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Elbckall und AliMcr. Amtsökatt »« «will. AMSHmptmmmschast Großen-om, des Msigl. AnttgerichtS m» de« SMUachs zi Nits». Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redactton verantwortlich: T. Langer in Niesa. 167. Sonntag, den LS. Decemver 188S. 4Ä. AUhPß. i «i,scheint in Niesa wöchentlich viermal: Dien«tag, Donnerstag, Son»abe»d und Sonntag. — Abonnemensprei« vierteljübrlich 1 Mark 2b Psa. — Bestellungen nehmen alle tkatferl PoNai st^u. , Postboten, die «rpeditionen in Riesa und Strehla (S. Echön), sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei dem auSgebreiteten Leserkreise eine wirksame verSftmt lichnng finden, erbitten wir uns bi« Montag, resp. Mittwoch, Freitag oder Sonnabend vormittag» S Mr. JnsertionSvret« die dreigespaltene LorpuSzeile oder deren Raum 10 ipsg Die Wachmannschaft der hiesigen Feuerwehr hat sich Montag, den SV. Deeember er., Abends 8 Uhr, zu einer Jnstrneti»«-stunde im Rath-keller (Gewerbyereinsstabe) einzufinden. Die Abzeichen sind anzulegrn. Auf tz 29 der neuen Feuerlöschordnung wird aufmerksam gemacht. Das Commando. Otto Schumann. Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 28. Deeember 1889. — Mittelst Sonde,zuges passirten heute Bor mittag Se. Majestät der König und Se. kgl. Hoheit Piinz Geo>g mit den Prinzen Johann Georg, Max und Albert die hiesige Station und fuhren von hier weiter nach Nick'itz, um auf Jahmshausener Revier Jagd, zu der eine Anzahl Einladungen ergangen wäre«, abzuhalten. Die Rückkehr erfolgte bereits heute Nachmittag wieder mit Sonderzuz, der die hiesige Station 4 U./r 25 Min. passute. — Damit bei dem zum Jahreswechsel so beträcht lich gesteigerten B-iefverkehre die Briefbestellung in den größeren Städten ordnungsmäßig burchgesührl werden kann, ist es noch in höherem Grade, wre zu gewöhn lichen Zeiten erforderlich, daß in den Aufschriften der nach auswärtigen Städten und an Bewohner der eigenen Stadt gerichteten Briefe rc. die Angabe der Wohnung deS Empfänger« nach Straße, Hausnummer, Stockwerk rc. recht genau stattfindc. Sofern diesem Ersorderniß nicht genügt wird, sind Verzögerungen in der Bestellung der Briefe unvermeidlich. Ostrau, 24. Deeember. I» seiner Scheune stürzte am Donnerstag gegen Mittag der Gutsbesitzer Backofen in den Schickenhäusern bei Zschäschütz vom Balken herab auf die Tenne. Ohne wieder zum Be wußtsein gelangt zu sein, verschied der BedauernSwerlhe schon nach Verlauf einer halben Stunde. Fünf Kinder haben durch diesen schweren Unglückrfall ih'en Vater uud die Frau ihren Gatten verloren. Mügeln, 24. December. Der hiesige Stadtge meinderath beschloß in seiner letzte» Sitzung, im Jahre 18S0 zugleich mit dem Bau der Gasanstalt und der Schleußenanlage Ken Bau der Wasserleitung vorzu nehmen. Bon dem kostspieligen Bau ei: ec Hochdruck wasserleitung sah man ab, eS sollen vielmehr die seit herigen beiden, unsere Stadt imt Wasser versorgenden Quelle am Muschlichbach und in der Heiligenbornwiese zweckentsprechend gefaßt und daS Wasser durch eine solide und weite Rohrleitung der Stadt zugeführt «erden. Döbeln, 24. Dec<»ber. Im Bahnhof Ostrau fuhr am Sonnabend Abend gegen '/«6 Uhr eine von Döbeln kommende leere Lokomotive auf einen Güterzug auf. Zum Glück find bei diesem Zusammenstoß- Menschen nicht ver»nglückt, dagegen sind die Maschine und 3 Güterwagen arg beschädigt worden. Der Betrieb erlitt nur geringe Unterbrechung. Aus der Niederlausitz. Di» ruchlosen Diebe, welche in den letzten Monaten viele Kirchen der Um gegend beraubt und beschimpft haben, setzen immer »och ihr scheußliches Handwerk fort. So haben sie ia voriger Woche wieder in BrauchitSdorf, Großkirchen