Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 29.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188406292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18840629
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18840629
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-06
- Tag 1884-06-29
-
Monat
1884-06
-
Jahr
1884
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 29.06.1884
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«ernsprech«Stell,« U Allst , b33 Ncust.-DrcSdc». Monnemknt viertrilitl«>lt!d M. 2,LS, durch die Poll M 2,7». - T»Irwt« Moittnltk >8 di« Nachmitt. 2 Uhr, konnlop» bi» >2 Mi». In Neuiiadl: Or »iolier,, L nur onWocheuiaakubi« I Uhr. Rachiil. Dir lipotth,» Pclii, uilrlca 8 rnt-kmi» Pf« »>»»> cki,«- geiaudi geitt So Pil>. ttiuc Purautta für da» «hchlllaaiur ttrlchriueii drr Y„- srralr wird nicht p-acb»,«. Pu»war- tia« I»IktI«on»-A„jtto«ik ararn P»>- ii„mcr»»dl>jadl»»n d>»ch Prikimarlrn odcr Pl>siri»,ahi»i>a 8 Lilden I!> Pn>. Jnirialc iiil Mv««l«>a odrr nach gell. laarn Pciii«cilr 2-i Pia. Inikiale nchmcn an: Äiinonrcii-S-Ulraiir van Haairnileill u. Politri, »lud. Mph». Taute u. So., I«:pal>t>kUdauk, iS. Miiiiei-Üiiiriip. di. liick-Magdcduia. 5l. Parck Haiic. B. Nrndl B>r»»^.. Sl. El-iuer-HuniPuiji, Ploi!Ul-Tkpnp Üu> Nnikaavr rnilici. Mannicrivlc kein- -kteit-««- i'-'k-i« xrösstv ill OontselilitNil, ttoilk 811-2886 20 (LeU'uLlier IVeg). famillsndillvls 5 Ktüelc 1 2Ilc„ aueh bei tztz «l«I. 1'ÜBl», L.lt8tääter lüitlilliius. L-L ^lelisi- füi- ^kotogi-apkio vc>u karl 17 -1malloll8trL88«i 17. Lcwto Arbeit. Üilä88i8o kreis«. Llameutoukuahmeo. Vörarödsernuaev. L-l^Lr- <ZV8(jtÜlt8- ri. ^Vir11t8e!»ntl8-Küeliki-, oixonc>8 von Ilsupt- ukkrn, ^V< i !»''«'lkioii1> eu olo. olo. LpoouilitM: Lupirbüi li«-r v ttllcllkr kUr I.un«IiiIrtN»ck>uft. I^xsrn-il.fortig^iixroii <>. II. Itvlil'vlrl L 8«>Iiii, I)ro8-I«-»-bl.. liniintstrusse 24. !rd,u»isSle. . , Sostloss-Strsissv 22. »S«»«. Svbloss-ÄrLssv 22. l Otll ll .H<»>»>»« »» iil iillkii HM»««m !i AK. ln,. I^»«ll« «i-ZIÜt« ii -l AK.. llLllcksvdllllV iilker Art. Nk. 18^. 2i». Inlirgnng. Ansliigr: 40.0W Srp!. Aussichten für den 20. Juili: Schwacher Nordwind, vcrän.der- ! siche Llewölkung, leine oder geringe stiiederichsiige, etivas märnier. l . '-Ei a.r.alrl., <i««i»lN»iui»»««»',i»7»n Dresden, 1884. Sonntag, 2i>. Juni. LkraiMvartUchr, «edokttnr sür Polttischks Vr. Emil Biere» in Trr.'d-u ES war ein Unglückstag für die Freist,,nlcr, als sie den Reichs kanzler die Pvstdainpser-Unterstiitzung hiiltertriebe». Tie Nachivehen dieser Berschleppung einer dem Herzen des Volkes so wichiche» Ent scheidung werde» bei den konuucndcn Wahlen deutlich zu spüren sein. Äiicht einmal für vier Millionen Mark Vertrauen schenken sic dem Leiter der auswärtigen Politik Deutschlands. In Worten — ia! Ta quellen sic über von Komplimente» gegen den „großen Diplo maten BiSmarck" und werfen ihm, wie Bamderger that, plumpe Schmeicheleien an den Kops, nennen ihn ein „Phänomen" und dergl. BiSmarckcn, an Dergleichen gewöhnt, kitzelt das natürlich nicht — er verlangt Bcthätignng der schönen Worte und damit hal's bei den Freisinnlern gute Wege. Auch Eugen Richter erklärte: im All gemeine» sei er nicht gegen die Kolvnialpolitik, aber kür die Post- dampser-Vorlage könne er nicht stimmen. Im Allgemeinen danir, aber im einzelnen