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Dresdner Journal : 26.06.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188306260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18830626
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18830626
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-06
- Tag 1883-06-26
-
Monat
1883-06
-
Jahr
1883
- Titel
- Dresdner Journal : 26.06.1883
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W144 Dienstag, den 26. Juni. 1883 Lv»uu^wk»t8prel»: Im xriueo ä«ui»eks» L»>cit«: dldrlieli: .... IS Sk»rll. jäkrliek: 4 SO ?k. Livre!»« Kuwwera: lüpf. La»—rd»Id de» deut«cd«o lieicde» trittDost- uvd 8tempelm»<:tili»^ du»v. In8orLteoprei««r Ldr den kisum einer ^e^pLltenen Detitreils 20 ?s Ovter „Lioxe ^ndt" dis 2«ils SV Dk Lei 1'»t>e!Ieu- und Aitkernsrttr SV 1b Xuk»eblL^. Lescdelven: l'L^Iicb mit Xusvubme der 8ovv- und Leiert»^» Abends kür den kolbenden 1'»^. DresdnerHmmal. I»»er»t»v»vi>»dme »«»»Art»: n Lrand»<«tter, Oommi«ionLr d« Dresdner dourn»l»; SswdaiU >«rii» Vi«» v«tp»iU «»Kl ^r«vLN»«t s. M.: Üaa»e«»t«>» dozier, >«rll»-Vi«» LundnrU «r»U l^jp»U ««»»KNut », >>«»««»»: dt»»d. -Sa»«,- LerUn: /-ruiidendanl, Lr»»»»: L Lc^Iotte, >«»»>»»: /> .dtunAen » Bureau /.,»d XaSalb-, krsnirtnrt ». N r >. daeAee'seke UucdkLvdtuo^; SörUt»: v. ^td/ier; S»n»ov»r: <7. äcbü«ier, ksri» S«rU» ^rsnilknrt s. «.- »tnUxsrl: ^>auLe ct t>'o , Ssordnr^: ^d. Lteiner. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Nersusxederr Nünisi. Lrpeditioo de» Dresdner doarnsl», Dresden, LMin^erstnu«« tko. 20. Ämtlichcr Theil. Dresden, 25. Juni. Ihre Majestät die Köni gin sind heute Nachmittag 4 Uhr 30 Min. über München nach Tyiol und der Schweiz gereist. Dresden, 24. Juni. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, die nachstehenden Generale, Stabs- und Ober - Offiziere, in Genehmigung ihrer Abschiedsgesuche, mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Tragen der resp. Genera'.S- bezw. Re» gimentS-Unisorm mit den vorgeschriedenen Abzeichen, zur Disposition zu stellen und zwar: von Bosse, Generalmajor und Kommandeur der 3. Infanterie- Brigade Nr. 47, unter Verleihung des CharacterS al» Generallieutenani; von Schönberg, Generalmajor und Kommandeur der 1. Kavallerie-Brigade Nr. 23, unter Verleihung des KomlhurkreuzeS I. Ktasse vom Albrecht» - Orden; von Kessinger, Oberst und Kom mandeur deS 7. Jnfanterre-RegimentS »Prinz Georg" Nr. 106, unter Verleihung des Charakters al» Ge neralmajor; von Gutbier, überzähliger Major im 4. Infanterie - Regimente Nr. 103, unter gleichzeitiger Anstellung al» 2. Stabsoffizier beim Bezirks-Kom mando deS Reserve - Landwehr-Bataillons (Dresden) Nr. 108; von Einsiedel, Oberst und Kommandeur des 1. Ulanen Regiments Nr. 17; von Einsiedel, Major und EScodron - Chef >m 2. Ulanen - Regimente Nr. 18; von Arnim, Premierlieutenant im 2 Husaren- Regimente »Kronprinz Friedrich Wilhelm deS Deutschen Reiches und von Preußen" Nr. 19, unter Verleihung des Charakters als Rittmeister und gleichzeitiger An stellung als Bezirks-Adjutant beim 1. Bataillon (Plauen) 5 Landw.hr-ReglmenlS Nr. 104. Bekanntmachung. Aus G.'uud von 8 28 deS Gesetze» gegen tue ge meingefährlichen Bestrebungen der Socialdcmokrotie vom 2l Oktober 1878 wird mit Genehmigung de» Bund'Sratds für die Dauer Eine» Jahres angeordnet, war solgt: 8 l. Personen, von denen eine Gefährdung der öffent lichen Sicheiheit und Ordnung zu besorgen ist, kann der Ausenthalt in der Sla t Leipzig und in dem Be- zrike der Amtshauptmannschaft Leipzig von der Lande»- polizeibehörde untersagt weiden. 