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Erscheint Dienstag, Donnerstax n. Sonnabend. Abonnementsprets einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Mk. Zeiln^ sm' Digriuch, Üeili'ksMk?. Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Naum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Pf. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeig en für all« Zeitungen. Klein- und Grotzölsa, Obernaundorf, Harnsberg, Somsdorf, Gskmamrsdsrl, Lübau, Börlas. Spechtritz re. Mit verbind! ickei' PublttakiimSlialL für amttiche BelauutMeuhlMsien. Nummer 112. K-rnspr-cher: Amt Deuben 2120 Donnerstag, den 22. September 1910. Gernsprecher: Amt Deuben 2120 23. Jahrgang. Am Nah una frru Rabenau, den 21. September 1910, — Neue Fahrkarte». Von fitzt ab werden ver schiedene neue Fahrkarten ausgegebeu, und zwar in Dippoldis walde nach Moritzburg-Eisenberg, in Dresden-Neustadt und Freiberg nach Malter und Spechtritz, in Malter nach Dresden-Neustadt, Dresden-Plauen, Freiberg und Tha randt, in Moritzburg-Eisenberg nach Dippoldiswalde, in Spechtritz nach Dresden-Plauen, in Tharandt nach Malter u. a. m. — Zu Sludienzwecken sendet das Ministerium des Innern einige Schulmänner und Techniker auf die Weltaus stellung in Brüssel. Unter den Schulmännern befindet sich auch der Leiter der gewerblichen Fachschule zu Rabe nau, Herr Schuldirektor Reinicke, welcher in den nächsten Tagen diese Studienreise antreten soll. — Herr Stadtmusikdirektor Römisch aus Wils druff bot am Dienstag Abend im Saale der „König Albert- Höhe" mit seiner gutgeschullen Kapelle eine reiche Abwechslung in der Wiedergabe bester und zum Teil hier lange nicht ge hörter Tondichtungen. DaS Streichquartett „Traumverloren" von Blon erntete reichen Applaus. In einem „Ständchen" sür Cello-Solo war es der Schüler Fülfe, der durch seinen tadellosen Vortrag den schönsten Erfolg erzielte. Das Potpourri „Ernst und Scherz sür'S Wiener Herz" und als Zugabe ein schneidiger Marsch, bildeten den Schluß der wohlgelungenen MufikaUschen Unterhaltung. Der Besuch des Konzertes hatte unter dem regnerischen Wetter sehr zu leiden, es waren nur gegen 50 Personen erschienen. — Die Verkehr Sein« ah men der Sächsischen S t a a t S e i s e n da h n e n im August betragen nach vor läufigen Festsetzungen 15645500 Mark, d. s. 1 113 500 Mk. mehr als im gleichen Monate des Vorjahres. Der Personen- Verkehr ergab 6246 500 Mk. (mehr 290500 Mk.), während der Güterverkehr 9 399000 Mk. (mehr 823 000 Mk.) erbrachte. -- Zu dem diesjährigen KirmeSkonzert hatte der Turnverein I das Bergmusikchor aus Zauckerode gewonnen, das am Dienstag im AmtShof ein glänzendes Zeugnis von seiner erprobten Tüchtigkeit ablegte. Die Kapelle zeigte, was Fleiß und Talent sür günstige R sultate erzielen können. Die rückhaltlose Anerkennung, die man der Kapelle und ihrem Leiter zollte, war sicher eine wohlverdiente. Durch die schön zusammengest llle VoetragSordnung kam n sowohl das Gesamt spiel als auch die Solisten recht zur Geltung und trug man so verschiedenem Geschmack Rechnung. Der wohlgclungeue Abend klang in fröhlichen Tanzweis.n auS. — Zum Abschieduehmen just das rechte Wetter! . . . In früher Morgenstunde fand heute in der Schule zu Ober naundorf ein schlichte Abschiedsfeicr für den auS d-m Amte scheidenden Herrn Oberlehrer Ihle statt. Nach dein Gesänge der erste» Strophen des LiedeS „Bis hier her hat mich Gott gebracht" »ahm der Ortsschulinspekior Herr Pfarrer Pesch,ck das Wort. Tüsergiiffen zeichnete er mit Warmen Worten ein kurzes Bild der Lelenstätigkeit des Scheidenden und sprach ihm alsdann vor allein tiefsten Dank sür seine lange, lange, treue Wirksamkeit an der Schule zu Obernanndoif aus. Als er geendet, trat die Eiste der Klasse, die