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ergebene M 7 'M ist. hem Maße be- hren zu wolle" as sorgfältigste u. erungs-Gesell' Entschädig»'!? rung einest bschützung de> i. GemeiB' >e. n. rf- leischermstr > irre littag 2 llb> ^s- druff. «Pril, »aschel , VI> I KN" md Umgeg^ lichst ein 0! iuM> h. Zweites Blatt. WenM für Mckuss Tharandt, Nassen, Siebenlehn nnd die UMMden. SS Pf, Ns. 49 Sonnabend, den 2». Aprtl 188« «SS ' Imlsbtsll für die Agl. AmLshauptmanirschaft Aleißen^ für das Rgl. 2lmtsgerichL und den ^tadtrath zu Wilsdruffs sowie für das Agl. ^orstrentamt zu Tharandt. Erscheint'wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Poft bezogen 1 Mk. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — VrrmwvvrttiL? für die Redaktion H A. Berger daielbst. Zum Sonntags Jubilate. Psalm 16, V. 8: Ich habe den HErrn allezeit vor Augen, denn Er ist mir zur Rechten, darum werde ich wohl bleiben. Was der Apostel Paulus den Thessalonichern schreibt: Betet ohne Unterlaß! was manchem Bibellescr unerfüllbar, manchem wackeren Christen zu viel gefordert scheint, oas hat der könig liche Dichter des 16. Psalms lange vor Paulus bereits erfüllt. Wer wie David bezeugen kann: Ich habe den HErrn alle zeit vor Augen (wörtlich: ich stelle Jehovah mir vor allezeit!), t er ist eben „ein Beter ohne Unterlaß." Denn das Wesen des Debets ist nicht das Bewegen der Lippen zu bestimmter Stunde, nicht einmal das Sprechen zu Gott aus Herzensgrund, sondern ganz allgemein der Verkehr mit Gott. Ihn allezeit vor Augen laben, so daß Er der unverrückbare Mittelpunkt meines Denkens und Empfindens ist, das heißt in Wahrheit beten. Und danach täglich treuer zu streben muß allerdings jeder Christ sich ent schließen. Du brauchst nicht klösterliche Einsamkeit oufzusuchen, "'cht von der Welt dich zurückzuziehen, um zu erreichen, daß du den HErrn allezeit vor Augen hast. David lebte mitten IN der Welt, wenn er auch freilich ein Freund stiller Stunden war. Nicht durch Weltsucht, sondern durch Wellüberwindung bringt der Mensch es fertig, das Zentrum seines Seelenlebens IN Gott zu sehen. Obgleich das nicht leicht ist, so wird es doch wesentlich leichter dadurch, daß Gott selber uns dabei Hilst. Er-st mir zur Rechten! bezeugt David weiter, ich wanke nicht. Wer Goli den HErrn sucht, den sucht Gott wieder, und die Anziehungs kraft, die Er auf uns auLübt, ist gegenseitig. Er verhindert durch Seinen Geist, daß die Seele des Cbristen, Kat sie Ibn einmal als Mittelpunkt genommen, ein anderes Zentrum be komme, zu wanken beginne. Schau in die knospende, schwellende Frühlingsnatur draußen. Wohin strecken sich alle tausend junge Pflänzlein, sobald sie aus dem dunkeln Schoß der Erde hervorgebrochen sind? Nachdem Sonnenlicht — sie suchen die Sonne; allen Hemmnissen zum Trotz beugen sie sich weit vor, dem himmlischen Glanze ent gegen. Die Menschenseele, aus dem Dunkel ihrer Sünde er löst, muß sich ihrem Erlöser entgegesistrecken, mit allen Fasern der Sonne ihrer Gerechtigkeit sich zuneigen — sonst verkümmert, verdirbt die Seele. Wohlan, laßt uns den HErrn allezeit vor Augen haben; Er hilft uns, denn Er ist uns zur Rechten, so werden wir nicht wanken! Vie politische Krisis in Frankreich. Mit einem scharfen Mißtrauensvotum gegen das radikale Kabinet Bourgeois war der französische Senat in seine Oster ferien gegangen, mit einer Erneuerung dieser feindseligen Kund gebung hat die genannte Körperschaft ihre nachösterlichen Ver handlungen jetzt wieder ausgenommen. Für die erste Sitzung des Senats nach der Osterpause, für