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DrM fSrtzM» Birrteljahr 1'/, Mr.; We «l»z«rne «Nunn« S Rtzr. Gountog. Die Zeitung «rschchlt »Ü«»wn«bMtdeS Montags täglich und wird <Mchmit»g« e fftz'r a>rs- g.grd«n. Rt. «8. - 27. April 185«. Deutsche MgMillt Zeitung. -Bahrheit und Rcchk, Freiheit und Srsch!» Zu beziehe» durch alle Postämter de» 3n- unk All-iande«, sowie durch die Grpedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). JnsertionSgebühr für den Raum einer Zette S Rgr. Die Abrechnung, v«. «r-Aechzta, 2S. Aplit. Wir k»«mm Ntm noch zu Deutschland m»d seine« beidrti Großmächttn. Wenn man dm officivsen Blattern wo« Wien und B«li« Gkouben ^henken sollte, st> wäre keine andere Macht so glunjvoll «ad mit vxllständlgir Erreichung ihres vevgesteckton Zwecks aus der europäischen Verwickelung heev»vg«ga»gm als diese beiden. Nur frei lich behaupt»« die« jede wiederum nur von sich und leugnet es von der »n- diern. Ovstterrich rühmt sich, daß der Friede sttn Wett sei, und daß fein bloße» Dvohrn Mehr vermocht habr «iS die jahrelangen Anstrengm»s«n der -Haiden Wtstma'chtt, lind e« gründet darauf entschiedene Ansprüche an die Dankbarkeit des ganzen Europa, fpeeick aber Deutschland». Preußen sei- uerfeit» ist stotz darauf, daß es von der vom ersten Augenblick an sich vor- gquichnetm Sich« strenger Neutralität auch nicht «in Haarbreit abgewichen und trotz derselbe« dennoch -von tun unterhandelnden Mächten zur Lheil- «ahme an dem Feieden-werk» ansbrüMch «ingeladen worden sei. Es glaubt fich beshutb eineS noch größern Erfolgs al» Oesterreich, welche» doch de- Mrttnbr Opfer durch feint Truppen« »Wellung gebracht habr, «nb folglich einer Noch klüger» Politik rühänrn zu dürfen. Wir Deutsche könnten es «ws gern grßallen hoffen, ja wir dürsten uns darüber freuen, wenn unsere betdon Schutzmächte nstrßlich so große Erfölge um fo geringen Preis errun gen hätten. Denn was sie erringen, das müßte eigentlich auch, uns xu- güte kommrn, mW je geringer die Opfer dafür sind, desto besser für Deutsch- land, dem ja di« Kräfte jener beiden Staaten mit angehören. So sollte es freilich ftin, aber ist -dem auch wirklich so? Ist die Politik, welche Oesterreich und Preußen für sich einschlagen zu sollen geglaubt haben, auch für Deutschland ersprießlich gewesen? Ja, hat sie auch nur diesen Mäch ten selbst «inen Borcheil, einen Zuwachs an Macht ober Ansehen verschafft, «eich« wenigstens indirekt Deutschland zugute käme? Diese beiden Fragen wollen wir jetzt erörtern. Gleich, beim Beginn Ler Krisis ist es ausgesprochen wovden, daß für Deutschland diese Frage-eine doppelte'Seite habe, eine allgemein europäische und cinespenfisch deutsche. Um bei der legten anzufangen, so kam es darauf an, bei dÜser Gelegenheit Deutschland in die Reihe der Großmächte einzu führen, ihm »ine seiner würdige Machtentfaltung und Machtstellung zu v«rfchaffen, dadurch zugleich lange fühlbare Schäden seines Organismus zu Hillen, tiefe klaffende Gegensätze in seinem Annern zu- versöhnen. Für die beiden Großmächte war hier »ine Bahn de» Selsten Wetteifers eröffnet, de- ron entschlossene Beschreitung große und schöne Erfolge für sie selbst wie für die Nation in Aussicht stellte. An Worten hat öS auch in dieser Rich tung nicht gefehlt, wol aber an Thaten Ein kühner entscheidender Anstoß, welcher die schwerbewegliche und leicht auScmandsrfallende Muffe der deut sche» Föderation dennoch wol zu einem riaheitlichen Handeln hätte vorwärts- drängeu mögen, ward von keiner Seite gegeben, und die mit halber