und ausschlaggebenden Falle dagegen.... diese Manier kennt man zur Genüge. Es ist aber keine Gefahr vor handen. das; daß deutsche Volk von diesem Sppvsilions-Vaeillns insi- zirt werde. Eine sich von abenteuerlichen Schwärmereien sreihallcnde Koloiiisationspolitik, wie sie der Reichskanzler in großen Zügen klar vorzeichnctc, ist ein so gesundes Unternehmen, daß cs von der Stzni- pathie der ganzen Nation getragen wird. BiSmarck erklärte srei- inüthig, daß er in Be mg aus Kolonialpotiiik «die Eisen bereits tm Feuer habe", daß er aber, um sie zu ichmieden, das Vertrauen des Parlaments und der Nation bedürfe. Uns beseelt die Ueberzengung, daß die ganze Nation sich freut, wenn Bismarck „die Eisen im Feuer hat", um, wie er Deutschlands Macht ans dem Fcsilandc zu bestem Stahl geschmiedet hat, auch seine Macht und seinen Einfluß jenseits^ der Meere, in der Kolonialwelt, fest zu begründen. BiS marck hat sich bisher als ein so guter Schmied für Deutschlands Macht und Größe bewiesen, daß seine Andeutungen für zeden patrio tischen Abgeordneten hätten genügen sollen, dem Kanzler auch zu geben, was er znm Schmieden seiner heißen Eisen nöthig hat. Aber die .Herren vom „deutschen Freisinn" und leider auch die vom Cen tn»» hielten eS für wichtiger, sich vordem Lande als die knauserigen Haushälter anfzuspielcn und verlangte deshalb vor Allem „größere Aufklärung". Ein naiveres Verlangen ist ivolil kaum gestellt worden als daß der Leiter der auswärtigen Politik ?oor der Ocfsentlichkcit seine Karten ansdecke. BiSmarck gab zu erkennen, daß noch andere Dinge im Werke seien als der Schutz für Angra Pcauena: er deutete an. daß cs sich um die Erwerbungen von Südseeinseln handele, aur welche keine andere europäische Macht Ansprüche erhebe, sondern wo bloS die Souveränität der eingeborenen Stämme in Frage komme. Begreift nicht Jedermann, daß der Reichskanzler nicht so grün sein kann, vor Europa den Name» dieses in s Auge gefaßten Besitzes zu nenne» ? Lindere Reiche würden uns da rasch zuvorkvmmcn. Tic Nation erwartet daher von dem Patriotismus des Fürsten Bisnvrck, daß er trotz des mangelnde» Vertrauens der Herren Bambcrgcr und Richter in seine staatsmännischen Fähigkeiten nicht seine Eisen ans deni Feuer zieht. Ter kalte Hohn, den diese Herren über die Ko- lonisatwnSprojekte ausgegossen, wiMinvergesscn sein. Mag auch noch manches Unncisc und Unklare den sich allcrwärts in Dentschtand regenden Kolonisationsbcstrevnngen anhasten, toll man auch derartige wichtige Angelegenheiten nicht alS mimigen Sport betreiveii — für eine überseeische Politik des geeinten Vaterlandes ist die ganze Nation. Dafür nimmt die ganze öffentliche Meinung biS in die Leserkreise der „Germania" und selbst des „Kladderadatsches" Partei. Nichts erwägt der Deutsche schwerer, alS den frechen Hohn gegenüber einer Sache, für die er einmal warm geworden ist. Obwohl der jetzt beendete Reichstag sich nicht zu einem A»s- spruche über die Kolonialpolitik oder die Tainpseruntersliitziing hat bereit finden lasse», so darf man sich versichert halten, daß beide An gelegenheiten bis znm nächsten Reichstag nicht ruhen werden. Die Post seht die Unterhandlungen mit leistnngSsähigen, hanseatischen Rhcdereien fort. Es liegt eine staatliche Nothwcndigkcit vor, die deutsche Postflagge in fremden Meeren bon Zeit zu Zeit zu entfal ten, nicht, nm