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MsdmfferTagMtt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und i Nr. 15 — 94. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Telegr.-Adr.: „Tageblatt' Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 18. Januar 1935 Du- .Wilsdruffer Tageblatt- erlcheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,- RM. tret Haus, bei Postdestellung i.W SiM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanstaltcn und Post- L8Äg°??°^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Kein Anspruch aus Li-scrung der Zeitung oder Kürzung Les Bezugspreises. Rücksendung e^ng^sandter"^ ersolgt nur, wenn Rückporto b-iliegl. . i letten Anzeigen iiderneh- erlischt. wenn der Betrag durch Klage etngezogen^ werden mutz oder der Aui7r°Ad^°7'^ Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtsbauvtmannschob Maikan d-- rat- zu Wilsdruff, d°s Forstreutamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicher^ St°LI. Ul ""deren Stände des Wilsdruffer Bezirks U '«-L-«LSL, - m7?wr?"t,"n^ Lühr' Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 - ".r Nicht zerreden! Austin Chamberlain, lange Jahre hindurch Englands Außenminister, ist alles andere als ein Freund Deutschlands; oft genug hat er es auf der Parlaments- tribüne und bei sonstigen Gelegenheiten offen aus gesprochen. Trotzdem hat er sich des gewaltigen Ein drucks nicht entziehen können, den die Abstimmung an der Saar nun einmal überall in der Welt gemacht hat. Auch das hat er erfreulicherweise offen aus gesprochen, und zwar in einem englischen Blatt, das im Gegensatz zu den anderen dortigen Zeitungen am 15. Januar sich nun nicht „umstellen* mutzte, in der „Daily Mail" nämlich. Nachdem er Adolf Hitlers Friedensgelübde begrützt har, fügt er eine Warnung an, die — leider — heute schon recht notwendig geworden zu sein scheint. „Der deutsche Patriotismus hat triumphiert, und es würde schlimmer als närrisch sein, wenn man die Bedeutung des Ergebnisses zerreden wollte." Es mag noch erwähn: werden, daß auch in dem führen den Blatt der englischen Arbeiterpartei, das scharf gegen das neue Deutschland eingestellt ist, ähnliche Aus führungen zu finden sind und darunter der Satz, man „habe in der Vergangenheit beobachten können, wie so manche gute Gelegenheit zur Förderung des Friedens durch Gerede und Gemurre zerstört worden sei". Gegen wen sich diese bittere, aber zutreffende Be merkung richtet, ergibt sich aus dem Vorhergehenden, wo die französische Forderung der Zerstörung „strategischer" Bahnen, Bahnhöfe, Kanäle usw. im Saar- gcbiet erwähnt wird. „Zerreden", — das ist das richtige Wort in einer Lage, wo die Gefahr auftaucht, das überraschend wuch tige Ergebnis der Saarabstimmung und seine natür lichen Auswirkungen gleichsam zermürben zu wollen. Zu diesen Auswirkungen gehört doch aber vor allem — was in den Reden des Führers und der Reichsminister stark zum Ausdruck kam — die loyale und vollständige Besei tigung der politischen Spannungen zwischen Deutschland und Frankreich! Die Ausräumung der „letzten territorialen Streitfrage" zwischen den beiden Ländern ist aber auch eine jener „guten Gelegenheiten", auf die der „Daily Herald" an spielt. Es ist ganz unmöglich, daß sie ..durch Gerede und Gemurre zerstört" oder auch nur gefährdet werden darf. Müßte nicht in allererster Linie der Völkerbund selbst dafür sorgen? Ihm hat soeben der französische Ministerpräsident Flandin attestiert, in der Rolle als „Erhalter des Friedens und Organisator der internatio nalen Sicherheit einen großen Erfolg errungen zu haben". Na, schön! Aber dann hat besagter Völkerbund auch die Pflicht und Schuldigkeit, dafür zu sorgen, daß nun daraus auch für das Saargebiet und Deutschland sofort die notwendigen Folgerungen gezogen und die Versuche, im Anschluß daran den Frieden zu fördern und die inter nationale Sicherheit zu garantieren, von vornherein nicht „zerredet" werden. Ein offenes „Geheimnis" ist es schon gar nicht mehr, daß von verschiedenen Seiten aus geplant wird, Deutschland wieder nach Genf zurückzuholen. Wie sich Deutschland dazu stellt, wird die Zukunft zeigen, — aber sehr wesentlich wird es dabei sein, wie der Völker bund selbst seine Aufgabe als Treuhänder des Saar- kebietes — die nicht nur ein Recht, sondern vor allem eine Pflicht enthält — nun nach der Abstimmung zu