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Dresdner Nachrichten : 29.11.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187011293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18701129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18701129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1870
-
Monat
1870-11
- Tag 1870-11-29
-
Monat
1870-11
-
Jahr
1870
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 29.11.1870
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^ e-rschtint: Lügllch früh r Uhr. Inserate «erden angenommen: bis Abends «. TountaaSr »iS Mittags 12 Uhr »»arirnstratzt t»; . in Neustadt: vuchdruckrrel »ov Joh. Piißler, gr. Alostergafse a luzeigrn in dies Blatte fiude» ein« erfolgreich, Verbreitung. Auflaaer »»,««« Exemplare. Tageblatt für Unterhaltung Md Geschäftsverkehr. Druck und Eigrnthum der Herausgeber: Liepsch LNeichardt. — Verantwortlicher Redacteur: Julius Neichardt Abonnement. vierteljührllch 20 Ng». bei unentgeldlicherki^ srrung in'- Hau» Durch di« König!. Post vierteljährl 22-rNgr Einzelne Nummer» I Ngr. Inseratenpreis«: Für den Raum eia,» gespaltenen Zeile: l Ngr. Unter „Eingesandt^ di» Zeil» 2 Ngr. Rr.srrr. Fünfzehnter Jahrgang. Milredaeteur: Theodor Drovlsch. Dienstag, 29. November 187V. Dresden. 29. November. — I. K. H. die Frau Erbprinzesst» zu Hobcnzoliern Isl von Dttffrldors vier cingctroffcn und im Palais S. .8. H. des Prinzen Georg abgetreten. Der Oberförster a. D.. Earl Gottlicd Edlick» zu Losa, bat taS Ehrenkrcuz des Vcrdicnslordcnü crbaltcn. - Perl iner Priese. II. Waö ein Franctircur i»> Felde sei. das weis; alle Welt, dast cü aber auch parlamentarische Franctircurö gäbe, das yat die gestrige Rcichdtagssitzung cnt bülit. Nicht obnc Entrüstnng vermag ich an siezurückzutcnkcn. Ich koininc zu dem niedcrschlagcnten Resultat, dast derKrieg auch die Litten friedlicher Versammlungen verwildert bat. Um dag Sachliche kurz vorweg zu ucbmcn, Io stand die Pcwiiiigung eines Ercditeo von NX» Millionen Tbalcr» zur weiteren Kriegs- iübrung aus der Tagesordnung. Man wußte, dast bicgcgc» ein zig die Abgg. Bebel und Liebknecht und die Sozialisten von der Linie Schweißer stimmen würden. In uns deutsche» lebt ein so unverwüstlicher.gern von Gerechtigkeitssinn, dast selbst dieses, wenn auch noch so auffällige Faktum rnbig ertragen worden wäre. wenn cs entweder schweigend oder nach angc. meffcner Pegründnug crsvlgt wäre. Aber wogegen sich jeder Nerv ansbäumt, ist, wenn eine von der ruiermestlick'c» Mehr- beit des Volkes sich sondernde Meinung dem Volke nur dadurch bcigcbracht werde» soll, dast man offne Sarve mit dein Landes scind macht und das eigne Volk mit Fausischlägcu behandelt. Auch ich gebe mich keiner der landläufigen Illusionen bin, die man iür dcö Volkes Frcibcit aus der blutigen Saat dieses Krie ges erwartet; ich habe nie an der künstlich geschaffene» Wutb tbcilgcnonunc». deren Giebel beioirkt, dast man an den Franzosen nun absolut gar nichts Mcnschcnäbnliches mebr findct aber die Hand sollte mir doch lieber verdorren, che ich in den ,'cknvc ren stunden, die über mein geliebtes Vaterland gekommen sind, nur das Geringste wissentlich und willentlich tbäte. waS dem Feinde Vorschub leistete und mein Heimatbland schädigte. Und wer betraut ist mit der Vertretung von loo.ooo Seelen im Reichstag, welch edleren Perus konnte der jetzt baben, alv den Massenmord abzukürzen! Hcistt es ibn aber nicht