und Lerchenborn die Kirche» heimgesucht, die GotteS- kasten zerschlagen und «»«geleert. Ja, ste gehen in ihrer gewiffenlosen Frschheit jetzt schon so weit, daß sie in den Gotteshäusern auf den Kirchbänken hingestreckt und mit den Altartüchern bedeckt sorglos übernachten. Da ei vvrgrkommea ist, daß weit von einander liegende Kirchen in rin und derselben Nächt zugleich beraubt wurden, so darf man wohl auf daS Vorhandensein einer geradezu organifirten Bande schließen. Lhemnitz. Nunmehr ist auch daS Stadtver- ordneten-Lollegium dem Rathsbeschluß, für Mädchen der BezirkSschulen einen wöchentlich 4 stündigen Koch- cursuS probeweise einzurichten, beigrtreten und hat die diesem Zwecke auSgrworfenen 5000 Mark bewilligt. Stattfinden soll der Unterricht in der Speiseanstalt. Doch sollen die von den Schülerinnen gekochten Speisen, um das Renommee der Speiseanstalt zu wahren, nicht zur Ausgabe gelange». Nach einem 1*/, jährigen Ver such wird man weitere Entschließungen treffen. Zwickau, 27. December. Bei dem Einlegen der Röhren der neuen Wasserleitung hierselbst six.d zugleich Feuerhähne eingesetzt worden, mit deren Bedienung die Mannschaften der hiesigen Feuerwehr brkannt gemacht werden. Zwickau. Die am 1. d. M. hier in's Lebe» ge rufene Kochschule erfreut sich einer gedeihlichen Ent wickelung. Es werden darin 18 Schülerinnen (Schulmäd chen- unterrichtet. Die zubereiteten Speisen finden regel mäßige Abnahme. — In gewissenlosester Weise hat ein e Ver käuferin eines hiesigen großen ModewaarengeschästS ihren Herrn bezogen und bestohlen. Mit derselben verbündet war eine hiesige Bergarbeitersfrau. Letztere kam seit Jahresfrist allwöchentlich zu wiederholten Malen in dieses Geschäft und besorgte Einkäufe. Die ungetreue Verkäuferin gab jedoch alle Maaren zu einem Spottgeld — z. B. einen Koupon Seide im Werthe von 42 Mk. für 4 Mk. — ab, brachte der selben ober auch entwendete Maaren mit in's Haus. Der Verlust der Firma ist ein sehr hoher. Bei der einen Hehlerin allein wurden noch für mehrere Hundert Mark Maaren gefunden. Die Diebin und die Hehlerin wurden in Haft genommen. Die Schwester der Ersteren hatte bereits Anfang- dieses Jahres in demselben Ge schäfte 1500 Mk. gestohlen. — Von den auf dem Morgensternschacht durch eine Explosion verunglückten zehn Bergarbeitern sind wiederum drei, zusammen bis jetzt fünf, worunter drei verheirathete, an der erlittenen Verbrennung verstorben. Glauchau, 2ö. December. Eine Weihnachtsfreude hat der HilfSausschuß für die Wettergcschädigten im Bezirke der königl. Amtshavptmannschast Glauchau in seiner am 23. December unter dem Vorsitze de« Amtshauptmanns Merz aus Glaucha» in Kertzsch ab gehaltenen Sitzung 253 Bezirk-eingesessenen dadurch bereitet, daß er diesen zu Gebäudeschädcn Beihilfen in Höhe von 10 bis 100 Mk. im Gesammtbetrage von 5655 Mk. bewilligte. Bon Ken in Höhe von 29 859 Mk. bis jetzt eingegangenen ^ilfsgeldern sind damit 24555 Mk. zur Vcrtheiluug gelangt. Der Restbetrag soll in der Hauptsache z»r G, Währung von Beiträgen a» unbemittelte Grundbesitzer zur Anschaffung von Saatgetreide im nächsten Frühjahr verwendet werden. Plauen i. B., 27. December. Heute früh zwischen 2 und 4 Uhr ist ein hier zum Besuche anwesender Arbeiter auS dem Vogtland« in betrunkenem Zustande bei der Promenade am Anger in die Elster gefallen. Ei« hiesiger Einwohner mühte sich ab, den Betrunkenen auS dem Wasser zu ziehen, derselbe knickte aber stets zusammen, und so mußte der Mann schließlich zu dem Mittel greifen, sich Unterstützung herbei zu holen, die ihm durch noch eine Zivrlperson und einen Soldaten zu theil wurde. Den vereinten Anstrengungen der drei Leute gelang eS, den Mann, dessen Kleider und