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Dresdner Nachrichten : 07.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189902079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990207
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990207
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-02
- Tag 1899-02-07
-
Monat
1899-02
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.02.1899
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Die stille Zurückgezogenheit, in der der verstorbene seit seinem Rücktritt von der Leitung der Neichspolitik gelebt hat. und die selbstlos-bescheidene Zurückhaltung, aus der er trotz der heftigste» Angriffe und Herausforderungen in den letzten vier Jahren nicht mehr herausgetrctcn ist. werden einigermaßen dazu beitragen, daß an seinem Grabe so milde wie irgend nur möglich über ihn und leinen Charakter gcurthcilt werden wird, auch von Denen, die noch beute die unseligen Wirkungen des von dem zweiten Kanzler an- gcbahnten sog. neuen Kurses beklagen. Um mit einigem Erfolg der Nachfolger eines Bismarck werden zu können, fehlte es ihn, vor Allem an der das Maß dcS Durchschnittlichen übersteigenden ltaatsmännischen Befähigung. Graf Caprivi ist die ganze Zeit- während deren er an der Spitze der Regieruugsgeschästc gesrandcn hat. ein politischer Dilettant, in der inneren wie nicht minder i» der äußeren Politik, geblieben. Von Haus aus ein tapferer und bewährter Soldat, war es sein Hauptfehler, daß erden militärischen Gehorsam auch als Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident bethätigcn zu müssen glaubte. An dem ehrlichen Willen, seinem Vaterlande »ach besten Kräften zu nützen, hat es ihm gewiß nicht gefehlt. Auch muß berücksichtigt werden, daß er es für eine Pflicht, der er sich als treuer Soldat nicht entziehen durste, kielt, dem Befehl leines kaiserlichen Herrn, als dieser ihn zum Reichskanzler berief, ohne Widerspruch Folge zu leisten, und daß er an seinen Porte feuilles, wie mancher seiner Kollegen, niemals geklebt hat. Wohl immer dürfte Gras Caprivi seine höchsten Acmtcr als eine schwere, aber in unerschütterlicher Pflichttreue und aufopferungsvoller Hin gebung zu tragende Bürde empfunden haben, und das Gefühl der Erleichterung wird bei chm vorherrschend gewesen sein, als diese Bürde von ihm genommen wurde. Die Achtung vor seiner Per sönlichkeit und der unantastbaren Lauterkeit seiner Handlungsweise würde auch bei seinen Gegnern eine jederzeit unbegrenzte geblieben sein, wenn das dunkelste Blatt in der antibismarckschcn Acra. jener Uriasbries, durch den Fürst Bismarck, als er die Wiener Reise zur Hochzeit seines Sohnes antrat, geächtet werden sollte, nicht seine Unterschrift trüge. Aber auch hier muß das Urtheil wesentlich ge mildert werden durch die Erwägung, daß der zweite Reichskanzler niemals etwas Anderes sein wollte, als der selbstlose gchoriame Vollstrecker der Befehle, die ihm ertheilt wurden und die er auch ausführte, selbst wenn sie vielleicht seiner Ueberzeugung nicht ent sprachen. Eine eingehende Kritik der Caprivi'schcn Politik zu geben, ist heute deshalb überflüssig, weil der CaprivismuS jetzt fast allenthalben als ein überwundener Standpunkt angesehen werden muß. weil nach dem Rücktritt des zweiten Kanzlers die innere wie die äußere Politik beinahe nach allen Richtungen hin in den Kurs zurückgelenkr ist, der unter dem Nachfolger des ersten großen Kanzlers zu unserem Unheil verlassen worden war. Geste« die Sozialdemokratie. Nach dem Verlauf der Sozialistendebatte, die sich bei der Bc- rathung des Gehalts des Staatssekretärs des Reichspostamts im Reichstag entspannen hat, kann kein Zweifel mehr bestehen, daß bei dec Rcichsregierung der