Gchwen- kung zu den Wdstmächten gewandte Politik Oesterreichs, wie die ebenso weit zu Rußland hinüberneigende der Bamberger, endlich die anscheinend völlige Indifferenz Preußens waren nur verschiedene Grade oder, richtiger gesagt, Formet» «mir die Lhat scheuenden, nicht sie suchenden Politik, Dank dieser Politik, steht Deutschland beim Abschluß jener großen Katastrophe so gespalten in sich, so schwach in seiner iimern Organisation, so bedeutungs los «ach a«ß«n da, wie nur je zuvor, und wenn man ihm vorrechnet, wie viel zs erspart habe, indem es der actiqen Theilnahme am Krieg überho- ben ward, so dürfen wir billig entgegenfragen: welche Gcwinnste dum die bedeutenden Ausgaben aufwicgen, die es für eine unfruchtbare und rühm- lose Aritgs^ereidast gemacht hat? Abgesehen aber auch von dieser Frage der directen Md aktiven Betheiligung Deutschlands selbst an der Entschei dung einer großen europäischen Angelegenheit, gab es dabei allerhand wich tige Gebiets- und Machtinterrffen dieses Landes, welche unmittelbar oder mittelbar hier einschlugen, zu vertreten. Wir wollen nicht davon sprechen, daß die Iurückdräugung Rußlands aus der weit vorspripgenden Position, die es gegen das Centrum Deutschlands eingenommen hat und durch welche «» dessen beide Hauptstädte flankirt, für alle Zeiten eine Aufgabe von vi tales Wichtigkeit für uns sein wird. Aber auch von den zwei deutschen Le- Lepßfragen specirller Natur, der freien Donauschiffahrt und der Befrei:mg Marr Nordgrenze von russischem Einfluß ^mit einem Worte der dänischen Krage) ist die eine.ohne Suthun der deutsche« Mächte durch das Schwert da» Auslandes gehöst wnrden , die andere, infolge eben diese» stillschweigen den Züschens, völlig ungelöst geblieben. Auf alle Kalle hat also Deutsch, lqnb wepig Ursache, mit der Rolle, die es in dieM Kriege gespielt, be- s-zcher» Machen,zu s«n oder der u»zgewiffen.Zukunft, welche hinter dem so überraschenden HÄtbevLschluK lauert, in beruhigür Ätimmung, mit fe- ssW Bntrauen auf sich und seine beiden Schu-mächt» «»t-e-mzugehen. Fragen wir bei unserer Abrechnung endlich dem Gewinne nach, den jede der beiden deutschen Großmächte für sich, auf eigen« Hand, gemacht hat, so erscheint »ms auch dieser als ein ziemlich zweideutiger. Offenbar hatte Oesterreich, als es sich mit den Westmächten io ein Bündmß gegen Ruß land einließ, dabei noch etwas Anderis in Absicht als die bloße Befriedi gung des Kitzels, diesem letzter» zu zeigen, daß man seiner nicht mehr be dürfe, und jenen erster«, daß sie Oesterreichs nicht entbehren könnten. Vielmehr lag jedenfalls irgendein Zuwachs, sei es an G«biet oder an Macht- einfluß in den Absichten und Hoffnungen Oesterreichs. Unter allen Umstän den wären die Millionen, die man für die Truppenaufstellung in den Do naufürstenthümern und an der russischen Grenze verausgabt hat, schlecht angelegt, wenn mau damit, wie die Sachen nun liegen, nichts weiter er- kauft hätte als eine Täuschung und daraus folgende Verstimmung auf Sei- ten der beiden mächtigen Staaten des Westens und die unauslöschliche Er- bitterung des tief verletzten und doch nicht geschwächten gewaltigen Nach bars. Wenn aber Oesterreich etwa auf ein bleibende- Proteckorat über die Donaufürstenthümer oder eine sonstige materielle oder politische Erwerbung in jenen Gegenden spcculirt hak, so wird ihm die Hast, womit seine bis herigen Bundesgenossen auf die Zurückziehung seiner Truppen au» jenen Ländern drängen, die beste Antwort auf die Frage geben, ob man wol ge- neigt sei, ihtn irgendein