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Dresdner Journal : 02.10.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188110028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18811002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18811002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1881
-
Monat
1881-10
- Tag 1881-10-02
-
Monat
1881-10
-
Jahr
1881
- Titel
- Dresdner Journal : 02.10.1881
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M230. Sonntag, den 2. Oktober. 1881 I» -»LI.» a»at»«L«v : ^Lkrtick: . . 18 Ll»rL. ^MrUoN: 4 H^rlr 80 kf. Livrelao ^uinmsror 10 ?5 äer äevtrcliso keiods« tritt ?ost- uoä Ltewpotrnsedla^ kivra. Insvnrtvnprvivor Lilr äsv Itauw vioer ^vspLltevea ketitreilv 20 ?f. Vater „Liv80«a<it" äiv 2eil« 80 kl. Lr»eliela«o r LLgliok mit ^urvakwe Nor 8ovv- vaN Leierta^» Akeoct» tiir ä«i totasaäsn DresdnerImirnal. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. lovorvtoa»!»««!»»» »ar^Lrtrr l^tprlU: FV. Oo uullirrioaKr No» Vrveällar ^ourv»1»; N»»d«A - Vl« l^ipriU »—I- Lr«I», - ». Aaa»«»»«te»- L dosier, IerU» Vt,» -L«»d«r, ?r»ss -L«ip»tU rnmllvrt ». ». »L»«d«v: L««i Lko««,- N«rllQ:S.Aoe-»et, A»vatttt«»»«L»nt, »r—»:L'.Sa-1o«t«, Lr—I»a: L. Stan-«,'« kür-tv; NnuUUVrr ». ».: L ^»«-«»-'»o-s öaodknaälao^i SürMi: 2NM«r,' »»»Loveriö. Se-S«l«e, V»rt» I«rU»-rr»»»tvr» «. ». »tattert: Da--« L 60., L»»d«r,: D L!--«!»«-, AL Kte»n«r. N « r » a » ss « d » r t Lüaizl. L»poäitloa ä« Drooclaer ^oanuU», Or««t«ll, /viazvrrtrns« Ho. SO. Amtlicher Theil. Dresden, 1. October. Se. Majestät der König sind gestern Abend 8 Uhr 45 Min. nach Wien gereist. Dresden, 29. September. Dem Rittergutspachter Wed Schmuhl zu LauSke ist wegen der von dem selben am 6. Juli diese- JahreS unter eigener Lebens gefahr au-geführten Rettung eines «naben vom Tode de» Ertrinkens die silberne Lebensrettungsmedaille verliehen und mit Allerhöchster Genehmigung die Er- laubniß zum Tragen dieser Medaille am weißen Bande ertheilt worden Dresden, 30. September. Se. Majestät der Kö nig haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die Kammersängerin Clementine Schuch geb. ProSka die von Sr. Majestät dem Kaiser von Oester reich ihr verliehene goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft annehme und trage. Dresden, 1. October. Se. Majestät der König haben die Amtsrichter Albert Ernst Gustav He denn S, Oberamtsrichter in Trimmitschau, Hieronymus Leander Bauer in Zwickau, Paul Bruno Frotscher in Plauen und Theodor Clemens Oeser in Freiberg, ingleichen die Assessoren DorotheuS Wilhelm Taubert bei dem Amtsgerichte Dippoldiswalde, Ernst Otto Irmer bei dem Landgericht Chemnitz, Or. Herrmann Ottomar Bellmann, vr. Johannes Albert Alexander von Tischendorf, Heinrich August Leonhardt und Fried rich Bernhard Zieger bei dem Landgericht Leipzig, Konrad Wilhelm von Lriegern und Or. Max Wol demar Johanne» Grenser bei dem Landgericht Dres den, Georg Albert Geßler bei dem Landgericht Plauen, August Edmund Fuchs und Arthur Konstantin Hecht bei dem Landgericht Bautzen zu Rathen, und zwar HedenuS und Oeser — Ersteren unter Belassung sei nes Titels und Ranges — bei dem Landgericht Frei berg, Bauer bei dem Landgericht Zwickau, Frotscher und Geßler bei dem Landgericht Plauen, Taubert und Irmer bei dem Landgericht Chemnitz, Or. Bellmann, I)r. von Tischendorf, Leonhardt und Zieger bei dem Landgericht Leipzig, von Triegern und Dr. Grenser bei dem Landgericht Dresden, Fuchs und Hecht bei dem Landgericht Bautzen, ferner den Rath bei dem Landgericht Zwickau Karl Otto von Wolf, ingleichen die Assessoren Karl Gottfried Sommerlatte bei dem Amtsgericht Königsbrück, Karl