übrigens ihrem scheidenden Oberlehrer ein hübsches Ge schenk überreicht hat, vor und sprach ein Gedicht, das wir Unsein Lesern nicht vorenthalten möchten: Der letzte Tag! — Er heißt Dich von uns scheiden! Und ernst und still ziehst Du zum Dorf hinaus, DaS Glück und Leid und sonnenhelle Freuden Zusammenband zu buntem Blütenstrauß. Hier hast Du treu gewirkt und allerwegen Geliebt — gelehrt so manches — manches Kind! O, viele kennen Drinks Wirkens Segen, Die heute Männer, heute Mütter sind. Herbstsonne liegt auf still geword'nen Fluren, — Nun ist sür Dich die Herbstzeit selber da! Doch — gehst Du von uns — in den goldnen Spuren, Die Du gezogen, bleibst Du immer nah'! O, habe Dank sür Deine Liebe — Güte! Es bleibt bei uns sür alle, alle Zeit Für Dich die schönste, allerbeste Blüte: Im tiefsten Herzen treue Dankbarkeit. So geh mit Gott! — Er schenke Glück und Frieden! Die Nuhefrist sei hell und sonnenschöii! Ja — stille Abendzeit sei Dir bcschieden! O, habe Dank! - Gott segne Dich beim Geh'»! -r. s. Dann erklang die letzte Strophe des Chorals. Die schlichte Feier war zu Ende. Und leise perlte manche, manche Träne . .. — Die vom früheren Gemeindevorstand von Nieder- Pesterwitz an die Gemeindeverwaltung zurückzuzahlcnde Summe betrug 1855,55 Mark. Sie fitzt sich zusammen aus 863,33 Mark Fehlbetrag in der Gemeindekasse, 165 Mark PerzugSzinsen, 111 Mark nicht geltend gemachte Forderungen sür auswärtige Arme und 725,58 Mark Revistonskosten an den verpflichteten Revisor, der vom Vorstand verlangt wurde. — Der Kaufmann Hugo Hohlfeld-DreSden beabsichtigt zur Speisung eines von ihm in Höckendorf in der Nähe des Höckendorf-Obercunncrsdocfer Kommunikationsweges anzu legenden Fischteiches den sog. Stüflitzbach dauernd einzulei ten. Einwendungen gegen die beabsichtigte Wasscrbenutzung sind binnen zwei Wochen bei der Amtshauplmannschaft an zubringen. — Für die O b st a u S st e l l u n g in Tharandt ist eine Anzahl recht wertvoller Ehrenpreise in Aussicht gestellt, so daß für gute Leisiungeil im Obstbau eine schöne Belohnung winkt. Selbst Aussteller einer oder weniger Sorten können einen Ehrenpreis erhalten, auch find für Nichtmitglieder eine Anzahl Nummern im Programm freigestellt und sind demnach auch diese in der Lage, einen schöne» Preis zu erringen. — In Dippoldiswalde findet bekanntlich nächstes Jahr das 15. Gaufest deS Sächs. Elbgau-Sänger- bundeS statt. Herr Kantor Schmidt in Dippoldiswalde hat hierzu einen recht gefälligen Sängerspruch komponiert. Der Text lautet: „Ein Lied in die sonnige Welt, ein Schwur zum Himmelszelt, ein Blick bis ins Herz hinein, und Treue soll Losung sein." (lichtung von Erich Langer.) — Am Donnerstag fand in Dip P o I d i s w a l d e die diesjährige Ephoralkonferenz statt. Derselben wohnte S ine Magnifizenz Oberhosprcdiger DDr. Ackerman» aus Dresden, der bisherige geistliche Vertreter der Ephorie Dip poldiswalde in der Landessynode, der am 1. November aus seinen Aemtcrn scheidet, bei. Bei dem E.öffnungsgotteSdienste in der Stadtkirche sprach Superintendent Hempel erweckiich und gewissenschärfend über Luc. 22, 32. Im Saale von Stadt Dresden richtete Seine Magnifizenz eine Ansprache an die Versammelten. Lege er, der 74jährige, fitzt seine Aemter nieder, so geschehe das nicht aus Furcht vor der Verantwor tung iil der gegenwärtigen ernsten Zeit, sondern aus Rück sicht auf die bei seinem hohen Alter nicht verwunderliche Ab nahme der Arbeitskraft „Voluit, quiescit". „Ec hat gewollt, nun ruht er auS". Diese Worte möchten die Geistlichen über seine Lebensarbeit schreiben. Ec habe getroste Zuversicht be treffs der Zukunft unserer Landeskiche, wenn sie nur das volle und das ganze Evangelium von Christo, dem Heiland der Sünden, der durch sein