8 2. Vorstehende Anordnung tritt mit dem 29. diese» Monatt in Klaff. Dresden, am 22. Juni 1883. Gesammtministerium. von Fabrice, von Nostitz Wallwitz, von Gerber, von Abeken. von Könueritz. MlirUlNitlichtr Lheit. Telegraphische Rachrichte». Berlin, Montag, 25. Zum, Nachmittag». (Tel d. Treedn. Journ.*) Zm ttbgeordnetenhaose war heute die dritte Berathung der Kirchrngrsetz- Vorlage an der Tagesordnung. Während der De batte erklärte der CultuSwinister v. Goßler, die Vorwürfe über seine Haltung in der Schulfragt verdiene er nicht; denn er stehe fest auf dem Bo den deS SchulauffichtSgesetze» und der Verfassung. Der Nothstanb der katholischen Seelsorge könne lediglich durch die Gesetzgebung veranlaßt sein, aber auch unter Beihilfe außerhalb derselben lie gender Interessen; jedenfalls müsse sich die Negierung die Krage vorlegen, wa» sie ihrer seits thun könne, um die Unzufriedenheit der *) Nachdruck verboten. D. Red. katholische« Staatsbürger zu beseitige«. Deshalb sei die Negierung mit LbLaderuugeu u«d Erleich- teruugeu vorgegaagen, welche bereits vorher i» Baden zur Erreichung deS kirchliche« Friedens erfolgreich gemacht worbe« wäre«. Die Negierung sei nun zu der Erwartung berechtigt, auch für uuseru Staat auS diesem Gesetze deu Frieden er- sttbev zu sehen, und avch, daß sich die Curie i« Interesse der preußischen Katholiken auf den Boden desselben stellt. Die Kirchengrsetzvorlage wurde definitiv bei namentlicher Abstimmung mit 224 gegen 107 Stimmen angenommen. Paris, Sonntag, 24. Inni. (W. T. B.) Wie der „Tempi" mittheilt, hat der chinesische Gesandte, MarquiS Tseng, vor seiner Abreise nach London an den Ministerpräsidenten Kerry ein Schreiben gerichtet, worin er sagt, daß seine Neis« dorthin ausschließlich durch Rücksichten auf seine Kamilie begründet sei und daß er beim ersten Nuf nach Paris zvrückkehrea »erde. (Vgl. die Rubrik »Tage»- geschichte" unter Par,».) — AuS Saig»« wird gemeldet, daß der dortige Gouvrrueur die a«a»i- tischen Consuln auS Cochinchina auSgewiesen habe, weil dieselben überführt seien, gegen die franzö sische Herrschaft daselbst zu couspiriren. Der Co- lonialrath hat beschlossen, ein Kabel von Saigun nach Haiphong zu legen und die gesammtrn Kosten dafür auf sich zu nehmen, wenn Tonkin und Cochinchina für immer vereinigt bleiben. Nom, Montag, 25. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) Zm Theater in Dervio (Provinz Como) brach gestern Abend während der Vorstellung Kruer auS. 47 Personen wurden getödtet, 1v verwandet. Loudon, Sonntag, 24. Zuvi, AbendS. (W TB) Im Canal hat ein Zusammenstoß zwischen den Schiffen „Waitrara" und „Hurunui" stattge- fundeu, welche beide sich auf dem Wege nach Neu seeland befanden. Dir „Waitrara" kenterte, 25 Personen find ertrunken London, Montag, 25. Zuvi. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) Entgegen der Meldung auS „Neutrr'S Office" vom 22. d. MtS. melden dir „Daily New»", daß drr MarqniS Tseng durchaus daS Gerücht von einer Einigung Frankreichs mit China über Tonkin dementire. Dasselbe Blatt conftatirt, daß chinesische Truppen an mehreren Punkten der Provinzen Zuenan, Kuang Si und Kaavg Tung znsammevgrzogen werden. Kopenhagen, Sonntag, 24. Zuni. (W. T.B.) Drr König ist heute hierher zurückgekehrt. Kairo, Sonntag, 24. Juni, AbendS. (W. T. B.) Die Negierung hat von einem Arzt in Damiette telegraphisch die Nachricht erhalten, daß ein böSartigeS Fieber »ährend der letzten Tage daselbst grwüthet habe, von 2V ErkraakungSfällen seien 6 tödtlich verlaufen. Die SauitätScommisfiou