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M 227. Sonntag, den 26 September. 188V. Amtsblatt der Königs. Amtshaupimannschast Flöha, -es König!. Amtsgerichts und -es Sta-traths M Frankenberg. Erscheint täglich, mit Ausnahme der «Lolin- und Festtage. Abends für den folgenden Tag. — Jnserateu-Annahme für die jeweilige Abend-Nummer bis Bormittags la Uhr. Zu beziehen durch alle Poftanstalten. Preis vierteljiihrl. 1 50 H. Einzelne Nummern S H. Inserate werden mit S Pf. für die gespaltene Corpuszeile oder deren Raum berechnet. Geringster Jnseratcnbetrag 20 Pf. Com- plictrte oder tabellarische Inserate nach Uebereinkommen. Lmr KvIÄIUsv» Zu recht zahlreichen Neuabonnements auf das mit nächstem Freitag beginnende 4. Quartal unsers Blattes laden wir schon heute mit der Versicherung ergebenst ein, daß wir nach wie vor bemüht sein werden, durch möglichst schnelle Berichterstattung über locale Vorgänge und allgemeine Zeitereignisse, wie durch anziehende Unterhaltungslectüre in der Rubrik „Vermischtes", im Feuilleton und namentlich in der Sonntagsbeilage uns die Geneigtheit unserer geehrte» Leser zu erhalten. Inserate finden in unserem Blatte erfolgreiche Verbreitung. ZLsÄttvtt«» unet «re» 'U'assvratte». Feld- und Wiese«-Verpachtung. Nächsten Montag, den 27. September l. IS., sollen 1 ., von DormittagS S Uhr an 13 Scheffel in der 2. Parzellenreihe am sogenannten Ochsenberge, 2 ., von Nachmittags HS Uhr an 2 Grasplätze bei der Fabrik von I. M. Müller's Erben, die Grasrän der am Rathsteichdamm, 1 Feldstück beim Pichschuppen, die Seewiese und der Sauplan, sowie das ehemalige Apothekerfeld oberhalb des Burk- hardt'schen Hauses an der Altenhainer Straße im Versteigerungswege an Ort und Stelle verpachtet werden. i Versammlung: Vormittags bei Miersch's Zimmerplatz, Nachmittags: ! bei der Fabrik von I. M. Müller's Erben. Frankenberg, den 22. Septbr. 1880. Der Stadtrat h. Kuhn, Brgrmstr. Kr. TL « T 1 O I» Nächsten Montag, als den 27. dieses Monats, von Vorm. S Uhr ab sollen im Auctionslocale des hiesigen König!. Amtsgerichts verschiedene Pfandgegenstände, unter Anderm 1 Bohrmaschine, 2 Schraubenstöcke, 1 Ambos, 1 Blasebalg und anderes Schmiedehandwerkszeug, 1 Parthie Parquet-Fußbodenholz, meistbietend versteigert werden, was hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Frankenberg, am 21. September 1880. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts das. Grützner. Fortbildungsschule. Die Ferien der Fortbildungsschule beginnen nicht, wie des Baues wegen vorher bestimmt, erst den 3. Oktober, sondern bereits Montag, den 27. September. Der Wiederbeginn des Unterrichts wird in diesem Blatte bekannt gegeben. Frankenberg, den 25. Septbr. 1880. Schuldir. Engert. Wochenschau. Ueber das Stück Weltgeschichte, was wir eben jetzt durchleben, wird der Historiker die Kapitel überschrift setzen: Krisen. Friedliche und doch so stürmische Umwälzungen überall, wohin das Auge reicht. Eins kleine energische Krise im preußischen Cabinet und in den obersten Reichs ämtern brachte den Fürsten Bismarck an die Spitze des Handelsrefforts und indem der ganze Glanz seines Namens, das ganze imposante Ge wicht seiner Person sich plötzlich dem bisher we nig beachteten Amte zuwendet, steht es mit einem Male im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerk samkeit. Gespannt harrt alle Welt der großen Pläne, die der Reichskanzler nun im neuen Amte entrollen wird, denn nur dadurch erklärt man sich seinen Eintritt in dies Amt, daß man an nimmt, er wolle große Dinge ins Werk setzen, deren Durchführung er anderen Händen nicht anvertrauen mag. Daß der neue Handelsminister Fürst Bismarck der geeignete Mann ist, die langen und schwieri gen