Heinrich Gotthold Ihle bei dem Landgericht Dresden, Hans Gerhard Richter bei dem Landgericht Leipzig and Otto Flach bei deär Amtsgericht Neusalza zu Amtsrichtern, und zwar von Wolf bei dem Amtsgericht Zwickau, Sommerlatte bei dem Amtsgericht Königsbrück, Ihle bei dem Amts gericht Hartenstein, Richter bei dem Amtsgericht Neusalza und Flach bei dem Amtsgericht Stollberg zu ernennen Allergnädigst geruht. Dresden, 1. October. Se. Majestät der König haben den Assessor bei der Staatsanwaltschaft de» Landgerichts Leipzig, Arwed Martini, zum Staats anwalt beim Landgericht Leipzig zu ernennen, sowie dem Assessor bei der Staatsanwaltschaft deS Land gerichts Dresden, vr. Hermann Adolf Gensel, und dem mit der Function des AmtSanwalt» betrauten Assessor beim Amtsgericht Zittau, Paul Richard Beutler, den Character eines Staatsanwalt» beizu legen Allergnädigst geruht. Dresden, l. Oktober. Mit Genehmigung Sr. Majestät des König» ist der Amtsrichter Gustav Adolf Geißler in Wildenfels an das Amtsgericht Freiberg und der Amtsrichter Heinrich Adolf Wähner in Stollberg zu dem Amtsgericht Wildenfels versetzt worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Castellan bei der Kunstakademie zu Dresden, Carl Wilhelm Theodor Globig, da» AlbrechtSkreuz zu verleihen. Nichtamtlicher Theil, nebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. TagrSgeschichte. Ernennungen, Versetzungen ie. im Sffentt. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtev. LerMsthtG. Statistik und BolkSwirthschaft. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Wien, Sonnabend, 1. October, Mittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Se. Majestät der König von Sachsen ist hente Vormittag hier eingetroffe«. Allerhöchstderselbr wurde von Sr. Majestät dem Kaiser auf dem Bahnhofe herzlichst begrüßt. Innsbruck, Freitag, 3V. September, AbendS. (Torr. Bur/> Nach einer hitzigen Debatte hat die clericale Majorität deS Landtags den Antrag ans Erweiterung der Wahlberechtigung der Seelsorge- Geistlichkeit in den mit eigenen Statuten ver sehenen Städten Tirols angenommen. Agram, Freitag, 30. September, AbendS. (Lorr.-Bur.) Der Club der Nationalpartei be schloß heute, der bisherigen Gepflogenheit gemäß, die Delegation für den Reichstag nur au» der Majorität zu wählen, ferner, daß die kroatischen Reichstagsmitglieder ihr Mandat niederlegen, so bald die Grenzdeputirten i» Landtag erscheinen, damit eine Neuwahl stattfinde. — In der Abend- fitzung deS Landtags wurden, dem obigen Beschluß zufolge, nur Mitglieder der Majorität für den Reichstag gewählt. Konstantinopel, Freitag, 30. September, AbendS. (W.T.B.) Der französische Botschafter Tissot hat energische Schritte bei der Pforte ge- than, damit prophylaktische Maßregeln gegen die Cholera getroffen werden. Nach einer Meldung auS Erzervm hat am 28. d. MtS. in der Gegend von Tschaagri ein Erdbeben stattgefundev; mehrere Häuser uud Mi narett find eingestürzt, 12 Personen find dabei verunglückt. Dresden, 1. Oktober. Die englischen Blätter fordern die Regierung in immer entschiedenerem Tone auf, die Gesetze, welche der irischen Landacte vorhergegangen, ohne Ansehen der Person anzuwenden; Langmuth habe in Irland schon zu viel geschadet, und die Regierung setze jetzt den Frieden Irlands aufs Spiel. Trotzdem sind erst dieser Tage der ?. Sheehy, ein katholischer Priester, dessen Verhaftung als „Verdächtiger* seiner Zeit viel von sich reden machte, sowie 4 andere im Kilmainham- gefängniß internirte „Verdächtige* bedingungslos auf freien Fuß gesetzt worden. Dieser Gnadenact der Regierung scheint aber bei der Landliga auf steinigen Boden gefallen