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Mchmtz-MiW Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtskkatt für die Königliche Umtshiuptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Jipxoldiswalde. Inserate, welche bet dar bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitunei finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder oerm Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserat« mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« , 20 Pfg. „«ei-Eseitung" erscheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 85 Psg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie Die Agenten nehmen Be stellungen an. > Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichnc in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem »Hllustrirten UnterhaltmrgSblatt". Mit land- und harrswirthfchaftlicher MonatSbeilage. Nr. 51. Donnerstag, den 7. Mai 1896. 62. Jahrgang. Der Thronwechsel in Persien. Die Ermordung des Schahs Naffr-ed-din von . Persien durch einen Fanatiker von der Sekte der Babis hat in ganz unerwarteter Weise einen Thronwechsel in diesem alten asiatischen Kulturlande bewirkt und so mit ein Ereigniß gezeitigt, dessen politische Folgen sich noch keineswegs bestimmt beurtheilen lassen. Aller dings versicherten Meldungen aus Teheran, daß die Ruhe ungestört sei und daß der bisherige Thronfolger und nunmehrige Schah, Mussaffer Eddin Mirza, un verzüglich aus Täbris in der Hauptstadt eintreffen werde, aber bei den in Persien herrschenden unsicheren Verhältnissen sind Unruhen in dem ausgedehnten Reiche in Folge des plötzlichen Thronwechsels keineswegs aus geschlossen. Hat doch der ermordete Schah nur zu häufig neben seinen Kriegen gegen auswärtige Feinde auch schwere innere Unruhen während seiner fast 48- jährigen Regierung zu bekämpfen gehabt, deren Unter drückung manchmal erst mit großer Mühe gelang. Ob jedoch der neue Schah, von dessen Fähigkeit zur Beherrschung eines ca. 30000 Quadratmeilen um fassenden Landes mit vielfach noch ganz ungeordneten Verhältnissen bis jetzt noch nichts verlautet, im Stande fein wird, etwaigen Jntriguen von Thronkonkurrenten und Ruhestörungen kraftvoll entgegenzutreten, das bleibt eben noch abzuwarten. Jedenfalls würden größere innere Unruhen in Persien eine Einmischung des Aus landes zur Folge haben; speziell Rußland, dessen Ge biet das persische Reich im Nordwesten, Norden und Nordosten umschließt, würde sicherlich eine solche will kommene Gelegenheit benutzen, seinen wachsenden Einfluß auf Persien zu stärken und für sich möglichste Vortheile aus etwaigen Wirren in Persien heraus zuschlagen. Anderseits ist auch England als indirekter Nachbar Persiens und als Nebenbuhler Rußlands in den beiderseitigen Bemühungen zur wirthschastlichen Erschließung Persiens an den jüngsten Ereignissen in diesem Lande mit interessirt, so daß die europäische Diplomatie durch die persischen Vorgänge leicht lebhafte Beschäftigung erhalten könnte. Was den auf so tra gische Weise aus dem Leben abberufenen bisherigen Beherrscher Persiens anbelangt, so hat er sich in Europa durch seine wiederholten Rundreisen an den europäischen Häfen bekannt genug gemacht. Naffr- ed-din, geboren 183 t, bestieg den persischen Thron am 10. September 1848 und war der erste persische Schah, welcher Reisen ins Ausland unternahm. Drei Mal besuchte er mit glänzendem Gefolge Europa, 1873, 1878 und 1889, und von diesen europäischen Besuchen erhoffte man Vieles für eine Besserung in den Zu ständen Persiens. Aber es ist in dieser Beziehung nur wenig geschehen, meist blieb in Persien Alles nach wie vor beim Alten. Doch muß anerkannt werden, daß Naffr-ed-din die Religionsfreiheit in seinem Lande verkündigte und europäische Unternehmungen in dem selben begünstigte. Er selber war ein Mann von Höherer orientalischer Bildung und ein guter Kenner europäischer Geographie, wie der neueren Geschichte und der politischen Verhältnisse Europa«. Schon am 15. August 1852 war auf ihn ein Mordanschlag unter nommen worden und zwar von Angehörigen