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Freitag, den 22. Juli 1927. Nr 169. ^««»n««»« w,«»««»»' ««-»l IX« »« «mxch», »« I«,, »«« «—».»» Mlo^». D« vr«t» sSr dl« S4 mm dnN« LoI»n«I-<lnj«Ii«i>i«Il« k» vmIidlMxzlr» Ist >0 <F»m!ttman,«I,«, uod SI«IIm,6u»« BedüriU,«, >1), auiwikl« »1 «r dl« «>mm dr«U« P,»l. ««»lam«,««« »0, »»-wLrl» 10», lür dl« 90 mm drill« „II. ««loml^l« «» ai«»«»»» «'I«pl»nnl9. P»ftlch«K»»te> o«lpz>i, r'r. irre'. »«^,d«<^tr»-»*>lt, i dl«, «m»». «r. «. «MMSSSSSSSSSSSS 80. Jahrg « enthaltend dt» amUiche« der AmisdamümannschaN und der -LUHkvLUN * Staatsbehörden in Schwarzenberg, der Staats- u. Müschen Behörden in Schneeberg, Löbnitz. Neustädlel, Srünhaln, sowie der Finanzämter in Au« und Schwarzenberg. Ss werden außerdem oerössenüicht: Die Betzannimachungen der Stadträt« zu Aue und Schwarzenberg und der Amtsgerichte zu Aue und Johanngeorgenstadt. Verlag L. «. vürlner» Aue» Srzgeb. Ftmldr«»«': «-« »1 md »1, rw«l» «ml »o 4«, «»«««X», «, v»««^»«ni vra»t««»NN! »»Mfnmi» »mr»«»»«». am »ora«l-rl<dmm Tm« lowl« m dellimmlrr Stil« wird »Ich! e«»«d«n. auch nichl für dl« Mlchliadill d«r durch F,mspr«ch«r aukrgtdrnm Um«la«a. — Nir Rl»e»X im- „rlangl ,ln,Ua»dl«r SchNIlflet« ülxmtmml dl« Schrlfi« Irlluua d«ln, D»ranlax,rluag. — Unlrrbnchunam di» «- jchesÄrlrl«»«» d«,ründ«n dUn«Unl»rüch«. B«l Zahüviz»- v»r,uo und Soadar» g«U«u Nadas, al» nicht »«ntndart. -audtLilchlllldstill«» tu: el«, Mtuld. Sch—»«» US» Sch-x^z«nd«ra. Amtliche Anzeigen. Wegen Ausführung von Walzarbeiten werden folgende Straßen für allen Fährverkehr gesperrt: 1. Die Staatsstraße Schneeberg—Breitenbrunn in Bockau zwischen Km. 4,0—5,8 (Bahnhofstraße) in der Zeit vom 25. Juli bis 2. August 1927. Die Umleitung erfolgt über die Dorf- straße (alte Staatsstraße) in Bockau. 2. Die forststaatliche Muldentalstraße zwischen Schön- Heiderhammer und Mlzschhaus in der Zeit vom 1. August bis 20. August 1927. Die Umleitung erfolgt über Eibenstock-Wil- denthal-Earlsfeld. 3. Die Muldentalstraße Aue—Bockau in der Zeit vom 2. August bis 27. August 1927. Die Umleitung erfolgt über Auerhammer—Zs chorlau—Albernau. Zuwiderhandlungen werden nach 8 21 des Reichsgesetzes über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Mai 1909 (RGBl. S. 437) bestraft. Die Amtshauptmannschast Schwarzenberg, 19. Juli 1927. Im Namen -es Volkes! In der Privatklagesache der Frau Pauline verw. Hey man n in Niederschlema (Privatklägerin) gegen den Redakteur Hermann Krasser in Zwickau (Angeklagten), wegen Belei digung (88 185, 186, 200 StrGB.) hat das Amtsgericht zu Schneeberg in der Sitzung vom 20. Januar 1927, an der teil genommen haben: Amtsgerichtsrat v. Scheibner als Vorsitzen- der, Referendar Mattig als Gerichtsschreiber, für Recht erkannt: Der Angeklagte wird wegen öffentlicher Beleidigung zu einer Geldstrafe von 100 Reichsmark (Einhundert), an deren Stelle im Falle der Uneinbringlichkeit 10 Tage Gefängnis zu treten haben, verurteilt. Er hat die Kosten des Verfahrens einschließlich der notwendigen Auslagen der Privatklägerin zu tragen. Der Verletzten wird die Befugnis zugesprochen, nach Zu stellung des rechtskräftigen Urteils an sie binnen einer Woche bei dem Amtsgericht den Antrag zu stellen, auf Kosten des Angeklagten den verfügenden Teil des Tenors je einmal im „Sächsischen Volksblatt" und im „Erzgebirgischen Dolksfreund" bekannt zu machen. Schneeberg, den 20. Juli 1927. Das Amtsgericht. Freitag, den 22. Juli 1927, soll in Lauter vormittags 9 Uhr 1 Pfeilerspiegel mtt Tischchen meistbietend gegen sofor- tige Barzahlung versteigert werden. Sammelort der Bieter: Fischers Gasthaus. sQ 70/27 Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Schwarzenberg. Die amtlichen Bekanntmachungen sämtlicher Behörden können in den Geschäftsstellen de« „Erzgebirgischen Bolksreunds' in Ane, Schneeberg. Lößnitz und Schwarzenberg eingesebcn werden. Freitag, den 22. Juli 1927, sollen in Lauter vormittag» 10 Uhr ei« Poste« Halbschicht und Bnrschenstiefel meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Sammelort der Bieter: Gasthof ,Hum Löwen".