Haare steif gefroren waren, anS Land und schließlich im Verein mit hinzugekommenen Schutzleuten nach der Hauptpolizei zu bringen. Greiz, 26. December. Eine eigenthümliche Ge- bietSverwirritng hat daS altenburg-sächsische Dors Rückersdorf aufzuweisen. Nicht nur, daß man ab wechselnd den Fuß auf altenburgischeS »ad sächsisches Gebiet setzt, ist bi« jetzt »och nicht aufge klärt, welchem Landesherrn Kirche, Pfarre und Schul« gehört. So übt das Patronatsrecht über die Pfarrei das sächsische Rittergut Liebschwitz bei Gera auH während das der Schule, sowie die Verwaltung der geistlichen Anstalten in den Hände» der alteuburgischen Regierung liegt. Zwei WirthschaftShäuser aber, im östlichen Theile des OrteS etwas abgesondert gelegen, von Welten Niemand weiß, auf wessen Grund und Boden sie errichtet sind, gehören keinem Lundesherrn an, kein Staat hat bis jetzt Anspruch erhaben, unter Schutz und Schirm des Königreichs Sachsen gestellt, zahlen die Glücklichen bis auf den heutigen Tag noch keine Steuern und werden die Militärpflichtigen auch nicht zum Eintritt in daS Heer herangezogen. Folge« einer absichtlich falsche« A«sku«ft. Der Kaufmann A. hatte dem Fabrikanten P. in Bezug auf den Händler G. sin Erledigung einer an ihn gestellten Anfrage) erklärt, daß der Augefragte eine durchaus kreditwürdige Person sei, wenig mit Wechseln arbeite, und daß ihm ruhig für 6000 M. Waare creditirt werden dürste. Der Brief schloß mit der Bemerkung: „Selbstverständlich gebe ich diese Mit theilung ganz ohne Obligo". — Wie sich in der Folge ergab, hatte A. diese Auskunft der Wahrheit zuwider ertheilt; er wollte durch diese Empfehlung dem G. , aushelfen", obwohl er wußte, daß derselbe sogar Exccutronen über sich ergehen lassen mußte und stark mit, werthlosen Gefälligkeitswechseln wirthschaftete. — Der Fabrikant P. räumte auf die empfehlende Aus kunft des A. hin dem G. «inen Kredit von mehr als 5000 M. ein — er lieferte ihm gegen 3-Monataccept für 5214 M. Waare. — Noch ehe aber das «ccept fällig war, mußte der G. daS ConkurSverfahren Über sich ergehen lasten ; bei Ausschüttung der Maste ent fielen auf die nicht bevorrechtigten Gläubiger 4 Proc. Der Fabrikant erlitt sonach einen Ausfall von 5000 M., düse Summe machte er als Schadenanspruch gegen A. geltend, indem er ausführte, daß er durch besten wssentlich falsche Mittheilungen über die Credit- wücdigteit des G. zur Hingabe »er Waare veranlaßt worden sei. Der Beklagte lehnte Zahlung ab unter dtin Vorgeben, daß er in der sicheren Erwartung, G. werde vermöge seiner geschäftlichen Tüchtigkeit die augenblicklichen Zahlungsschwierigkeiten überwinden, ein günstiges llrtheil über ihn abgebea, jedes Obligo, wie auS seinem Schlußsätze hervorgehe, aber abgelehnt habe. In zwei Instanzen wurde A. verurtheilt und daS Reichsgericht wieS seine Revision zurück. Nachdem dieser Gerichtshof die Worte „Ganz ohne Obligo" für durchaus ungeeignet erklärt hatte, die Folgen der thatsächlich verübten arglistige» Verleitung zum Lreditiren abzuwenden, weil sogar eine Abmachung, daß für arg listiges Verhalten nicht zu haste» sei, als gegen die guten Sitten verstoßend, nichts gelte, macht« derselbe in Bezug auf die AuskunftSertheilung folgende interessante Ausführungen: Nach der Gestaltung deS kaufmänuischeu Verkehrs der Gegenwart bestehen die kaufmännischen Geschäfte übeiwiegerrd ia Ereditgeschäften. Jeder Kauf mann, der von einer ihm bekannten Person um Waaren-Credit angegangen wird, steht sich veranlaßt bei anderen Kaufleuten, bei welcher er eine genaue Kenntniß von den Bermözensverhültniflen und der geschäftlichen Zuverlässigkeit dfr betr. Person, sowie I die eigene kaufmännische Solidität und Sorgfalt vor?