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MsdmfferTageblatt Nr. 228 — 95. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Drahtanschrift: „Tageblatt" Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 29. September 1936 Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und des Stadt rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Da» „Wtlrdrussei Tageblatt" erschein, werttagr nachnr «Uhr Bezngrxr. monall 2RM frei HauS, bei Postbestellung IM RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer 10 Rpf Alle Postanstal,en, Postboten, unsere Austräger u GeschäftSstelle 8a'°7h"°« Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend S'BeS gen besteht kein Anspruch " 17717^1 ' ' " auf Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung deS Bezugspreise- Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegenber Preisliste Nr 8. — Zis'er-Gebühr: 20 Rplg. — Porgeschne- benc ErscheinungStagc und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzetgen-Annahme bi« vormittags lv Uhr .. . Für die Richtigkeit de, durch Fernrus übermil- Fernsprecher: Amt WllsdkUfs 206 teilen Anzeigen übernch' men wir keine Gewähr. — Bei Konkurs uni Zwangsvergleich erlischt jeder Anspruch auf Nachlaß. Sie Wähnmgssorgen der anderen Seit durch den Weltkrieg und die gewaltsamen Friedensverträge die politischen Grundlagen zahl reicher Länder gestört sind, hat es auch an Wirtschaft» lichen Erschütterungen nicht gefehlt. Seit Jahren drücken sich die Folgen schwerer Krisen in Währungs erschütterungen aus, die bald dieses, bald jenes Land in arge Krisen verwickeln. Auch die A b w e r t u n g s- crklärung der französischen Regierung, die sich mit ihrer Abwertung dem Vorgehen von über 40 Ländern seit 1931 anschließt, ist ein Beweis ungesunder innerwirtschaft licher Verhältnisse. Daß mit dem Abgehen Frankreichs vom Golde auch die Schweiz und Holland ihre Goldposition aufgeben würden, war so gut wie sicher. Diese drei Länder hatten sich, nachdem in den letzten beiden Jahren Belgien und die Tschechoslowaket aus der Front der Goldblockländer aus geschieden waren, immer wieder dahingehend geäußert, daß sie unter allen Umständen „g o l d t r e u" bleiben wür den. Diese drei Länder bildeten die letzten Säulen des Goldblocks, brach eine von diesen, mußten auch die andern wohl oder übel folgen. Allerdings können die Aus wirkungen in den einzelnen Staaten völlig wesensverschie den sein. Der Goldb l o ck war seit der Lösung Englands vom Goldstandard im Jahre 1931 der Gegenspieler des so genannten „S t e r l i n g b l o ck s", d. h. jener Länder, die sich wertmäßig an das Pfund gebunden hatten. Zum Ster lingblock gehörten die Dominien, eine Reihe weiterer Ucberseeländer und die skandinavischen Staaten. Zum Goldblock schlossen sich damals Frankreich, Holland, Bel gien, Polen, Italien und die Tschechoslowakei zusammen. Durch politische Ereignisse (Abessinienkrieg) gab Italien seine Goldpolitik zum Teil auf, aus wirtschaftlichen Grün den, nämlich mit Rücksicht auf Ausfuhrhoffnungen für seine FertigwarenindustriL, löste sich Belgien vom Golde, und auch Polen und die Tschechoslowakei gaben aus ähn lichen Gründen die Bindung an das Gold auf. Da Frankreich, Holland und die Schweiz nach wie vor über riesige Goldbestände verfügten, hofften sie sich gegen das Gespenst der Abwertung, das seit langem umgeht, be haupten zu können. Mir Ktaatshilse wurde versucht, die den Ausfuhrindustrien aus ihrem hohen Preisstand gegen über den entwerteten Valurcn entstehenden Schäden aus zugleichen. Das geht so lange, wie eine gefestigte Negie rung Herr der politischen und wirtschaftlichen Lage ist. Bei der starken