derselben religiösen Sekte ver BabiS, der auch der nunmehrige Mörder des unglücklichen Fürsten angehört. Damals ließ Naffr-ed-din zur Strafe beinahe die gesammte Sekte auSrotten, vielleicht, daß das Attentat, dem er jetzt zum Opfer gefallen ist, in seinen Beweggründen mit jenen Vorgängen zusammenhängt. Der neue Schah Mussaffer Eddin Mirza ist der älteste Sohn des er- mordeten Schahs und am 25. März 1853 geboren, er steht also jetzt im 44. Lebensjahre. «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Ueber „die Srundlehren der Raturheilkunde" hielt am Sonntag in der Reichskrone Herr Otto Wagner, Direktor der Btlzschen Naturheil anstatt in Radebeul, einen Vortrag, in dem er den ganz richtigen Grundsatz aufstellle, daß man bei Krank heiten für kühlen Kopf, warme Füße und offenen Leib sorgen müsse. Weiter besprach er die wohlthätigen Wirkungen des Lichtes, der Lust, des Wassers und der Elektrizität auf die jedem Menschen innewohnende Naturheilkraft und fällte ein abfälliges Urtheil über die Anwendung von Medikamenten. Richtig ist die Forderung, daß ein jeder seine eigene Natur kennen lernen muß, um hauptsächlich Krankheiten zu verhüten. Auch lassen wir es als eine vortheilhaste Thätigkeit der Naturheilvereine gelten, daß sie lehren, wie man Krankheiten erkennt, ihnen vorbeugt und sie behandelt, und daß sie ihre Mttgliever über den Bau des mensch lichen Körpers zu belehren suchen. Aber wenn Herr Direktor Wagner erst vorgiebt, nichts gegen die Aerzte zu haben, dann jedoch in einem Athemzuge das medi zinische Studium, die wissenschaftlichen Forschungen der Aerzte und die Praxis derselben lächerlich zu machen sucht, selbst zugegeben, daß von denselben hie und da Vernachlässigungen oder gleichgültige, auch irrthümliche Behandlung von Krankheiten vorkommen mögen, so vergißt Herr Direktor Wagner, daß wir populäre Schriften über unfern Körperbau doch erst tüchtigen, erfahrenen Aerzten (Bock) zu verdanken haben, und daß auch die Mittel der Naturheilkunde, wie Wasser und dergleichen besonders von jüngeren Aerzten mit Erfolg angewendet werden. Zugestanden, daß in vielen Fällen die richtige Anwendung der Naturheil methode von segensreicher Wirkung ist, so liegt doch in der ganzen Vereinsbestrebung die Gefahr, daß sich schließlich jeder Laie, der einen Vortrag über Heilkunde gehört oder ein Buch über dieselbe gelesen, für klüger hält als der sachkundige Arzt, der sein ganzes Leben dem Studium des menschlichen Körpers und dessen Gesunderhaltung widmet, und daß dann der so miß trauisch gewordene Kranke dem Arzt die Arbeit nicht erleichtert, sondern erschwert. Nach Schluß des zwei stündigen Vortrags, der, wir wollen es wiederholen, viel BeherzigenswertheS enthielt, verschritt man durch Sammlung von Unterschriften zur Gründung eines Naturheilvereins in hiesiger Stadt. . Dippoldiswalde. Die, wie wir schon neuerdings berichtet haben, vom hiesigen Männergesangverein mit seinem Damenchor für Sonntag, den 10. Mai, den Tag, an welchem vor 25 Jahren der FriedenSschluß zu Frankfurt erfolgte, geplante Gesangsaufführung findet bestimmt in hiesiger „Neichskrone" statt. Das Programm nimmt besondere Rücksicht aus jenen wieder kehrenden Tag und enthält neben anderen Männer- und gemischten Chören den höchst wirkungsvollen, überall mit großem Beifall aufgenommenen „Husaren ritt", Ballade für Chor mit Begleitung und ver bindender Deklamation (Hr. Schuldirektor Nasche) und „Heinrich der Vogler", Männerchor mit Begleitung. Wir glauben auch an dieser Stelle nochmals aus das Vorhaben des Gesangvereins, das einen besonderen seltenen Genuß zu bieten verspricht, aufmerksam machen zu sollen. — Herr und Frau Zahn hatten sich am Dienstag zu ihrer Benefiz-Vorstellung „Die goldene Spinne" gewählt, einen in seinen Verwickelungen fein ange legten, in allen Scenen urkomisch wirkenden Schwank von Fran, von Schüuthan. Der fast unheimlich voll besetzte Saal folgte mit Spannung und Anerkennung dem vorzüglichen Spiel, nach dessen Schluß noch fünf lebende Bilder recht malerisch gestellt wurden. — Auch an der äußeren