sie den „Delphinen" zu zeigen, wie Richters „Reichs- srennd" höhnt, sondern im Interesse des Reichs und seiner Ange hörigen. Dazu bringt sogar die Frkst. Ztg. einen Beleg. Wie sie mittlicilt, bewilligt selbst das kleine Portugal seit vorigem Jahre der englischen Castle-Kompagnie nach dem Kap eine bedeutende Sub vention, damit diese ciiunal monatlich in Lissabon anlcgt und von dort die Post nach Mozambique bringt, und zwar nntcr portugie sischer Flagge, sobald sie sich in portugiesischen Gewässern befindet. Die Post nach Mozambique für die wenigen Kolonisten dortsrlbst könnte natürlich ebensogut auf den anderen Postlinien dorthin be fördert werden, aber die portugiesische Regierung legt Werth baranf, daß an jenen fernen Küsten ihre Flagge regelmäßig gezeigt wird. Dies kräftigt das nationale Ansehen, bildet eine Art von Beruhigung für die LandeSangchörigcn und eine Mahnung zum Respekt für die Fremden. Und Deutschland sollte »ach deni Willen unserer Frei händler darin sogar dem kleinen Portugal nachstehen? Nunmehr hat der Reichstag wirklich Kehraus gemacht. In seinen letzten Stunden drängten sich außer der Kolonisations- und Postdampscrsrage auch die Entscheidungen über die wichtigsten Ge setze zusammen, die ihn seither beschäftigt. Vor Allem verzeichnen wir die endgiltige Verabschiedung des UnfallversichernngSaesctzcs als bleibenden Gewinn. Vorbehältlich eines Ucbcrblicks über das Ganze des Gesetzes sei heute nur der Genugthuuna Ausdruck gegeben, daß es möglich war, in die 3. Lesung wesentliche Verbesserungen gegen die Beschlüsse der zweiten aufzunehmen. ES handelte sich um die viel und mit Recht angesochtene Verlängerung der Karenzzeit, welche aus 13 Wochen ausgedehnt worden war. Die darin liegende Härte wurde bei der 3. Lesung beseitigt. Man beschloß nunmehr, daß verunglückte Arbeiter nur 4 Wochen lediglich von der Krankenkasse zur Halste ihres Arbeitslohnes unterstützt werden sollen, nachher hat vis ziiin Ablauf der 13. Woche eine Erhöhung bis zu mindestens 2/, des Arbeitslohnes cinzutreten, diese Differenz zwischen V» und */» des Lohnes bezahlt aber nicht die Krankenkasse, sondern der Fabri kant. m dessen Etablissement der Unfall sich »»getragen hat. Der inisällige Arbeiter kommt aliv nicht erst nach der 13., sondern nach drr l. Woche seil seinem Unglück in den Besitz der Rente, welche ihm das Untatlgesetz zngedacht hat; nnr erhalt er sie bis zur 13. Woche aus 2 Kassen, statt ans der einen Kranlenlasse. Duant wird die twöclüge Karenzmil znm Besten der Arbeiter nachträglich wieder hergestetlt und wenn man weiß, das; dadurch nir 20M> Schwer beschädigte. d. l>. solche, deren Verletzungen eine Arbeitsnn»äl>igteit über 1 Wochen hinaus zur Folge haben, die wirlhichaftüchen Epislenz- bedingungen wesenilich antgebeisert werden, so kann man sich über diese arbciieurenndliche Verbesserung des Gesetzes nur von Herzen Irenen. Auch andere sebr glückliche Ncncrmigen brachte die 3. Lesung in das Gesetz. Es sollen dem Reichs- resp. Landesversichcrnngs- ainte noch zwei richterliche Beamte hinzntrcten. Damit verstärkt man die Garantie für eine unabhängige und nnpartnischc Rechtsprechung. Auch werden cs die Krankenkassen dankbar enipsinden. das; beschlossen wurde, ihnen die durch Verpflegung eines Unsallbeschädigten in den ersten 13 Wochen verursachten HeilnngSkostcn in der vollen