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Nummer SS — 27. Jahrgang «mal wSchentl. mit de» tllnsir. '«raltSbetlage» .Die W-u' und >m«»r« kleine» Leute' lowie den reiibellagen ,ti. ! rmio-jilaii'. .lknlerdalNin» und Wisse»' »Dir We» der pui»' .»leizllicher dialaeber' .Da« «nie Buch' .gilmrund- sch>»>'. MonaMcher Bezugspreis 3 MI. elnickl. veiiellaeid. k»,,ei»i»ni»e> Ii> <1 Sonnabend, u. Sonniagmimmer 2U -aup. chr Melier- De. w. DeSrztik. Dresden. Sachfi«« llolkSsettu Sonnabend, den 1«. März 1S2S VerlagSortr DreSveu ««»»igenpreis». Die igeivaüene Petit,eile »<» ^.gnmtllet«- --«„eigen und Stellengesuche »N <s. Die Pelürekiamezeii«. 8S Millimeter breit. I ^ Offer'engebllhk 2« g Im ^all« höherer Äeivaii erlischt ,ede 8ervlllch>ung aus Ltefenmg -o»i« Ersllllnnq v. Anzeigen, ellvirtige» n. Leistung v Schadeneriatz. Geichüstitchec Teil- Artur Lenz, Dresden. tt>e,«»f»»»»»lle. Druck «-«erlag- »ermania A.^S. -iir Bering niid Drnckerei. Filiale Dresden. DreSden-A-l. PoiiersirakrI7. ff»nm,illl0i2. Boit-checkionto Dresden -7»'- Baukkonio Etadtba»' ^reSden »> »I7ift Für christliche Politik und Kultur Rehaktiu» der »«chU4«e r»olke„„„„g DreSden-AIMad- l Poite-'trnu - t. ,,<>r»r-> 20,ii nnd »W12. Kriegszeichen im Irak Da» bedrohte .»Middle Sailern Empire" Seitdem England 1924 in richtiger Bewertung der allgemeinen Antipathie der islamitischen Welt gegen seinen Schützling Hussein, ehemals Groß-Scherif von Mekka, dann (1016) auf Englands Befehl Gebell gegen den Sultan, zur Belohnung König von Hedschas und — nach Abschaffung ves Kalifats durch Kemal Pascha 1924 — sogar einige Monate Kalif und Stammvater der fragwürdigen Herrscherhäuser in Transjordanien und dem Irak —, seit England Viesen Mann fallen lieh und durch den ehemaligen Chics Secretary von Palästina, Sir Herbert Clayton, Jbn Saud, dem Wahabitenfürsten und Sultan von Nedschd, d. h. von ganz Jnnerarabien, die Nachfolge im Hedjas an- tragen lieh, ist dieser eigenartige arabische Herrscher stets der Exponent der Hoffnungen all derer gewesen, die von einem künftigen Panarabien oder gar von der Verwirk lichung des Panislamismus träumten. Diesen Zukunftsphantasien steht als harte, wenn auch nnvollkommene politische Realität des ehrgeizigen Winston Churchill (und aller konsequenten Empire-Imperialisten) „Middle Lastern Empire", das große englische Reich des mittleren Ostens zwischen Nil und Indus, gegen über. Wenaus nicht alle Pläne, die man in England ge schmiedet hatte, als die englischen Truppen endlich in Jeru salem und Bagdad eingezogen waren, gingen in Erfüllung: mit um so zäherer Geschmeidigkeit paßten sich die englischen Al Honen in und um Arabien den verschobenen Bedin gungen an. Man sparte weder mit moralischem, noch mit gemünztem Kapital, weder mit diplomatischen, noch mit Banknoten, weder mit Freundschastsverträgen, noch mit Kreditbriefen, und schließlich präsentierte sich die arabische Welt als ein von der starren, widernatürlichen und — scheinbar — sinnlosen Konstruktion der Mandatsgebiete Palästina, Transjordanien, Snrien (franz.) und Irak um- zäuiile arabische Kernreich der Wahabiten mit dem König reich Hedschas, an das sich südlich das umstrittene Emirat vva Ässir, weiterhin das Königreich Jemen — Italiens Interessensphäre — und endlich das britische Bollwerk Aden mit seinem Hinterland anschließen. Welchen Sinn nun hatte diese Konstruktion? Er wird klar, wenn man sich vergegenwärtigt, daß damit ein Gebiet der englischen Kontrolle unterstellt wurde, das ununter brochene Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Aegypten und dem Mittelmeer einerseits, dem persischen Golf, also Indien andererseits bot. Ein neuer, ein Neserveweg nach Indien konnte geschaffen werden, höchst wünschenswert an gesichts der schwindenden Sicherheit des Weges durch den Suezkanal