hat sich infolge dessen von hier nach Damiette be geben. New Dork, Sonntag, 24. Juni. (W. T.B) Nachrichten auS Vera-Cruz zufolge richtet da» gelbe Fieber unter drr dortigen Bevölkerung, so wohl unter deu Europäern, wir Amrrikanrra, großr Brrhrerungen an; während der verstossenen beiden Monate sollen gegen 1000 Personen ge storben sein * Nachdruck verboten. D. Red. Dresden, 25. Juni. Die Vorgänge in den baltischen Ostfeeprovin zen, welch« durch ihre deutsche Cultur Anspruch auf Feuilleton. R«digiri von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 23. Juni: »Böse Zungen", Schauspiel in sünf Acten von Heinrich Laude. Die in den Hauptrollen vorzügliche und im Zu sammenspiel de» Ganzen gefällige Aufführung diese» Drama» hat demselben seine wohlverdiente Anziehungs kraft auch für unsere Bühne frisch erhalten. Selbst verständlich ergiebt sich in jetziger Jahreszeit eine solche erfreuliche Wahrnehmung weniger au» der Anzahl, al» au» der Theilnahme der Besucher. ES ist Laube in drr vorstehenden Arbeit gelungen, ein bereits lange hinter un» liegendes tageSgeschicht- licheS Ereigniß von politischer und sittengeschichtlicher Bedeutung zu einem allgemeinen Fall zu erweitern und seiner localen Beziehungen zu entkleiden. E» hat dadurch an rein menschlichem Interesse viel mehr gewonnen, al» e» vielleicht an jenen pikanten, aber gehässigen Detail» verlor, die ohnehin nicht in die eigentliche Literatur hineingehören und endlich andern Ort» und in einer andern Zeitepoche unverständlich sind. Die Hauptaufgaben liegen in den vier Rollen: Frau v. d. Straffe, Julian v. Zech, Ferdinand v. Mack und Rath Fischer, die durch Frau Bayer und die Herren Porth, MatkowSky und Jaffö eine für ihre Stimmung und Action frappant zutreffend« charak teristisch« Vorführung finden. Auch Hr. Swoboda zeigt im Rentier Soda eine Verwendung seiner Be fähigung und Erscheinung, welch« für diefe Aufgabe durchaus zutreffend und für die scenische Wirkung eine Stütze ist. Der ZeitungSeigenthümer Pranger, der in seiner Frechheit die Vergiftung der öffentlichen Moral und de» Familienfrieden» durch die Presse repräsrntirt, war die bisher am meisten genügende Leistung deS Hrn Buffe. O. B. In der Stadt der MedicLrr. Line Künstlern»»«!!« von Alexandrr Römer. (Fortsetzung.) »Konnten solch« unerhörte Möglichkeiten je in mei nen harmlosen, vertrauenden Sinn kommen," verthei- digte sie sich in Erinnerung seiner nun sich als so wohlbegründet herauSstellevden Warnung, »aber man ist stet- zu edel gesinnt, zu groß denkend — dieser arme namenlose Änstler, dessen Talent ich mit wohl wollendem Sinn zu fördern suchte, er hat seine nie drigen Berechnungen gemacht, hat schlau Agathen'S arglose» Herz umgarnt und so gehofft, die reiche Erbin zu fangen." Hilmar Bornhaufen, welcher, fchweigend in tiefe und schliere Erwägungen versunken, den breiten Redestrom angehört, au» dem er nun al» Thatsach« erfuhr, wa» er geahnt und gefürchtet, blickte bei diesen letzten Wor ten der Frau Majorin überrascht auf. »Die reiche Erbin?" wiederholte er verwundert, »wie sollte Signor Ambrogi zu solcher Annahme gekommen fei,«? Agathe besitzt kein Vermögen und man muß in diesem Falle durchau» annehmen, daß eine gegenseitige Neigung sie zusammen geführt." Er sprach eS sehr ruhig und sah unsere besondere Theilnahme haben, erfuhren bisher keine Wandlung, aus welcher gefolgert werden könnte, daß die von der russischen Regierung gegenüber dem deutschen Element jener Provinzen gehegten Absichten freundlichere geworden feien. Aus da- Krönung-fest folgte daselbst ein