zu sein. Die aus Irland einlaufenden Nachrichten über die unerhörten Vorgänge daselbst lassen das Verhalten deS Gouvernements geradezu räthselhast erscheinen. Man hofft, daß e» nur die Wirksamkeit der Landacte abwartet, um dann energi scher vorzugehen; verharrt die Regierung aber auch dann noch in ihrer lässigen Handhabung der ZwangS- gesetze, so wird eS an Volksdemonstrationen gegen dieie» Verfahren in England nicht fehlen, da die Gegner deS Ta binet» nicht- unversucht lassen werden, um dasselbe in Mißkredit zu bringen und der Anlaß sich in der That vorzüglich dazu eignet. Ein neuer Gesichtspunkt in der «ischen Bodenfrage tritt in einem Briefe an- Licht, welchen der Earl of Meath an eiuen seiner Pächer gerichtet hat. Die Pächter hatten ihn um Unt«stützung ersucht, um sie in den Stand zu setzen, ihre« Berufe obzuliegen; der Gras erinnert sie daran, daß^die Landacte neue Beziehungen zwischen dem Guttbesitzer und Pächter geschaffen habe. Bor eineA Jahre, erklärt der Graß würde ein Gesuch um solch« Unterstützung günstig ausgenommen worden sein: jetzt könne eS nur Erstaunen Hervorrufen. Er sei bmchau» nicht geneigt, der Landacte Hindernisse zn bereiten oder den Pächtern irgend einen Vorthril zu versagen, den ihnen die Acte gewähre; aber er fühle, daH^r selbst jetzt in eine, von der vor einem Jahre besehenden weit verschiedene Stellung gerathen sei. Er ha« nach seiner Berechnung ein Drlttel seine- bis herigen Einkommen- eingebüßt und sei daher außer StMde, die Pächter so, wie er eS wünsche, zu unter- stÜMi. Jndeß darauf allein stützt er seine Unfähigkeit zu Helfen nicht; er behauptet, die Landacte habe ihn jede» Verantwortlichkeit gegenüber den Pächtern be- rau». „Ich bin bereit, dem veränderten Gesetze ehr lich Hßeizustimmeu und dessen Folgen zu tragen; aber ebemo muß der Pächter jetzt, wo er von seinem GutS- befiLtr unabhängig ist, bereit sein, sich auf seine eigenen HilÄmittel und Anstrengungen zur Durchführung seiner AbPchten znverlassen. * ES unterliegt somit keinem ZuMsel, daß eine Entfremdung zwischen Grundbesitzern und Pächtern in vielen Fällen die Folge der Landacte sein wird, und da die Landliga ihr Möglichstes thut, die Spaltung zu vergrößern, so verschlimmern sich die Zustände, anstatt sich zu verbessern. Wenn die Land liga die Interessen de» Lande- und nicht ihre eigenen verfolgen würde, hätte sie den Pächtern eine versöhn liche Haltung empfohlen, um die Schäden, die durch die Agitation entstanden sind, zu beseitigen uud der Landwirthschaft eine bessere Zukunft zu sichern; aber da- Gegentheil ist der Fall. Die vernünf tigen Leute in Irland, heißt eS in einer Londoner Correspondenz der „Hamb. Nachr.*, sehen die- auch ei», und wären sie frei in ihren Handlungen, so würden die Dinge sehr bald eine andere Gestalt an- nebmen; aber Parnell ist ihr Diktator, er hat die rohe Masse hinter sich, nicht nur in den ländlich«» Distrikten, sondern, wie Dublin jetzt gezeigt hat, m den größeren Städten; die Pächter haben daher keinen freien Willen, die Furcht vor Repressalien feiten der Landliga und ihrer Trabanten zwingt sie dem Geheiße Parnell'- zu folgen. Dagegen giebt eS nun Ein Mit tel: man muß da- Haupt der Bewegung und seine Helfer, wie Sexton, unschädlich machen. Sexton er- ttärte am Sonntag, Parnell sei der größte Mann, den die irische Race je erzeugt habe, und die Landligisten nahmen diese Erklärung mit Beifall auf. Den Er wartungen entsprechend, die sich an solches Lob knüpfen, sprach später Parnell; er wlderrieth eine bewaffnete Jnsurrection; er beschäftigte sich nicht mit der Boden frage, erwähnte -die Landacte nicht mit einem Worte und sprach