und durchs Rote Meer. In Aegypten zeigte sich schon längst die Entwicklung, die jetzt eben dazu geführt hat. daß die Negierung von Englands Gnaden, ein „Eeneralstab ohne Armee", Volk und Parlament, „die Armee ohne Eeneralstab", nicht mehr dahin dirigieren kann, wohin England es haben möchte: am Roten Meer trat in zwischen Italien durch seinen Freundschaftsvertrag mit dem Imam Jahia von Jemen als unerwünschter Machtfaktor in Erscheinung — der alt« Weg nach Indien war nicht mehr so unbedingt sicher, wie er sein mußte, also mußte man einen anderen Weg zu schaffen suchen. Der Wunsch ist alt. Das Handbuch des englischen Liißenamtes, aus dem sich auch die Vertreter der Entente mächte bei d«n Friedensverhandlungen bereits zu unter richten pflegten, verzeichnet bei dem Kapitel Arabien als britische Bähnbauprojekte in Arabien die transarabtsche Linie Akaba—El Djof—El Koweit mit dem lakonischen Zusatz: „anck tdsn aoross ?srsi» to Inckia" (und weiter durch Persien nach Indien)' ferner die Linie El Lid (etwas süd- 'ich von Djidda, der Hafenstadt Mekkas) — Taif—Riyad— kl H-ifus treichste Oase im Küstengebiet des persischen Golfs) nach El Adjer, dem Ausgangspunkt einer jahrhunderte alten Karawanenstraße nach Mekka und Medina, geschützt gelegen an dem von den Halbinseln El Katif und El Katar cbildeten Golf, dessen Oeffnung zum Persischen Meer- »sen wiederum von dem Fünfinsel-Archipek der Vahrein-Jnseln beherrscht wird, wegen deren be kanntlich gerade eben eine heftige Kontroverse zwischen England und Persien geführt wurde, weil Persien, unter Berufung allerdings auf recht veraltete Besitztitel, Eigen tumsrechte an den Inseln geltend machte. Man sieht — es finden sich in diesen beinahe schon historischen Betrachtungen fast sämtliche Namen, die durch die Meldungen von der Entfesselung des „Heiligen Krieges" durch Jbn Saud für einen Augenblick in den Pordergrund des mit ihnen nicht sonderlich vertrauten politischen Interesses Europas getreten sind. Am un bekanntesten ist wohl der Name ElKoweit. Es ist ein« Hafenfestung am Nordwestende des Persischen Golfes und neben der Gegend von Basra (Irak) in erster Linie das DI« heutig« Nummer enthält Las St. Venno-Btatt. das Sonntagsblatt für die Diözese Meißen. Ungarn im Sie optaniensrage vor dem Aal (Drahtbericht unseres Vertreters.) . O. Gens. 8. März. Die heutige öffentliche Sitzung des Rates wurde eingeleitet mit einer Erklärung des Präsidenten über die eventuelle Rück< kehr Spaniens und Brasiliens in den Völkerbund. In der Er klärung heißt es u. a.: In Uebereinstimmung mit den Erklärungen, die im Jahre 1926 erfolgt sind, wird Brasilien kurz nach der nächsten Rats tagung aufhören, Mitglied des Völkerbundes zu sein Dasselbe trifft für Spanien zu, dessen Ausscheiden mit der übernächsten Ratstagung zusammenfallen würde. Es ist meine Uederzeugung und ich glaube die lleberzeugung aller Ratsmitglieder, daß wir unrecht handeln würden, wenn wir angesichts dieser Aussicht schweigen oder uns auf einen bloßen Ausdruck des Bedauerns beschränken würden. Ich glaube, daß wir nicht zögern sollten, die beiden in Frage kommenden Negierungen auszuforbern, zu überlegen, ob nicht die Gründe, die sie im Jahre 1926 veran- laßten, ihre Rücktrtxtserklärung abzugeben durch die zwischen zeitlichen Ereignisse etwas von ihrer Kraft verloren haben oder ob die Gründe noch im Jahre 1928 so stark sind, daß sie sich ver- pflichtet fühlen, den letzten Schritt zu tun. Ich bin der Auf fassung, daß wir unsere Pflicht gegenüber der Welt und der Sache des Friedens an dem gegenwärtigen und künftigen Gene rationen versäumen würden, wenn wir daraus verzichteten, im Namen des Völkerbundes den Appell ergehen zu lassen, den ich Ihnen Vorschläge. Die Initiative des Präsidenten fand im Rate ein lebhaftes Echo. Nacheinander gaben sämtliche