Höhe des nachweisbaren AnnvaudeS zu vergüten. Früher sollten sic nur die Hälfte des Aufwandes ersetzt erhalten. In der inneren Politik Teutschtands wird nach Schluß des Reichstags voraussichliich die übliche Sommerpause eintreten. Diese Ruhe wird jedoch nicht lange dauern: bereits kündigen sich die Neu wahlen mit ihren Agitationen an, zu denen sich alle Parteien rüste». Um so lebhafter dürfte es dagegen in den nächsten Wochen an! dem Gebiete der auswärtigen Politik zugehen. Tie wechielnden Erschei nungen der großen europäischen Politik sorgen schon dafür, der Welt die ihr zu gönnende Erholung zu verkümmern. Renrstk Trlesiiamme der „Dresdner Nachr." vom 28. Juni. Berlin. Reichstag. Der internationale Vertrag znm Schube der überseeischen Telegravheiikabel wiid in erster und zweiter Bera1bi»ig genehmigt. Staatssekretär Dr. Stcvlum konstatirt bicrbei mit Geniigtlnimig, daß in diesem internationalen Vertrage die von Deutschland gestellten Anträge sämmttich berücksichtigt seien, >o daß derselbe im Wesentlichen deutsche Arbeit sei. Teutichlaiid sei an dem Kabclverkehr mit ea. 300,tM Telegrammen jährlich bctheitigt. Zur folgenden dritten Veratlmng des Militär- »nd Marine - Reliltengctebes beantragt Iw. Windthorst: die Wittwen- und Waisengeld - Beiträge nnverheirathetcr Ossiz cre u. s. w, aut I Vr Procent scstzuscbeli.. Abgeordneter v. Minnigerode beanlragr Festlegung der Beiträge u.H 1 Procent. (Die RegierungS-Vorlage wallte die nnverbciralbeten Offiziere ganz sreilassci', die Kommission hatte vorgeschlagen, sie mit dem volle» Betrage von 3 Procent beranzuziehen) Abg. Mauer-Württemberg (VtlSo) ftir volle Heranziehung. DaS deutsche Herr tolle ein Vollslieer und deshalb müßten auch die Offiziere mit den Eivittzeainien gleich gestellt sein. Abg. 1)r. Mcner (»at -liberal) spricht ebenfalls tür volle Heranziehung, während Abgg. v. Minnigcrade und Gras Bclir-Bchrenhoil für ein-, »r. Windilwrü für l'/eproeen!ige Heran- ciebung plaidircn Richter-Hagen bekämpft das Windlborst'sche Kompromiß, wodurch das Prinzip preisgegeben werde Minister Bronjart v. Sclietlendorn erklärt, daß das Gesetz ftir die verbün deten Regierungen unannelunbar lei, wenn die volle Heianzielmng ausrechterhalten werde. Prinz Carolath (Rchsp.) erklärt sich gegen die Anträge v. Mimügerode und Windlhont und für volle Hcran- zicbung. Er lullet die Regierung, zu erwägen, ob sie nickt auch den Eivilbeamten die für die Oltiziere gewünschten Erleichterungen zu Theit werben lassen könne. Or. Windthors! schließt sich die>em Wunsche an. Schließlich bleibt eS bei dem Beschlüße der zweiten Bcratlmng, also volle Heranziehung: das Gesetz ist damit >n den Brunnen gefallen. Es solgt hieraus die dritte Lesung des Actiengcsetzcs. Lechelbäuicr erklärt, daß die Naticmaliiberalcn ftir Vas Gesetz stimmen werden, Engen Richter, baß seine Partei nicht einig geworden sei : er und ein Tlreil seiner Frcnndc würden dagegen stimmen odcr sich der Abstimmung enthalten. Kam'er- Frciberg meint. eS sei sinn eigentlich glcichgiltig, »i welcher Form sich die Besitzenden einander ihr Geld atmelmien. Die Altie sei ein Spielpapicr und der Aktionär küinincre sich so gut wie gar nicht nm daS bctrenciide Unternehmen. Or. Mcyer- Halle vcrthcidigt dem gegenüber Alticmvesen und Kapital. Ans Antrag Windlhorst'S wurden folgende Bellinmmnaen in daS Aktien-Gesetz