nur von der nationalen Unabhängigkeit. Die Regierung, erklärte Parnell, sei bestrebt gewesen, Irland in den Augen der Welt herabzusetzen und zu beschimpfen; eS wäre keiner civilisirten Regierung der Welt möglich gewesen, zu handeln, wie die jetzige eng lische Regierung gegen Irland während der letzten 6 Monate gehandelt habe. In gewissem Sinne hat Parnell freilich Recht; sicher ist, daß keine andere Regierung ihm und seinen Genossen so viel Freiheit gelassen hätte, das Land aufzuwiegeln und an den Rand deS Bürgerkriege- zu bringen. Die „Times* meinen, daß andere Regierungen die Agitation ohne viel Federlesens unterdrückt Haden würden, ohne erst beim Parlamente sich dazu die Bollmacht iu holen, und sagen in Anknüpfung an die neueste Rede Parnell'» in Dublin: „ES ist hohe Zeit, daß diese- Geschwätz von Trennung und Unabhängigkeit ein Ende erreicht. England wird sich nicht seine eigene politische Zer- stückelung gefallen lassen. Ein getrennte» Irland würde in erster Reihe ein dem Bürgerkrieg überliefer te» Irland bedeuten. Wenn die Protestanten die Oberhand erhielten, würden wir einzuschreiten haben, um der Wiederbelebung de» protestantischen Urberge- Wicht» Einhalt zu thun, und weun die Katholiken an» Ruder kämen, würden wir ebenfall» zu interveniren haben, um den Norden vor Ausrottung und u»S selber vor einer ständigen Gefahr zu schützen. Denn man muß sich erinnern, daß keine halbe Autonomie die nationalistische Partei befriedigen würde. Die Phrase ,,Som« Uuls" ist thatsächlich au» dem politischen Wörterbuche verschwunden, und an ihre Stelle ist „legislative Unabhängigkeit* getreten, welche bald in vollkommene politische Unabhängigkeit, legislative wie executive, auSarten würdr. Irland muß die Noth wendigkeit seiner geographischen Lage acceptiren und «nicht von einer Unabhängigkeit reden, die nicht gewährt werden kann. ES wird gut daran thun, sich dieser und ähnlicher Illusionen zu eotschlagen und aus der ausnahmsweisen Gesetzgebung der abgelaufenen Session den größten Vortheil zu ziehen. Die Regierung wird eS darin durch jedwede Anstrengung zur Unterdrückung von Einschüchterung und Ausschreitungen ermuntern, und bei diesem Verfahren wird e» die Unterstützung aller Klassen in England genießen. Denn Mr. Parnell sollte begreifen, daß in dem Maße, als er den Beifall der rücksichtslosesten unter seinen eigenen Lands leuten gewinnt, er sein« gaonäam Anhänger sich hier entfremdet. Die Arbeiterklassen, welche die Liga in ihrem Verlangen nach einer Landbill unterstützten, ekelt die Weise an, in welcher die Laudacte ausgenommen worden. Ihr Begriff von ehrlichem Spiel ist empört, und sie fangen an, die Parnrllitische Agitation in ihre» wahren Licht zu sehen.* — Der „Standard* cou- statitt, daß Biele in Irland gegen die Agitation der Liga find und Viele, die eine kühle Haltung gegen sie eivnehmen; e» seien daher Aussichten vorhanden, daß nach einigen Monaten, wenn die alte Garde ihre» letzten Angriff gemacht habe und geschlagen sei, Irland sich beruhige, um den besten Nutzen auS einer sehr liberalen Maßregel zu ziehen. Die Regierung könne die- be schleunigen, indem sie dem Volke entschlossen' kund thue, daß die Grenze der Zugeständnisse und der Ge duld England» erreicht sei. Sie habe jetzt die Land acte und da» Ausnahmegesetz und dürfe nicht erwarten, daß da» Land ihr ferner außerordentliche Gewalten, versöhnliche oder repressive, auvertrauen werde. — Die „Pall Mall Gazette* nimmt dagegen keinen An stand, die „Times* und andere Journale wegen der Sprache zu tadeln, die sie mit Bezug auf Irland führen; sie sei geeignet, die Gemüther zu verbittern und den Frieden