Mitglieder des Rates Zu- stimmungserklärungen ab. Stresemann betonte, wie schmerzlich er es stets empfunden habe, daß, als Deutschland in den Völkerbund einirat, zwei große Nationen sich aus ihm zu rückzogen. Mit Spanien und Brasilien unterhalte Deutschland herzliche und freundschaftliche Beziehungen: er könne daher nur mit aufrichtigster Befriedigung die Anregung des Präsidenten begrüßen. Nach dieser Sympathiekundgebung für Spanien und Bra silien wurde der zweite Punkt der Tagesordnung ausgerufen: Der ungarisch-rumänische Konflikt in der O p t a n t e n f r a g e. Nachdem Lhamberlain als Berichterstatter die Lag« und insbesondere die Ergebnislosigkeit der direkten rumänisch-unga rischen Verhandlungen kurz skizziert hatte, beantragte er die Parteien über ihr« Bemühungen zu einer friedlichen Einigung zu hören. In Verfolg dieses Antrages erhielt als erster der rumänische Außenminister Titulescu das Wort. Ohne aus die direkten Verhandlungen einzugehen, beschränkte er sich zu nächst auf die Erklärung, daß Rumänien im November dem Rat telegraphisch mitgeteilt habe, es nehme den Ratsbericht vom September v. I. in seiner Gesamtheit an. Es folgte dann ein« längere Rede Apponyl, in der er sich ausführlich über Ziel der bereits ftzit November vorigen Jahres andauern den Angriffe wahabitischer Banden gewesen, denen erst noch vor wenigen Tagen die im Irak stationierten engli schen Fluqzengeschwader schwere blutige Verluste beigebracht haben. Dabei spielte dieser, mehr als 20 NNO Einwohner zählend«, nach arabischen Begriffen also schon als Groß stadt anzuschende Ort bereits vor 15 Jahren einmal eine eiLt „«bedeutende Rolle in der eurooäischen Politik, als nämlich England den >char,>ten Einspruch dagegen erhob, baß die von deutschem Unternehmungsgeist geschaffene Bagdadbahn über Bagdad hinaus nach Basra und El Koweit weitergeführt würde. Erst als es England ge lungen war, sich mit der Bagdadbahn-Gesellschaft dahin zu einigen, daß diese Endstrccke der Bahn ausschließlich unter englischer Kontrolle stehen sollte (die Verträge lagen im Juli 1914 zur Unterschrift, bereit), und als außerdem EI Koweit als „autonomes'^ (d. h. englischem Einfluß aus- rgeliefertes) Sultanat des ottomanischen Reiches anerkannt war, löste sich Englands Widerstand. Der Krieg ver hinderte die Fortsetzung der Politik des Eindringens nach Mesopotamien auf diesem Wege und schuf dafür die ungleich viel großzügigeren, aber auch gefährlicheren Möglichkeiten, die England heute verfolgt. Es hat, wie schon angedeutet, ungeheures Kapital jeder Art in das Unternehmen gesteckt, das — unter Abände rung der früheren transarabischen Verkehrspläne — das Gebiet zwischen der Sinaihalbinsel und dem „Zweistrom land" Mesopotamien (Irak) zu einer Verkehrs-, Wirt schaft»- und machtpolitischen Einheit machen, das östliche Mittelmeer fest und sicher mit dem Persischen Golf, dem Indischen Ozean also, verbinden soll. Deswegen trennte es geaen den Einspruch Jbn Sauds die Gebiete von Maan Kreuzfeuer die rumänisch ungurischen Verhandlungen verbreilel« und be gründete, weshalb das gestern oon uns mitgeteilt rumänisch« Angebot für Ungarn unannehmbar gewesen sei. Die ungarische Regierung sei nach wie vor zu jedem Aue- gleich und zur praktischen Verständigung unter Anerkennung des gegenseitigen Stanvpunlles bereit Die rumänische Note sei jedoch hinsichtlich der Modalitäten einer Regelung zwischen Ungarn und Rumänien völlig unklar und beweg sich in vagen Ausdrücken Die rumänische Regierung havc in ihrer Note mehrfach den Ausdruck „ex gratis" gebraucht. Die Terminologie zeigte die Geistesverfassung der rumänischen Regierung, die ihrem Angebot den Charakter eines Almosens an Ungarn gebe. Da nunmehr scl)einbar alle Mittel für eine direkte Ver sündigung erschöpft seien, wiederhol« die ungarische Regierung