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Mittwoch» äen 12. März 1919 E Mz°!e« für das -krMbirg« mit öer wöchentlichen Unterhaltungsbeilage r /^uer Sonntagsblatt. nuAd.N Eprechstünö» der NeSaktton mit stuenahm» Ser «onntag» nachmittag, 4-S Uhr. — Telegramm-st-resse, Tag,bla« stueerzg,biege. gernßieech,» SS. n»bm,n^Äst«üu^ Zlir unverlangt «lngifanbt, Manuskript» kann -»«Shr nicht geleistet werben. mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: /iuer Sonntagsblatt. MAMDM !»k>u,aäd,h«üin.' ftivt, Eprechstunö, der Neöaktlon mit ftu»nahm» -«» Sonntag» nachmittag, 4—s Uhr. — T»l»gramm.flbr»ss», Tag»blatt stueerzgeblrg«. gervldrech«» SS, nö^Ai Müun",".n r"r unv»rlangt »lng»fanSt« Manuskript» kann S»««hr nicht g»l»tsl»t werben. Nr. SS Mittwoch, äen 12. März ISIS 14. Jahrgang Das Neueste vom läge. Die Nationalversammlung in Weimar beriet gestern Wer ein« Jnterpellattyn betreffend die Trennung von Staat und Kirche« Im LugauDelSnttzer Kyhleypedier ist gestern ein Streik au-gebrochen. Zm Zwickauer Revier «folgte ein teilweise 'Sympathiestreik. Die yrtedensverhandlungen sollen, wie fetzt feststeht, mit möglichster Beschleunigung, zu Ende geführt werden. Di« Regierungittruppen in Berlin fahren in der Säuberung Berlins und seiner Vorort« von Spartakisten kort. Tie Stadt Danzig soll nach einem Beschluß der Feinde an die Polen ausgeliefert werden. Berliner Blätter berichten von neuen Scheußlich keiten gegen deutsche Kriegsgefangene in Frankreich und Belgien. P.L.F. ES ist viel leichter, jemandem das Fell über die Ohren zu ziehen, alS eA ihm wieder anzupassen, wenn sich herausstellt, daß er ohne Fell nicht leben kann. Unser armes Volk befindet sich augenblicklich in der Lage eines unerfahrenen aber jähzornigen Bauern burschen, der in der Stadt in die Hände von Bauern fängern gefallen ist. Er selbst wird betrunken gemacht und „seine Freunde" versuchen ihn um all sein Hab und Gut durch List und Betrug zu bringen. Das, womit das Volk betrunken gemacht wird, ist der RadtkaIi Smus.' Das was es hergeben soll, ist fein Leben und Eigentum Ta wird dann den Massen mit den Milliarden vom Ztnsendienst Angst gemacht und al« Heilmit- tel der Staats bankerott vorgeschlagen. Es heißt: wir wären ja schon bankrott! Nun, wie kann einer bankrott sein, der nur bei sich selber verschuldet ist? Pet Rußland war -ätz ganz anders, die Bolschewisten Eilten Frankreich, England Holland und Amerika mit: wir können und wollen die 35, die 40 Milliarden, dis wir Euch schulden, nicht be zahlen. Hier aber soll das deutsche Volk sich selbst die Zahlungen verweigern? Das ist doch ein Unsinn. ES heißt r anders kann man den Kriegsgewinnlern nicht zu Leibe. Auch das ist Unsinn. Denn nicht Vie Kriegs gewinnler, sondern die wirklich! pflichttreuesten haben Kriegsanleihe gezeichnet. Ueberdies befinden zwei Drit tel aller Beträge sich im Besitz der Sparkassen, Ge nossenschaften, gemeinnütziger Stiftungen. Tie Kommunisten verschweigen, daß die Milliarden der Steuern als Zinsen wieder ins Volk fließen. Nicht« unsere bisherigen Kriegskosten bedrücken MS, sondern die Entschädigungen, die wir außer Landes wer den zählen müssen und von denen befreit un» kein Staatsbankrott Im Grunde sieht di« Spekulation so auSr Der RtndSmetzger geht mit dem Bauer in den Kuhstall. Der Bauer zeigt ihm die Kühe und erzählt, wieviel sie täg lich Futter brauchen. Ter Metzger, der die Kühe dem Bauer abschwatzen will, fängt an zu lachen. „Was, Bauer, da bist du ja schön dumm, dje fressen dir ja die Haare vom Kopf! Jede Küh frißt ja für st> und so viel