Leben, Leiden, Sterben und Auf erstehung der Grund seiner Kirche geworden, verkündige. Auch die sogen, liberale Theologie werde, wie ein jüngst ge taner Ausspruch Adolf Harnacks beweise, sich auf bissen Grund stellen müssen. Die Ansprache hinterließ einen tiefen Eindruck. Den Vortrag hielt Pastor Ruppel-Frauenstein über „Z-itgemäke Predigt". — Zu Ehren ihres ausscheidenden Bezirksschulmspiktors Oberschulrat Fink veranstaltet die Lehrerschaft des Bezuks Dresden 2 am Donnerstag, abends 6 Uhr eine Ab- schiedsseier im Saale des Tivoli in Dresden. — Der Streik in der Mö b e l i n d u str i e in Wilsdruff hält immer noch an. — Am Sonntag erso'gte in Chemnitz die Einweisung des Superintendenten Jentsch, früher in Deuben, durch Obelkonsistoriairat D. Kohlschütter. — Von der Dresdner Krimrnalabteilung ist der 22jähr. Dienstknecht Rentzsch aus Uebigau als der Täler ermittelt und festgenommen worden, der am 24. August d. I. die Scheune seines Dienstherrn Schmidt in Uebigau in Brand gesteckt Hal. — In Königstein ist der 19 Jahre alte Schiffsjunge Focke in die Elbe gefallen und ertrunken. — Ein heiteres Vorkommnis ist von dem in Gegenwart Sr. Maj. des Königs stattgefundenen Manöver der 40- Division zu berichten. Der König war mit der 88. Brigade von Zwönitz über Elterlein nahe am sog. Slock- holz «»gekommen, als die Vorhut gegen jede Vorausberechnung von Buchholz her auch schon drei Kompagnien Fußiruppen der feindlichen 89. Brigade der Stadt Schlettau sich nähern sah. Auf der jenseitigen Partei licß man sofort Kampf stellung einnehmen und auch die Artillerie zum Feuergefccht auffahren. Da plötzlich sah mail sich arg getäuscht. Die feindlichen Truppen entpuppten sich als drei Schulknaben klassen, die unter Führung ihrer Lehrer auf einem Ausflug ins Manövergelände begriffen waren. Ais der König von dieser Vcrwichslmig erfuhr, soll er über das Vorkommnis herzlich gelacht haben. Kleine Notizen. Der 23 Jahre alte Sohn des Rittergutsbesitzers Thost auf Schm 0 chtitz bei Bautzen ging am Sonnabend ins väterliche Revier auf die Jagd und wurde seitdem vermißt. Am Sonntag früh fand man ihn, nachdem man die ganze Nacht gesucht hatte, erschossen aus. Man nimmt an, daß er über eine Baumwurzel gestürzt ist, wobei sich das Gewehr entladen hat. — Wegen Sittlichkrils- verbrechens an einem 13jährigen Schulmädchen aus G r 0 ß e n- hain wurde der 20jährige, erst kurze Zeil in Kemitz be schäftigte Barbiergehilfe Lässig auS Gera verhaftet. — Auf der Chaussee im Dorfe Neumark scheute das Pferd des Guts besitzers Degelmann und warf das Geschirr, in dem sich dieser und sein 12 Jahre alter Knabe befanden, um. Beide stürzten aus dem Wagen; der Knabe war sofort tot; der Vater wurde so schwer verlctzt, daß bezweifelt wird, ob er mit der» Leben davon kommt. — Während eines Gewitters wur den in Opaldwitz a. E. die 14 Jahre alte Tochter des Häus lers Fahrsky und vier Kühe, die sie nach Hause trieb, von einem Blitzschlag getötet. — Der vierjährige Knabe der Eheleute Hiebsch in Kar- bitz spielte, als er allein in der Stube war mit Zündhölz chen. Als die Mutter in die Wohnung zmückkehrte, fand sie ihr Kind in Flammen vor. Wenige Mmuten später war der Kleine den furchtbaren Brandwunden erlegen. — Einer der's versteht, ist der Einbrecher Paul Hübel, der in das Bautzener Landgericht migelieferl wurde. Hübel hat insgesamt 335 Einbrüche und Diebstähle ohne weiteres zugestandeu. Dazu kommen 30 Fälle, die noch unter sucht werden. — Einen empfindlichen Verlust erlitt ein in ärmliche» Verhältnisse» lebender, in Niederplanitz bei Zwickau wohnhafter Milchhändler durch einen eigenartigen Vorfall. Früh kurz vor 4 Uhr wurde er durch das Wiehern seines Pferdes aus dem Schlafe geweckt, worauf sich der Mann ahnungsvoll nach