diejenige vom 21. April, stand die Abstimmung über die Madagaskar-Kredite aus der Tagesordnung, aber der gemäßigt-republikanische Senator DemSle beantragte, diese Abstimmung zu verschieben, bis ein neues Kabimt gebildet sei, welches das Vertrauen beider Kammern besitze. Dieser also ein neues unzweideutiges Mißtrauens votum gegen die jetzige radikale Regierung enthaltende Antrag wurde denn auch mit 171 gegen 90 Stimmen genehmigt, wo rauf die Minister sofort zu einer Berathung über die durch diesen jüngsten Senatsbeschluß geschaffene schwierige Lage zu sammentraten. Da« Ergebniß der Berathung war, daß das Ministerium im Prinzip beschloß, zurückzutretm, da es unter den obwaltenden Umständen die Geschäfte nicht länger zu führen können glaubt, und daß es weiter die Deputictenkammer sofort wieder einberief, um ihr die Gründe für den Rücktrittsentschluß des Kabinets bekannt zu geben. Das Ministerium Bourgeois ist also nun doch mürbe ge worden, nachdem es bislang zweimal schon den klipp und klar ausgesprochenen Mißtrauenskundgebungen des Senats getrotzt hatte, dank der der Regierung günstigen Stellungnahme des anderen Hauses. Allerdings erscheint die Möglichkeit noch keines wegs ganz ausgeschlossen, daß die Regierung, wenn sie jetzt von der Deputirtenkammer wiederum ein Vertrauensvotum er halten sollte, sich von ihren Freunden in beiden Häusern be stimmen lassen wird, doch noch einmal auszuhalten und gestützt aus die Volksvertretung, den Verfassungskampf mit der anti- radikalen M-hrheit des Senats nunmehr mit aller Energie und Rücksichtslosigkeit aufzunehmen. Aber dos ist doch noch nur eine sehr entfernte Möglichkeit; die Annahme liegt viel näher, daß das Kabinet Bourgeois die Sache satt bekommen hat und geben wird, da es sich doch wohl nicht die Kraft zu traut, den Kampf gegen die oppositionelle Mehrheit des Senats unter allen Umständen siegreich durchzuführen. Die Stellung des Mmisteriums war schon bislang insofern eine heikle, als es in der Deputirtenkammer nichts weniger als eine einheitliche und zuverlässige Mehrheit besaß, sondern mit auf das groß- müthige Wohlwollen der gemäßigten Republikaner angewiesen war. Um jedoch in einem Kampf auf Tod und Leben mit dem Senat erfolgreich bleiben zu können, dazu bedürfte das bis herige Kabinet einer geschloffenen radikalen Mehrheit im anderen Hause, daß indessen Neuwahlen eine solche bringen könnten, sies muß als ausgeschlossen gelten, daher ist es allerdings das Beste für die radikale Regierung, wenn sie jetzt zurücktrilt. Das Ministerium Bourgeois war dem wegen des Süd- bahnskandals zu Fall gekommenen Ministerium Ribot Anfang November vorigen Jahres im Amte nachgefolgt, und wider alles Erwarten verstand es die neue Regierung, ihre parlamentarische Stellung rasch und geschickt zu befestigen, obwohl doch ihre An hänger in der Deputirtenkammer erheblich in der Minderheit waren. Das radikale Regime operirte mit unleugbarer Ge wandtheit und Kühnheit und auch mit dem nöthigen Glück, bis es zunächst den großen Fehler beging, sich durch seine neue Einkommensteuervorlage mit der Deputirtenkammer und der öffmilichen Meinung des Landes in Zwiespalt zu setzen. Hierzu geieltte sich dann noch ein zweiter verhängnißvoller Fehler in oer auswärtigen Politik, den die unglückliche Behandlung der Dongola-Affaire durch das Kabinet Bourgeois darstellte, welcher Schaden auch durch die Entfernung des Ministers des Aus wärtigen Beribelot, aus der Regierung nicht wieder völlig gut gemaLt werden konnte. Jetzt scheint nun das radikale Kabinet angesichts