Mark Heu! Und fünfzig Kühe fressen fünfzig mal so viel, das macht so viel, daß du schon in zehn Jahren hättest ein reicher Mann sein müssen. Ta gibt «s nichts, die muß man schlachten. Wie sollst du denn sonst das Heu herkriegen, Tag für Lgg und Jabr für Jahr, um sie durchzubringen. Du arbeitest dich! ja zuschanden, und Mr wen? Für die faulen Kühe!" Run, aber den Baue» möchte ich sehen, der dann sein« Kühe schlachten läßt, ohne dem Metzger zu ant worten r ».Jawohl, aber sie kalben auch und täglich! habe ich so und so viel Liter Mich — und in der Woche so viel Pfund Butter, Ouqrk, Käse — nun rechne dir auch das mal zusammey." Nein, di« Hauptsache ist, daß wir die Milliarden f m Umlauf erhalten, sie arbeiten lassen in unserer Äolktz- Wirtschaft und nicht „Angstschlachtungen" vornehmen. Denn da hört die Mtlchproduktion auf und für die allzu schnell verkauft« Kuh bekommen wir nur den halben Wert ersetzt. Arbeiten und durchhalten müssen wir, dann wird «s un» gelingen, wieder Kochi« zukommen. Nationalversammlung. Westmr, 11. März. Di« Besprechung d«r Interpellation Wer di« ihr-, yäArung»frag«n wurde am Montag zu End« ge- führt, o hne daß st« noch bemerkenchverte Momente zu 'Page gefördert hätt«. Heute wurde di« Interpellation Arnstadt und Gen. über da» Verhältnis von Staat und Kirch« verhandelt. Asbg. Mumm (D.-N.) begründet dj« In terpellation mit der Erregung, die durch die beabsich tigte Trennung von Staat und Kirche in weite Volks kreise getragen worden sei. Ta kein Vertreter deS> zuständigen ReichSministe- riumS des Innern anwesend ist, verliest KolonialMinister Dr. Bett folgende im Reichskabinett festgestellte Erklärung: Wie den Interpellanten bekannt ist, besitzt da» Reich gegen wärtig keine Zuständigkeit auf dem Gebiete.des Unterrichtswesens. Wenn daher, wie in der Jnterpella- tton behauptet wird, gegen Recht und Gesetz einzelne Gliedstaaten tieje Eingriffe in die bisherige' Regelung de» Religionsunterrichts dorgenommen oder fstr das be ginnend« nm« Schuljahr vorgesehen hätten, wäre die Reichsregierung nicht in der Laa«, hierzu Stelluna zu nehmen. (Hört! hört! rechts.) Inwieweit in der Retchsverfassung normative Bestimmungen übep das Un terrichtswesen in den verschiedenen deutschen Ländern aufzunehmen sind, wird bei Beratung der Artikel "30 und 31 des Entwurfes einer Reichsverfassung im Vev- fassungSauSschuß zu prüfen fein. Auf diese Erklä rung muß sich die Reichsleitung bet der gegenwärtigen Rechtslage, insbesondere nach dem geltenden Verfassung-, recht, beschränken. ES folgt nun eine Erörterung, in der von deutsch nationalen Rednern die Existenzberechtigung deS Reli- atonsunterrichts in der Schul« ebenso energisch gefor dert, wie von sozialistischer Seit« bestritten wird. An der Nachmittagssitzung erklärt Abg. Weiß (Temokr.)r Ti« Beschwerden, die heut« dargelegt worden sind, korlnten recht gut bet 8 31 der Verfassung beraten werden. Wr wollen das Verhältnis von Kirche und Staat in möglichst religions freundlichem Sinne gelöst haben. (Sehr richtig! bei den Demokraten.) Wir brauchen di« theologischen Fakultäten der wissenschaftlichen Bedeutung der Univer sitäten wegen. Zu den hier besprochenen Erlassen kann ich den Standpunkt meiner FraMon dahin kennzeichnen: Wir stehen auf dem Standpunkt, daß die Ettern nicht gezwungen werden dürfen, gegen ihr Gewissen ihr« Kinder einem Unterricht zuzuführen, bei dem sie ge wissen Zwang und gewisse Bedrückung 'empfindest. Tie Religionsstunden sind oft mehr eine Plage al» eine Freude. Aber wegen dieser Mängel soll man den Re ligionsunterricht nicht