dem Stalle begab. Hier war eine Zwischen wand eingestürzt und Stein- und Schuttmassen hatten das Tier so schwer verletzt, daß es abgestochen werden mußte. — An den: Büchsenmacher Weidner in Plauen i. V. ist ein Naubanfall verübt worden. Der Täter, ein etwa 36 Jahre alter Mann, angeblich Ausländer, drang auf den neben seinem Laden im Zimmer sich allein aushaltenden W. ein und versuchte ihn zu erwürgen. Der Ueberfallene ver mochte noch seinen Lehrling herbeizurufen, worauf der Räuber die Flucht ergriff. — Mittels Einbruchs wurden aus einer Wohnung der Zaschendorferstraßs in Leipzig eine eiserne Kassette, ent haltend Sparkassenbücher mit einer Gssamteinlage von ziika 5000 Maik und ferner über 100 Mark bares Geld gestohlen. Die Sparkassenbücher lauten auf die Namen Herman» und Ernestine Huhle. — Die kränkliche Frau des Schuhwarenhäudlers Schatz in Schönerstädt bei Leisnig, welche das Wohnhaus des Winklerschen Gutes daselbst bewohnt, ging mit einer Petroleum lampe nach dem Obergeschoß. Aus der Treppe wurde ihr unwohl und sie fiel dis Treppe herab. Als sie aus der Ohn macht erwachte, sah sie, daß auf dem Hausboden Feuer ent stand«» war. Mit großer Mühe schleppte sie sich nach dem Hofe, wo sie dann aufgefunden wurde. Inzwischen halte sich das Feuer im Hause, da niemand weiter daheim war, derart verbreitet, daß Wohnhaus, Scheune und Nebengebäude nieder- brannte». — „Schweger Wüst e" wurde von jeher eine große zur Ortschaft Schwege bei Osnabiück gehörige anmoossge Oedlandfläche genannt, wssl sie so gut wie keine Erträge lisserte. Durch Trockenlegung und unter reichlicher Verwen dung von Thomasmehl und Kali 'st diese Wüste jetzt in brst.S Wiesenland umgewandclt worden, auf welchem Erträge von 6 )—80 und noch mehr Doppelzentner pro Hektar geern tet werden, und zwar ein Heu von vorzüglicher Futter qualilät. — In einem Erzgebirgsdorfe war der alte Kan tor gestorben und durch cinen neuen ersetzt worden. Der alte Kantor hatte die Nerven seiner Gemeinde und die alte Orgel geschont, der Nachfolger dagegen war sehr eifrig und liebte lauge Voispiele. Wer am meisten darunter zu leiden halte, war dec alte Weiser-Fried, der Bälgetreter. Die schönen Zeiten, wo er beim Bälgetreten sein Pfeifchen hatte rauchen können, waren vorbei. Kaum hatte er sich einmal gewendet, gleich schoß der'Balken wieder hinauf und das ging während des ganzen Orgelspieles so fort. Eines Sonutag-s versagte die Orgel milten während des Schlußveifis. Der Kantor macht dem Weiser-Fried Vorwürfe. Dieser fragt ganz erstaunt: „Was Holm Sie dä firgS (für ein) Lied gespielt?" „Laß mich Dein sein und bleiben", sagt der Kantor. „Na, dos gelab (glaube) ich, daß dos net g'paßt Hot, ich ho „Ach bleib mit Deiner Gnade" getraten. — Fernsprechteilnehmer. Es wird darauf auf merksam gemacht, daß von dem Verzeichnisse der Teilnehmer an den Fernsprechnetzen im Ober-Postdirektionsbezirk Dresden (mit Ausnahme der Teilnehmer in dem Oberlausitzer Bezirks- Fernsprechnetze) in nächster Zeit eine Neuauflage veranstaltet wird. Aendeiungen in den Eintragungen, die Berücksichtigung finden solle», sind spätestens bis zum 1. Oktober schriftlich und frankiert zur Kenntnis des zuständigen VermittelungS- amtes (in Dresden an das Kais. Fernsprechamt) zu bringen. — Den „Zeitverhältnissen" entsprechend, gründete sich in Meerane i. S. der Nauchklub „Blaue Wolke". Seine kulturelle Besonderheit war darin zu finden, daß er beinahe nur aus 13 Jahren alten Mitgliedern bestand. Um diesen Früchtchen den nötigen Stoff, d. h. Tabak, Zigarren usw. zu verschaffen, arrangierte der Anführer, ein Bengel, der bereits drei Wochen mit Strafaufschub auf der Liste hat, eine Anzahl Laden- und Kaffendiebstähle, wobei die Burschen stets zu meh reren operierten.