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O Erscheint jede» Wochentag Abend« S Uhr sür den /V/o 1 aiwan Tag. Prei« vierteljährlich 2 Mark 2d Pf., » zweimonatlich IM. düPf. meinmonatl. 7d W. klänge sich entwickeln dürften. . r Mission die Abgeordneten v. Rauchhaupt, v. Wedell-Machow, Graf Ltmburg-Stirum, Holtz und Freiherr v. Hammer stein. Das Zentrum wird alsdann mit den Konservativen über 11 Stimmen verfügen, so daß das Zentrum sich der Hoffnung htngiebt, die Vorlage werde schließlich doch noch eine solche Form erhalten, daß es mit seinem Gewissen wird vereinbaren können, seine Bedenken fallen zu lassen und für das Gesetz zu stimmen. Vorläufig hüllen sich die Zentrumsmitglieder in tiefstes Schweigen. In Bundesrathskreisen erwartet man die Ein bringung der Vorlage über die Verlegung der Elbzoll- grenze nach Kuxhafen noch im Laufe dieser Woche ; es scheint, daß der Reichskanzler für diese seine Vorlage eine Majorität im Schooße des Bundesrathes finden wird. — Vor seinem Auseinandergehen wird der Bundesrath sich noch nicht mit dem vom Reichstage angenommenen Gesetze betreffs der Beschränkung der Theaterfretheit zu beschäftigen haben. Die Stimmung im Bundesrathe geht dahin, noch weitere Gutachten über diese Angelegenheit einzuholen, ehe darüber endgiltig entschieden werden kann. Wie es heißt, soll die Nachkonferenz am 15. Juni in Berlin zusammentreten. Ihre Aufgabe faßt man dahin auf, daß sie nach festgestellter Ergebnißlosigkeit der direkten Die österreichische hochoffiziöse Wiener „Montagsrevue" bringt eine, wie sie sagt, autoritative Berliner Korrespondenz, worin es heißt, der Vatikan schiene gemeint zu haben, Preußen wolle nicht blos abrüsten, sondern seine Waffen im Wege der Gesetzgebung auch vernichten. Dies sei «ine Täuschung, wozu der Reichskanzler keine Veranlassung ge geben habe. Wenn der Pronuntius von einer drohenden Sprache einen Nutzen bei den Verhandlungen erwartete und sogar die Möglichkeit des Verhandlungsabbruchs an deutete, so verfehlte dies, einen Eindruck auf den Reichs- kanzler zu machen. Die preußische Regierung werde sich von den durch den Erlaß des Reichskanzlers ausgesprochenen Grundsätzen unter keinen Umständen entfernen, sie machte der Kurie keine Zugeständnisse. Die Regierung, welcher mit der Vorlage die Mittel zu strenger oder milderer Hand habung der Maigesetze gegeben würden, würde letztere streng ausführen. Die Korrespondenz schließt: Wenn die Kurie die gebotene Hand weiter ablehnt, dann wird der Reichs kanzler den Kampf mit um so größerem Nachdruck fortsetzen und dabei Mittel entwickeln, von denen bisher weder die Ultramontanen noch die zaghaften Liberalen in der Vorlage etwas gemerkt haben, vorausgesetzt, daß der Land tag die Waffe nicht durch doktrinäre Schleifung abstumpft. — Pronuntius Jacobini soll gestern geäußert haben, er glaube zuversichtlich an Erreichung eines modus vivendi zwischen Preußen und dem Vatikan, trotz des momentan breitet ist, daß das Auftreten der englischen Regierung nur Rußland zu Gute kommen werde und daß aus der ange- Minister lehute die weitere Veröffentlichung amtlicher Akten stücke ab, da das Borgelegte zur Klarstellung der Sach lage genüge. Gegenüber den Ausführungen Falk'S betont der Minister, daß die wohlwollende Handhabung des Ge setzes vom Entgegenkommen der Kirche abhängig sei und bestreitet entschieden, daß der Gesetzentwurf ein bedenkliches Schwanken in der Auffassung von der Souveränität des Staates bedeute, ebensowenig sei an ein schwächliches Zu- rückweichen von dem