Meinungsspaltung in Frankreich, bei den Etatsnöten, Lohnsteigerungs- und Streikwellen, die seit der Uebernahme der Regierung durch die Volksfront Frankreich mit Sorgen und Nöten überziehen, ergaben sich aber so viel Schwierigkeiten, daß das Kapital immer stärker aus Frankreich floh — allein S Milliarden Francs sind schätzungsweise nach England in Sicherheit gebracht wor- den — und die Regierung Blum trotz ihres während der Wahlkampagne gegebenen Versprechens, unter keinen Um ständen die französische Währung abzuwerten, schließ lich keinen anderen Ausweg mehr sah als Wert- Minderung des Francs. Mit diesem Entschluß ist eine unbeschreibliche Unruhe aufs neue in das Land getragen worden. Die französischen Sparer, die ein Ver mögen zwischen 50 und 200 000 Francs haben, wissen, daß sie morgen davon 25, 30 oder gar 35 v. H. opfern müssen. Viele von ihnen haben noch die letzte Anleihe gezeichnet, weil sie dem Wahlversprechen, nicht abzuwerten, vertrant hatten. Jetzt sind sie die Betrogenen. Die Arbeiter, denen eben erst mit viel hochtönenden Worten Gehaltserhöhun gen zugestanden worden waren, sehen sich durch die bereits in den letzten Wochen gestiegenen Preise, die in den näch sten Wochen wohl kaum aus ihrer derzeitigen Höhe ge halten werden können, ebenfalls betrogen. Welches sind nun die wirtschaftlichen Folgen der Abwertung? Einwandfrei lassen sie sich heute noch keinesfalls über sehen. Man weiß nur soviel, daß die Aufwertung des Goldes im Bestand der Bank von Frankreich einen Buch - gewinn von rund 13 Milliarden ergeben würde, vor ausgesetzt, daß eine Abwertung um 25 v. H. durchgeführt wird. Aber was sind für Frankreich 13 Milliarden bei einer Staatsschuld von 350 Milliarden? Als ernsthasten Wirtschaftsvorteil erwarten gewisse Wirtschaftskreise die Gesundung der handelspolitischen Beziehungen Frank reichs. Der Außenhandel Frankreichs ist in der Tat auf einen Tiefstand angelangt, der erschreckend ist. Schon 1932 war die französische Ausfuhr auf 57 v. H. des Standes von 1913 angelangt, und 1935 auf 44 v. H. Die Stockung der französischen Ausfuhr ist hauptsächlich auf das berüchtigte Zoll- und Kontingentssystem zurückzu führen, das Frankreich in eine Reihe schwerer Handels konflikte stürzte, so mit Spanien und den Vereinigten Staaten. Mit England wurde die Einführung sofortiger „Vergeltüngstaxen" ein offener Handelskrieg vermieden. Auch der deutsch-französische Außenhandel hat unter dem Druck der bürokratischen Handelsmaßnahmen Frankreichs schwer gelitten. Ob durch die Abwertung die erhoffte Besserung erzielt wird, steht dahin;^aus dem Wege der Unterbietung bestimmt nicht, denn Frankreich mußte sich England und den Vereinigten Staaten gegenüber ver- »ES braucht niemand Sorge zu haben, bah er nicht iMt werden wird." ESm Ermahnung der Reichsregierung an die deuSWe Hausfrau. DNB. Berlin, 29. September. Der „Völkische Be obachter" veröffentlicht am Dienstag grundsätzliche Ausfüh rungen des Reichsernährungsministers R. Walcher Darrs zur Ernührungslage, in denen es u. a. heißt: Ein neues Wirtschaftsjahr beginnt. Wie zeigt sich uns die ernährungswirtschaftliche Lage? Was erwarten Führer und Volk als selbstverständliche Pflichterfüllung? In jedem landwirtschaftlichen Betrieb muß heute jede einzelne Maß nahme auf das Gesamtwohl eingestellt sein. Richtunggebend sind hierfür neben den Zielen der Erzeugungsschlacht vor allem die Anweisungen und Anordnungen der Marktordnungs organe. Jetzt kommt alles darauf an, daß die deutsche Land wirtschaft ihre Erzeugnisse in ständigem regelmäßigem Fluß und zu festgesetzten Preisen an den Markt bringt. Gewissen hafte und pünktliche Erfüllung der vorgeschriebenen