verlängern, wenn inan unvcrbohlene Syinpathicen mit den Franzosen auv- spricht? In 8 Tagen ungesäbr werden wir aus der Sprache der sranzöiisctM Plätter erkennen. wie aufreizend die Pedcl- Liebknccht'schen Steden auf die Franzosen gewirkt haben. Sie werden auö diesen Reden schlichen. dast eine große Partei in Deutschland die Annexion des Elsastev und Dcutschlotbringcnv verwirkt und ihr erlöschender Mutt) wird an dieser katschen Tatsache sich neu entzünden. DaS ganze deutsche Volk iwcr wüsttc eö nicht?», die gesammtc deutsche Armee in Frankreich lwcr hätte nicht Priese derart gelesen?» ersehnt Heist den Frieden ein Gott wäre Der, der ihn unö brächte. Den Krieg durch Stärkung des Feindes verlängern, heißt die Schuld kür das weiter zu vergießende Plut mit am sich laden. EZegenüber die sem unleugbaren Faktum verschwinden alle Rücksichten, die sonst kür ein unerschrockenes, vom Taumel des Augenblicks sich frei haltendes Mannesvcrz maßgebend kein können. Wal'rlvillig, das kranzösischc Volk ist das Prudcrvolk der Deutsch», wenn cs uns auch Jahrhunderte lang nicht als Prüder behandelte; wenn cs jetzt zerstört werden sollte, damit die asiatische Varbarci der Russen den krühcren Einfluß der Franzosen gewänne, so würde der obige Satz noch einleuchtender sein — aber komincn denn die Elsässer Prüder nicht von den kranzösischc» zu den deutschen Prüder» ? Wahr ist es. dast cö traurig ist und traurig, daß es wahr wird, dast über ganze Volksftäm'mc verhandelt wird gegen ihren Willen. dast sic wie eine Heerte Thiere aus dem einen Gchökt in das andere kommen sollen aber zeigt »ns einen Weg, auf dem tiest vermieden werden kann! Wer wüßte nicht, dast, wen» diese Provinzen bei Frankreich blieben, dann eine shsiematischc Ausrottung des deutschen Elements, io nützlich cs den Franzose» auch kür die Vermehrung der Bevölkerung und iür die Zuführung kriegerischer Elemente in ihre Heere noch immer gewesen ist, tbönchterweise vor sich geben wird? Dann wird Niemand von der Vcbcl Licbkiiechl'ichc» Partei dagegen protcstirc», daß diesen Provinzen ihr Sclbslbcsiimmungorccht genommen wird. So zwischen zwei unerbittliche Gegensätze ge stellt, nimmt der vcrnünitigc Mensch denjenigen, der ccm Woblc dcö eigne» Vaterlandes förderlicher ist. Und wenn ein Krieg entbrannt ist, so ziemt cs sich wohl, unentwegt die Ideale rci ner Mcnschlichkcit im Buken zu tragen, gerecht selbst gegen den Feind zu sein und durch den blutigen Nebel der Schlachten auch das Edle im Feinde anzucrkcnncn aber unwürdig ist cs, das Feindesland auf Kosten des Vaterlandes zu preise». Wenn zur Zeit der Pcrscrkricgc neben MiltiadeS, neben Thcmilloklev ein Athener ausgetreten wäre und die Kultur der Perser, welche nicht die geringste war, gelobt hätte, man würde ihn nicht mittelst Schcrbcngcrichts verbannt haben, er hätte den Gtktbechcr trinken müssen. Von den Fehlern des Vaterlandes spricht man mit der Schonung, die der Soll» den Schwächen des Vaters schuldig ist, man spricht aber nie von ihnen, wen» dcr Vater des Hauses im wilden Streit mit einem Nachbar sic!' würgt. Wol i dem „dcr frei von Schuld und Fehle" seine Seele von der Vorübung des Krieges weist, aber ein eben solcher Mit schuldiger ist, wer den Krieg durch Stärkung des Gegners vcr- länger!. Wie würdig sprach dcr Abg. Rcichenspcrgcr über die Folgen dcö Kriegs; wie eindringlich warnte derselbe vor dcr Nachahmung dcr iranzösischcn Fehler, der Unfreiheit dcr E cntrali- ,ation. der