aus der Schule heraus nehmen, sondern alle, Pädagogen und Theologen, weltliche und staatlich« Behörden, müssen daran arbei ten.. um eine durchgreifende inner« Reform de» Religionsupterrichts herbeizuführen. Tie Volksschule .hat die Aufgabe, das Kind auch in seinen religiösen An lagen zu einer vollen harmonischen Persönlichkeit zu er-, zkehen. Gewissenszwang übt auch derjenige aus, der den Religsonsunterricht aus der Volksschule entfernt und es damit Tausenden von Eltern unmöglich /nacht, ihre Kinder religiös zu erziehen. Wir haben nicht» mehr an wirtschaftlichen Gütern, prtr haben nur noch unser« Kinder und unsere Zukunft. Darum müssen wir un« von jetzt ab der Erziehung und Bildung unserer Ju gend mit erhöhter Aufmerksamkeit zuwenden. Vom Re» gierungStisch aus wurde das Stichwort gegeben: Pom Imperialismus zum Idealismus. Ich will «S dahin ändern: Vom Materialismus zum politischen und di daktischen Idealismus, damit «in feste», männliche», frei gesinnte», aber auch fromm «empfindende» Geschlecht er- zoaen wird. ^Lebhafter Beifall bet den Demokraten, recht» und im Zentrum. Der Redner wird beglückwünscht.) Tie weiter« Debatte ist unwesentlich. Sächsische Volkskammer. »««»den, 11. März Nachdem am Montag abend di« DeLatte über di« Mittel. stand»tnt«rp»llation zu Ende geführt war, folgte heut« Dienstag di« Beratung über «inen Antrag de» Abg. Scherf, fig (Soz.): Die Volkskammer voll« beschließen, di« Regierung um Vorlegung ein«» E«setz»entwurse» zu ersuchen, durch den «ine Neugestaltung de» Krei». und Bezirksverwaltungen und Vertretungen auf demokratische« Grundlage baldigst -er-eigr. führt wird. Abg. wild» (Soz.) begründet «inen «eiteren Antrag fol genden Wortlaute»! Die volk»kamm»r «oll» beschließen, di« Re gierung um beschleunigt« Vorlegung »ine» Gesttz»ntwurfe» zu er suchen, durch den 1. die Susammeufttu«, de» Gemelndeverttttunge« in bezug auf di« Gemeindevorstände und .ältesten, sowie deren Wahl, L die Zusamensetzung der Rat »toll egten und die Mahl ihrer Mitglieder im Sinne der Sicherstellung der demokra. tischen Verwaltung neu geregelt wird. Ein Antrag der Unabhängige«. Namen» der Fraktion der Unabhängigen begründet Abg. Müller, Leipzig, einen dritten, da» gleiche Gebiet behandeln den Antrag folgenden Inhalts: Die Volkskammer wolle beschlie ßen, die Regierung zu ersuchen, ein Notgesetz vorzulegen, da» di« Verwaltung der Gemeinden entsprechend den durch die Revolution geschaffenen Verhältnissen ungestaltet und alle dem entgegen stehenden Bestimmungen der alten Städte- und Gemeindeordnun gen aufhebt. Das Gesetz muß enthalten: 1. Aufhebung aller Bestimmungen, die die freie Selbstverwaltung der Gemeinden ein. schränken, Beseitigung de» Bestätigungsrechte». — L. Aufhebung aller Bestimmungen, die den Verwaltungsbehörden das Recht geben, die Amtszeit von Bürgermeistern, Stadträten, Gemeindevorständen und Eemelndeältesten zu verlängern und Auf. Hebung der aus Grund solcher Bestimmungen vorgenommenen Handlungen. — S. Beseitigung des Zweikammersystem, in den Städten mit revidierter Städteordnung. — 4. Zusicherung der Immunität für die gewählten Eemetndeoertreter. b. — Bestim mungen über die Gewährung von Entschädigung für Zeit, verlust und besondere Aufwendung an die Gemeindevertreter. — 8. Beseitigung des E em sind eältestensy sie m s und Auf hebung aller Bestimmungen der Landesgemeindeordnung, die sich auf die Tätigkeit der Gemeindeältesten beziehen. — 7. Beseiti gung des Stimmrecht» der Bürgermeister und Gemeindevorstände. Ministerialdirektor Dr. Schulze: Zu den von den Antragstellern