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N* >iv. Neunter Jahrg. täglich stütz 7 Uh». -i Inserate »erben angm»»»««»: bt,Ucho»tzS«,«o»». taz» tt» Mittag» - 1L U-r: «aricnsi^a-e 18. Sonnabend, 84 Decbv. 18-4. Monncmnri: vienrljährlich 26 Mr. bei uiicmgclLlicherAe- fening in'S HüUS. Durch dir KSnigl. Pos! vierteljährlich 22 Ngr Einzelne Nummern 1 Ngr. «„zeig, in dies. Blatte, d«s jetzt in 10,0r>0 Exemplare» erscheint, finde» eiqe ersolgreichr Brrhreituug. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Druck und Eigenthum der Herausgeber: ^iepschUVkelchärdtH^Verantwortlicher Redacteur: JultUS Nelchardt. Inseratenpreis«: /' Für den Raum eine» gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" dir Zeile ' 2 Ngr. 1 Dre-Ie«, den 24. December. — Se. Maj. der König hat dem Director des zweiten Theaters, Herrn Nesmüller, einen kostbaren Brillantring über reichen lassen, und Herr Nesmüller hat die hohe Ehre gehabt, von Er. Majestät empfangen zu werden, um sekn?st Pank für diese Gnade persönlich ausdrücken zu dürfen. — In der vorvergangenen Nacht ist Herr Staats minister von Brust von Leipzig wieder hier eingetroffen. — Der jüngst hier verstorbene kömgl. preußische Kam merherr b. Jordan hat dem „Hilssverein" ein Legat von 400 Thlr. hinterlafsen. — Diejenigen Gebühren, welche für Beförderung tele graphischer Vcreinsdepeschen zwischen den Staatstelegraphen- bureaux und den Betriebstelegraphenstationen der Staatseisen bahnen zu entrichten waren, kommen von Anfang nächsten Jahres an in Wegfall, so daß für solche durch die Betriebs telegraphen der Slaatseisenbahnen vermittelte Vereinsdepeschrn künftig nur die tarifmäßige Vereins-BeförderungSgebsthr zu entrichten ist. — DaS Königl. Bezirksgericht zu Plauen i. V. setzt eine Belohnung von 50 Thalern auf d»e Entdeckung des Mör ders, welcher am 12. December d. I. auf der Chaussee von Orlsnitz nach Hof die auS Dorf Untertriebel gebürtige Chri stiane Friederike verehel. gewesene Schaller geb. Schmidt er mordet und firraubt hat. — Auf der Maschinenhausstraße brannte vorgestern Bormittag eine Parthke Stroh, das in einem dort befind lichen Keller lagerte. Das Feuer wurde sehr bald gelöscht, und über die Entstehungsursache ist bisher nichts ermittelt worden. Man glaubt, daß es möglicher Weise durch eine brennende Cigarre veranlaßt worden ist, dkt ein Vorüber gehender durch das offene Kellerfenster, das nach der Straße hinaus führt, in dm Keller geworfen hat. — In dem kalten Ofen einer auf der Tharandter Straße gelegenen Fabrik wurde vorgestern Abend ein Ar beiter vorgrfunden, der in Folge seiner Trunksucht Tags zu vor aus der Fabrik entlassen worden war, und deshalb auch in seiner Wohnung keine Aufnahme mehr gefunden . hatte. Die anderen in der Fabrik angestellten Arbeiter erbarmten sich ihres früheren College», entfernten ihn von seinem kalten Ruhebette, und legten ihn in die Nähe eines warmen Ofens, damit er hier die Nacht zubringen sollte. Gestern Morgen aber hat man ihn auf seinem Platze todt aufgefunden. Je denfalls hatte ein Schlagfluß seinem Leben über Nacht ein Ende gemacht. — Ein Ehepaar aus der Nähe Dresdens, dem es wahr scheinlich an den nöthigen Mitteln fehlte, di« üblichen Weih nachtsgeschenke auf redliche Weise anzuschaffen, hatte sich gestern Nachmittag in Dresden eingefunden, um diesem Uebelstande auf anderem, bisweilen mit Glück betretenen Wege abzuhel fen. Der anfänglich hold lächelnde Glücksstern aber erblaßte, und das wachende Auge der Behörde entdeckte auch die ge heimen Wege dieses Ehepaares. Eben im Begriff, eine mes singene Plattglocke für den Eigenthümer unsichtbar werden zu lassen, wurde das Ehepaar bei seinen Taschenspielkünsten er tappt. Während der Mann sein Heil in der Flucht