anfgcnomincn: Ist eine öffentliche Bekannt machung. welche wissentlich falsche Thaliachen in Bezug auf Akticnuiiter'.wlmicn enthält, im Jnscratcntheilc einer periodischen Triickschrift ersolgt und der Verfasser des Inserates nicht nur unter demseldcu genannt, sondern auch im Bereich der richterlichen Gewalt eines dcntichen Bniidesstaates, so findet nach 8 20 Absatz II dcS Preßgesetzes eine Verantwortlichkeit für die Dhäterschaft leine An wendung. Windthorst sagt in seiner Begründung u. A., cs sei über haupt nöthig. das Preßgesetz dahin zu ändern, das; der Redakteur nicht pcrantwortlich gemacht werden kann, falls er den Einsender als den eigentlichen Dhätcr nenne. BiS zu einer solchen Aendcrnng deS Preßgesetzes dürfe man aber vorliegende» Falles nicht warten. Staatssekretär v. Schelling trat dem Anträge als einem Einbruch in»- daS Preßgesetz entgegen. Die Redakteure brauchte» nnr die Anordnung zu treffen, daß nur Inserate von achtbaren Firmen an genommen würden. Der Etat für daS Reichsvcrsicherungsamt, die Verträge mit Siam und Korea, dann daS Rcliklengcsctz und Akticn- gcsetz werde» in der Äesammtabstiinmung angenommen. Hieran schloß sich sofort die Schlußsitzung an, in welcher der Kabel- Vertrag definitiv angenommen wurde. Minnigerode interpcllirte, ob nnv welche Vorsichtsmaßregeln der Reichskanzler der herangc- trctenen Choleragefahr gegenüber zu ergreifen gedenke. Staats sekretär v. Äötticher erwiederte: Nach den ersten Nachrichten seien sofort Erkundigungen bei der franz. Regierung veranlaßt worden. In der kurzen Zeit, ^während welcher die Epidemie herrsche, habe noch nicht scstgestellt werden können, von welchem Charakter die Seuche sei. Die Aerzte von Toulon nehmen an, daß es sich nm die asiatische Cholera handelt, nach den amtlichen Erörterungen der franz. Regierung jedoch sei es nur eine sporadische Krankvcit, die voraussichtlich nur von kurzer Dauer sein werde. Die sranz. Negie rung setze sorgsam die Ermittelungen fort. Vom Reichskanzler sei sofort die Einsetzung einer Kommission zur Berathnng von Avwehr- maßregeln, welcher Äeheimrath Koch und Dr. v. Pellenkoscr angc- hörten, angeordnet worden. Die Kommission habe heute ihre Be rathungen begonnen. Der Eindruck, den Redner davon gewonnen habe, spreche dafür, daß die Berathungen zu einem durchaus sach gemäßen und zweckmäßigen Ziele führen würden. Voraussichtlich würden nicht -Lperrniaßregeln angeordnet werden. da alle Erfah rungen. auch die Koch's in Egypten und Indien, dafür sprächen, daß die Sperrinaßreacln nicht von den erwarteten Wirkungen be gleitet seien. Die deutschen Regierungen hätten auch bereits im vor. Jahre nur das Revisionssystem angeordnet. v. Bötticher schließt mit den« Wunsche: Gott gäbe, daß die Maßregeln, die wir inten- diren, niemals in Kraft zu treten nöthig haben (Beifall). Dr. Virchow tadelt das Verjähren der franz. Regierung, welche ver- vüichict gewesen wäre, die Erkrankungen in Toulon als wirkliche Cholera aniuiehc» und demgemäß die slrengfte» Maßregeln zu wessen. Er tadelt gleichzeitig England bezüglich des Ewerdile-Falles. Redner verlangt -Ordnung nn SanilätSwesen zu Suez, was eine Ausgabe der bevorstehenden Konteren; sein werde. Der beste Schutz sei Ab sperrung und Jsolirung der Kranken, v. Bötticher erwiederte, die franz. Regierung habe nichts verabsäumt, die Weitcrverbreitung