Sittcnvcrtcrbiiistl Wen» wir sehen, wohin diese Elemente Frankreich gebracht haben, io halten wir ein auk dem Wege, dcr dahin führen könnte! Wahren wir das Gut dcr deutschen Freiheit bei dcr erlangten Einheit, anncctucn wir von den Klein und Mittel-Staaten nicht alle ihre angestammten Rechte, sondern lassen wir ihnen eine mit den Zwecke» des Ganzen vereinbarte Selbstständigkeit, buten wir deutsche Treue, Art und Sitte! In diesem Augenblick erhob sich Bebels Franctircur-Gestalt. Der Reichstag hörte Ilm lange geduldig an. Daö Richtigste wäre gewesen, ihn mit eisiger Kälte zu behandeln. Der Teufel mag aber auch Fischblut genug besitzen, wenn ihm solche Dinge gesagt werden. Kein Wort der 'Aner kennung seines Vaterlandes, kein versöhnender Blick am die Zeit dev goldenen Friedens, ein kaltes Wühlen in de» Wunden des Vaterlandes, eine schlcchtvcrborgenr S chadcnsrrudc. Einzig darin batte er recht, als er die matte Petbeiligung der Finanzwclt an der Kriegsanleihe tadelte. Die schöne Ausgabe, seiner Parthci in Frankreich Worte ter Vernunst zu sagen, liest er links liegen, um desto heftiger sic auszustachcln. Laskcr, dcr ihm folgte, war äußerst dürftig und schwach und die derben Späße von Braun- Wiesbaden batte» im Ganze» nur Wirkung auf die Lachmuotclu. Nur darin trat er den Nagel am den Kops, alS er Bebeln vor war', daß deshalb Frankreich sein Ideal sei, weil es sich des wütbentcn Kampfes zwischen Besitzenden und Nichtbcsitzcndcn nicht in dem Plaste erwehrt habe, wie Deutschland. Was Bebel allenfalls nock' in erträglicher Form ausgctrückt hatte, dem gab die ungeschlachte Redeweise Liebknechts einen widrigen Anstrick'. Wollten die beide» Herren ihren Standpunkt wahre», ebne ibr eigenes Vaterland zu kränken, so konnten sie mit leich ter Müde tausend bessere Gründe anführen; io binteiließen sic nur den Eindruck von 'Nachahmungen eines Blangui oder Flonrens, die, statt der Eivilisation Dienste zu leisten, nur eine kalte Schadenfreude an dem Zerstören alles Bestehenden, dem Untcrwühle» alles Aukgcbauten empfinden. '.'Nit erleuchtetem Patriotismus entwickelte daraus dir. Löwe die sachlichen Gründe, welche für die Annexion sprachen. ES war wohl daö Beste, was überhaupt gesagt wurde und unterschied sich ungemein vortbeilhait durch seine urbanc Form von dcr Rede dcö Herrn von Planckcnburg, welcher die Versammlung wie einen Haufen von Bedienten ausforderte, Bebeln und Liebknechtci» mit zer brochenen Gliedmaßen hinauszuwcrscn. Zuletzt stimmten für den Bcbcl'schcn 'Antrag, auf Elsaß zu verzichten und sofort Friede» zu machen, nur noch Liebknecht, Schweitzer und Hascnclcver. Die Versannnlung ging aber auseinander in dem Gefühl, zwar einer der interessantesten, aber auch wildesten und namentlich einer Sitzung bcigcwohnt zu haben, deren 'Nach Wirkung aus die Franzosen, unseren Brüdern in Frankreich mehr verderbe» wird, als die halbe Loire-Armee. — 'Nach einer Bekanntmachung dcr König!. Amtdbaupt- inannschaft sind gemäß ergangener 'Anordnung, die Einleitun gen für das Ersatzgescl'äst pro l87I unverzüglich zu treffen. Es sollen die zur Aufzeichnung dcr im Jahre IX,l geborenen Mannschaften bestimmte» Geburtölistcn bis spätestens am l. Dcc. an die betreffenden, mit Führung der Stammrollen bcaustrag- tcn Behörden cingcrcicht werden. — Gestern hatte die aus den Vorstands- und VerwaltungS- rathsmitglietern, den Herren Walter, Schütze, Jungbäbnel und Richter bestehende