unmöglich zu machen, meint das ra- dicale Blatt. Im vorigen Jahre bildete sich bekanntlich Gladstone ein, daß sein Erscheinen an der Spitze des Lablnet» genügen werde, die irische Agitation zu beruhigen. In diesem Jahre meinte er, daß seine Landbill mit Genugthuung und Dankbarkeit begrüßt werden werde. Der zweite von diesen Speculanten in „irischen Ideen* ist Mr. Bright und der Dritte Mr. Forster, der StaatS- secretär für Irland. In Bezug auf die Erfolge deS CabinetS Gladstone in Irland äußert sich nun der Londoner Berichterstatter des „Hamburgischen Lor- respondenten*, wie folgt: Es giebt jetzt keine drei Namen, die in Irland unpopulärer wären, al» die jenigen Gladstone'», Bright'» und Forster'». Sie bil den ein Beispiel davon, was dabei herauskommt, wenn man mittelst Ueberredung zu regieren versucht, ohne Feuilleton. Redtgirt von Otto Banck. Die Grabstätte der Gräfin Cosel.*) Ueber die Ruhestätte der berühmten Frau herrschte bisher im Publicum völlige Ungewißheit. Die Biographen der Gräfin, die Historiker überhaupt waren gezwungen, sich mit dem mehr oder weniger bestimmt ausgesproche nen Satze zu begnügen: ihre Gebeine ruhen in der Kapelle auf dem Schlosse Stolpen. Ferner wurden aber auch Stettin, der Schasberg bei Langenwolms dorf, ja sogar Lichtenau bei PulSnitz al» Begräbniß- orte bezeichnet. Das Volk hatte sich über die Ange legenheit seinen eigenen Mythus geschaffen mit zum Theil sehr charakteristischen Barianten. Am bestimm testen jedoch trat immer wieder die auch traditionell durch die Schloßführer vertretene Ansicht auf, die Gräfin ruhe im östlichen Theil der Schloßkapelle, auf dessen Mitte sich ein mit Rasen besetzter altarähnlicher Hügel zeigt. Diese mit dem Uttheile der meisten Historiker übereinstimmende Behauptung stützte sich aus die im Stolpener Kirchenbuche befindliche handschriftliche hier mit genau wiedergegebene Notiz: „1765. No. 9. d. 5.**) April ward Zhro Excellenz die Frau Gräfin v. Eosel nach höchstem Befehl in der Schloßkirche in der Stille beygesetzt.* Vergeblich hatte auch der Unterzeichnete schon seit Jahren versucht, zu bestimmen, an welcher Stelle die Gräfin *) Die «rüfin selb« schrieb sich stet« Lössell. **) Di» Acten de» l. Haunistaol^archiv» geben indessen den ch. April al» Bestattangttag an in der Schloßkapelle bestattet sei; daß fie unter dem ge nannten Rasenhügel ruhe, war ihm höchst unwahrscheinlich, weil ihm der Raum zwischen dem Scheitel de- unter der Kapelle befindlichen Gewölbe» und dem Niveau derselben zur Aufnahme eine» Sarge» nicht genügend erschien. Bei einer genaueren am 10. bi» 13. Sep tember d. I. stattgefundenen Untersuchung de» Schlosse» Stolpen für einen bestimmten kunstwissenschaftlichen Zweck benutzte der Unterzeichnete, beschäftigt, Lage und Mate rial de» Kapellenfußboden» festzustellen, die Gelegen heit, die Lage de» Grabe» zu ergründen. Eine sich über alle Theile der Kapellenoberfläche erstreckende ge naue Sondirung und Grabung bi» auf da» untere Basaltgewölbe ergab, daß unter dem Rasenhügel kein Grab befindlich, daß aber der Kapellenraum nördlich sich fast 3 w über da» untere Basaltgewölbe hinaus erstreckte. Auf diesem nördlichen Streifen, unmittelbar vor dem Kapellenportal, fand der Unterzeichnete am 13. September d. I. eine mit Ziegelsteinen überwölbte, 40 sm unter dem jetzigen Niveau befindliche Gruft. Genaue weitere Sondirungen de» östlichen und west lichen Ende» de» Streifen- ergaben ferner mit Be stimmtheit, daß sich im genannten Kapellenraum nur die eine Gruft befand. War die Gräfin Tosel überhaupt in der Kapelle bestattet, so konnte demnach nur sie in genannter Gruft ruhen. Der