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Kr. 4L 18. Iahrg. Mittwoch, de« IS. Aebr. ittiv abends v«»»»«Orei»i «>» X mit lllustr. «,Uog» dt»«»lt»tzrNch I Ft. In Dresden und ganz Deutsch- fe»> Hmi« 8.8« F» di Oesterreich !»»» 8 vtertellührllch ».«8 F». In nd ganz Drutlchland frei Laus Ft tn Oeiterreich S.8« X. »d>,el-Kummer t« Z. M» Süchfische «olkszeltuna erscheint Mechentagen nachmittags. «n allen -,>s. > / GeschSftsseelle unv DreSde« »A. 16, Holbeii sleode 4S Feensprecher 21366 Poftscheettonto Leipzig Nr. 147S7 Aujeigeni «»nähmevon ch'i-r,ailk-u»eiaen »i» lvllhr. von AamiUena,zeigen bis 1 t Udr »orm. PertS sü dle PeNl kpaUjeUr itS ^ ilnReva» mcteU 8« <1 gamll -n-Rnjciscn 2« Z. zür undeutlich gciLriebl-Nt. sonne durch Kern- vrecher austzegcbene Anzeige» können wir die kerantweNilchletl sür dleRichUgkott deSLepe» nicht IdenieboiV» kprechlNnide der Siedattioiu ll—Ubr vorm Einzige katholische Tageszeitung w Sachsen. Organ der Zentrumspurre». Ausgabe ^ mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und reltg- Wochendeilage Feier«de«d. Ausgabe k uur mit der Wocheubetlagr. Zentrum und Kommunalpolitik. Aufruf! Der Reichsausschuß der Deutsckien Zeirtruwsvartei Hut uut«r Lein 30. Dezember 1018 Leitaufsätze für die Politik der Deutschen Zentrumspartei veröffentlicht. ES erscheint uns als ein dringendes Gebot der Zeit, diese Leitsätze auch auf das kommunale Gebiet anzuwenden. Die Kommunalpolitische Vereinigung, der Gesamtver band der Stadtverordneten und Gemeindevertreter und sonstigen ini kommunalen Leben führend tätigen Partei mitglieder der Zentriimspartei, hat daher in Gemeinschaft mit Vertretern der rheinischen und westfälischen Zentrums- patei die nachstehenden Leitsätze, im Anschluß an die Leit sätze des Reichsausschusses und gestützt ans die von der K'oiii- muualpolitisclwn Vereinigung in den letzten Jahren bereits geleistete Vorarbeit, ausgestellt. Er will damit den Partei organisationen in Stadt und Land eine Grundlage für die Vorbereitung der Kommunalwahlen bieten. Ein Kommunalprogramm der Zentriimspartei — sei e4 für das Gebiet eines deutschen Einzelstaatcs, sei es für das Reich, kann selbstverständlich nur ans einem Zusammen wirken der berufenen Parteiorganisationen hervorgehm; diesen muß die Aufstellung eines gemeinsamen Programms Vorbehalten bleiben. Solange aber ein solches fehlt, dürften die nachstehenden Sätze wohl als Richtschnur für die Kommunalpolitik der Partei dienen. In dieser Ansicht, mit dem Wunsche, der Partei und durch sie dein Gemeinwohl zu dienen, unterbreiten wir die Leitsätze den Parteifreunden auch derjenigen deutschen Landesteile, die cm ihren Zustandekommen nicht beteiligt sein konnten. Große und schwere Aufgaben werden in nächster Zu kunft auch in den Gemeinden zu lösen sein. Es gilt vor allpli» mit der Mißwirtschaft und den unerträglichen Zustän de^, Welche die Revolution in vielen Gemeinden herbeige- führt'hat, ein Ende zu macheu. Es gilt eine neue, gesunde -Ordnung auf wahrhaft demokratischer Grundlage zu schaf- fett-, es gilt den christlichen Geist auch ans dem Gemeinde- gebiet zu schützen und zu pflegen. Hierbei führend mitzu arbeiten ist unsere christliche Volkspartei, das Zentrum, vor allem berufen. Unterstützung aller Bestrebungen, die auf körper lich« und sittliche Gesunderhaltung des Volkes hinzielcn. Positiver Kampf gegen Verwilderung der Jugend durch Förderung der konfessionellen Jugend pflege und Ergänzung derselben durch geeignete Gemeinde- maßnahmen. Entschiedenes Vorgehen gegen den Schmutz in Literatur und Kunst (gute Volksbüchereien, Volks bildungsabende, sittlich einwandfreies Theater). Darum tretet auch bei den Gemeindcwahlen überall, auch dort, wo dies bisher nicht üblich war, als Zentrums- partei in den Wahlkampf ein. Nur auf dem Boden unserer, alle Stände einigenden Partei, können die Jnteressengegen- 'ätze, die sich gerade bei Gemeindewahlen oft in schädlicher Weise geltend machen, ausgeglichen und überwunden