fand, gelang cs die Frau festzuhalten. Da die Permuthung nahe lag, daß das Ehepaar auch anderswo bereits Proben seiner Kunstfertigkeit im Verschwindenlaffen des Eigenthums Anderer abgelegt habe, so wurde der Tragkorb derselben sofort einer Untersuchung unterworfen und cs fanden sich in ihm unter anderen Effecten eine zinnerne Lampe, mehrere Bilderbücher, Pfefferkuchen rc. vor. Es scheint, als ob die Budeninhaber doch nicht mit der Aufmerksamkeit stber ihr Eigenthum wachen, wie es die beim Zusammenströmen einer »roßen Volksmasse gefährdete Sicherheit des Eigenthums erheischt. — Am 19. d. Mts. früh gegen 3 Uhr brannte das dem Gutsbesitzer Gähler in Börnersdorf gehörige, und seit längerer Zeit unbewohnte, höchst baufällige Wohngebäude nieder. Da das Gebäude ganz leer stand, so wird Brand stiftung vermuthet; es ist auch bereits ein verdächtiges Indi viduum eingezogen worden. — Die Nacht hierauf ging die über 1600 Schritt vom Dorfe gestandene Weizen- und Hafer feime in Flammen auf. — Am 22. d. Mts früh nach 6 Uhr ward das der vtrw. Förster in Lindenberg gehörige Wohnhaus ein Raub der Flammen. Der von diesem Brand unglück Betroffenen, welche zur Zeit auswärts zu Markte sich befindet, sollen angeblich 200 Thlr. Papiergeld und Garn im Werth« gegen 700 Thlr. mit verbrannt sein. DaS Mobiliar, Inventar und Material zur Leinwandfabrikation war versichert. — -f Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom S2. December. (Schluß.) Carl Gottlieb Peschke aus Mittel-So- land tritt au» der Haft vor und schon beim Eintreten in den Haal grüßt er mit einem lauten „Guten Morgen'" Auch den Gerichtshof begrüßt er mit denselben Worten und einer tiefen Verbeugung. Er ist 34 Jahre alt, der Sohn eines bereits verstorbenen Webers, evangelisch, Soldat gewesen, ver mögenslos. Er ist verheirathet und Schornsteinfeger^esell. Er arbeitete in Radebrrg und auch in Kötzschenbroda. Be straft ist er eigentlich noch nicht, nur wegen Fälschung des Passes saß er einmal drei Tage im Polizeiarrest. Am 8. Juli 1863 schon beging er das Verbrechen, dessen er heut beschuldigt ist Er hätte in Zitschewig Schornsteine zu feaen und kam da auch in das Haus eines gewissen Beil. In einer Oberstube hing eine Cylinderuhr. Die Thür war offen, die Uhr hatte eine goldene Kette, sie hing an der Wand. Ein Schlüffe! war auch dabei. Die Uhr selbst ist auf 9 Thaler, Kette und Schlüssel auf 12 Thlr. taxirt. Nichts ist von dem Gestohlenen wiedererlangt, Peschke sagt, er hätte die Uhr bei einem Juden in Prag für 6 Gulden Münze verkauft. Den Juden kenne er nicht, er selbst sei dann nach Brünn gewan dert. Peschke gesteht Alles offen ein. Er macht einen guten Eindruck. Ei» Vertheidiger war auch hier nicht erschienen. Herr Staatsanwalt Held sieht die That als einen Gele^cn- heitsdiebstahl an und beantragt die Bestrafung des Angeklag ten auf Grund seiner Geständnisse. Carl Gottlieb Peschke erhielt 6 Monate Arbeitshaus. — Es bleibt noch die Er wähnung einer kleinen Einspruchsverhandlung übrig. Ernestine Louise Cujawa ist des Diebstahls beschuldigt und zwar nur eines sehr geringfügigen. Man wirft ihr vor, Kartoffeln und Runkelrübe», etwa sechs Stück im Ganzen entwendet zu ha ben. Aber sie leugnet Alles mit ernster Stirn, sie will un schuldig sein und führt ihre eigene Vertheidigung mit lauten, engerischen und vielen Worten. Sie ist 36 Jahre alt und noch nie bestraft. Bei einer Haussuchung nämlich wurden die Kartoffeln und die Rüben bei ihr vorgefunden. Sie leugnet den Besitz nicht weg, meint aber, sie hätte die Gegenstände theils gekauft, theils als Lohn erhalten. Der Ortsrichter hatte das l Dutzend Rüben auf nur 2 Ngr. 5 Pf. taxirt. Das erstin stanzliche lautete auf 2 Tage Gesängniß und Tragung der Kosten. Dagegen