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AAL-KN über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Sech st er Jahrgang. Preis für dm Jahrgang bei Bestellung von der Post Nrugroschm, bei Beziehung dcL Blattes durch Botengelegenhelk 15 Ncugroschen. 6. Erscheint jeden Donnerstag. 11. 1841 Der Rhein. Gedicht von R. E. Prutz '). Der deutsche Rhein —! Wie klingt daS Wort so mächtig! Schon sehn wir ihn, den goldig grünen Strom, Mil Heilern Städten, Burgen stolz und prächtig, Die Lurlei dort und dort den Kölner Dom! Der freie Rhein —! Gedächlniß unsrer Siege, Du mir dem Blut der Edelsten getauft, Ruhm unsrer Väter, die im heil'geg Kriege Mit Liedern nicht, mit Schwertern dich erkauft! Ich sah ihn auch —: es war ein böses Zeichen, Novcmbcrwolkcn hingen drüber hin; Nicht strömen, nein! mich dünkt, ich sah sie schleichen, Die goldne Fluth, wie eine Bettlerin; Als klagte sie, daß noch mit Zoll und Banden Sie ungestraft der Fremdling knechten darf, Daß noch ein Wort, verfälscht und mißverstanden, Sie von des Meeres keuschem Busen warf! ') Das obstehcndc, bei Otto Wigand hn Leipzig rrschiencne Gedicht, daS uns von dem Dichter selbst als eine wcrthe Neujahrsgabe mitgctheilt worden ist, hat zwar schon in mehren Zeitschriften (unter andern in den „Sächsischen Va terlands-Blättern" und im „Vcigtländischen Anzeiger") Auf nahme und Verbreitung gefunden. Wir tragen jedoch dasselbe auch in unserem Blatte noch abdrucken zu lassen schon aus dem Grunde kein Bedenken, weil viele unserer Leser uns wieder holt dazu aufgcfordcrt haben. Und da zudem in der neueren Zeit (in der „Leipziger Allgemeinen Zeitung" aus Berlin und im „Dresdner Anzeiger") Stimmen laut geworden sind, welche die Tendenz dieses Gedichtes gern verdächtigen und seinen In halt als — unpatriotisch und untcutsch bezeichnen möchten, wir aber im Gegentheil nicht allein in dem Gedichte nur die Ergießungen eines wahrhaft tcutschcn Gcmüthes finden, sondern auch den Dichter nur als teutschen Patrioten ken- Zch sah das Land — die Traube sah ich reifen, Die rechte Milch, um Männer groß zu ziehn! Ließ weit hinaus mein staunend Auge schweifen, Dem nie ein Traumbild lieblicher erschien. Ein lautes Echo donnernd forlzutragen, Schien Strom und Thal und Felsen mir bereit; Doch—grad heraus! man darf das Wort nicht wagen, DaS freie Wort, Ihr wißt cs, ist gefeit! Wer hat nun^Rccht, zu sagen und zu.singen Vom deutschen Rhein, vom freien deutschen Sohn? D diese Lieder, die so muthig klingen, Beim ew'gen Gott! sie dünken mich wie Hohn. Ja wolltet Ihr erwägen und bedenken, Welch stolzes Wort von Eurer Lippe kam, Ihr müßtet ja die Augen niedersenken Mit biltern Thcanen, voller Zorn und Scham. — Es gilt nicht Dir, der Du zuerst gesungen DaS stolze Wort vom freien deutschen Rhein, Das durch die Welt sich adlerglcich geschwungen — Dich schließ' im Geist in meinen Arm ich ein! Aus voller Brust ist Dir das Lied gequollen Und nicht im Käsichc hast Du es bewahrt: Frei fliegt es hin, wohin die Winde wollen — Du ihaccst Recht! und das ist Sängerart. ncn, der sieb in Bezug auf seine vaterländischen Gesinnungen jenen unbekannten Eiferern aus Berlin und Dresden gewiß und wenigstens an die Seite stellen kann-, so geben wir da« Gedicht unseren Lesern zugleich als einen Beweis, daß wir der Meinung, die sich in jenen Einzelstimmen aus Berlin und Dresden kund gegeben hat, nicht sind. Die Redakzio».