feste Wille vorhanden ist, den Kampf gegen die Sozialdemokratie aus dem Gebiete der Verwaltung mit oller Energie zu führen. »Ein Mann von sozialdemokratischer Gesinnung", erklärte Staatssekretär v. Podbielsli, „kann in der deutschen Reichspostverwaltung nicht Beamter sein. Wenn ein Beamter sozialdemokratischen Gesinnungen huldigt und sich in Widerspruch mit dem von ihm geleisteten Diensteid setzt, so halte ich es für meine vornchmste und erste Pflicht, einen solchen Beamten unbedingt aus der Reichspostverwaltung zu entfernen. Es muß unbedingt daran festgehalten werden", sagte der Leiter dec Postverwaltnng weiter, „daß Klarheit darüber besteht, wer Herr im Hause Ist" Die Unvereinbarkeit sozialdemokratischer Gesinnung mit der Stellung und Pflicht eines Reichs- oder Staatsbeamte» gilt aber nicht bloS für die Postverwaltung. Es ist die Auffass ung der ReichSrcgierung, der Herr v. Pvdbielski Ausdruck ge geben hat Mit bemerkenswerther Entschiedenheit wird dies in der offiziösen „Bert. Korr " betont. Nach Lage der Gesetzgebung könne der Sozialdemokratie das Eindringen in den Reichstag und die Betheilignng an den gesetzgeberischen Arbeiten nicht verwehrt werden; In der Verwaltung des Reiches und des Staates aber könne und dürfe für sic kein Raum sein. „In dem Hause, das sich das deutsche Volk mit Opfern an Gut und Blut gezimmert hat, ist für die Sozialdemokratie ein beherrschender Raum nicht vor handen." Und weiter heißt es in der „Berl. Korr.": „Die letzten, unzweideutigen Erklärungen vom Tllche deS BnndcsrathS aus werden dazu beitragen, die Beamtenschaft Im Bewußtsein ihrer Eides- und Gewissen-Pflicht zu klären und sie in der Sozialdemo kratie lediglich den geschworenen Feind de- Staates und deS Deutschen Reiches «kennen zu lassen". Das Bewußtsein der Beamten aller Ressorts nach dieser Richt ung hin zu klären und zu schärfen, ist nothwcndig geworden, da der von HauS aus selbstverständliche Grundsatz, daß bei dem aus gesprochen staatsfeindlichen, revolutionären Charakter der Sozial demokratie kein Anhänger dieser Partei dem Staate als Beamter dienen könne, während der ganzen Tauer der zweiten Reichs- kanzlerschast der Beamtenschait nicht in voller Klarheit und Unzweideutigkeit vor Augen gestanden hat. Zur Zeit dcrEaprivi. Bötticher, Berlepsch und Genossen, unter dem Einfluß jenes nervösen Dilettantismus, wie er damals auf fast allen Gebieten der inneren und der äußeren Politik geherrscht hat, war die Sozialdemokratie so behandelt worden, daß cs einem Beamten zweifelhaft werden mußte, ob er gegen seine Eides- und Gewissens- Pflicht verstoße, wen» er sich dieser Partei anschließe und deren Bestrebungen offen vertrete. Bon säst allen Seiten wurde in den erste» Jahren nach dem Wegfall des Sozialistengesetzes mit der Sozialdemokratie paktirt und unterhandelt, als ob sic nicht blos ein berechtigter, sondern ein unentbehrlicher Faktor im öffentlichen Leben wäre. I» der Reichskommiision für Arbeiter-Statistik saßen notorische Sozialdemokraten, deren Stimme gehört und beachtet wurde, wie dies noch heute die Bäckerciverordnung erkennen läßt. Bon berufener Seite wurde der Sozialdemokratie in jener Zeit der internationale, Paterlandslose Charakter abgeivrvche». Ein hoch gestellter Herr am Berliner Hofe bemühte sich sogar einmal zu Herrn Singer, um dessen Einstuß im Rothen Hause in Berlin dafür zu gewinnen, daß das Andenken Kaiser Wilhelms l. geschont werde. Bei der Berathnng des verunglückten UmsturzgesetzentwurfS im Reichstag bestritt der Regierungsvertretcr ausdrücklich, daß dieser gegen die Sozialdemokratie gerichtet sei. Wir leben ja. wiederholte Bebel am Sonnabend im Reichstag, von den Fehlern, welche die herrschenden Klassen