erhob sie heut Einspruch. Als Herr Staats anwalt Held die Bestätigung dieses Urtels beantragte, gerieth die Cujawa in einen starken Redefluß und versuchte ihre Un schuld zu beweisen, sodaß Herr Held selbst noch beanstandete, einen bestimmten Antrag zu stellen. Die Verhandlung wurde daher verschoben, bis neue Erörterungen geschehen sind. — TageSgefchichte. Berlin. Freitag, 23. December, Nachmittags 4 Uhr. Heute Mittag hat der Staatsgerichtshof sein Urtel im Polcn- processe gefällt Der größte Theil der Angeklagten ist frei- gesprochen worden. Die Verurteilung der Andern ist wegen vorbereitender Handlungen zu Hochverrath nach tz 66 des Strafgesetzbuchs mit Annahme mildernder Umstände erfolgt. Gegen anwesende Angeklagte ist weder auf Todesstrafe, noch auf Zuchthaus erkannt worden. lDr. I.) Glogau, 21. December. «(Schl. Z.) In der bekannten Untersuchung (bezüglich der Kohlendampfgeschichte) wider die Redaction des hiesigen „Niederschl. Anz." fand gestern Mn Stettin die commissarische Vernehmung des Leutnants Krause statt, welcher von der Staatsanwaltschaft als Belastungszeuge vorgeschlagen war. Wie wir hören, soll derselbe gerade Das jenige ausgesagt und beschworen haben, was in dem sogenann ten officiellen Berichte über den Unglückssall entschieden in Abrede gestellt war. Paris, 19. December. Bekanntlich findet 1867 eine allgemeine Industrie-Ausstellung in Paris statt, die zweite in Frankreich; die erste war 1855. Damals waren die Erzeug nisse in dem sogenannten Jndustriepalaste der Champs Elisees ausgestellt, zu dem man nach dem Quai und auf dem Quai selbst Annexe gebaut hatte. Für die Ausstellung von 1867 soll jedoch ein eigner Palast gebaut werden und zwar in den Avenues der Grand Armee und in Ncuillh, die hinter dem Triumphbogen und neben dem Boulogner Gehölz liegen. Eine besondere Pferdeeiscnbahn, die durch die Champs Elysecs gHßn wird, soll die Entfernung abkürzen. — Gestern, Sonn tag, Nachmittags trug' sich ein höchst bedauernswerthes Er eigniß in der St. Severinskirche zu. Der Nachmittagsgottts- dienst war grade zu Ende, als ein lauter Knall die noch an wesenden Kirchgänger aufschreckte. Man eilte nach dem Punkte hin, wo man den Knall vernommen hatte, und fand ein In dividuum, das noch die Pistole, welche es auf den Pfarrer von St. Severin abgefruert hatte, in der Hand hielt. Es war, wie sich später herausstellte, ein verkleidetes Frauenzimmer, das seit langer Zeit von dem Pfarrer durch Almosen unter stützt wurde und sich wegen einer unlängst ihm widerfahrenen Zurechtweisung an jenem rächen wollte. Der Pfarrer, ein 70jähriger Greis, wurde zum Glück nicht getroffen, allein er ist durch diesen Anfall m eine solche Aufregung versetzt wor den, daß man um sein Leben besorgt ist. Das Frauenzimme» wurde zur Haft gebracht. Paris, 19 Dec. Die Clavierarbeiter haben ihre Ar beiten eingestellt. Sie wollen in Zukunft nur noch 10, statt 11 Stunden arbeiten, und eine Erhöhung ihres Lohnes ha ben. Sie stützen sich bei ihren Neclamationen hauptsächlich darauf, daß die Wohnungen, die Lebensmittel und alles, was zum Leben nothweudig ist, theurer geworden. Das mag rich tig sein; aber andererseits darf man auch nicht übersehen, daß die Fabrikanten, welche die nämlichen Gründe zur Klage haben, ihre Fabrikate nicht theuercr verkaufen können als bis her, im Gegcntheil genöthigt sind, zu wohlfeileren Preise» loszuschlagen. Jedenfalls sind sie ganz unschuldig an der Vertheuerung der Wohnungen, die Haußmann's Zerstörungs lust herborrief, so wie auch an der Erhöhung aller Steueriz, die der vom Kaiser ernannte Gemeinderath der Stadt Paris so bereitwillig votirte, und durch die, wenn es so fortgeht, in Paris Alles so kostspielig werden muß, daß der gemeine Mann bald nur