Unterzeichnete theilte sofort die- Resultat dem Hrn. Pfarrer Voigt zu Stolpen mit, dessen gütige Durchsuchung der Kirchen bücher nun ferner constatirte, daß außer der Beisetzung der Gräfin keine weitere Beisetzung in der Kapelle iu den Büchern verzeichnet war. Mit der durch da- königl. Ministerium de- Innern vermittelten Erlaubniß de» königl. Ministerium» der Finanzen öffnete nunmehr am 28. September d. I. früh U10 Uhr die aus dem Hrn. Landbaumeister Dreßler zu Pirna, dem Hrn. Pfarrer Voigt zu Stolpen und dem Unterzeichneten bestehende offi- cielle Tommisston die Gruft. Dieselbe, 2,s m lang, 1,s m breit und 1,3 ro hoch, seitlich höchst sorgfältig in Kolk verputzt, zeigte einen einfachen, tannenen, gelb ge strichenen, in Fäulniß übergegangenen, zerborstenen Sarg, in der Lage von Westen nach Osten, genau mit dem Kopfende in der Richtung nach dem sogenannten Eoselthurm, dem ehemaligen Gefängniß der Gräfin. Am Kopfende, auf dem unmittelbar den Leichnam be deckenden mittlen Sargbrete befand sich eine 42 cm hohe, 31 cm oben breite, zinncne Platte mit folgender Inschrift: llior rubt in 6ott aock srvartst ckio krölrebs Aoksr- stodooe vis »ookgsdoksns fpsu fi-su Kona eonstrmlis ksioksgpLffn von Voss! xed. von öl'ucstsüvl'f. Lio orbiiclrto cka« Oicbt ckiosor IVslt Ao 1680 ck. 18. Ootbr. auf ckom Leb Outtt« Oobo- oao io llolstoio Urr Herr Valor v ar 6«r iaock IVobigobottro« Uorr Herr ^oaebim roo öracbs 6ork boettbsstallt govssoovr Odrisler itbsr «io OLoisottv» Luirassivr Regiment Idrs krau blutter ckio lloedgedobrov krau krau Anna ölargaretda gob. OrLko von lAarssUi. Ittr Herr 6ro«vator roo ratorliottor 8oit« var cksr Woblgeb. Herr Lorr Oottlvk v. Lruetwckork vkookall« io Oäo. Oioosteo »1» Obr. über oio Kou. 6ür. r. rokltterl. 8«it« tüo- uvFoo 8t. Osoobarck 6r voo ülarsolli. Ittro krau Or älotter akor ckio Hrottlgod. krau kr. Aoo» Oo- rotk. »o« ckoio Lau»« kaotvau io 8oll«toioiseb«o. 8i« verwablto 8icb nack 8acbseo Ao 1699 im 19 ckattrs ao Ackolptmm Ua^oum Orat voo Uo^m «ot- sebliek io 6ott oacbckom 8io Ittr kobmvolles Aitor gvbracbt aok 84 ckabr 5 klooatbo 13 Tage ck. 31. Llart. 1765. Durch diese Inschrift ist sonach nun der Tode»tag der Gräfin bestätigt, welchen die im königl. HauptstaatSarchiv befindlichen bezüglichen Acten angebcn. Der Sarg war mit gut erhaltener gelber Seide auSgeschlagen. Nach äußerst vorsichtiger Hinwegnahme früher herabgestürzter Lehr- bögeu und therlweise der oberen Sargbreter zeigte sich der vollständig skelettirte Leichnam der Gräfin. Die Stirnbeine de» Schädel» ließen sich loSheben, waren speckig braun-schwarz gefärbt, deutlich erkennbar und beweglich waren Ober- und Unterkiefer. Da» linke Bein war völlig von Breiern entblößt und zeigte starke schlanke Knochen. Die Bekleidung de» Leichnam» war durchaus verwest. Die Lommission hielt eS weder für angezeigt, noch statthaft, unter diesen Umständen die den Leichnam rechts deckenden Brettrümmer aufzuheben. Von Geschmeide, Resten einer kostbaren Kteidung, der dem Leichnam beigegebenen Pergomentschrift rc. war durchaus nicht» zu constatiren. Auf dem oberen Theile de» Leichnam« aber befanden sich Scherben jener GlaStafel, welche über dem Antlitz der Ver blichenen im Sargdeckel angebracht war. Nachdem die JnschriftStafel mit Stoff umwickelt und in eine Holzkiste gelegt, welche der nebst dem Tastellan Herrn Gäbler mit anwesende Herr Bürger meister Fiebiger von Stolpen zur Stelle geschafft, wurde dieselbe, wir alle übrigen Trümmer, auf ihre ursprüngliche Stelle zurückgebracht, die genannte Gruft- oberfläch« behutsam mit sauberen Bietern abgedeckt
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