Verhandlungen mit Oesterreich über einen Handelsvertrag zum ersprießlichen Abschluß zu bringen, daran wird wohl nicht gezweifelt. Man darf darum, wenn man auch alle anderen Ge rüchte über weit gehende Pläne des neuen Han delsministeriums als unbestimmte Vermuthungen zurückwetst, das Eine glauben, daß die Regelung der Handelsbeziehungen zu Oesterreich eine der ersten Sorgen des Fürsten Bismarck ist und nun auch nicht mehr lange auf sich warten lassen wird. Kaiser Franz Josef ist jetzt von dem glänzen den Triumphzuge durch seine Provinzen heim- gekehrt, und wenn ihm Baron Haymerle über die Unterredung von Friedrichsruhe berichtet, wird er auch des Handelsvertrages mit Deutschland eingehend gedenken. Die wirthschaftlichen Fragen, welche den Reichs kanzler derzeit interessiren, spielen auch ihre Hauptrolle bei der Krisis, welche soeben die na tionalliberale Partei theilte, und halten auch die anderen Parteien stark in Athem in all' den bewegten Versammlungen, die den parlamenta rischen Feldzug einleiten. Rein politischer Natur sind dagegen die au genblicklichen Krisen in Frankreich. Viermal innerhalb achtundvierzig Stunden hat sich die Lage von Paris vollständig geändert. Am Frei tag war der Ministerrath einig, die Ausführung des zweiten Märzdecretes bis zur Entscheidung des Conflicts-Gerichtshofes zu verschieben; Sonn abend früh reichten die Minister Constans, Cazot und Farre, die Gambettisten, ihr Entlassungs gesuch ein; Abends nahmen sie dasselbe zurück und Sonntag erneuerten sie es wieder, mit der Wirkung, daß nunmehr Freycinet seinen Rück tritt anzeigte. In England sieht man mit Besorgniß der Entwickelung der Dinge im Orient entgegen. Nicht minder ängstlich folgt man der irischen Bewegung, die täglich an Umfang und Bedeu tung gewinnt, ihren Höhepunkt aber wahrschein lich erst im Winter erreichen wird. Rußland hat in letzter Zeit wieder Beweise von der fortgesetzten Thätigkeit der Nihilisten erhalten, die zu hemmen dem aus Livadia nach Petersburg zurückgekehrten Grafen Loris-Melikoff hoffentlich bald gelingen wird. Die Verhand lungen mit China haben bis jetzt noch zu keinem Ergebniß geführt. Der Gesundheitszustand des Kaisers Alexander soll bedenklich erschüttert sein. Eine Ministerkrise in der Türkei hat nicht den Erfolg gehabt, das Vorgehen der Mächte in Bezug auf die Abtretung von Dulcigno auf zuhalten. Die Flottendemonstration wird den noch durchgeführt. Die Nachrichten aus Südafrika lauten sehr beunruhigend. Die Aufständischen im Basuto- lande haben mehrere Angriffe gewagt, die aller dings zurückgeschlagen wurden, doch müssen die Colöniallruppen sich auf neue Ueberfälle gefaßt machen und die Verwickelungen nehmen gerade jetzt, da ein neuer Gouverneur seinen Posten antritt, einen höchst bedrohlichen Character an. OertlicheS und Sächsisches. Frankenberg, 25. September 1880. 's Die kürzlich wie durch mehrere Blätter so auch von uns wiedergegebene Notiz über Jnju- riensachen und Tragung der dadurch entstehen den Kosten wird von competenter Seite folgen- derart berichtigt: „Nach 8 414 der Strafprozeß ordnung für das deutsche Reich können Beleidi gungen und Körperverletzungen, so weit die Ver folgung nur auf Antrag eintrilt, von dem Ver letzten im Wege der Privatklage verfolgt wer den, ohne daß es einer vorgängigen Anrufung der Staatsanwaltschaft bedarf. Die Letztere schreitet nach 8 416 des angeführten Gesetzes wegen der erwähnten Vergehen nur dann ein, wenn die Erhebung der öffentlichen Klage im öffentlichen Interesse liegt. Es ist dies dann der Fall, wenn die öffentliche Ordnung (wie z. B. bei Beleidigung von Beamten, während der Ausübung ihres Berufes oder in Beziehung auf denselben) oder das allgemeine Rechtsbewußtsein