- sQ 120S/27 Der Gerichtsvollzieher des Amtsgericht» Schwarzenberg. Freitag, den 22. Juli 1927, soll in Beierfeld vormittags 9 Uhr 1 größerer Poste« Tonrohre meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Sammelvrt der Bieter: Gasthof „Zum Löwen". (Q 1322/26 Der Gerichtsvollzieher des Amtsgericht» Schwarzenberg. Freitag, den 22. Juli 1927, vormittags 11 Uhr, sollen in Beierfeld 1 Posten elektr. Beleuchtungskörper, Krone« mtt Seiden- «nd Glasschirmen, 1 elektrischer Handbohrer mtt 6 Meter Zuleitungskabel meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Sammelort der Bieter Gasthof zum „Albert Turm". sQ 1068/27 Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Schwarzenberg. Niederschlema. Gesunden worden sind: 1 Regenschirm, 1 großer Geldschein, 2 kleine Geldscheine, 1 Geldbörse, 1 Brieftasche. Sämtliche Gegenstände werden bei der Gemeindeverwaltung verwahrt. Niederschlema, den 20. Juli 1927. Der Gemeinderat. Die „Rechtfertigung" -er Schuldigen. Was -er sozialistische Wiener Bürgermeister über -ie Unruhen sagt. Im Auftrag des erkrankten Bürgermeisters Seitz über- S^ttelte am Mittwoch Stadtrat Breitner im Rathaus den versammelten Vertretern der in- und ausländischen Presse schriftlich festgelegte Aeußerungen dos Bürger meisters. Gs heißt darin: Die Tatsache, daß in den Straßen- kämpfen beinahe 100 Menschenleben einem Ausbruch der Leidenschaften zum Opfer gefallen sind, läßt keinen Raum für kleinliche politische Erwägungen. Die Toten seien der Politik entrückt und nur die geschändete Menschenwürde, die vernichtete Majestät des Menschenlebens stehe mahnend vor uns. Was die Ursache dieser traurigen Ereignisse anlange, so sei es gleich töricht, sie in einem vom Ausland ange- stifteten bolschewistisch en Komplott wie in einem vorbereiten Ueberfall der Reaktion suchen zu wollen. Oesterreich sei ein Land, in dem weder der Bolschewismus noch der Faschismus bisher Fuß fassen konn ten. Was sich an dem blutigen Freitag ereignet habe, sei zuerst eine Entrüstungskundgebung über ein Fehlurtell, welches den Mord zweier Menschen ungesühnt ließ, gewesen, die dann durch die entfesselte Mechanik der Gewalt in das Gegenteil, in ein besinnungsloses Ausnützen bewaffneter Uebermacht nmschlug. Die Polizei hätte sich einer Empörung gegenüber- gesehen, deren Umfang sie, so wie alle anderen nicht voraus sehen konnte. Sie fühlte sich offenbar schwach und gebrauchte in dieser Lage von Anfang an andere als die gewöhnlichen Mittel. Ich will nicht bestreiten, erklärt Seitz, daß Fehler ge schehen sind, gleichwie es niemand beschönigen wird, daß es in Wien, wie in jeder Großstadt, Elemente der Tiefe gibt, die sich bei solchen Gelegenheiten an die Oberfläche drängen und Dinge getan haben, die von der organisierten Arbeiterschaft dieser Stadt sogleich auf das schärfste zurückgewiesen wurden. Bei den weiteren Vorgängen des traurigen Tages ist eines unbestreit- bar und muß offen bekannt werden: Entgegen allen Vor- schriften des Gesetzes und der Menschenlichkeit haben Polizei- organe