machen. Giebt es in den Reihen der nationalgcsinnten Parteigruppen doch heute noch Männer, welche an die allmähliche Umbildung der Sozialdemokratie zu einer friedlichen Reformpartei glauben und daher die Nothwendig- keit einer energischen Repreisio» auch auf dem Wege der Gesetz gebung ganz entschieden bestreiten. Der klassische Vertreter dieser Richtung ist heute Herr Stöcker, bei dem die rcalpolitische Einsicht, die bei ihm von jeher in sehr spärlichem Maße vorhanden gewesen ist. spurlos verschwunden zu sein scheint, seit er aus der konser vative» Partei ansschciden mußte. Heute vor vierzehn Tagen gab er im Reichstag seiner Ueberzeugung Ausdruck, daß sich die Sozialdemokratie aus einer NevolutioiiS- zu einer Reformpartei gemausert habe und daß cs daher die Aufgabe einer weisen Regier ung sein müsse, die Partei des Herrn Singer in dieser ihrer er- lprießlichen Fortentwickelung, die sie znm Vorläufer der zukünftigen Reformpartei großen Stiis machen werde, nicht zu stören. In derselben Sitzung, in der Herr Stöcker diese seine Entdeckung offenbarte, er klärte Herr Singer: „Machen Sie sich keine übergroße Hoffnung auf die sogenannte Mauserung der Sozialdemokratie. Was Sic uns auch gewähren mögen. Alles ist nur Abschlagszahlung. Glauben Sie nicht, daß Sie uns zufrieden stellen werden!" Noch deutlicher lautet der Ausspruch,-- den dieser Führer der Umsturz partei in der Freitagssitzung des Reichstags that. „Die Sozial demokratie", versicherte er. „wird Leute, die ihre Versammlungen mit einem Hoch ans den Kaiser beginnen und schließen, nicht dulden." Aber Herr Stöcker will sich durch Herrn Singer nicht belehren lassen: dessen antimonarchiiche Demonstration hat auf ihn so wenig Eindruck gemacht, daß er am Tage darauf die Mahnung für angebracht hielt, um Himmclswillen keine Märtmcr zu schassen, sondern die Sozialdemokratie durch Entgegenkommen zu cntwasfuen. Mit solchem Rezepte ist der Sozialdemokratie nicht bcizukomme»: eine Politik ä 1a Stöcker kann nur dazu diene», das Selbst- bewußtsein unddie Ueberhcbung der Umstürzler derartig zu steigern, daß sie sich für unüberwindlich halten und auf den Sieg mit felsenfester Zuversicht rechnen. „Nach dem Stöckcr'ichen Rezepte", bcmerltc Herr v. Kardorff. „haben die verbündeten Regierungen seit dem Fortgang des Fürsten Bismarck die Sozialdemokratie be handelt. und die Folge war. daß die Sozialdemokratie auf 2 Millionen Stimmen gewachsen ist. trotz der Thätigkcit des Herrn Stöcker, dessen Anhänger i» Berlin, wie mir erzählt worden ist, fast sämmtlich zur Sozialdemokratie übergegangen sind." So erfreulich auch die Energie sein mag. mit der die Reichs- rcgierung neuerdings den Grundsatz, daß für die Sozialdemokratie in der Verwaltung des Reiches und des Staates kein Raum sein dürfe, zu bethätigen gewillt ist. ein durchschlagender Erfolg wird dem Kampfe gegen die Umstnrzpartci nur beschicken und die unselige Aera des CaprivismuS auch in Bezug auf die Behandlung der Sozialdemokratie erst dann vollständig überwunden sein, wenn die Verbündete» Regierungen zu der antisozialdemokratische» Aktionspolitik zurückgekehrt sein werden, wie sic von dem Fürsten Bismarck unablässig bis zu seinem Tode als eine unabweisbare Pflicht der Selbsterhaltung und der Nothwehr gefordert worden ist. Mit Recht erklärte daher der frcikonservative Führ« v. Kardorff: Das Einzige, was uns weiterbringen kann, ist die Wiedererweckung des Sozialistengesetzes. Fernchretdr und Frru,vrech-'ver»ck>le vom 6. Februar. * Crosse». Ter Nesse des verstorbenen Grase» v. Caprivi, General v. Müller, erhielt folgendes Telegramm des Kaisers: „General v. Müller, Schien. Soeben durch die Nackricdt von dem Hinscheide» Ihres Herrn O»kcIS. des Generals