Ende sühn. Auf eine rasche und klare Entscheidung, auf ein schnelles Herauskommen aus dem unerträglichen Zwischen- zustand drängt auch besonders die jetzt im Saargebiet ent standene wirtschaftliche Lage hin. Die französische Zollgrenze, die dieses Gebiet umschloß, ist teilweise an die französische Grenze selbst zurückverlegt worden. Dort werden z. B. nur noch Waren saarländischen Ursprungs über die Grenze gelassen, nicht aber deutsche Waren, auch wenn diese schon — natürlich verzollt — über die saar ländische Grenze befördert worden sind. Auch sonst lastet die Hinauszögerung der endgültigen Regelung wirtschaft lich und besonders kreditpolitisch schwer auf dem Land, in dem Frankreich für reichlich 600 Millionen Mark Kapita lien und Kredite investiert hat. Die Anfänge zur Regelung aller nach der Abstimmung entstehenden Wirtschafts., Sozial- und Finanzfragen reichen bis zu den Verhandlungen in Rom im Dezember vergangenen Jahres zurück; damals wurde ein ganzes Programm ausgestellt, von dem nur ein Teil erledigt wurde. Ministerpräsident Flandin hat aber erklärt, daß sich die noch übrigen Fragen „leicht regeln" lasten würden. In folgedessen stünde dem doch gar nichts entgegen, daß der Völkerbund sofort die Rückgliederung des Saar- gcbietes an Deutschland beschließt und gleichzeitig einen kurzfristigen Termin festsetzt, an dem dann die wirkliche Rückgabe dieses Gebietes erfolgt. So wenigstens sollte man glaubenI Aber über jenes römische Programm hinaus sind nun von Frankreich noch weitere Forderungen ausgestellt worden, die ja auch der oben zitierte „Daily Herald" erwähnte. Das sind Forde rungen nach einer „Entmilitarisierung" des Saargebiets, die noch beträchtlich selbst über die Ent- waffnungsbestimmunaen von Versailles Ungeteilte Rückgabe ües Saar- gebiets sm I. Märr ltzZS. »«rekte Sefprechungen Zwischen SerUn una Der Völkerbundsrat hat am Donnerstagabend um 20 Uhr 50 einstimmig die ungeteilte Zuteilung des Saar- gebictes an Deutschland beschlossen und den Zeitpunkt der Rückgliederung aus den 1. März 1935 scstgelegt. Dieser Beschluß süßt auf einer Einigung zwischen Deutschland, Frankreich und dem Drcierausschuß unter Vorsitz des Barons Aloisi, die im Laufe des späten Donnerstagnachmittags in Gens zustande kam. Grundlage dieser Einigung ist die Entscheidung der französischen Regierung, von den bisher ausgestellten Forderungen in der Form einer Vorbedingung für den Rückgabebcschlutz abzugehen. Die noch offenstchcnden Fragen, besonders die Frage der Entmilitarisierung, wer den in diplomatischen Verhandlungen zwischen Deutsch land und Frankreich verhandelt, und zwar in der Form, daß eine Angleichung der Bestimmungen über die ent militarisierte Zone für das linke Rheinufer auch für das Saargebict vereinbart wird. Sonderbcstimmungen für das Saargebiet kommen nicht in Betracht. Die weiteren technischen Abwicklungsverhandlungen, die noch für die Rückgabe der Saar geführt werden müssen, werden in einer Konferenz in Rom erledigt. Es handelt sich um die Regelung aller Fragen, die in der Dezember-Verhandlung nicht mehr behandelt werden konnten. Paris über Me entmiiilarisierung aer Sediels. Die französische Regierung mutzte im Laufe des Donnerstag nachmittag in Genf erkennen, daß der Völkerbundsrat nicht bereit war, sich auf die Behandlung von Forderungen einzulassen, die nicht zu seinen Vollmachten gehören. Das bezog sich auch auf das Problem der entmilitarisierten Zone. Der französische Außenminister entschloß sich daraufhin, die von einzelnen Referenten der französischen Delegation auf geworfenen Probleme in der bisherigen Form zurück- z u z i e h e n. Die diplomatischen Verhandlungen zwischen Deutschland und Frankreich werden hoffentlich im Sinne jener Verständigungslinie geführt, die auch bei den römischen Verhandlungen im November und Dezember zutage trat und damals die Einigung er möglichte. Rückkehr unter vollster Souveränität. Fest steht endgültig, daß die Saar zu Deutschland unter vollster Souveränität zuriickkehrt, und zwar auf Grund der römischen Vereinbarungen vom November und vom Dezember sowie auf Grund der noch ausstehenden Vereinbarungen in den neuen römischen Ver handlungen. Am 1. März 1935 hören alle Vollmachten der Regie- rungskommisston und der Abstimmungskommisfion auf. über die Vollmachten des O b e rft e n A b st i m m u n g s- gerichts sind bei den ersten römischen Verhandlungen Vereinbarungen getroffen, die jetzt wahrscheinlich auf Grund des überwältigenden Sieges des deutschen Volks tums noch abgeändert werden. Vie Sitzung äes ^ölkrrbunäsrates. Zu Beginn der bedeutsamen Sitzung des Völker bundsrates teilte der Berichterstatter dem ^stat noch folgende, später vom Rat angenommene Entschlie ßung des Dreierausschusses für die Saar frage mit: Oie Entschließung des Oreierausfchusses. 