieh markte waren 32 Stück Pferde, 26 Stück Rinder, sowie 175 Stück Ferkel zum Ver kauf gestellt. Hiervon sind 9 Stück Pferde, 8 Stück Rinder und 155 Stück Ferkel zu erhöhten Preisen verkauft worden. — Einen glänzende» Abschluß der öffentlichen Vergnügungen für dieses Winterhalbjahr bildete die am Sonntage stattgefundene Wohlthätigkeits - Vorstel lung, welche Herr Professor Rentier Oeser aus Cölln bei Meißen zum Besten der Unterstützungskasse der freiwilligen Feuerwehr zu geben die Güte hatte, und die überaus gut besucht ivar. Der Raum ge stattet uns natürlich nicht, hier speziell auf das reich haltige Programm einzugehen, wir können nur kon- statiren, daß die durch die werthvollsten Apparate unterstützten, mit staunenswerther eleganter Sicherheit ausgeführten Produktionen mit zu den besten gehören, was auf dem Gebiete der höheren Magie geboten werden kann. Besonders angenehm berührt wird man bei Hrn. Oesers Auftreten durch seine Jovialität, durch seine persönliche Liebenswürdigkeit und durch die vom feinsten Takte getragene Unterhaltung, womit er seine Vorstellung würzt und sein Auditorium zu fesseln ver steht. Etwas Ausgezeichnetes bot Hr. Oeser im letzten Theile seines Programms durch die gelungene Vor führung einer Anzahl prächtiger Nebelbilder, wie sie hier noch nicht gezeigt wurden. Durch die zweite Vorstellung, welche Hr. Oeser der hoffnungsvollen Jugend gab, eroberte er sich die Herzen der über 600 an der Zahl erschienenen Kinder nn Sturme und zeigte dabei, wie trefflich er es versteht, sich auch in den kindlichen Jdeenkreis herabzubegeben und auch diese aufs Höchste zu fesseln. Die Nebelbilder, welche hier zum Theil Scenen aus dem Leben Jesu darstellten, erfüllten die jugendlichen Herzen sichtlich mit heiliger Ehrfurcht. — Herrn Prof. Oeser sei aber auch noch mals hierdurch Dank für seine Mühe im Namen der freiwilligen Feuerwehr dargebracht. Er scheidet von ihr nicht mehr als ein Fremder, sondern als ein lieber Freund, welcher die Aufgabe unsrer Feuerwehr, einen Fond für verunglückte oder sonst bedrängte Kameraden zu gründen, durch seine Güte wieder wesentlich ge fördert hat. — Einer für Alle — Alle für Einen! — In der vorjährigen Sitzung des sächs. Forst - Vereins in Altenburg brachte der Oberförster Klette in Bärenfels Dippoldiswalde als Versammlungs ort für den Sommer 1884 in Vorschlag. Derselbe wurde beifällig ausgenommen, weil Dippoldiswalde eine von den wenigen Städten Sachsens war, welche der Verein noch nicht besucht hatte und weil durch diese Wahl der Besuch des Forstbezirkes Bärenfels, der vielen Vereinsmitgliedern noch unbekannt ist, möglich wird. Bedenken wurde aber erhoben, ob die Stadt groß ge nug sei, um einer Versammlnug von ungefähr 200 Personen auf 3 bis 4 Tage Unterkunft zu gewähren, da, wie Oberförster Tittmann hervorhob, höchstens 60 Personen in Gasthöfen untergebracht werden könnten und die Forstvereinsmitglieder die Gastlichkeit von Pri vatleuten nicht gern in Anspruch nehmen wollen. Am 27. Juni d. I. wird in Pirna definitiv darüber ent schieden, ob Dippoldiswalde zu wählen sei oder nicht. Nun wir denken, die Forstleute mögen nur ruhig kommen; sie werden nicht nur Unterkunft, sondern auch eine freundliche Aufnahme finden. — Am 1. d. M. ist von den beim Gutsbesitzer Leberecht Lotze in Hausdorf beschäftigten Arbeitern, welche zur Vergrößerung der Lotze'schen Scheune Grund gegraben, ein menschliches Gerippe (anscheinend von einem Manne herrtihrend), und zwar ein beim Grund graben zerhackter Schädel mit Unterkiefer und sonstigen kleinen Knochentheilen aufgefunden worden. Große Nägel, welche an der fraglichen Stelle mit gefunden worden sind, lassen darauf schließen, daß der Leichnam tärischen Kreisen, daß das Entlassungsgesuch deS Ministers an Allerhöchster Stelle genehmigt werden dürfte, und