der Infanterie Grafen v. Caprivi. überrascht, spreche Ich Ihnen und der Familie des Heimgegangenen Meine thtilnahmsvolle Mittrauer aus. Als Soldat von seinem Kriegsherrn immer hochgeschätzt, als Reichs kanzler Mein arbeitssreudigcr. übcrzcuaungStrcuer Mitarbeiter, bat Graf v. Caprivi anch in Zurückgezogenheit in seiner Jnaktivität es verstanden, sich die Anerkennung und Dankbarkeit seines Könige und Kaisers zu erwerben. Wilhelm, I. k." ^ Paris. Die Revisionskommission der Kammer lehnte msi 9 gegen 2 Stimmen die Vorlage der Regierung ab. wonach Revisionsiachen von den vereinigten Kammern des Kassationshofcs abgeurtheilt werden sollte» ' Washington Der Senat genehmigte den Jnedensver- trag mit 3 Stimmen Majorität. Berlin. Reichstag. Die Berathnng des Postetats wird fortgesetzt beim Titel „Post- und Telegravhen-Aemter". — Abg. Bassermann (nl > beantragt, die Regierung möge dahin wirken, daß bei der veränderten Regelung des Gehalts der Post direktore» eure Schädigung der jetzt im Amte besindlichen Direktoren gegenüber dein frühere» ^i,stem vermieden würde. — Direktor im Neichspostamt Witttv und Geh. Rath Neu mann vom ReichStchatznmt bitten um Verzicht aus diese Resolution ini Inter esse der Wahrung des neuen Beioldungsivstems- Es trete bei Niemand eine GehaltSberabsetzung ein. sondern nur eine minimale Verringerung der Aussichten für die Zukunst. — Abg. Müllcr- Sagan lsreis. Boltsp.) richtet Anfragen an die Verwaltung hin- sichtlich der Dienstzeit der Beamten bei den Postämtern, ferner, ob der freie Sonntag bei vorausgegaiigenem Tag- und Nachtdienst auch nur als halber Feiertag ungerechnet werde oder als ganzer, da nach vvrauSgcqangencm schweren Dienst dec Sonnlagvvrmittag natürlich dem Schlaf gewidmet werden müsse. Wie komme es ferner, baß Unterbeamte nicht selten um Stunden früher am Mon tag antreten müßten, als in der Wirtlichkeit erforderlich sei: weshalb werde der ErholnngSarlanb vo» verschiedenen Postämtern io ver schieden behandelt. Einzelne gäben nicht jestangestellten Assistenten zehn Tage, andere siebe», andere drei Tage, noch andere gar keinen Urlaub, gleicknam. als solle die Sonntagsruhe wieder durch Vcr-! kürzmiL des Urlaubs wcttgemacht werden. Redner rügt sodann das Erngreisen des Posldircttvrs in Tilsit in die Wahlen zu! Gunsten des Grafe» Pvnrtalcs. Durch zeugeneidliche Vernehm ung sei dabei der Posldircktor wissentlicher Unwahrheiten beschul digt worden. iVicepräsident v. Freae: Ich muß doch bitten, nicht einen Abwesenden hier wissentlicher Univahcheite» zu beschuldigen.) — Staatssekretär v. Podbiclski: Ich muß cs ablchiien. Vor würfe und Vorschläge entgegenznnehmcn darüber, wie ich in Bezug auf die Dienslzncht cinzngreifen habe, ich bin für die Dienstzuchl nur dem Reichskanzler verantwortlich «Ruse links: Und uns!) Im Uebrigen ist ans meinen direkte» Befehl die gerichtliche Unter suchung eingcleitet worden. Ich habe auch nicht einen Augenblick geschwankt, dem Posldircttor mcuic Mißbilligung ausznwrechcn. Man kan» sich also über mich nicht beklagen. — Direktor Witt ko erklärt, die Frage der Sonntagsruhe würde im Wesentlichen im Sinne der Wiuuche des Aba. Müller behandelt. Der Erholnnas- urlaub habe in den letzten Jahre» erheblich zugenommen. auch bei den Untcrbcamten. — Abg. Rickcrt (freu. Vrg >: Ter Herr Staatssekretär sagte, er wäre lediglich dem Reichskanzler vcrant- wvrtlich. Ter Reichskanzler sei aber dem Reichstag verantwortlich, und da der Staatssekretär hier als Stellvertreicr des Reichs- kanzlerS anzuiehcn sei. so sei er eben auch dem Reichstage verant wortlich. Der Herr Staatssekretär habe gesagt, er habe dem Tilsiter Beamten seine Mißbilligung ausgesprochen : das genüge, denn dami: habe er ja