Abliefe rungspflichten ist eine der dringlichen Forderungen der Volks ernährung. Bauern und Landwirte, die gegen diese Vorschriften der Marktordnungsverbände verstoßen, schädigen das deutsche Volk. Gewissenlos gegenüber dem Gesamtwohl des Volkes handeln auch jene — wenn es auch nur Ausnahmeerscheinun gen find —, die als Erzeuger, Verteiler oder Verarbeiter aus Gewinnsucht höhere Preise fordern, als nach den geltenden Vorschriften zulässig ist. Ich betone mit ausdrücklichem Ernst: Diese Pflichtvergesse nen wird der Staat in Zukunft hart ansaffen, um die Volks gemeinschaft zu schützen und um zu verhindern, daß einzelne das Ansehen und die Arbeit ganzer Berufsstände zu untergra ben versuchen. Deutschlands Lage ist nicht leicht. Nur bei gewissenhaf ter Mitarbeit jedes einzelnen können wir die uns gestellten, für unser Volk lebenswichtigen Aufgäben meistern. Der natio nalsozialistische Staat hat getreu seinem bei der Machtüber nahme gegebenen Versprechen die deutsche Landwirtschaft vor dem drohenden völligen Zusammenbruch gerettet und die wirt schaftliche Lage der deutschen Landwirtschaft entscheidend ver bessert. Die Preise der landwirtschaftlichen Erzeugnisse sind aus ihrem die Erzeugung lähmenden Tiefstand heraus und wieder an dem allgemeinen Preisstand unserer Volkswirtschaft herangeführt worden. Diese Leistungen von Staat und Volkswirtschaft ver pflichten die Landwirtschaft, mit besonderem Eifer den gekenn zeichneten Anforderungen nachzukommen, und ich darf es hier aussprechen: Die Landwirtschaft wird in tiefer Dankbarkeit und im Bewußtsein ihrer hohen Verantwortung wie immer ge schloffen zur Stelle sein. Dank den Erfolgen der Erzeugungsschlacht ist die Ernäh ¬ rung unseres Volkes heute schon zu 80 bis 85 v. H. — 1927 waren es nach den Berechnungen des Institutes für Konjunk turforschung nur 65 v. H. — aus eigene^ Erzeugung gesichert. 15 bis 20 v. H. unseres Bedarfes an Nahrungsmitteln müßen aber auch heute noch aus dem Auslande eingeführt werden. Wir können bei normalen Ernten aus eigener Erzeugung decken den Bedarf an Brot u. Mehl zu 100 v. H. Speifelartvsfeln zu 100 v. H. Futter zu 100 v. H. Frischmilch zu 100 v. H. Bei Gemüse und Fleisch erzeugen wir jedoch nur etwa 90 bis 94 v. H. im Inland. Bei Eiern und Molkereierzeugnisfen beträgt die Selbst versorgung etwa 80 bis 85 v. H. und bei Fetten sogar nur 50 bis 55 v. H. Deutschlands Ausfuhr an Industrieerzeugmffen stößt im Ausland auf große Schwierigkeiten. Wir können deshalb den Umfang unserer Ausfuhr nicht beliebig erweitern. Den Erlös aus unserer Ausfuhr brauchen wir aber nicht nur zur Be schaffung der uns im Inland fehlenden Lebensmittel, sondern in erster Linie auch für die Beschaffung von Rohstoffen. Verzicht aus die Einfuhr von Rohstoffen zu Gunsten einer verstärkten Lebensmitlpleinsuhr würde bedeuten, daß Milli onen deutscher Volksgenossen wieder in das Elend der Arbeits losigkeit zurückgestoßen werden. Das muß aber unter allen Umständen verhindert werden. Daraus geht hervor, daß einzelne Erzeugnisse, bei denen wir heute noch nicht unseren ganzen Bedarf selbst erzeugen, ein mal knapp werden können. Das deutsche Volk wird lieber vor übergehend etwas weniger Fett oder etwas weniger Fleisch oder weniger Eier essen, als der Geißel der Arbeitslosigkeit in Deutschland neuen Raum zu gewähren. Die Reichsregierung erwartet deshalb von der deutschen Haussrau, daß sie diese gelegentlich austretenden Mängel an einzelnen Lebensmitteln mit Verständnis aufnimmt und durch geschicktes Ausweichen zu anderen reichlicher vonhandenen Nahrungsmitteln ausgleicht. Es braucht niemand Sorge zu haben, daß er nicht satt wer den wird. Das