Vorfall befremdlicher Art. Der Gouverneur von Kurland, Geheimrath Paul v. Lilien feldt, erließ am 9. Juni in dem amtlichen Organ feiner Provinz, der »Kurländifchen GouvernementSzeitung", e»ne Veröffentlichung, weiche über die bisher von der Regierung ungemein begünstigten lettischen Vereine ei« außerordentlich strenge» und mißbilligende» Urtheil au»sprach, denselben den Vorwurf machte, nicht gefellige, sondern den öffentlichen Frieden gefährdende politische Tendenzen zu verfolgen, und dl« in der Erklärung gipfelte, er (der Gouverneur) lege die ihm von zahl reichen dieser Vereine übertragene Ehrenmitgliedschaft nieder. Der Erlaß schließt mit folgender Zusicherung: »Die kurländische JouvernementSobrigkeit ist nach wie vor bereit, Alle» zu thun, wa» in ihren Kräften steht, um die materielle und geistige Entwicklung aller Be- völkerungSclassen de» Gouvernement» ohne Unterschied der Nationalität zu fördern, dabei aber auch fest ent- fchlossen, mit allen ihr zu Gebote stehenden gesetzlichen Mitteln die sich im Ände kundthuenden Tendenzen der Umsturzpartei zu beahnden und zu unterdrücken." Unter der deutschen Bevölkerung der russischen Ost- seeproviazen hat v. Lilienseld'S Erlaß große Befriedi gung hervorgerufen; denn feit der Mission de» revi- direnden Senator» Manassein war die Agitation der lettischen Vereine sehr gewachsen und hatte einen die Deutschen bedrohenden Charakter angenommen, so daß diese mit Recht besorgen mußten, die Regierung be günstige die Bewegung. Diese lettischen Vereine sind mit den in Esthland und Nordlivland thätigen esthnischen Vereinen intime Verbündete der russischen nationalen Parteigruppen St. Petertburg» und Moskau» und al» solche Träger der gegen da» deutsche Element in den Ostseeprovinzen gerichteten feindlichen Agitation gewesen. Sowohl sriten der russischen Presse, al» seilen gewisser Regie- ru«g»behörden wurden diese Vereine gehätschelt, be günstigt und ausgezeichnet. »Graf Jgnatiew", schreibt man dem »Hamburgischen Correspondenten", »stellte seiner Zeit esthnische BereinSdeputirte dem Kaiser als »Repräsentanten de» EfthenvolkS" vor — die höchsten Beamten der 3 Provinzen mußten den Vereinen al» Mitglieder beltreten, an ihren F«sten therlnehmen, ihre Repräsentanten bei officiellen Ge legenheiten empfangen, ihre Telegramme und Adressen an den Kaiser befördern u. f. w.; während die deutsche Presse dem härtesten Censurdruck unterlag, erfreuten die d«n Vereinen zu Organen dienenden lettischen und esthnischen Blätter sich einer fast unbeschränkten Frei heit und de» besondern Schutze» der Gouverneure, Gendarmerie, Offiziere und griechischen Geistlichen. Alle Remonstrationen der ständischen Behörden gegen da» letttsch-esthmsche VereinSgebahren und dessen staatS- gefährliche Richtung blieben unberücksichtigt und wur den al» »Verleumdungen" schnöde zurückgewiesen." »Danach wird man da» Aufsehen bemessen, welches eS erregen mußte, daß der bisher vielfach al» Letten- protector angefehene, seit 15 Jahren im Amie stehende Gouverneur von Kurland sich plötzlich genöthigt ge sehen hat, öffentlich gegen die lettischen Vereine in die Schranken zu treten und denselben in unverblümtester, derbster Weise ein agitatorische» und staatSgefährliche» Verhalten zum Vorwurf zu machen! Kann danach noch irgend zweifelhaft sein, daß eine Gefährdung de» öffentlichen Frieden» in der That besteht? Der in Riga anwesende revidirende Senator Manassein hat sich sogar auch jetzt noch auf die Seite der lettischen Agitatoren gestellt und den sämmtlichen Zei- dabei die Frau Majorin