der fortgesetzten Niederlagen im Senat denn doch das Unhaltbare seiner Position erkannt haben, und so wird e« wohl endlich abtreten, um voraussichtlich wieder einem opportu nistischen Kabinet Platz zu machen. Aus dem dunklen Paris. Kriminalistische Skizzen von Paul Lindenberg. (Nachdruck verboten.) XII. Die Conciergerie und ihre Erinnerungen an Lie Revolution. Wenige Städte des Erdballes weisen so viele steinerne Er innerungen ihrer denkwürdigen Geschichte auf, wie Paris. Von den Zeiten der Römer an, von denen uns noch so beredt die großartigen Ueberrestc der Bäder des Kaiserpalastes erzählen, bis zu den wechselvollen Tagen der Herrschaft des ersten Na poleons finden wir auf Schritt und Tritt in dem gewaltigen Häusermeere die mannigfachsten, aus Stein errichteten Zeugen der ruhmreichen wie trüben Geschichte der lockenden Stadt, die, wie keine zweite, das ganze Land vertritt und uns so auch von Lessen Freuden und Leiden berichtet, von seiner Entwicklung, seinem Aufblühen, seinen Umwandlungen aller Art. Unter den letzteren nimmt die große Revolution den breite sten Platz ein, und so treffen wir denn auch in Paris auf zahl lose Stätten, die eng mit ihr und ihren Schrecken verbunden sind und uns jene tiefen Erschütterungen, von denen mehr oder minder fast alle übrigen Staaten berührt wurden, lebhaft in daS Gedächtniß zurückrufen. Am eindringlichsten von allen die Conciergerie, jenes Gefängniß, welches einen Theil des Justiz palastes und der in ihr untergebrachten Sicherheitspolizei bildet, da hier fast gär keine Veränderungen vorgenommen wurden. Die heutige Conciergerie zerfällt in zwei Theile: das Ge fängniß und das Depot. Während ersteres zur Aufnahme von Staatsgefangenen oder solcher Personen, die sich einer besonderen Vergünstigung bei der Abbüßung ihrer Strafe erfreuen, dient, werden in letzteres die Verhafteten eingeliefert, um von hier aus den Richtern vorgeführt zu werden. Zum Besuche ist einebe sondere Erlaubniß der Polizei-Präfektur nöthig. Aber das blaue Kärtchen ist in unserem Besitz, und mit diesem ausgerüstet können wir getrost den Glockenzug in Bewegung setzen, der sich neben einer von einem Militärposten bewachten kleinen eisernen Thür befindet, die in der Verbindungsmauer zwischen den beiden festen Thürmen der Flußseite des Justizpalastes liegt. Schnell noch, ehe geöffnet wird, «nen Blick auf die schöne Welt hier draußen: auf die rauschende Seine dicht zu unseren Füßen, über deren plaudernden Wellen die Schwalben zwischernd hin- und her schießen, auf die stolzen, baumgeschmückten Kais da drüben, auf die weiten, menschenüberfüllten Plätze und die herrlichen Paläste, die, gebadet in goldigen Sonnenschein, uns die Macht und den Reichthum der einzigen Stadt verkörpern, und von all' diesem in der nächsten Sekunde getrennt durch schwere eiserne Thore und meterstarke Mauern, die schon so unendlich viel Qual und Unglück schweigend geschehen lassen mußten. O wie kalt und unfreundlich ist eS mit einem Male um uns herum, beengt fühlt man sich, wie von einer schweren Schuld bedrückt; die klobigen und niederen Mauern dieses kastell- artigen Vorraumes, in den wir von der Straße aus getreten sind, scheinen uns immer fester umschließen zu wollen, und wir bilden uns ein, daß uns die Militärposten hier drinnen noch argwöhnischer betrachten, wie ihre Kameraden da draußen, und daß uns der mißvergnügte Thorwärter gleich hierbehalten möchte zu längerem Aufenthalt. Er führt uns über einen kleinen Hof zu einer zweiten, eisenverrammelten Thür, an welcher er einen alterthümlichen