der Seuche zu verhindern. Nameiitlich habe sic sorgfältig für Desinfektion und Jsolirung Sorge getrogen. Bezüglich des Sanitätsweiens in Egypten werde die denkiche Regierung gns eine bessere Regelung desselben cinwirkcn. Nach Toulon solle eine Person entsendet werden. Der Präsident giebr eine Geschaftsübersicht. Moltke dankt dem Präsidenten tür die Leitung der Geschälte, v. Bötticher verliest so dann die kaiserliche Botschaft, mittelst welcher der Reichstag geschloffen wird. Präsident v. Levetzow schließt die Sitzung mit eurem drei fachen Hoch auf de» Kaiier. B crli n. Dem Reichstage ging eine Denkschrift zu bezüglich der Verlängerung des Belaaeruiigszustmides über Leipzig. — Das „Berl. Dagbl." meldet auS Stuttgart, die Akten in Sachen Reins dorfs seien geschlossen. Es handelte sich auch um das geplante Niederwald-Attentat. Ter Plan hierbei sei nicht gewesen. daS Denk mal in die Luft zu sprengen, sondern der Person des Kaisers Ge walt anzutlni». H a m b u r g. Tie Anklage gegen die am Pfingstmontag in Friedrichsrnhe anläßlich des Skandals vor der ViSmarck'schen Be sitzung Verhafteten lautet ans Aufruhr und wird vor dem Schwur gericht zu Altona in der nächsten Seision zur Verhandlung kommen. Pari s. Fn Marseille ist am Freitag eine Person an der Cholera ge'torben und zwar mar dies ein in Folge der Schließung des Lnceums in Toulon nach Marseille übergesiedelter Schüler des Lncenms. Ni arseillc. Heute früh kamen drei Todesfälle infolge der Cholera vor. London. Es sind nunmehr alle Arrangements für die Kon ferenz, deren erste Sitzung beute Nachmittags 3 Ubr in einem Saale des auswärtigen Amtes stattsinden sollte, getroffen. Sie dürste lediglich einen sormcllcn Charakter haben. i»rl>„ki»>-> a. M.. 28. Jimi. Ureotl 2L0. KiaLt«0L»>i 2LZl,'t, Lambardr» >>e-,. «c-cr Sooit —. cetlcn, Gtlbrrre»« —. VaOlkrriiite —. Galtjier Ne. Ok»«rr. ÄoidttM« —. »-/« Untz. »oldrrittr . 77er Nullen —. SOer Rusen —. Wien. 2S. Juni. Credit 2!i7,IX>. Sii>u!?bol>n —. Lombarde« Nordwkil'. -. Murkuoten-. Una.«->N>r.S0Sd. Tsdak-Art. . Matt. ivari«. 28. Juni. iSchiub.i Reute 7«.dn. «iiilcilie W6.70. Italiener Sd.oo. Slvattdvhu ii»VA>. Lomdvidcn 2S8.7S. do. Nrioriidieu -. itavdler 2i«n. Lelierr. Soldrenie —. Spanier!>!w,. Onouiancu VI8 Tabal-Sirlicu —. Siatt. Pari», 28. Juni. <Mittaa».> ip » Reute 78,Anlrilic >0K,7i>. Italiener Sä,oo. Spanier 5S,I.'>. <pgnvicr 2!ili,S0. Ottpmvaru iiltj,7ä. Türke» 7,7t>. Suez IS,27. Lombarde» :>YI,2ä. granzolc» «iiiI.N0. ,-flaues«. Von»»», 28. Juni, cronlals SS,78. l87:lcr Ruse» 8S.37. Lpnibardeu . Türken 7,äs. w„ s»»d. Nmrrik. . >I»g. tttvldr. 7«i.bN. Oes». Goldr. . Pr. tlons. . S»kj 77,NS. Ea>l»tcr L7.5S. Ottomane» u>78. Schwach. Lokales und sächsisches. — Nach seiner Rückkehr in's Vaterland hat Se. Mai. der König ein größeres Avancement in der Armee vollzogen. Die Veröffentlichung siebt znm 1. Juli bevor. Von bekannteren Offizieren sei zunächst die Beförderung des Rittmeisters von Hinüber im Ggrdcrcilerregimciit zum Major erwähnt. — Sc. Maj der K önig beabsichtigt, sich am 7. Juli nach Hainichen zum Besuche der dortigen Ausstellung zu begeben. — Tic bereits gemeldete Ankunft der Frcin Herzogin von Oien na wird Donnerstag, d. 3. Juli, früh 7 Uhr 57 Min. erfolgen. — In dem ganzen sächssichen Heere schickt man sich an, den l Juli seitlich -m begeben. Bringt derselbe