geringe Opfer, das wir dem Ausbau eines starken Reiches in Freiheit und Unabhängigkeit hier bringen, ist nur ein Opfer an Bequemlichkeit. Es geht uns um Deutschlands gesicherte Zukunft. Darum sagen wir die Dinge, wie sie sind und wie sie nicht anders sein können, in dem stolzen Wissen, daß das deutsche Volk sich seiner Verantwortung vor der Ge schichte bewußt ist. Pflichten, die Abwertung nicht zu einem neuen Kampf um den Welthandel auszunützen. Es kann sich also nur ver ständigen und zumindest eine größere Einfuhrwillig- ckeit zeigen als bisher, wenn es in Zukunft mit Steige rungen für seine Ausfuhr rechnen will. Wieweil Frank reich sich überhaupt in Zukunft aus das Währungs abkommen mit seinen angelsächsischen Partnern wird stützen können, steht ebenfalls dahin; denn beide Länder haben sich bis zu einem gewissen Grade freie Hand ge halten. Die Verständigung mit Amerika setzt überdies voraus, daß Roosevelt aufs neue zum Präsidenten gewählt wird. Ist das nicht der Fall, so ist sehr wohl eine neue Währungsgrundlage möglich, die das große Opfer, das heute vom französischen Volk verlangt wird, teilweise wenigstens illusorisch macht. Schadlos kann die Ab wertungspolitik nur dann an den einzelnen Ländern vor übergehen, wenn eine starke Hand die Zügel der Regierung führt, aus die sowohl Holland wie die Schweiz rechnen. Deutschland aber, das es verstanden hat, auch ohne größere Goldbestände seine Währung seit Jahren voll ständig stabil zu erhalten, kann der Entwicklung der Dinge, die jetzt in den Goldblockländern einsetzt, mit Ruhe und Zurückhaltung zuschauen. Die deutsche Wirtschaftspolitik ist durch die straffe Devisenpolitik, durch den „Neuen Plan" und durch den zweiten Vierjahresplan des Führers so klar vorgezcichnet und so fest untermauert, daß sie auch weiterhin dem Lande die Ruhe und Sicherheit gewähr leistet, die es seit 1933 genießt. * Umstellung der griechischen Währung auf das Pfund Nach der Abwertung des französischen Franc hat die Bank von Griechenland in Uebereinstimmung mit der Negierung beschlossen, den Schweizer Franken als Wechsel- Z" verlassen und den Kurs der Währung auf das Pfund einzrrüellen. Deutsche Währungspolitik bleibt unverändert Einberufung des Zentralausschusses der Reichsbank Der Zentralausschutz der Reichsbank ist auf Mittwoch, den 30. September 1936, nachmittags 4 Uhr, einberufen, um eine Erklärung des Reichsbankpräsidcnten über die deutsche Ausfassung zur Währungslage entgegenzunehmen. Eine Aenderung der deutschen Währungs politik steht nicht in Frage. Auch Holland wertet ab Rundfunkerklärung des Ministerpräsidenten Calijn Nach Frankreich und der Schweiz hat nun auch Holland als Goldblockstaat zur Abwertungsfrage Stellung nehmen müssen. Der holländische Ministerpräsident Colijn teilte in einer Rundfunkansprache mit, daß die holländische Regierung mit schwerem Herzen zur Aufgabe des Goldstandards geschritten sei. Sie sei jedoch zu diesem Schritt gezwungen worden, da sonst die Gefahr nahegelegen hätte, daß der Gulden zum Spielball der internationalen Spekulation geworden wäre. Holland habe bis zuletzt den Goldstandard verteidigt, und erst der Ent schluß der schweizerischen Regierung, den Franken abzu werten, habe Holland veranlaßt, ein Gleiches zu tun. Er rechne damit, daß eine gewisse Preissteigerung der ausländischen Güter eintreten werde. Dies gelte jedoch nicht hinsichtlich der inländischen Waren. Er fordere die holländische Bevölkerung auf, ruhig zu bleiben. Dann werde auch dieser schwere Choc überwunden werden können. Die Regierung werde jedem Preiswucher mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln aufs strengste cntaegenireten.