man sah der bezüglichen Kabinetsordre bereits in diesen Tagen entgegen. Ob General von Kameke sich in's Privatleben zurückzieht oder einen anderen aktiven Posten (Armeekorps-Kommando) über nimmt, darüber verlautet noch nichts; als seinen even tuellen Nachfolger nennt man General-Lieutenant von Voigts-Rhetz, General-Inspekteur der Artillerie, Gene ral der Infanterie von Blumenthal, Kommandeur des vierten Armeekorps, und General-Lieutenant Brousart von Schellendorf, Kommandeur der zweiten Garde- Jnfanterie-Division. — Neuere Nachrichten melden, daß zum Nachfolger des Kriegsministers v. Kameke der General der In fanterie und Kommandeur des 4. Armeekorps von Blumenthal bestimmt worden ist. Damit scheinen aber die Veränderungen im Kriegsministerium noch nicht abgeschlossen, denn es gilt als sicher, daß General Verdp du Vernois, Direktor des allgemeinen Kriegs departements aus dem Kriegsministerium ausscheidet. — Der letzte Brief des Kaisers an den Papst drückt des Kaisers Befriedigung darüber aus, daß der Papst zugiebt, die Anzeigepflicht der Geistlichen wider spreche nicht den Grundsätzen der Kirche, er knüpft hieran die Hoffnung auf baldige Verwirklichung der versöhnlichen Absicht des Papstes. — Aus Rom ver lautet, es sei ein Zwiespalt im Vatikan zwischen dem versöhnlichen Papste und den unversöhnlichen Kardi- nälen Jakobini (Staatssekretär) und Ledochowski (früher Erzbischof von Posen-Gnesen und s. Z. von der preußischen Regierung abgesetzt). — Die „Nordd. Allgem. Ztg.", das Organ des Reichskanzlers, bespricht in einem längeren Artikel die nordschleswig-dänische Optantensrage. Die Be wohner Nordschleswigs, die sich s. Z. als Angehörige Dänemarks erklärten, aber in Deutschland ihren wesent lichsten Wohnsitz haben, werden weder zu den deutschen noch dänischen Militärdiensten herangezogen, genießen alle Vortheile, die ihnen deutsche Gesetze gewähren, und beabsichtigte die deutsche Regierung, die militär pflichtigen dänischen Bewohner von Nordschleswig zum Militärdienst auszuheben, worüber sich denn ein ge waltiger Sturm erhob. Das Regierungsblatt be hauptet, daß die preußische Regierung in dieser An gelegenheit nur freundnachbarliche Gesinnungen habe walten lassen, jetzt aber Angesichts des stetig steigenden und anscheinend völlig organisirten Zuzuges aus Däne mark gezwungen sei, Maßnahmen zu treffen, wonach Diejenigen, welche ihr Lebelang auf preußischem Ge biet bleiben wollen, angehalten werden, die natürliche Konsequenz dieses Entschlusses zu ziehen. Stettin. In der Schiffswerft und Maschinen bauanstalt „Vulkan" zu Bredow bei Stettin ist m der Nacht zum Montag Feuer ausgebrochen. Das selbe äscherte mehrere große Baulichkeiten des Ober hofes, welche Modelle enthielten, ein und wurde erst gegen Morgen gelöscht. Der durch das Feuer ange richtete Schaden konnte noch nicht genau festgestellt werden, doch soll sich derselbe gegen 1 Million Mark beziffern, wobei 23 Versicherungs-Gesellschaften be- theiligt sind. Im Betriebe der Schiffswerft ist gar keine Störung eingetreten. Baden-Baden. Der sich schon längere Zeit hier im Bade aufhaltende russische Reichskanzler Fürst Gortschakoff (geb. Juli 1798) ist vor einigen Tagen erkrankt und gilt der Zustand für nicht unbedenklich. Sein Sohn befindet sich bei ihm zur Pflege. Oesterreich. Die Reise des Kaisers Franz Josef nach Steiermark zum Landesfeste, welches zur Feier der 600jährigen Regierung des Hauses Habsburg im Herzogthume veranstaltet wird, soll Anfang Juli statt finden, und dürfte der Kaiser vom Kronprinzenpaare begleitet sein. Dl« „Wel-eritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners, tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. LS Pfg., zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Stummem 1V Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an.