bisherigen Standpunkte der unverän derlichen Aufrechthaltung der bestehenden Gesetze zu denken. Das Staatswohl erheische eine weitherzige Beurtheilung der im Lande herrschenden Schäden. Im entschiedenen Gegensatz zu Falk tage er, auch im Falle der Ablehnung der Vorlage könne der Vortheil nicht aus der Welt ge schafft werden, den deren Einbringung verursacht habe, da durch dieselbe die Ueberzeugung verbreitet werde, die Re gierung habe ihr Möglichstes gethan, um dem Lande den Frieden wiederzugeben. Abg. Stablewskt spricht gegen die Vorlage, Limburg-Stirum dafür und für Vorbe- rathung durch eine einundzwanziggliedrige Kommission. Virchow hält die Vorlage als vom Standpunkte der Rechtsfrage für unannehmbar und protestirt gegen die Stelle in der Hohenlohe'schen Depesche, daß das Zentrum mit den fortschrittlichen Republikanern Gemeinschatt habe. Der Kultusminister erwiedert, daß in der Hohenlohe'schen Depesche selbstverständlich keine parlamentarische Partei ge meint sei, bei Abfassung der Depesche möge aber der Ge danke obgewaltet haben, daß die Konsequenz der politischen Haltung der Fortschrittspartei unvereinbar sei mit der ge deihlichen monarchischen Entwickelung des Staates. Die Trennung von Staat und Kirche, welche Virchow wolle, habe, wie die Geschichte lehre, zu der Ueberwucherung des Klerikalismus geführt. Die bezüglch der Bischöfe ver langte Vollmacht werde die Regierung nur in dem patrio tischen Sinn gebrauchen, worin die Vorlage gedacht sei. Stöcker spricht hierauf für die Vorlage. Reichensperger (Olpe) ist gegen dieselbe. Gneist hält Erleichterungen zur Beseitigung des kirchlichen Nothstandes für diskutabel, ist aber gegen eine Dispensirung der Regierung von der Ausführung fester Gesetze, wie die Vorlage dies wolle. Die Rückberufung der Bischöfe ohne daß sie formell ihre Unter werfung unter die StaatSgesetze erklärten, widerspreche der Würde des StaateS. Von den Maigesetzen könne man nur diejenigen, welche reine Kampfgesetze seien, der diskre tionären Gewalt der Verwaltung unterwerfen, die Uebrigrn nicht. Seine Partei sei bereit, in eine Diskussion über die Vor lage einzutreten und würde der letzteren zustimmen, wenn dieselbe so amendirt würde, daß der herrschende Nothstand be seitigt werde, ohne daß der Staat seine feste Position gegenüber der Kirche aufgebe. Das Haus beschloß die Verweisung der Vorlage an eine aus 21 Mitgliedern bestehende Kommission. Dieser Kommission beabsichtigt die Regierung noch de- . > 82. Aahrga», Diwstaz, de» 1. IM Amtsblatt für dir köuiglichru Md städtischen Behörden zu Freiberg Mb Braud Brrmtwortticher Redakteur Julius Brau» i» Freiberg. Tagesschau. Freiberg, 31. Mat. In der vergangenen Woche hat sich bekanntlich ein wahres Füllhorn von diplomatischen Veröffentlichungen über die Laienwelt ergossen. Unwillkürlich denkt man an das früher einmal vom Reichskanzler ausgesprochene Wort: Der Krieg sei nicht mehr ferne, wenn erst diplomatische Aktenstücke in größerem Umfange veröffentlicht würden, — sieht man diese stattliche Reihe von Berichten, Depeschen und Instruktionen, die aus dem Archiv des auswärtigen Amts hervorgeholt werden, — darunter eine Depesche vom 21. Mai, die kaum in Rom angelangt sein konnte, als sie auch schon dem Publikum zur Kenntnißnahme unterbreitet wurde! Ein Fall, wie er in der diplomatischen Welt selten genug vorkommt. In der That, Krieg, nichts anderes als Krieg bedeuten diese Aktenstücke. Die StaatSregierung hält zwar an der Ueberzeugung fest, daß durch den Schriftwechsel mit der Kurie materiell an der