von Wasser und Brod wird leben müssen, da er den Rest dessen, was er verdient, den H^useigenthümrrn und den Säckeln der Stadt wird überlasten müssen. Diese. Lage der Dinge ist jedenfalls sehr ernst, und wenn man. der officiöscn „Patrie" Glauben schenken darf, so bereitet sich eine Krisis vor, die schließlich den Arbeitern sehr nachtheiliq wer den muß, da die Arbeitgeber entschlossen sind, dem Drängen ihrer Arbeiter zu widerstehen und ihre Arbeiten theilweise anderwärts, ja im Auslande anfertigen zu lassen,- was nach Abschluß der verschiedenen Handelsverträge auch ein Leichtes; ist und später noch sehr erleichtert werden wird. „Schon jetzt" — so fügt die „Patrie" hinzu — „gibt es Fabrikanten in Paris, welche die Hauptarbeit im Auslande machen lasten und hier nur di« letzte Hand an ihre Fabrikate legen. . So ein Juwelen-Fabrikant, der 50 bis 70 Arbeiter beschäftigt und jedes Jahr an 100,000 Franken Arbeitslohn bezahlt. Derselbe steht im Begriffe, seine Werkställe zu schließen, eine Fabrik in Deutschland zu errichten, dort die Hauptarbeit äu- fertigen und von den Pariser Arbeitern nur die Schlußzu- richtung machen zu lassen. Jedenfalls kann maw mit Sicher heit daurauf rechnen, daß ein großer Theil der Pariser Fab»; «kanten nach Ausführung des Handelsvertrages einen großen Theil ihrer Fabrikate in Deutschland anfertigen lasten wer den, um ihnen hier die Pariser Politur zu geben,.. sjk..Wj^ ihrem Namen zu versehen und sie dann später als Pariser Fabrikate in die Welt zu senden. Die Pariser Fabrikanten werden dann ganz gute Geschäfte machen, wenn auch vielleicht gerade die Pariser Arbeiter nicht. Deutschland würde dieß schon befriedigen können, wenn nicht der Umstande vorläge,, daß Das, was die deutschen Fabrikanten allenfalls gewinnen^ von dem großen deutschen Publikum dadurch wieder reichlich, zurückbezahlt werden dürste, wenn, dieses es nicht vorziehen wird, die nie in Deutschland fabricirten Maaren erst dann kaufen zu wollen, wenn sie nach der Seinestadt gebracht wurden, um dort die Bekanntschaft von Paris zu machen. (K. Z.) Nom. Es besteht in den Landstädten des Kirchenstaats ein eigenthümliches Volksfest. An einem bestimmten Tag im Jahr wird ein Stier auf dem Markte festgcbundcn, und nun der ganzen Bevölkerung das Vergnügen gewährt, ihn miß-, handeln zu dürfen. Man schlägt ihn mit Stöcken, man wirft mit Stkinen auf ihn, man sticht und schneidet mit Messern hinein, bis er todt ist. Curare, so heißt das Pscilgist der Indianer. Dieses Wort ist un- längst auch in dem vielbesprochenen Vergiftungs-Prozeß Demmc-Trümpy wiederholt aufgetaucht. Der vergiftete K. Trümph sollte welches in Konstantinopel gekauft und der an gebliche Vergifter, Dr. Demme, sollte sich viel mit wissen schaftlichen Studien über diesen Stoff beschäftigt haben; Frau Trümph rief öfters bei ihren vom Gefängnißwärter beobach teten Hallucinationcn „Curare", und die gerichtliche Expertise am Leichnam Trümpv's forschte neben dem Strychnin auch nach der erstgenannten Gistsorle. Woraus besteht sic und wie wirkt sie? . Claude Bernard, der Nachfolger des berühmten Magen- dic an der Pariser Universität, antwortete hierauf in der „Revue des Deur Mendes", was wir hier im Auszug wiedcrgeben. Das indianische Pfcilgift ist seit ungefähr dreihundert Jahren in Europa bekannt. Man kannte jedoch nur seine Wirkung, nicht sein Entstehen. Ende des vorigen Jahrhun derts beobachtete zuerst Alexander von Humboldt bei den Wil den Amerikas dessen Zubereitung, nämlich das Auskochen ei ner giftigen Liane von der Familie der Strhchnäen. Spä tere Reisende wollten wissen, daß die Wilden in diese Ab, kochung auch noch das Gift träufeln ließen, welches sie aus den Giftzähncn der bösartigsten Schlangenarten gesammelbz