Deputation des Gcwerbcvcreinö die Ebre einer Audienz bei Sr. Majestät dein Könige, um denselben zu der beut Nachmittag p'räcio M6Ubr stattffntcndc» Einweihung des neuen prächtigen Saales einzuladen. Sc. Maj. empfing die Deputation sehr huldvoll, erkundigte sich »ach dem Zwecke des neuen Gebäudes und wenn Höchstdcrselbc sein Erscheinen auch nicht definitiv zusagte, so ist die Möglichkeit nicht auvgc schlossen, daß bei körperlichem Wohlsein Seine Majestät die Mitglieder dcö Vereins, deren erstes dcr König selbst ist, er freuen dürste — auf alle Fälle stellte Seine Majestät eine baldige Besichtigung des HauscS, wie Hochdcriclbe selbst be merkte, bei Tage, m Aussicht. Wie stark die Bethciligung am Festmahle sei» wird, beweist dcr Verkauf von über «XX» Fcslniahlkartcn. Wie wir hören, ist auch seiten dcö betreffenden EomitEö Alles ausgcbotcn, diese Feier zu einer ebenso er bebenden als fröhlichen zu gestalten. — Gestern wurde hier in»tcr Eircussxraste ein Bauzlatz ab- gesteckt, dcr nicht ohne Bedeutung ist, indem der Bau eines Theaters in 'Aussicht siebt, zu dem die Architekten Schönberr und Stock hiersclbsi die Pläne gefertigt haben. Bereits sechs Monate lang lagen die Pläne der Behörde vor, die Gcnchini- i't erfolgt und wird das Theater, nach Form eines der Theater in Paris, drei Galerien erhalten, 1200 Personen fassen und die Herstellung desselben «'»o bis ^<>,<xx> Tbalcr beanspruchen. Der Bau wird mit allen» Eifer vor sich geben und man gedenkt die Vorstellungen schon mit 'Anfang Oktoder nächsten IabrcS de ginnen zu können. Unternehmer und Eigcnthümcr des Ganzen ist Herr Oswald Baumgart, früher der Bühne angcböria lind hmiängüch mit dem Th'eatcrwcscn vertraut. Die Vorstellungen sollen »ich namentlich aus Lustspiele. Possen und Operette» er strecken, ohne das eigentliche Schauspiel auszuschliestcn, wo man namentlich Rücksicht aut daö Volksschauspiel nehmen wird. Mutb und Geld zur Ausführung ist vorhanden, frische, uigcnd- liehe Kralle im Bereiche der Komik werden sick'.fintcn undio läßt sich dem Unternehmen ei» glückliches Horoscop stellen Die schöne Summe von l.'»o Tbalcr» zum Bellen des AlbcrtvcrcincS wurde am Sonntag durch den hiesigen draina tischen Verein erzielt, der im Theater des Gewandhauses zwei Vorstellungen in Scene geben liest, nämlich: „Die Braut aus der Residenz" und „Doctor Robin". Wenn schon die Lciiiungen des Orchesters erfreuten, welche von 2.', Mitglieder» des Dilct tantcnvereines ausgingcn und von dem Herrn Kammcrmusikus Brubns geleitet wurden, so war diest in erhöhtem Maastc bei den Darstellungen der Fall. Wenn sonst der Dilettantismus in Sachen der Kunst nur an der Schale hattet, nicht am den Kern ciukringt, io stellte sich hier freudig durch reges Streben das Gegentbcil heraus. Das Ganze zeigte von einer vcrllän tigen Regie. Die Garderobe, namentlich der Dame», »rar viel sack» glänzend, das Meblement au! dcr Bühne äußern nobel, und der »ich häutig kündende Applaus, wie der doppelte Her vorrui nach Aktschlüsse», welcher den Hauptdarstellern galt lie ferte Beweis von dcr T ücl'tigkclt des dramatischen Vereines. — „Laßt die Liebe nicht erkalten!" So erklingt es auck' aus der Mitte des I. Militär-Vereins, »reicher nächste Mittwoch de» R». November eine Abendunterbaltung in der Eentralballc verspricht, zu welcher die beste» Kräitc aus seiner Mitte sowohl, als auch gern gesehene Gälte Mitwirken werden und deren Er trag de» hilfsbedürftigen Frauen und Kindern zu Felde ge zogcner Mitglieder zufficstcn soll, und hofft das Eomitec aus rege Petbeiligung, als daö Interesse a» dcr großen Sache in» steten Wachse» begriffe» ist. — Die Buchdruckcr in Leipzig haben iür die Eoilcgen in Ltraßburg eine Saminlung veranstaltet und in Folge dessen ihnen >00 Tbalcr gelendet. — Beim Königlichen Gericl'tSamt Dresden ist die Anzeige eingcgangen, dast ein vierzehn Jahr altes Mädchen bei Raun dor» aus den» Heimweg von „Wcttino Höhe" von «wei rmbe kannten, nicht näher zu beschreibende» Männern in bewußt lose» Zustand versetzt und gcmistbraucht »norden ist. Man hat leider keine Spur von den Thäter». — 'Acht Mann der hiesigen städtische» Feuerwehr legte»» gestern Nachinittag vor einer Anzahl höherer Beamten im Hose des Ministeriums dcö Innern eine Probe ihrer Tüchtigkeit ab. — Wie unsere schärferen Beobachter der Natur wissen wol- lc», ist in nächster Zeit ein bedeutender Polarsturm zu c»war ten, da die Bewegungen der astatischen Magnetnadel ganz da rauf bintcuten. Wer also von den Hausbesitzern »nit seinem Dack'c und den Schornsteinen »och in» Unklaren ist, dcr sehe sich vor. — Vorgestern Mittags sind .'»7 Eriatzinarrnschaften hier eingctroffen, die »ach Gkrlipunt wcitergcgangcnsind,während 10 Mann in Dresden zurückblicben. Ebenso crwartete man »nit den» gestrige» Nachmittagszuge umUor ckO Ersatzmannschaften, von denen die größere Anzahl iür Dresden bestimmt ist; die übrigen aber nach Breslau und weiter dirigirt sind. Ein Ver wundeter vom 12. Armcecorpö ist ebenfalls hierjfdurch weiter tranöportirt worden. — Der Antonöplatz bat in diesen Tage» insofern eineVer schörcrung erhalten, alS er aus allen vier Fronten mit jungen Bäuinen besetzt worden ist, die freilich noch lange Jahre brau chen werden, ebe sie die Verkautölländc überschatten. -- Jener französische Civilist, welcher nach unserer Mitthci- lung in dcr vorigen DonnerstagSnummcr »nit einem Militär- tranöport vor einigen Tagen alS Gefangener hier angcla» gk war, ist gestern von der hiesige» König!. Polizeidrrectivn »nieder entlassen und nach seinem Vatcrlande zurückdirigirt »vorteil. — In die Fabrikation dcr Rcipiratorci» ist seit Kurzen» auch eine verbessernde Manipulatio» gekommen. So bat Herr Leu- ncr, Louisenstraße 18, eine besondere Maschine zur Fabrikation von Mctallsadengittern für Respiratoren unk zur Herstellung der Respiratoren »nit verbesserte» Gittcrcinlagcn selbst erfunden und darauf ein Patent erhalten. — Ebenso hat daö Ministerium den» Instrumentenmacher Wilhelm Zarcnkow in Dresden ein Patent auf k> Jahre für ein nnvcrstimmbares Stablplatten- tasten-Instrument crthcilt. — Progressionsweise und mit dcsvntzrein Raffinement wirb ä» Beschädigung fremden Eigenthlnnö aus Bosheit und zur Nachtzeit sortgearbeitet, ohne daß es möglich ist. die Missethäter zu erwischen; denn dast nicht bloß Einer dieses unsaubere Gc- »chäst betreibt, ersieht man daraus, dast in einer Nacht ii» den verschiedensten Stattkhcilc» gearbeitet wirt. Besondere Anzie hungskraft mußte in einer der letzten Nächte auch daö Firma- Zeichen in Gestalt einer Ubr an» Hanse Nr. l8 dcr Marien- »trastc, wo sich daö Geschäft des Uhrmachers Kirche! befindet, auogcübt haben; denn dasselbe ist ebenfalls verschwunden. DaS ist doch wabrlich ein Dbjeet, das Niemandem einen Vortbeil gewährt. — Seltenes Glück! Am 29. t. M. leiert der hiesige Baumeister Klug in, engsten Kreise »'einer Familie, Enkel und Urenkel seinen 80. Geburtstag noch in vollster Fülle seiner Ge sundheit, zugleich als üOjäbrigcr Melkter und Bürger und alS äOjährigcr Logenjubilar. Derselbe, welcher Hoffnung hat Ur großvater zu werden, war 20 Iabre lang Eonnnunrcpräsentant und Stadtverordneter, sowie -io Iabre lang aktives Mitglied dcr Baudcputation. AlS vormaliger Fahnenträger der beritte nen 'Nationalgarde batte er das Glück, schon damals von dein König August dem Gerechte» zu seiner Hoitaicl besohlen zu »vcrdcn. — — In Schmölln »vurtc für den vor Paris durch Genuß blausäurebaltigcn Getränkes verunglückte» sächsischen Krieger Kahle, dessen Wittwc und Kind in Ncuschmölln wohnen, eine würdige Gcdäck'tnistseicr in der Kirche gehalten. — Dessen tlichc Gerichtssitzung am 26. Nov. 'äerr Andreas Iursch war dcr Verletzung eines gerichtlichen Schlustniittclo angeklagt und zu -t Tblr. Strafe verurtheilt worden. Bei ibn» wohnte an» Ente dcö JabreS l8k>8 dcr Lackircr Lorenz, der das Unglück batte, auögcpfäntct zu werten. Unter den versiegelten Lachen befand sich auch ein Klcider- schrank, der mit einen» Bindfatc» umwunden war; das Ende des Fadens war am Boten der Stube angciiegclt. Kurz nach dieser Fatalität traf de» Lorenz eine zweite: die Exmission. Er war Iurich noch MietbzinS sci uldig. Dieser liest ib» aus die Straße ictzen »ind übte sein ibn» zuslchcntcs Retentionsrecht auch an dem angcsicgclten Klcikcrschrank aus. Der Erecutor Grostmann sowohl, als auch die Eheleute Lorenz versichern, dast damals das Siegel noch Vorhände» gewesen >'ci. Es verging nun ei» Iabr, während dem batten in dem von Lorenz geräumten Logiö andere Mictber gewohnt und dabei wohl auch den Kleider schrank benutzt: da kommt'ö zur Anzcigc, daß Iursch den An gesiegelten beim Auctionator Kopprascb habe versteigern lassen und rast kies nicht ohne Verletzung des gerichtlichen Verschlusses habe gescbel'en können. Iursch behauptete zwar, alS er den Schrank zur Versteigerung gegeben habe, sci kein Siegel mehr daran gewesen, allein er »ourkc dennoch verurtheilt. Er erhob Einspruch und verlangte die Abhörung eines Zeugen, dcr den Lck'iank »ortgcschafft und ebenfalls keinen Bindfaden und kein Siegel gesehen habe. Wie Iursch heute mittbeilt, ist derselbe dreimal an Gcrichtsstellc crichicncn, aber keinmal vernommen »vorte»; jetzt befindet er »ich in» Felde. Die Staatsanwaltschaft hebt die Schultmomente hervor, meint aber auch, dast während der langen Zeit, die zwischen der Sicgclanlegung und der Ver steigerung verstrichen, zumal in die bctr. Wohnung neue Mirtber gezogen, auch eine ankere Hand alS die Iurich'ö die Entfernung der Vcrichlukmittcl vorgenommen habe»» könne. Zursch ver sichert seine Unschuld und bittet, falls er beute schuldig befunden welken sollte, den Urtbeilsipruch zu vertagen, bis der Zeuge »viederaus Frankreich zurückgckommen. Das heutige Urthcil lautet auf vollständige Freisprechung. — Von den drei folgende» Fällen hat sich der erste Act vor dem Gcrick'töamt Tharandt abge- wickeit. — Johann Friedrich Kepiert in Hartha baute sich ein HauS ; der Lob» dcr Johanna Ebristiane Hantschinan,, sab nun den Keller dcö »»tuen Gebäudes iür den passendsten Orkan, in den man sich zurückzicben könne, wenn die Natur gebieterisch il-re Rechte verlangt. Kepiert war damit nicht einverstanden ; als er den Ianglliigellnnal erwischte unl dieser trotz seiner Aufforderung
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