Klopfer in Bewegung setzt. Uns dünkt, daß minutenlang von innen ausgeschlossen wird, und daß mindestens zwanzig Schlüssel zur Anwendung gelangen, ehe sich die Thür öffnet und uns ein ergrauter Schließer in Empfang nimmt, der mit der rechten Hand ein riesiges Schlüsselbund klirrend pendeln läßt, als wäre eö ihm die liebste Musik. Er bittetuns, nach dem er eingehend unsere Legitimation geprüft, auf einer der Holzbänke Platz zu nehmen, da der Kastellan gleich kommen würde; er selbst läßt sich dicht neben der Thür nieder und be schäftigt sich voll Hingebung mit den Resten seines Frühstücks. , Wir befinden uns in einem großen saalortigen Raume, der durch seine geringe Höhe einen noch weiteren Eindruck macht; gestützt durch massive Säulen aus Granit, ist die Decke spitz bogenförmig gewölbt, Decke und Mauern sind aus mächtigen Steinquadern zusammengefügt, die in keiner Hinsicht errathen lassen, daß sie vor achthundert Jahren aneinander gegliedert wurden, um einen Theil des französischen Königspalastes zu bilden. „Der Saal der Garden" nennt sich dieser Raum, der bis zum sechzehnten Jahrhundert der königlichen Leibwache zum Aufenthalte diente. Ein zweiter benachbarter Raum ist mcht minder geräumig und eindrucksvoll als dieser, er wird als der Saal des heiligen Ludwig bezeichnet, da er unter diesem that- kräftigen Herrscher meist zu festlichen Gelagen benutzt wurde; die riesigen Küchen, in denen die Speisen zubercitet wurden, sind gleichfalls noch erhalten. Von dem ersten Saal geleitet uns der unterdessen er schienene Kastellan, nachdem er uns noch auf eine kleine Thür zur Rechten, durch welche Marie Antionette in ihre Gefängnitz- zelle geführt wurde, aufmerksam gemacht, in einen engen, dunklen Gang, der auch am Tage durch Gas erleuchtet werden muß; die Luft ist dumpf und drückend, die Schritte hallen laut von dem niedrigen Gewölbe wider, auf der rechten Seite steht man die winzigen Thüren der Zellen, in denen die Opfer der Re volution saßen, die in den Jahren der Schreckensherschaft die Conciergerie bis auf das letzte Plätzchen füllten. So laut aber auch das Geschrei der Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit war, selbst in diesem Gefängniß, der Vorhalle des Todes, waren nicht Alle gleich, denn wer Geld hatte, konnte sich ein Bett kommen lassen und für eine bessere Beköstigung sorgen, wer Nichts sein eigen nannte, mußte sich mit dem verfaulten Stroh lager sowie mit Wasser und Brot begnügen. Die Gefangenen sorgten dafür desto mehr unter sich für Brüderlichkeit, einer gab dem andern von seinen Vorräthen, wie sie auch ihre Lager stätten mit einander theilten. Saßen doch in jeder Zelle vier, fünf, sechs und in den geräumigeren noch mehr Menschen cin- gekcrkert, fast alle in der Gewißheit, von hier aus nur noch einmal in das Freie geführt zu werden . . . auf das Schaffott! Aber man glaube nicht, daß deshalb „Heulen und Zähne klappern" in diesen halb unterirdischen furchtbaren Räumen herrschte. Das Gegcntheil ist wahr, man hatte sich mit dem Schrecken vertraut gemacht, man sah ihm kühn ins Auge, man erwartete gefaßt den Tod! Ja, man bereitete sich in seltsamer Weise auf ihn vor, indem die Gefangenen in ihren engen Löchern das Revolutions-Tribunal „spielten"; mehrere von ihnen saßen auf dem Bettsack, sie vertraten die Richter und Ankläg-r, nie fehlte der „Bluthund" Fouquicr-Tinvillc unter ihnen, zwei andere mußten sich gegenüber aufflellen, es waren der Angeklagte und sein Vertheidiger. „Welches waren Ihre Vergehen?" „Keine, mein Name ist von Soundso, meine