doch ein namentlich im Militärwesc» seltenes Er-ianiß, ein goldenes Dienstjubi - l ä n »i. und zwar eines Mannes, dem das vaterländische Heer im Wesentlichen seine jetzige Gestalt verdankt: dasjenige des K r ic gs- Ministers v. Fabricc. Dieser Tag krönt eine lange, im Dienste des Königs und des Vaterlandes ehrenvoll verbrachte, ergebnißreiche und sichtlich gesegnete Thüligkeit. Indem wir uns voi bebakten, das Wirken des Jubilars in seiner vielseitigen Tllätig- keit als Soldat, Organisator, Diplomat und Staatüminister zu wür digen, lassen wir beute in gedrängter Kürze den viclbciveytcn Lebenslauf des Jubilars Revue vaiiircn. Wir folgen dabei eurer soeben im Verlag von Warnas- >!e Lehmann. Hofbuchliändler bier, erschienenen, aus der Feder des tüchtigen Militürschriftstcllcrs Max Dilti ich geslosscnen Biographie und fügen Dem hinzu, daß die neueste „Jllustrirte Zeitung" in Leipzig das treffliche Portrait des Jubilars »ach einer Teich - Hansstängl'schen Pbotogravlsie ent hält. Ter jetzige Staats- und Kricgsminisler, General der Kävnleric Georg Friedrich Alfred von Jabrice, wurde am 23. Mai 1818 in O,w8>wv mir Iwulc, in Frankreich geboren. Der Geburtsort wie der französische Klang des Namens haben be wirkt, daß man Herr» v. Fabrice ost für einen Franzosen gehalten bat. In Wirtlichkeit war er der älteste Sohn eines als General- adjutant und Obcrstallineislcr später verstorbenen sächsischen Edcl- manncs, der 1818 im Norddcvartemcnt als sächsischer Husarcnmajor während der damaligen Okkuvation Frankreichs durch deutsche Truvvcn in Garnison lag. Seine Mutter entstammte ebenfalls dem sächsischen Adel, sie war eine geb. v. Weißenbach. 12 Jahre alt, trat der junge Falnice in das Dresdner Kadcttcnhaus, das er nm 1. Juli 1831 verließ, um als Porlepeejunker in das sächsische Heer zu treten, dessen höchste Staffeln er ersteigen, mit dessen Ge schichte er ein halbes Jahrhundert innig verbunden bleiben und aus dessen Entwickelung zu einem der tüchtigsten Glieder dcS deutschen Reichsbccrcs er einen entscheidenden Einfluß auS« üben sollte. Er trat zuerst in das 2. Reiterregiment, jetzige 2. Husarcnrcgiment Nr. 19, Kronprinz des deutschen Reichs ein. avancirte binnen 6 Jalnen zum Obcrlieulcnant und wuroe 1842 Adjutant des Gardcrciterregiments. Als solcher batte er täglich vie AugustuSbrücke zu paisircn, die er ja jetzt noch täglich aus dem Wege znm und vom KricaSministerium zweimal in militärisch- strammer Haltung überschreitet. Am 31. März 1815 war er der letzte Mensch, der Uber die Brücke ging, bevor in der 11. Vormit- tagSstunde der mittlere Pfeiler unter Donnerlrachcn mit dem golde nen Kruzifix in der Elbe verschwand. DaS unruhige Jabr 1818 führte ihn unter den Bundestrupven zur Unterdrückung der Un ruhen nach Thüringen. In Weimar entwickelte er dabei soviel Takt und Energie, daß er zum Rittmeister befördert wu'de. Im Jahre 1849 finden wir ihn bereits wieder unter den damals gegen Dänemark mobil gemachten fächsischcn Trupven; er kämpfte am 8. Mal im Gesicht von Veile mit. Anfang 1850 wurde er zum Gcneralstabe versitzt, dem er seitdem bis zum Ucbergange in die Leitung des KriegSininistenums ange- k'vrtc. Er avancirte in demselben allmShlig, bis er 1865 alS Genrraluiaior Chef de» sächsischen ÄcncralstabeS wurde. 1863 batte
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite