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SüchMhe Nummer 1« — 27. Jahrgang -ricket»! «mal wücheunich mit de» tllultrterte» Vrattsbellagen ,D,e W»N" >mi> »Für »ntece tlcttik» Leute". sowie de» Lerl- ketlogen .St. Be»»o-VIaN". ,lI»IerhnlN»ig u»d Wisse»". .DI« Weit der Frau", .Aerztlicher Ratgeber". .Da« gute Buch". .Fllmruiidlcha»". MoimNtcher 4tez»«sprets Mk. etusckt. Leslelliield. Stuze,»,,»,,»er 1« Z. So>»itag»ummer 2« Z. Ha»ptschr>stieiter: Tr. G. Lescztik. DreSde». Freitag, -en 13. Januar 1S2L A erlaasart i Dresden Slnzetgeupreise: Die Igelpalle,le BelNzeUe 80 ^ Famittrn- a»teige» »»d Stelleugetuche 20 4- Die Peltlreklaniezetl«, «> Mtlltttirier breit. 1 vsserienaebühr 20 2. Im Falle bittrerer «eivait erlilLl jede «crpsltchtu»» aus Liefen»,« sowie iersiill»»« v. '.>l»zeige»<A»iicä«e» ». Leist»»« v. Schadenersatz, teieschiiltticher Teil: Artnr Lenz, Dresden. t»eschüf1ss»e»e, Driiit ».'Verlag: Oiennauia. VI.-G. , ilrBcaagmid Druckerei, Filiale Dresden. Diesde»-kl.1, Potierstratzel?. FerimistttvIS. PosticheiklontoDreSde» 77«t. Baulloalo Stadtbaiil Dresve» Nr KI7I0 Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen Volks,ettuiig Dcerdeu-Mstadl 1. Polierstratze 17. Fernr», U7U >,»d ri0I2. Das klafttfche Lan der Kirchermuslrttle Einigung über die Einsichtnahme in -en Religionsunterricht — Keine Einigung über das Verfahren in -en Simultanschullän-ern Die K i r ch e n a n s t r i t t s b e w e g u n g in Sach se» ist »och immer im Anwachsen begriffe». Jeden falls geht das aus dem Bericht der evangelisch-lutherischen Landeskirche im Freistaate Sachse» für das Jahr 1926 hei vor, der jetzt veröffentlicht wird. Danach traten in diesem Jahre 43 89', Personen aus der protestantischen Kirche aus, gegenüber 33 5,10 im Jahre 1925. Damit stellt 1926 für die protestantische Kirche ein Rekordjahr der Kirchenanslritte dar. mit denen Sachsen überhaupt alle anderen deutschen Länder ganz erheblich „in den Schat ten" stellt. Hat doch zum Beispiel die protestantische Kurie in Baden, die allerdings nur etwa 900 000 Mitglie- dr" zählt, in der ganzen Zeit von 1899 bis 1925, nur ins- gei.nM 22 182 Austritte zu verzeichnen, das ist nur etwa halb soviel, wie die Austritte ans der protestantischen Kirche Sachsens in diesem einen Jahre. Diese erschüt tern! e Tatsache wirft ein grelles Schlaglicht ans die all gemeine religiöse Lage dieses mitteldeutsche» Industrie landes, in dem die vereinigten Linksparteien Hand in Hand mit den proletarischen Freidenkerorganisationen seit den llmstnrzjahren eine hemmungslose Kir che n a u s t r i t t s h e tz e in ihrer Presse und in unzähli gen öffentlichen Bersammlungen ins Werk setzten, die bis in das letzte Dorf reicht. Im neuesten Heft der Zeitschrift des Sächsischen Sta tistischen Landesamtes stellt Oberregierungsrat a. D. Dr. (9. L o m m a tz s ch eine zuverlässige Bilanz über die re ligiös-kirchliche Bewegung in Sachsen seit der letzten Bor- k> iegsvolkszählnng des Jahres 1910 auf. Danach hat die protestantische Kirche in Sachsen in den Jahren 1911 bis 1124 insgesamt 276 090 Austritte zu buchen, die katholische K rche im gleichen Zeitraum 20 961. Selbst wenn man die in der Zählzeit erfolgten Nebcrtrittc und Rücktritte zu ,'LN be den Kirchen in Rechnung stellt — zur protestan tischen Kirche 26 58-h zur katholischen 1408 — so ergibt sich dock) ei» absoluter Verlust von 2 49 5,06 Personen oder 5>. 5,4 vom Hundert für die p >' o t e st antis ch e L a n d e s k i r ch e und v o n 1 9 5,5> 3 Personen oder 8,36 vo m H ändert fürdie katholische Kirch e. Diese Zahlen zeigen, das; die katholische Kirche in Sachsen prozentual durch die Austrittsbewegung noch erheblich stärker betroffen war den ist als die protestantische. Diese traurige Tatsache gilt es. in ihrer ganzen Tragweite zu erkennen, weil darin die s ch w i e r i g e L a g e d e r s ä ch s ischenD i aspo r a mit furchtbarem Ernst auch zahlenmäßig zum Ausdruck kommt. Gleichwohl darf bei der Nennung dieser Zahlen etwas Wesentliches nickt übersehen werden. Dr. Lom matzsch stellt fest, datz sich diese Mehraustritte bei den Protestanten zu 98,97 Prozent auf die Jahre 1919 bis 1924 verteilen, datz also nur 1,03 Prozent auf die Jahre 1911 bis 1918 entfallen. Bei den Katholiken dagegen st das Verhältnis ein anderes: Hier entfallen nur 75,65, Prozent der Mehranstritte auf die Jahre 1919 bis 1924, wlglich auf die Jahre 1911 bis 1918 24,35 Prozent. Das pi9 aber besagen, datz die Anstrittsbewegung aus der iaiholischen Kirche hier in der Diaspora durch die Aus wirkungen der Nachkriegszeit weniger stark berührt mor den ist als die der protestantischen Kirche. Das Verhält nis der Austritte von Katholiken zu denen der Pro testanten war hier vor der Revolution ganz bedeutend un günstiger für die katholische Kirche. Es war damals schon reden der sozialistisch-kommunistischen Propaganda d i e Diasporaan sich mit ihren Gefahren und Schwierig reiten, die der katholischen Kirche schwere Verluste nachte. Die Austritte aus der protestantischen Landes kirche sind aber säst ausnahmslos auf das Konto der Kirchenaustrittspropaaandn in den Nachkriegsjahren zu setzen. Von den 276 090 ausgetretenen Protestanten kamen nur 579 zur katholischen Kirche, etwa 12 700 waüdlen sich der üppig wuchernden Sektenbeweau.no zu, während das ganze übrige Gros, nämlich 262 534 Per sonen oder 95,2 Prozent sämtlicher Austritte vollkommen ins nichtchristlicke Lager abschwenkte. Von den Austrit te!! aus der katholischen Kirche aber gingen allein 7938 Personen zur protestantischen Kirche über. Diese Zahlen lassen einen Einblick in die innerseeliscbs Struktur dieser sächsischen Kirchenanstrittsbewegnng tun und kennzeich nen dadurch datz die Austritte aus der protestantischen Landeskirche fast ausschlietzlich Verluste für das Christen tum überhaupt bedeuten, diese Bewegung als besonders katastrophal. Allein in den Jahren 1925 und 1926 hat die pro testantische Kirche in Sachsen weitere 77 000 Austritte zu Keklagen. Schon 1925 hatte der Prozentsatz der christ- Berlin. t2. Januar. Der Interfraktionelle Aussch u s>, der R e - gier u » g s Partei e n des Reichstages beschäftigte sich beute nachmittag in mehrstündiger Sitzung mit den >z. m und 20 des Reichsschnlgesetzes. Wie am Schins; der Sitzung von dem Borsitzenden des Ausschusses. Grafen Westarp, mil- geteük wurde, ist über de» 8 14 (Religionsunterricht in den Volksschulen) und H 16 (Einsichtnahme i» den Religionsunter richt) eine Einigung zwischen den Regierungsparteien erzielt worden durch eine Fassung, die der Befürchtung, als könnie die geistliche Ortsschulaufsicht wieder entstehen, den Boden entziehe» soll. Die Verhandlungen über den 8 20, der die Ge biete auszählt, die als Simultanschulländer vorläufig vom Reichsschulgcsetz ausgenommen werde,, solle», sind noch nicht zu Ende geführt morden. Hier verlangt die Deutsche Volks- Partei dauernde Erhaltung der Simultanschnle, während das Zentrum nur eine fünfjährige Schutzfrist znbitligen will. Der Ausschuß hat sich zunächst ans unhestimmte Zeit vertagt. In der heutigen Sitzung des Bildungsausschusses des Reichstages soll folgender Kompromißantrag der Regierungs parteien zum 8 10 des Reichsschulgesetzes gestellt werden: „Der Ausschuh «volle beschliehen. 1. Den Religions- geseltschasien ist unbeschadet des staatlichen Aussichtsrechtes (Art. 144 und I4!> der Reichsversussung) Gelegenheit zu geben, sich zunächst davon zu überzeugen, ob der Religionsunterricht in lieber-instimmung mit ihren Grundsätzen erteilt wird. Die zuständigen oberen Stellen der Religiousgeseltschaslen haben zu dem Zweck das Recht der Einsichtnahme in den Religions unterricht. Dieses Recht kann nicht an den Orlsgcisllichen als solchen übertragen werden. 2. Die Rcligionsgesellschastcn und ih-e Vertreter haben gegenüber den Lehrern, die Religions unterricht erteilen, Keine Befugnis der Dienstaussicht." „In den Gebieten des Reiches, in denen ein Zusammenwirken zwi schen Staatsbehörden und Retigionsgcmeinschasten hinsichtlich der Einrichtung und Erteilung de- Religionsunterrichtes i„ der Volksschule durch Gesetz oder Bereinbarung sestgestellt ist, kann es bei dieser Regelung verbleiben." Wie der Demokratische Zeilungsdienst miuvii,. werSen die Vertreter der demokratischen Fraktion im Büdnngsans- schus; des Reichstages beantragen, dos; der 8 10 des Schulgesetz entwnrss überhnupt gestrichen werden soll. Minister Hergl im fMshailsimMtih Der H a u s h a i t s a u s s ch u tz des Reichstages beschäftigte sich in seiner gestrigen Sitzung weiterhin mit dem Etat des Reichsjusti m i n i st e r i u m s. Berichterstatter war der kommunistische Abg. Münzenberg. der u. a. citlärte, man müsse bei aller Objektivität sestskNen. datz der Siraigesetzbr.ch entlvurf wesentliche Teile de-- deutsche» Volkes nickt befriedigt habe. Auck die neueStrafprowtzordiwng müsse baldigst oorgelegt lichen zur Gesamtbevolkerung in Sachsen einen Tiefstand weit unter dem N e i ch s d n r ch sch n i t t erreicht. Ans die christlichen Religionsbekenntnisse entfielen im Jahre t925 im Reiäzsdnrchschnitt 96,6 vom Hundert der Gesamtmbevöikernng. lieber dein Reichsdurchschnitt stand Bapern und Württemberg mit je 98.!) Prozent christlicher Bevölkerung, unter dem Reichsdurchschnitt Preutzen mit 96,3 Prozent, Thüringen mit 95,4 Prozent und Sach se n m i t 9 4 .1 Prozen t. Ende 1926 ist diese sächsische Zahl weiter bis unter 9 3 P rozent gesunken. Ans die sen Zahlen spricht d>e ganze Kirchennot und der grotze Fortschritt im religiösen Zersetzungsprozeß dieses Landes, das man gern wirtschaftlich als das Herz des Deutschen Reiches bezeichnet. Diese Zahlen weisen gleichzeitig auch hin auf die inneren Zusammenhänge zwischen der kultur palitischen und allgelneinpolitische» Einstellung der säch sischen Sozialdemokratie, die mit den Erscheinungen reli- gions-statistischer Art in engen Weckselbeziehungen steht. Wer tagtäglich die spstematische und skrupellose Kircken- hehe der sächsischen sozialistischen und kommnnistischen Presse vor Angen hat. gegen die von liberaler Seite kaum jemals ein Wort der Verteidigung oder Richtigstellung gewagt wird, der ist sehr erstaunt darüber, wie Männer werden. Der Redner üble weiter Kritik an den Verurteilungen wegen Landes- und Hochverrats sowie Verrats militärisrher Ge- Heimnisse. Die Ausführungen Münzenbergs gaben dem Reichs« j u st i z m i n i st e r Hergt Beraiäajsuug. zu den Hoch- und Land esverratspro; essen umfangreiches Material vor zulegen. Danach betrug im Jahre 1927 die Zahl der eingegan genen Anzeigen wegen Hochverrats 845, wegen Landesver rats 81.,. Die Zahl der erhobenen Anklagen im Jahre 1SL7 betrug aber nur bei Hochverrat 49 und bei Landesverrat 4«. Die Zahl der Verurteilten war bei Hochverrat 70 und bei Lan desverrat 44. Dabei ist zu bedeute», datz de, Landesverrat auch alle S p i o n a g e fülle enthält. Wenn man die Zahl der em- gegangcnen Anzeigen in ein Verhältnis zur Zahl der erhobenen Anklagen und der Verurteilten setzt, so erkennt man, datz die Vorwürfe des Referenten über die angebUche Hochflut von Hoch- und Landesverrats-Prozessen nicht begründet sein kann. Üben» man die Zahl der im Jahre 1927 Verurteilten nun aber gar mit den Zahlen der in den Vorjahren Verurteilten vergleicht, so kommt man zu einem sehr starken Ab sinken der Ver urteilungen. Im Jahre 1921 wurden wegen Hoch- und Landesverrats 009 Personen verurteilt, im Jahre 1925 waren es 278 Personen, im Jahre 1920 insgesamt 124 Personen, im Jahre 1927 aber wie angegeben nur 1tl. Die Minderung der Verurteilungssälle sei also evident. Der Minister gab dann »och eine Darstellung der Auswir kung der Gnadenaltion aus Antatz des 89. Geburisiager des Herr» Reichspräsidenten. Insgesamt ivu , 75 Fälle aus dem Gnadenwege erledigt. E.'lassen wurden Fr i'"ii:üra5.u im Ge samtbeträge von über U>7 Jahren, davon e>,wa >0 Jahre Zucht haus. 18 Jahre Gesüugi: 8 Jahre Fc iw.g. ierner eia. lebens lange Zuchthausstrafe. Ja, einzelnen eiusaüen aus poliusche Straslaten (insbesondere Hochverrat) 70 Gnadenerweije Von den 70 Eiindeaerwe'-jen en,fallen aus linksgerichtete Täter, wenn man die populäre Bezeichnung der Zätuugcn für links- und rechtsgerichtete Politik anwenden will, Im ganzen waren zurzeit der Gncidenakliou HO tiutegerichlele Tater in Haft. Auf rechtsgerichtete Täter entfallen sieben Gnadenetweise, insgeiaiiu waren U» rechisg-richteie Täter in Hast. Auf Landesverra's und Belerdigungssachen entfiel je ein Gnadencrweis. Aus Spiouagejachen drei Guadene-wr.se. Die Eesamtzahl der Gnadenerweise der Länder sieh, noch nicht fest, da die Begnadigungsmatznahmen der Länder in Preutzen noch nicht völlig abgeschlossen sind. Nach der zuletzt bekannt geworde nen Mitteilung hat Preutzen bisher „> c b r als I2l>i»0 G n a d e n e r w e i s e geläligt. bei den übrigen Ländern erfolg ten rund 4900 Gimdenenvcise. Im Verlause der Aussprache unterstützte der ZentrumsrcLaer Dr. Bell den dcuischna-ionolen Annag aus Entsendung von Juristen ins Austaus, widc.sprach aber dem Vorschlag, las Patentamt vom Justizministerium erneut abn,',nötigt,,. Das führe nur zu einer neuen Zer'plitterung des Ne.i.iswt'ens, wie Sollnunin andererorts. wo die Sozialdemokratie ein anderes Gesicht zecht, lim die Gesachsckaft der positive» Katholiken zu Kuhlen wagen. Es wird unbedingt nötig sein, bei der Beurteilung der sozialdemokratiscken Bewe gung in, Reiche die Kultur- und religionspolitiscke Ent wicklung in Sachsen ernsthast mit in Rechnung zu steilen. Denn schließlich ist die jetzige doppelzüngige Hai'..mg der dcuischen Sozialdemokratie in den Zentren ihrer Herr schaft einerseits und ihrer „Diaspora" andererseits aus die Dauer ein gefährliches lind unerträgliches Spiel. Es ist ein trauriger Ruhm, den Sachsen mit seinen Nekordzifsern der Religionslosigkeit einzuheimsen im Begriffe steht. Darf man doch schließlich nicht vergessen, daß die angeführten Zahlen nur den äußerlich organisato rischen Stand dieser anükirchlichcn und antichristlicken Offensive wiedcrgekcn. daß dabei aber die Frage nach völlig undurchsichtig bleibt, wie weit die von einer beispiel losen Hetze geschärte religiöse Zersetzung die kirchliche Organisation dieses Landes innerlich bereits ausgehohlt hat. Wird man sich nnier dein Eindruck dieser Zahlen i,n christlichen Lager auch in Sachsen nunmehr besinnen, daß eine gegenseitige Befebdnng von Christen untereinander sinnlos ist, und engste Zusammenarbeit notlnt? KZ. v.