wiederholt gestossen, ohne direkt angegriffen zu sein und ohne vorher an die Menge eine Aufforderung zur Räu mung des Platzes gerichtet zu haben. Darüber wird eine strenge Untersuchung in aller Oeffentlichkeit zu führen sein, damit die Schuldigen zur Verantwortung gezogen und Maßregeln ge troffen werden können, welche für die Zukunft eine Wieder holung ausschließt. Seitz betont weiter, daß die Würde und Disziplin, mit welcher die Protestaktion durchgeführt und abgebrochen worden sei, wohl der schlagendste Beweis dafür sei, wie völlig einflußlos die kommunistische Agitation in Wien sei. Zum Schluß weist der Bürgermeister darauf hin, daß in Wien vollkommene Ruhe eingetreten sei, wie es auch der ruhige Verlauf der Leichenfeier gezeigt habe. Die rote Semeindeschutzwache. Wie«, 20. Juli. Die neugebildete Gemcindeschutz- wache wurde entgegen dem Versprechen des Bürgermeisters Seitz, daß die Wache nur für dio Tage der Unruhen gedacht ist, im Rathaus für einen ganzen Monat verpflichtet. Die Wachleute erhalten acht Schillinge Löhnung täglich. — Die Tiroler Heimw ehren bleiben zunächst weiter in Mo bilzustand. Im kommunistischen Parteibüro in Innsbruck wurden große Waffen-und Munitionsfunde gemacht. Wie«, 20. Juli. Die Oesterreichische Nationalbank, e r - Höhte den ginsfußfür Diskont und den Lombardsatz von 6^aE7 Prozent. Die Säße im Darlchnsgeschäst erhitzen sich gleichfalls um -1 Prozent» , , Klägliche Ausreden. Der sozialistische Wiener Bürgermeister Seitz hat natür lich allen Grund, die Vorgänge für seine Partei so günstig wie möglich hinzustellen. Gr kann aber trotz all«: Verdrehungen und Unwahrheiten die Blutschuld nicht von sich und den anderen Führern der Partei hinwegwaschen. Auch seine Ver tuschungsaktion und Derdunkelungskampagne wird den klaren Sachverhalt nicht verwischen können. Er kann insbesondere den Vorwurf des Mißbrauches der Massen, der ihm von Arbeiterseite gemacht wird, nicht entkräften. Daß Seitz das alte Märchen wieder aufwärmt, daß das Schattendor fer Urteil zu der blutigen Revolte geführt habe, kenn zeichnet die Schwäche seiner Verteidigungsrede besonders. Es ist erwiesen, daß das Schwurgericht, welches das freisprechende Urteil fällte, mit Männern aus dem Arbeiterstande besetzt war, und daß der Vertreter der Anklage die Verurteilung beantragt hatte. Es ist also ein völliger Unsinn, das Urteil den beamteten Richtern, gegen welche die Wut der irregeleiteten Menge gerich tet wurde, in die Schuhe zu schieben. Auch mit den neuen Be schuldigungen gegen die Polizei hat der Wiener Bürgermeister kein Glück. Der Tagesbefehl des Polizeipräsidenten, den wir an anderer Stelle veröffentlichen, und die Stellungnahme der unparteiischen Regierung gegenüber der Polizeifrage, nehmen den letzten Zweifel an der völligen Schuldlosigkeit der Polizei, die nichts getan hat als ihre verfassungsmäßige Pflicht. Das einzige Wahre in seinem Rechtfertigungsversuche des Genossen Seitz, der im ganzen überraschend kleinlaut ist, ist die Ablehnung der Mär von der Hauptschuld der Kommunisten. Die blutigen Tage, die „Schändung der Menschenwürde", bleiben also an den Rockschößen seiner Partei hängen. Das geht auch klar aus den unerhörten Ausführungen des Parteiblattes der Wiener Sozialisten, der „Arbeiterzeitung", hervor, die am Tage der Beisetzung der Opfer in maßlosen Worten den Gedanken des Friedens und der Versöhnung ver wirft und den Fortgang des Kampfes predigt. Es ist wohl kein Zweifel, daß diese Tendenz von den rechtschaffenen Arbeitern in der ganzen Welt abgelehnt