1. Der Rat beschließt die Vereinigung des ungeteil ten Saargebietes mit Deutschland so wie es in Artikel 48 des. Versailler Vertrages festgelsgt üst unter den Bedingun gen, die aus diesem Vertrag hervorgehen und zugleich mit den besonderen Verpflichtungen, die im Zusammen hang mit der Volksabstimmung eingegangen worden sind. 2. Der Rat setzt den 1. März 1935 als Zeitpunkt der Wiedereinsetzung Deutschlands in die Regierungsrechte des Saargebiets fest. 3. Der Rat beauftragt seinen Ausschuß in Verbin dung mit der deutschen Regierung, der französischen Re gierung und der Negierunaskommission des Saaraebiets. die Bestimmungen sestzu.setzen, die im Hinblw auf den Wechsel der Regierung im Saargebiet erforderlich sind, ebenso wie die Ausführungsbestimmungen der obenge nannten Verpflichtungen. In dem Fall, daß diese Be stimmungen nicht bis zum 15. Februar 1935 festgesetzt werden können, wird der Dreierausschuß dem Völker bundsrat seine Vorschläge unterbreiten. Dieser würde dann die notwendigen Entscheidungen treffen. Zuvor hatte der Berichterstatter dem Rat mitgeteilt, die Mitglieder des Dreicrausschusses hätten fest, gestellt, daß die Bevölkerung des Saargebietes in allen Abstimmungsbezirken sich mit Mehrheit für den Anschluß an Deutschland ausgesprochen habe. Der Völkerbundsrat müsse nach dem Vertrage nunmehr über die Souveränität entscheiden, unter die das Saar gebiet unter Berücksichtigung des von der Bevölkerung ausgesprochenen Wunsches gestellt werden solle. Laval anlwsrlrt äem Whrer. Der französische Außenminister Laval gab sodann eine wichtige Erklärung ab. Er führte aus: Das Saarvolk hat sein Schicksal frei gewählt. Der Völker bundsrat muß die Rückgliederung der Saar an Deutsch land beschließen. Indem Frankreich, wie ich erklärt hatte, die Volksabstimmung im voraus angenommen hat, hat es seine Treue zu dem Grundsatz der Vertragscinhaltung bewiesen. Der Völkerbund hat wieder einmal der Sache des Friedens einen Dienst geleistet, indem er dieses heikle Problem, das eine Konfliktsursache zwischen zwei großen Völkern sein konnte, auf der ihm zukommenden inter nationalen Ebene gehalten und gelöst hat. hinausgehen. So etwas kommt für Deutschland gar nicht in Frage! Die Entmilitarisierung des Nheinlandes ist ja an sich schon eine schwere Einschränkung deutscher Hoheitsrechte auf eigenem Gebiet, und eine noch weitergehende Sonderbestimmung für das Saargebiet vorschlagen wollen, das schon an sich unmittelbar vor den Geschützmündungen der französischen Befestigungslinic liegt, könnte leicht dazu führen, wieder einmal „eine gute Gelegenheit zur Förderung des Friedens durch Gerede und Gemurre zu zerstören" und hieße, „die Bedeutung ocs Abstimmungsergebnisses zerreden" zu wollen. Dr. Pr. Ehe die Vereinigung mit Deutschland verwirklicht werden kann, bleiben wichtige Fragen zu regeln. Die Entschließung die wir annehmen wollen, stellt dem Dreierausschutz eine wichtige Aufgabe. Er muß im Be nehmen mit den beiden interessierten Negierungen und der Regierungskommission uns die Bedingungen Vorschlägen, unter denen der Übergang der Souveränität erfolgen soll, und die verschiedenen Formen der Liquidierung des gegenwärtigen Regimes aus- arbciten. Der Völkerbundsrat wird so eine der heikelsten Missionen zu erfüllen haben, die ihm durch den Vertrag zugewiesen worden sind. . , Der Regierungschef des Deutschen Reiches hat sich vor gestern an die Saarländer gewandt und hat ihnen gesagt, daß ihre Rückkehr zum deutschen Vaterland Makel behaftet sein dürfe, und daß sic die höchste D,sz»P 'n bewahren müßten. Durch diese Sprache hat Reichskanzler Hitler, dessen bin ich sicher, semen Willen aussprcchen wollen, daß alle Repressalien gegen diejenigen vermieden werden die von ihrer vertraglichen Mcmungs- und Ab- stimmungsfrcihcit Gebrauch gemacht haben. Sic müssen die Garantie ihrer Sicherheit in den Verpflichtungen fin- ttAn^hrcs^ ''a^Die v7s"ist di^ folge».