Bahnhofstraße wird ein Fabrikgrundstück errichtet werden. Herr Stadlrath Liebel hat daselbst ein Areal erworben, auf welches er seine Cementsteinfabrtk nebst Wohnhaus verlegt, da die interimistischen Baulichkeiten am trocken ge- legten Zipserleiche nur noch kurze Zeit dort stehen bleiben können. — Durch ein unliebsames Versehen unsere« Kom missionärs in Dresden gingen un» am vergangenen Montag die Gewinn-Nummern deS ersten Ziehungs tages der Landeslotterie erst so spät zu, daß sie nicht mehr Aufnahme finden konnten. Wir bitten die Störung jzu entschuldigen und haben wir Sorge ge tragen, daß uns die Lotterienachrichten ebenso prompt wie früher auch in Zukunft zugehen werden. — Diejenigen Mannschaften oeS Beurlaubten standes, welche in diesem Jahre Einziehung zu einer Uebung gewärtigen, haben zu beachten, daß eine Steuerbefreiung für die betreffende Zeit nicht ohne Weiteres stattfindet. Nur dann, wenn infolge einer zeitweisen Einberufung zum Militärdienst eine wesent liche Schädigung in den Erwerbs- oder Einkommens- Verhältnissen des Einberufenen dergestalt eintritt, daß Letzterer die veranlagte Steuer ohne Bedrückung nicht zu entrichten vermag, kann vom königl. Finanzmini sterium ein theilweiser Erlaß bewilligt werden. In solchen Fällen genügt aber keineswegs die Vorzeigung des MilitärpaffeS bei oer Steuerbehörde, sondern es ist bei letzterer ein schriftliches, die näheren Umstände darlegendes Gesuch um erlaßweise Minderung der Ein kommensteuer anzubringen. Lauenstein. Hierorts soll ein neues NathhauS und Postgebäude gebaut werden und soll dasselbe, wie man vernimmt, in der Vorstadt an die Bahnhofstraße und an die Baderhöhe zu liegen kommen. Dresden. Der von Mitgliedern deS Reichstags beabsichtigte Besuch der Gartenbauausstellung ist unter blieben. Der Präsident des Reichstags hat an Hrn. Oberbürgermeister Beutler ein Schreiben gerichtet, in welchem er sein Bedauern darüber ausdrückt, daß die Arbeiten des Reichstags es den Mitgliedern des Ge- sammtvorstandes unmöglich machen, der Einladung nach Dresden Folge zu leisten. — Der Landesausschuß des Landesverbandes säch sischer Feuerwehren hält am Sonntag, den 10. Mai, Vormittags im Hotel Hoeritzsch eine Sitzung ab. Freiberg. Einem hiesigen Augenärzte wurde in diesen Tagen ein Mädchen vorgeführt, das während seiner ganzen Schulzeit sür geistig zurückgeblieben an gesehen und dementsprechend behandelt worden war, das aber in Wirklichkeit, wie eine einfache Augen spiegeluntersuchung ergab, nur an einer hochgradigen Uebersichtigkeil litt, die durch Gewährung einer paffen den Brille sofort und dauernd gehoben werden konnte. Pirna. Die Erbauung einer elektrischen Bahn vom Bahnhof Pirna über Copitz nach der Bastei mit Abzweigung Copitz-Pillnitz hat in der Sitzung deS Bezirksausschusses der Amishauptmannschaft Pirna Genehmigung erhalten, sodaß die letzte Entscheidung in der Angelegenheit nur noch bei dem Ministerium steht. Wehlen. Von dem unserer Stadt al« Geschenk zugedachten Kriegerdenkmale hat man jetzt auf der Plattform der hiesigen Burg ein Modell aus Holz ausgestellt, um zu erproben, in welcher Weise und auf welchem Punkte die Ausstellung des Obelisken am wirksamsten erfolge. Der jetzt gewählte Platz eignet sich vortrefflich für das Denkmal; man wird den Denkstein sowohl vom Markte als auch von den Dampfern aus der Elbe aus gut sehen können. Noch in diesem Jahre sost das Denkmal, wenn die behörd liche Genehmigung dazu ertheilt worden ist, aufgestellt werden. LangburkerSdorf. Der von uns vor einiger Zeit gemeldete Schaden, welcher durch da« Eindringen deS Kalkwaffecs aus einer neben dem Dorsbach ge grabenen Kalkgrube in denselben durch Abfterben bez. Erblindung der Forellen entstanden ist, stellte sich jetzt als weniger bedeutend, als ursprünglich angenommen wurde, dar. Nur in der nächsten Umgebung sind die Forellen sämmtlich zu Grund, gegangen, einige Hun dert Meter bachabwärts konnte man aber bereits jetzt wieder zahlreiche Fische beobachten, die sich munter ihres Leben« freuten und von Krankheit keine Spur zeigten.