gezeigt, da^ er das Bemntzlicin seiner Verantwortlich keit habe auch dem Reichstag gegenüber. Ter Reichstag werde es sich nicht nehmen lassen, bei Mißgriffen der Beamten von Post- vcrwaltungen Kritik an ihnen wie an dem verantwortlichen Staats sekretär zu üben. — Abg. Lenzinann lsreis. Boltsp.): Ter Tilsiter Beamte habe geradezu »»gesetzlich gehandelt, er habe Crciiivlarc der „Tilsiter Zeitung" zurückgehatten. obwohl sic nicht ge richtlich beschlagnahmt war, und wie habe er sich auszureden ver sucht: Eiu ihn» ilntcrgevrdiieter Beamter habe von einem Gcrichts- assessor gehört, daß die Bcsihlagnahme der Zeitung angeocdnct lei. Redner berichtet dann über ein angebliches Beuchen der Oder- pvstdirektion Dortmund auf dem Gebiete des Firmenrcchts, und zwar in Unkcnntniß der für Westphalen geltenden ehelichen Güter gemeinschaft. Nicht einmal höflich seien die Behörden czcweien. als man sie auf die Rechtslage hiugemieicn habe. — Staats sekretär v. Podbiclski: Hinsichltich der Zurückhallung der Zeitung in Tilsit werde er sich die Akten kommen lasse», da ihm der Fall nicht bekannt sei. jedenfalls sei cö nicht sein Wille, daß seine Beamten die Gesetze des Landes nicht beobachten; bei dem anderen Falle handele es sich um eine der intritalcslen Sachen der Postverwallniig und des Firmenrcchts. wenn da einmal ein Ver sehen vvrkvilimc, so sei das sehr entschuldbar UebrigenS tonne er über den Fall nicht urtheilen, da er noch nicht zu seiner Ent scheidung gelangt sei: was die Höflichkeit der Beamten oulange. so werde man ihm zugeben, daß nn Allgemeinen die Beamten m der letzte» Zelt sicher nicht unhöflicher geworden sind. — Abg. Singer ffoz-j: Die eigentliche Berantwottung für das ungewtz licke Verhalten seiner Beamten trage zweifellos der Staatssekretär selbst; er gebe seinen Beamte» ein Beispiel dadurch, wie er hier ini Reichstag de» Sozialdemokraten io gegenüber trete, als ob sie außer Gesetz und Recht stünden. Der Staatssekretär habe de», Reichstag gewissermaßen Subordination zugemnthct. — Staatssekretär v. Podbiclski bestreiket dies, dagegen habe man ihm Borichriste» über die Ausübung der DieuNgeschäftc machen wolle». Redner bleibt dabei, daß. wer den Eid geleistet habe als Beamter, nicht für die Soffcildenwkrgtie Agitation treiben dürfe.,— Abg. Lieber (Ee»tr): Der Reichskanzler sei im Reichs tag für alle geschehenen Maßnahmen verantwortlich. aber diese Verantwortlichkeit könne sich nicht aus Maßnahmen beziehen, die noch allsstehe», das wäre ein Eingreifen der gesetzgebenden Körper schaft in die Verwaltung. Wenn einer der Redner die Ausführ ungen des Staatssekretärs wieder einmal tcwalleristisch acsnnden habe, so schätze er, Dr. Lieber, gerade die soldatische Aufrichtigkeit und Dffenherzigkeit hoch, mit der v. Podbielsli dem Reichstag gegenüvertretc. Weiler vcrurtheilt Redner die »latzloien Angriffe, welche der „Vorwärts" und der ..Dcntichc Postbote" gegen die Ppstverwaltung richteten. — Abg. v. Level)ow (kou>.) erklärt anläßlich einer Bemerkililg Singer s Namens der Konservativen: Wir weilen jedes Büudinß mit der Sozialdemokratie zurück und werden Jeden desaoouiren, der sich auf ein solches Bündniß ein läßt.,— Der Titel wird genehmigt und der Antrag Bcffscrmann au die Kommiffion verwiese», ebenso die Titel „Oberpost- und Telrgrapheii-Atsistente»". sowie „Stellenzulagen an sogenannte gehobene Untcrdeamte". — Bei dem Titel „Telegraphen- und Acmkvreck - Gehilfinnen" beschwert sich Abg. Müllcr-Sagan darüber, daß verschiedene Damen nach absolvirlem Vorbereitungs dienste zurückgewicsen worden wären, weil keine Stellen frei seien. — UnteistaMscfrctär Fritzsch entgegnet, die best. Domen
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