Sachlage nichts geändert sei, daß sie, um der katholischen Welt Beweise ihrer Ver söhnlichkeit zu geben und die Härten des Gesetzes bei et waigem Entgegenkommen der Kurie jederzeit ausgleichen zu können, sich die Möglichkeit einer milden Handhabung der Gesetze verschaffen müsse, und sie bleibt daher bei dem Ver langen stehen, ihr Vollmachten für diesen Fall zu gewähren. Aber dafür, daß dieser Fall nicht eintritt, liefert gerade dieser Schriftwechsel den deutlichsten Beweis. Die ganze Schärfe der Gegensätze zwischen Staat und Kirche ist lange nicht so klar zu Tage getreten, wie in den Verhandlungen, deren Verlauf durch diese Aktenstücke gekennzeichnet wird. Wenn die staatliche Gewalt nicht nach Kanossa gehen will, dann werden die gegenwärtigen Zerwürfnisse zwischen Staat und Kirche noch sehr lange andauern, das ist die Lehre, welche man aus diesen Mittheilungen zu ziehen hat, und wenn der Abgeordnete Windthorst in seiner Rede am Freitag zweifelte, er werde in seiner Sterbestunde den Trost der Beendigung des Kulturkampfes haben, so werden nach dem Durchlesen jener Schriftstücke noch jüngere Leute, als der Abg. Windthorst, sich gesagt haben, daß sie alle das Ende des Kulturkampfes kaum erleben werden. Es ist nicht nur kein Ausgleich der Gegensätze möglich — das wußte man schon lange — eS läßt sich nicht einmal ein erträglicher Waffenstillstand erzielen, das ist die Erkenntniß, zu welcher man nach Veröffentlichung dieser Aktenstücke unbedingt ge langt. Bei solcher Sachlage mag es nicht ohne Nutzen sein, wenigstens kurz den Verlauf der letzten Verhandlungen zwischen Staat und Kurte zu skizziren, wie er sich nach den jüngsten Veröffentlichungen darstellt. Die Kurie hatte in drei Punkten die Bedingungen aufgestellt, unter denen sie die in dem Schreiben an den ehemaligen Erzbischof von Köln in Aussicht gestellte „Duldung" der Benennung der anzustellenden Geistlichen an die Organe des Staates wirk lich eintreten lassen wollte; sie forderte: 1) entgegenkommende Aufnahme und liberale Behandlung der betreffenden An zeigen, 2) Amnestie der renitenten Geistlichen, die Bischöfe eingeschloffen, 3) Revision der Maigesetze. Darauf beschloß das Staatsministerium am 17. März, bet dem Landtag die Ermächtigung zur liberalen Handhabung der im Uebrigen aufrecht zu erhaltenden Maigesetze uachzusuchen unter der Voraussetzung, daß zunächst, entsprechend dem innerhalb der gesetzlichen Vollmachten bewiesenen Entgegenkommen der preußischen Kultus-Verwaltung, die friedliche Gesinnung der Kurte gleichfalls sich bethätige. Darauf brach Rom die Verhandlungen ab, weil auf die Forderung der Revision (richtiger wohl der völligen Beseitigung) der Maigesetze nicht eingegangen worden sei. Der Reichskanzler legte darauf am-20. April seinen Standpunkt nochmals dar; Entgegenkommen von Seiten des Staats nur so bald und so lange von Seiten der Kurie eine entgegenkommende Haltung beobachtet wird; die Maigesetze werden aber auch in diesem Falle nur liberal gehandhabt, sie bleiben aber bestehen, um einen etwaigen Rückfall zu verhindern oder doch, wenn dies nicht möglich, dem Staat sofort seine jetzige Rüstung wieder zu verschaffen. Damit nehmen beide Gegner die seit 7 Jahren tnnegehabten Plätze wieder ein, der Krieg geht weiter. Wir knüpfen hieran die weitere Debatte des preußi schen Abgeordnetenhauses über die Kirchenvorlage. Am Sonnabend erklärte, nachdem Zedlitz-Neukirch für die Vorlage unter zeitlicher Beschränkung gesprochen, der Kultusminister v. Puttkam er, nichts gegen Amendirungen r» haben, sofern