sehr Nar und au-druckSvoll fragend in das Gesicht. Die Dame wurde ein wenig verwirrt — sie hatte da freilich, fortgerissen von ihrem heftigen Empfinden, auf Etwa» hingedeutet, da», so selbstverständlich «» auch sein mochte, doch bi»her noch nicht in Worte gefaßt worden war. Aber e» war doch absurd, e» war doch pedantisch in einem solchen Moment, der wohl dazu geeignet war, da» Herz über die Zunge laufen zu lassen, peinliche Berclausulirungen aufrecht erhalten zu wollen. Sie zuckte ungeduldig, fast heftig die Achfeln. »Sie werden mir e» heute zu Gute hal ten, werther Freund", fagte sie, »wenn ich ohne Um- fchweife die Dinge beim rechten Nomen nenne. Sie sind ein einsam stehender Mann und haben Ihre ganze Liebe auf da» Kind Ihre» Freundet concentrirt. Sie haben sie gewöhnt und behandelt, al» fei sie Ihr Arnd, und die Welt gewahrt da» ebenso gut, al» ich und sie selbst. Wa- ist da natürlicher als — —" I« Hilmar Börnhausen - grauen Augen war ein seltsamer Schein aufgeblitzt, er streckte seine Hand au» und berührte den Arm der sich ereifernden Rednerin. »Agathe ist einfachen Sinne«", sagte er, und seine Stimme klang so klar, so hell und fest, daß die Frau Majorin dadurch zur Besinnung gebracht wurde, »die Anlage dafür lag schon in ihr, al» ich sie al- zwölf jährige» Kind zuerst sah. Ich habe diesen Sinn nur au»zub>ld«n und zu festigen versucht. Sie —"er be tonte da» Wort, »wird sicherlich keine falschen An nahmen geweckl und gefördert haben, und e» bleibt danach durchau« unwahrscheinlich, daß Signor Am brogi Reichthümer bei dem Mädchen, da» sein Herz gefesselt, vermuthet haben sollte. Ich war nicht so un tungen Riga» und Livland» nicht nur den Abdruck, sondern jede Erwähnung de» amtlichen Lilienfeldt'jchen Erlasse» streng verboten. Da die» Kurl. Gouv.-Ztg." in Livland wenig verbreitet ist und Exemplare der selben nicht wehr zu haben sind, hat da» größere Publicum von dem wichtigsten Vorgänge der letzten Wochen nur über St. Petersburg (wo keine Präventiv- censur besteht) Kunde erhalten! Der amtliche Erlaß deS höchsten kaiserl. Beamten eimr Provinz wird in der andern verboten und ignorirt, der größte Theil de» Publicum» kennt denselben nur au» handschriftlich circulirenden Abschriften. Bon dem Eindruck, den diese» Verhalten de» revidirenden Senator» auf den an ständigen und loyalen Theil der Bevölkerung gemacht hat, schweige ich. Die Unruhestifter und Agitatoren der liv ländischen lettischen Vereine treten natürlich kecker und zuversichtlicher denn jemals früher auf, weil sie sich von dem allmächtigen Senator und von dem wegen seine» Deutschenhasses bekannten Gendarmeriechrf Lachs in Riga beschützt wissen. Die frechen Reden, welche diese Leute über Hrn. v. Lilienfeldt führen, werden natürlich auch südlich von der Düna bekannt, und e» ist die Frage, wie lange die kurländischen Lrttomanen sich überhaupt noch verpflichtet fühlen werden, ihrem von dem Hrn. Senator Manassein deSavouirtrn Gou verneur Gehorsam und Ehrerbietung zu erweisen. — Wo so systematisch von eigenen Organen der Regie rung auf die Verwirrung der elementarsten Begriffe hingearbeitet und die Autorität in den Staub gezogen wird, ist e» nicht zu verwundern, wenn die Leute alle» Vertrauen verlieren. Höchst charakteristisch für die demoralisirende Wirkung, welche da» Treiben der Manassein und Genossen auf die Behörden übt, ist eS, daß der erst im Herbst vor. I. hierher geschickte Gou verneur Schewitsch auS seinem Widerwillen an den Ge schäften und an den ihm durch den Senator bereiteten Schwierigkeiten, kaum mehr ein