wird. Fortschreitend« Beruhigung. Wie«, 20. Juli. Auch nach vorsichtiger Beurteilung Ler Lage kann man heute feststellen, daß der Nervosität der letzten Tage eine gewisse Beruhigung gefolgt tst. Das kommt auch in dem Straßenbildo zum Ausdruck. Man sieht bereits weniger Wachleute mit Karabinern, die Reiterpatrouil- len machen noch ihre Runden, doch haben sie meistens die Ge wehre schon abgelegt. Auch das Ueberfallkommando Ler Poli- zei wurde vermindert. Wien, 20. Juli. Die „Rote Fahne" und die nationalsoz. Wochenschrift „Der Volkskampf" wurden wegen aufreizenden Inhalts beschlagnahmt. Berlin, 20. Juli. Hier ist Lie kommuntstischeParole, wäh rend der Wiener Trauerfeier, die Arbeit 1ö Minuten lnnyi rube« zu lösten, nirgend» befolgt W»E »»Nichts ferner als Versöhnung." Der Januskopf der Sitzialdemokratie. Wie«, 20. Juli. Die „Arbeiterzeitung" bringt einen „Dem Vermächtnis der Toten" gewidmeten Artikel, in dem es u. a. heißt: Nichts ist uns allen in unserer Trauer um die gefallenen Brüder und Schwestern ferner als der Ge danke der Versöhnung. Was wir am Grabe derTokn geloben werden, ist nicht Versöhnung, sondern lei denschaftlicher Kampf gegen die bürgerlich-kapita- listische Welt. Die der Regierung nahestehende „Reichspo st" schreibt: Es ist ein Ianusko p f, den die Sozialdemokratie zeigt. Mit dem einen Gesicht sorgt sie sich um die Verhinderung des Bür- gerkrieges und um Len Bestand der Republik und mit dem an- deren zeigt sie haßvolle Leidenschaft und bolschewistisches Träu men. Solange der Bürgermeister von Wien an seinem revolu- tionären Akt mit deutlicher Richtung gegen Lie ihm als Lan- deshauptmann unterstellte staatliche Polizeigewalt festhält, aus dem republikanischen Schutzbund eine Parteigarde zu gründen und das allgemeinen Steuergeldern zu unterhalten, solange kann man an die vollkommene Wiederherstellung der Ordnung und an die Sicherung des Bürgerfriedens nicht glauben. * Ablehnung -er sozialistischen Melho-e. Wien, 20. Juli. Die bürgerlichen Fraktionen des österreichischen Nationalrates treten am Sonntag zusam men. In den beiden bürgerlichen Hauptfraktionen liegen An- träge vor, keine Ausdehnungder jetzigen Regierungs koalition auf die Sozialdemokratie zuzulassen, dagegen der Ein setzung einer parlamentarischen Untersuchungskommission zu zustimmen. Die großdeutschen Minister werden aus dem Ka binett austreten, wenn dieses Sozialdemokraten aufnimmt. Im Nationalrat hatte die bisherige bürgerliche Regierung am Montag eine absolute Mehrheit. In einer Dertrauensmännerversammlung der christ- lichenGewerkschaften kam eine sehr scharfe Stimmung gegen die sozialdemokratischen und die freien Gewerkschaften und eine warme Verteidigung der Hal- tung der Regierung und der Polizei zum Ausdruck, und der Hauptreferent betonte, daß der Schattendorfer Spruch kein Klassenurteil gewesen sei, weil die Geschworenen zum großen Teil Arbeiter waren. In einer Entschließung wurde von einem Mißbrauch der Gewerkschaften durch den Getieralstreik gesprochen und die Auflösung derGe- meindeschutzwache und Bestrafung der Schuldigen am Streik gefordert. O Im steiermärkischen Landtag beantragten die großdeutschen Abgeordneten: Der Landtag wolle die Bundes- regierung auffordern, ein Gesetz zum Schutze der Re- publik einzubringen, durch welches der Streik in den lebens- wichtigen Bettieben des Staates unter schwerste ^Ahndung ae- stellt wird und der Bundesregierung jene Mächtbefügnist« erteilt werden, um Anschläge auf die Sicherheit und Ordnung des Staate», in welcher Ku« sie auch austreten/ erfblgreich ahprchhhven.