aufgeworfenen Fragen könne nur dann Stellung genommen werden, wenn Gemeinden und Ge. meindeverbände vorher befragt würden. Auf alle Fälle müßten die Sachverständigen auf diesem Gebiete gehört werden. Experi mente müßten unbedingt unterbleiben. Die Regierung könne da her nur die Erklärung abgeben, daß sie die Reform der Gemeind«. Verwaltung in Angriff nehmen will, aber zu den zahl- reichen Punkten des letzten Antrages könne sie jetzt nicht Stellung nehmen. Die Aufsicht de» Staate» könne nicht ganz b«, seitigt werden, sie sei unabhängig von der Zuständigkeit der Ge meinden. Die völlige Beseitgung des Aufsichtsrechte» würde di« Auflösung des Staates herbeiführen. Es würden zahlreiche Stadt, republiken entstehen. Die Regierung könne dann nicht mehr di« Durchführung der Reichsgesetze gewährleisten und auch die Mi nister könnten der Volkskammer gegenüber keine Verantwortung mehr übernehmen. Die Frage, ob die gegenwärtige räumlich« Ausdehnung der Bezirksverbände aufrechterhalten blei, ben soll«, werde in Erwägung gezogen werden müssen. Die Re gierung würde es begrüßen, wenn der erste und dritte Antrag zur Ausschußberatung überwiesen würden. Für die Immunität der Gemeindevertreter könne sich die Regierung nicht erklären. Hier könnten die Eemeindevertreter nicht ohne weite res mit den Abgeordneten auf eine Stufe gestellt werden. Heber, Haupt sei diese Frag« nur auf dem Wege der Reichsgesehgebung zu regeln. Die demokratische Ausgestaltung der vorhandenen Selbstverwaltungskörper solle durch demnächst kommende Gesetze», vorlagen bewerkstelligt werden. Zunächst werd« ein« Vorlkw. über die Neugestaltung der Kreis- und Bezirksverwaltungen im Sinne des ersten Antrages kommen. Ein sofortiger Wechsel in der Zusammensetzung der Ratskollegien würde, da di« Stadtverordnetenkollegien fetzt zum größten Teile au» neuen Mit gliedern bestehen, «in gefährliches Experiment sein. Es sei des halb geboten, solche Wahlen erst gegen Ablauf de, Jahre» vor zunehmen. Eine Entschädigung für Zeitverlust der Gemeindever. tret« würde wohl nicht in dem im dritten Anträge geforderten Umfange nötig sein, da nach Einführung des Achtstundentage» ja viel freie Zeit für die Arbeit in den Gemeindevertretungen vor handen sein dürfte. Nach einer kurzen Debatte, an der sich Redner aller Parteien beteiligen, erklärt Minister Er. Gradnauer: Die Regierung werde eine Vorlage bringen, nach der»» allen Gemeinden, in denen ein lebhafter Wunsch danach besteht, mög lich sein wird, die Neuwahlen der Stadträte und Gemeindeältesten schnellsten» vorzunehmen. Dann wird der Antrag Wilde an. genommen. Di« Anträge Scherffig und Müller wer den dem Gesetzgebungsausschusse überwiesen. Nächste Sitzung Donnerstag. 7- Tagesordnung: Anträge und Interpellationen zur Wenden« und Tschechenfrage. Gin« Interpellation. Eingegangen ist folgend« Interpellation: Ist der Regierung bekannt, daß dt, sächsisch« Sisenbahndirektion 1« der vergangenen Woche Anweisung gegeben hat, die Eisen, bahnschienen der sächsischen Etaatsbahn in der Näh« von Wurzen aufzureißen, damit während de» Streik» in Leip zig die Zufuhr von Lebensmitteln und im besonderen di« Zufuhr von Milch für die Säugling« nach Leipzig unterbunden wird? Welche Stellung nimmt di» Negierung zu diesem vor, gehen der Eisenbahndirektton «in und wa» gedenkt st» zu tun, um >te Wiederholung solcher Handlungen zu verhindern? Die Mstsche Regierungskrise. Nach der von un» gestern mttgeteilten Weigerung der Un abhängigen, in di« sächsisch» Regierung «tnzutreten, muß mit der Möglichkeit «ine» rein mehr-« t»sozialtft1sche«