ihren bisherigen Antrag, de, Völkerbundsrat lege an Stelle de» aus dcnr gemischten ungarisch-rumänischen Schiodsgerichtshof ausgeschiedenen rumänischen Schiedsrichters einen neuen Schieds richter ernennen, falls oie rumänische Regierung den abbe- rusenen Schiedsrichter nicht wieder rn de» Schiedsgerichtshoj entsende Ferner beantragt Apvonyi im Namen, der unga rischen Regierung, daß die Rech.sgrundsütze des Dreicr-Komiiees des Völkerbuirdsrates dem internationalen Haager Schieds gerichtshof zur Begutachtung vorgelegt würden. Insbesondere solle der Haager Schiedsgerichtshos entscheiden, ob diese Grund sätze mit den Bestimmungen des Vertrages von Trianon über einstimmten. den Ungarn und Rumänien eingegangcn feien. Daraus nahm Titulescu wieder das Wort. In seiner Erwiderung arbeitete er mit den von früheren Debatten her bekannten Argumenten und vertrat in trnnsigent den alten rumänischen Standpunkt Der Kernpunkt seiner Rede war. daß er die Streitfrage in einen ganz unzulässigen Zusammenhang mit der Neparationsfrage brachte Er meinte sehr kategorisch, daß Rumänien nicht daran denke, sich zum Schuldner des Landes machen zu lassen, das bei ihm selbst Schulden habe: außerdem sei Rumänien durch das Ungarn gewährte Moraiorium für die Reparationszahlungen schlecht weggekommen. Gegen 1 Uhr wurde die Fortsetzung der Debatte aus heut« nachmittag 4.30 Uhr vertagt. Im Zusammenhang mit der ungarischen Investigaiions- afsäre wird gegenwärtig in Kreisen der Ratsmiigliedcr vielfach die Frage erörtert, ob eine Umbildung des Rates in de« Richtung des Ausbaues der Stellung des Ratspräsidenten und des Generalsekretärs des Völkerbunds notwendig sei. Es be steht hier die Auffassung, daß der Rat in seiner nächsten Session im Juli sich grundsätzlich mit der Klärung der Frage beschäf tigen wird. Im Zusammenhang hiermit wird auch die Frage erörtert ob auch die Investigation.sbefugnisse des Rates einer neue« Prüfung unterworfen werden sollen, die b-sher in den Friedens- Verträgen sowie in den Ratsprotokollen von 1924 und 1926 ge regelt sind. (an der Hedschasbahn)'uno von Akaba (einem gegenwärtig bedeutungslosen, aber leicht zu einem guten Hafen auszu bauenden Ort am Ende des gleichnamigen Eoifs. der die Halbinsel Sinai östlich beorenzt) vom Königreich HedKhas ab, deswegen zog es die Grenzen in der arabischen Wüste so, daß Transjordanien und der Irak aneinanderstoßen, deswegen kann es niemanden anders in El Koweit dulden, deswegen mußte es bis vor zwei Jahren den ungemein ^'rtnäckigen Streit mit der Türkei um d-m vnn Mossul führen, das ebenso wertvoll als strategische Sicherung gegen die Türkei und Persien ist, wie als Petroleumgebiet, dessen flüssig. Schätze in Zukunft durch riesige Röhrenleitungen nach Haifa (Palästina) geleitet werden sollen. Englands gewaltige Aufwenoungen für diesen bisher herzlich unbedeutenden Hasen haben erst kürzlich von sich reden gemacht: aber vus ist nur ein Teil projekt. Das Hauptprojekt ist die Verbindung von Akaba und Haifa mit Bagdad, Basra, El Koweit. Autostraße, Flugverbindung -- zugleich als militärische Sicherung — Eisenbahn, Pipeline (Röhrenleitnng für Petroleum) — so dürfte die Entwicklung gehen oder doch gehen sollen. Was bedeutet demgegenüber Jbn Sauds Ruf zum Heiligen Krieg? „Panislamismus" ist ein Schlagwort, das noch durch tausend Einzelvoraünge Lügen gestraft werden kann. Die wahabitischen, die palästinensischen, die mesopotamischen Araber sahen ruhig zu, wie die syrischen Araber ihren verzweifelten Freiheitskampf führten. Aber allem Anschein nach ist Jbn Saud ein Herrscher besonderen Formates und hat längst erkannt, daß die Fortsetzung der Rolle des wahabitis-^en (streng puritanischen) Eiferers ihm keine Zukunft in der Welt des Islam schafft. Vielleicht ist gerade der Avnelk an den Gedanken des Heiligen KnegeA