dieselben prinzipiell nichts ändern. Der Verhandlungen zwischen den Parteien im Sinn» der Ver mittelung die Grundlagen der Grenze feststellen «nd die> technische Grenzkommisfion mit entsprechenden Weisung« versehen soll. Ueber das negative Ergebntß der direkt« Verhandlungen liegt die bekannte Aeußerung Griechenlands vor, aber noch nicht eine solche von der Pforte. Man nimmt an, daß diese, nachdem ihr die identische Note mtt- getheilt sein wird, der Konferenz zustimmen würde. Sollt» die Türkei dagegen eine weitere Mittheilung in Athen und die Wiedereröffnung der direkten Verhandlungen in Aus sicht nehmen, so würde das sehr wahrscheinlich als eine ausweichende Antwort behandelt werden und den Zusam- mentritt der Konferenz nicht verhindern. Aus dem der Konferenz gemäß dem Berliner Frieden zugewiesenen Cha rakter der Vermittelung folgt andererseits, daß die Türkei und Griechenland wahrscheinlich in direkter Weise an dm Berathungen nicht thetlnehmen werden. Bleibt es bet dem gegenwärtigen, auf die griechische Frage beschränkten Pro gramm, so würde die Dauer der Konferenz keine sehr aus gedehnte sein. Die eigentliche Arbeit würde dann bald der von der Konferenz im Einvernehmen mit den Regie rungen ernannten technischen Grenzkommission an Ort und Stelle zugewiesen werden. — Nicht ohne Besorgntß sieht man in Wien den Folgen entgegen, die sich aus der von der englischen Regierung in der orientalischen Frage eia» geschlagenen Politik ergeben könnten. Man ist allerding- wohl im Allgemeinen damit einverstanden, daß «in gewisser Druck der europäischen Mächte geübt werde, um die Pforte zur Durchführung der zugesagten Reformen zu veranlass«. Aber man wünscht in Oesterreich doch die Aufrechterhaltung der territorialen Verhältnisse auf der Balkanhalbinsel, und ist daher wenig befriedigt von der verhältnißmäßtgen Gleich giltigkeit, mit welcher Herr Gladstone im Parlament sich über die Eventualität eines Zusammenbruchs der türkischen Herrschaft in Europa aussprach. Gerade diese Auffassung des englischen leitenden Ministers, der auch Herr Göschen in seinem Gedankenaustausch mit Baron Haymerle auf der Durchreise nach Konstantinopel Ausdruck gab, läßt eine von England angeregte Aktion der Mächte der österreichischen Regierung, wenn sie derselben auch nicht geradezu wider strebt, doch bedenklich erscheinen, wie auch die Wiener Mon tagsrevue nicht ohne Bedauern konstatirt, daß England aufgehört habe, das Gewicht seines Machtansehens zu Gunsten der erhaltenden Ideen in die Waagschale zu werfen. Man ist eben nicht im Stande, die Wirkungen, welche eine gemeinsame Aktion auf die Pforte auSüben wird, sowie die Konsequenzen, welche sich aus der möglichen Unfähigkeit der Pforte, den ihr gemachten Vorstellungen Folge zu leisten, ergeben könnten, vorher zu berechnen. Aehnlichen Erwägungen giebt man sich übrigens auch in England selbst hin, indem dort vielfach die Ansicht ver tailltrte Eröffnungen über den Stand der Angelegenheit zu.,.-, machen. In parlamentarischen Kreisen wird von Konser-^strebten Harmonie der Mächte leicht sehr bedenkliche Miß- vativen erzählt, die Regierung beabsichtige, von den durch gerichtliches Urtheil abgesetzten Bischöfen nur den Fürstbischof von Breslau, vr. Förster, der bekanntlich von jeher xvrsoua gratiMw» am preußischen Hofe war, allein in seine Diözese zurückzuberufen. Die Konservativen senden in die Kom- und TagMM. o Inserate werden bi« Vormittag« 11 Uhrangenom- o men und beträgt der Prei» für die gespaltene Zelle 1 D oder deren Raum 1b Psamige.