Hehl macht, und daß man feinen freiwilligen Rücktritt bereits gegenwärtig für eine blose Frage der Zeit ansieht. Hr. Schewltsch bleibt an nationalem Eifer hinter seinem ehemaligen Protektor vielleicht nicht zurück, aber er ist ein gebil deter und anständiger Mann, der als solcher keine Neigung verspürt, mit den demagogischen Elementen gegen die Conservaliven gemeinsame Sache zu machen und dem Racen hasse die handgreiflichsten Interessen der Regierung zu opfern." Auch die Thatsache, daß die in den baltischen Pro vinzen thätigcn hohen Beamten in einer und derselben Angelegenheit ein so verschiedene» Verhalten beobachten, ist nicht minder lehrreich, wie die von dem revidirenden Senator Manassein kundgegebene deutschfeindliche Ge sinnung. Auf den merkwürdigen Widerspruch in dem Verhalten der 3 Localbeamten macht eine Correspon- denz der »Neuen Preußischen Zeitung" au» Riga aufmerksam. »Wüßten wir nicht längst", sagt das Blatt, »daß man an der Centralstelle in inneren Widersprüchen steckt, so würde die Frage vorltegen, wie e» möglich ist, daß Männer wie Lilienfeldt, Lach» und Manassein neben einander amtiren, und daß die beiden letztgenannten Herren thun, al» fei die Kunde deS an die Bauernrepräsentanten gerichteten Kaiser- wortS »bleibt mit Eueren AdelSmarschällen im Ein vernehmen und hütet Euch vor den Landvertheilung-- gerüchren", niemals zu ihnen gedrungen. Während die Zeitungen Liv, Esth- und Kurlands, wie gesagt, an jeder Erwähnung deS in dem kurländischen Amt»- blatte veröffentlichten Erlasses verhindert werden, haben die censurfreien St. Petersburger Blätter denselben wörtlich abgedruckt und eingehend commentirt. Und dabei redet man von Centralisation und straffer Ein heit der Verwaltung und nimmt man an diesen »Prin- cipien" den Vorwand zur Durchbrechung der alten, erprobten und verfassungsmäßigen Einrichtungen unser» Landes!" vorbereitet, als Sie, gnädige Frau; gleich in den ersten Tagen meine- Hiersein- gewahrte ich Agathen'S keimende und wachsende Neigung für den jungen Mann. Ich erwog damals den Gedanken einer recht zeitigen Trennung der beiden — ich deutete Ihnen auch meine Befürchtungen an — Sie widerstrebten meinen Vorschlägen, jetzt — — ich möchte fürchten, daß jetzt ein Eingreifen, ein Zerreißen de» bereits geschlossenen Bundes ein Wagniß, ja ein Unrecht sei. Nicht wir sind die SchicksalSordner." »Ich bin keine Fatalistin", rief die Frau Majorin, in der Verschiedenes kochte. ES klopfte schüchtern in diesem Augenblick, und Agathen'S Kopf schaute um die Ecke. »Verzeih, Mama, verzeih, Onkel H lmar", sagte sie, »aber mich verzehrt die Unruhe. Ich habe ein Wort zu reden in dieser Sache, laßt mich eS reden. In einer Stunde vielleicht schon kommt Riccolo, und bevor er kommt, muß ich gesprochen haben. Mama war in dieser Nacht so auf geregt, daß sie mich gar nicht angehört." Sie fah bleich und erregt aus, aber ein fester, entschlossener Zug lag in ihrem jungen Gesicht, und Hilmar drückte ,hr ermuthigend die Hand. »Du wirst mich verstehen", sagte sie leise, »ich weiß eS. Ich begreife Mama» Gefühle", fuhr sie fort, »ich habe sehr viel nachgedacht heute Nacht. — Mama ist völlig ander» beanlagt al» ich, sie will mich glück lich wissen — o! ich bin de» ja gewiß — aber sie ermißt da» Glück nach dem Maßstade, den sie für ihre Natur daran legen muß. Ich fühlte schon in diese« Winter während diese» lebhaften und glänzenden ge selligen Treiben», wie ich doch nie ganz mit meinem Sinn Hineinpasse — und wäre e» nicht der Zauber
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