solches Zugeständniß zu machen. Die Sprache fer ner, welche es allen Berichten zufolge bek Berührung der italienischen Frage (mag diese nun auf dem Congreffe oder außerhalb desselben stattgefunden haben) von England hat hören müssen, wird ihm beweisen, wessen es über haupt von jener Seite her sich zu gewärtigen hat, und wenn es sich eines bessern Dankes von Frankreich versieht, mit welchem eS im gqnzen Laufe dieser Angelegenheit immer viel engere Beziehungen gepflogen hat als mit England, so vergesse es nur nicht, daß ein thatkräfliger Feind, den man als solchen kennen und achten gelernt hat, nach beendigtem Kampfe ein willkommenerer Freund ist als ein Bundesgenosse, dessen Entschlossenheit dir Probe nicht bestand?» hat. Was Preußen betrifft, so steht dessen Abrechnung insofern jedcnfav» beffer als die Oesterreichs, al» ihm sein« strenge Neutralität bei wri:em nicht soviel Opfer gekostet hat wie der andern Großmacht ihre halbe und »sch unzulängliche Aktivität, während andererseits man wol behaupten darf, daß vor dem moralischen Unheil der öffentlichen Meinung wie vor dem politi schen der Eabrneke, nach dem Ausgange, welchen die Dinge genommen haben, jme ungefähr ebenso schwer wiegt als diese. Wenn wir gleichtvol auch die Bilanz Preußen- unbefriedigend finden, fo geschieht dies nach dem einfachen kaufmännischen Calcul, wonach rin Geschäftsmann Dasjenige noch für keine gelungene Spcculation ansieht, wobei er nur eben fein Capital ohne Verlust oder mit einem ganz dürftigen Zins wieder zurückbekomm«, hat. Eine Machtstellung wie die Preußens ist ein solches Capital und das ist keine richtige Politik, die mit diesem Capital nicht zu wuchern »er steht. Wenn Preußen sich daran genügen läßt, in weltgeschichtlichen Mo menten, wo um das Gleichgewicht Europas gekämpft wird, nur soviel zu erlangen, daß man es ruhig beiseite stehen und ganz zuletzt, wenn Alles fertig und entschieden ist, seinen Namen mit unter di« von d«n Andern festgestellten Verträge setzen läßt, dann allerdings ist solch ein bescheidener Anspruch leicht zu befriedigen. Der Schöpfer der Großmacht Prenßv, Friedrich ll., dachte freilich so nicht. Wenn dieser große König damals, in dem brennenden Gefühl der unzureichenden äußern Macht seines klein««, zerstückelten Staats von noch nickt sechs Millionen Einwohnern, mit halb neidischem, halb vorwurfsvollem Blicke auf den schwachen Beherrscher Frank reichs in die Worte ausbrach: „Wäre ich König von Frankreich, so sollte ohne meinen Willen in ganz Europa keine Kanone gelöst werden" — gewiß, er würde, wenn er das dermaligr Preußen, an Bevölkerung und militävischen Kräften txm damaligen Frankreich nicht nachstehend, und daS zu ihm ge hörige Deutschland sähe, jenen kühnen Ausspruch nicht mehr als sehnsüch tigen Wunsch, sondern als felbsteigenm diewtorischrn Entschluß verkündcn >md bithätigen. In politischen Dingen sind auch der rechte Moment und die günstige Gelegenheit ein Capital, und zwar ein sehr nxrchvvllt» und gmvöhnlich u«nned«rbringliche». Prcllßen, indem «» die orirmalisthe Krisis vorübergehen ließ, ohne seine Position m Deutschland verstärken, ohne di« schwachen Seiten ftinrr Stellung im Osten und im Nooden nachdrück, lich zu vukessern, hat daher unter allen Umstömd«n«iel, sehr viel verloren. »Und Deutschland mit ihm! * sstsch l er u H. Preußen. Berlin, 25.April. Die Berliner Börsen-Zeitung sagt: „Es wird, wie wir erfahr««, hier ein« amtliche Ausgabe des Friedens- v«rtrag» und der demselben zugrunde liegenden Protokolle der CMsrppz-