werden. vin Zusammengehen mit anderen bürgerlichen Parteien durch Listenverbindung ist möglich, aber das darf unter keinen U m st ändenznrVer wisch » ngderPar- keiunterschiede führen. Das verbieten schon die wichtigen kulturellen Interessen, die unsere Partei auch in den Gemeinden zu schützen hat. Auch bei den Gemeindewahlen darf keine Stimme dem Zentrum verloren gehen, auch bei diesen folgt alle, die ihr euch zu unseren Grundsätzen bekennt, geschlossen, Mann und Krau, der alten, sturmerprobten Fahne: Für Wahrheit. Recht und Freiheit! Ä i e Kommunalpolitische Verein gigung der Deutschen Zentrumspartei. Stadtverordneter Mönnig, Köln, Erster Vorsitzender. LeitfLhe für die Kommunalpolitik der Zentrumspartei. Kommuualverfassung. Demokratische G e m e i n d e v e rf a s su n g für ÄtaW- Md Landgemeinden, sowie für die größeren Selbst- vettäaltungßbezirke. Beseitigung aller Standes- und Besitz- vorrichte (Hausbesitzer-, Meistbegütertenprivilcg u. dergl.); Sicherung einer dem Gesamtwohl entsprechenden Führung der GrMeindegeschäste. Schutz gegen Klassendiktatiir. R. Gleiches, geheimes und direktes Gemeinde wahlrecht für Männer und Frauen niit Verhältniswabl und Wahlpflicht. Festsetzung eines die Gemeindeinteressen sichernden Alters und angemessener Aufenthaltsdauer in der Uomtnd« als Voraussetzung des Wahlrechts. Zusammensetzung der Verwaltungsausschüsse (Konimis sionen und Deputationen) und sonstige Vertreterwahlen unter entsprechender Berücksichtigung der Parteien. Weit gehende Mitwirkung der Frauen in den für sie besonders wichtigen Ausschüssen. 3. Ausbau der Selbstverwaltung. Beseitigung unnötiger Zwischenglieder zwischen den SelbstverwaltungS- körpern und der Negieriingszentcalbchörde. Beschränkung der Staatsaufsicht. Wahl der Gemeindevorstäude (Bürgermeister und Amt männer) und der leitenden Verwaltnngsbeamten in allen SelbstverwaltungSbczirken durch die betr. Vertretungen. Erhaltung des Berufsbeaintentums auch in der Gemeinde. Vereinfachung des Derwaltnngsapaaraks. Abrundung der kommunalen Verwaltungsbezirke nach engeren Verkehrs- beziehungen und Wirtschaftsziisaminenhäiigen. Wahrung der Selbstverwaltungsrechte. Fester Zu sammenschluß der Gemeindevertreter zu einer Fraktion. uv Kulturpolitik. 4. Entschiedene Vertretung der christlichen Grundsätze in der Gemeindepolitik, vor allem im Er- ziehungs-. Schul- und Bildungswesen, in der Wohlfahrts und Fürsorgearbeit, auch dort, wo die Gemeinde nur einen Einfluß ausübt, unter entsprechender Wahrung der Rechte der einzelnen Konfessionen. Entschlossener Kampf gegen alle ans religionsscind- lichem Geiste hervorgehenden Bestrebungen, wie z. B. Aus schließung von geistlichem Lehr- und Pflegepersonal aus Ge- meindekrankeN- und -Waisenhäusern. '6. Freiheit der christlichen L i e b e s t ä ti g k e i t und paritätische Förderung ihrer Einrichtungen. Harmo nisches —neben-, nicht untergeordnetes — Zusammenarbei ten der Gemeindeorgane und konfessionellen Organisationen in der Wohlfahrtsarbeit, Armen- und Waisenpflege, Jugend fürsorge. Keine Monopolisierung dieser Tätigkeit in den Händen der Gemeinde, sondern verständige Arbeitsteilung zwischen gemeindlichen Beriifsbeamten und Vertretern der organi sierten Caritas und Fürsorge. 6. Gerechte und billige Rücksichtnahme auf die konfessionellen Verhältnisse in der Gemeinde bei Besetzung der kommunalen Stellen, vor allein bei Wahl der leitenden Personen der Verwaltung, Betriebe und An stalten, wie bei geldlicher Unterstützung von Vereinen und Einrichtungen. 7. Weitgehende Mitwirkung der Gemeinde bei allen die Fa m i l i e n g r ü n d u n g, -Vermehrung und -er- haltung fördernden Maßnahmen l.Klcinwohnungsfür- sorge, Vorbildung der Mütter, Schutz des Kindes, Für sorge für kinderreiche Familien nsw.). 8. Wahrung des Rechts der Eltern und der Religions gesellschaften ans die Erziehung der Kinder, be sonders auch bei Berussvoriiiundschaft und Gcmeinde- waisenpflege. Erhaltung der konfessionellen Volksschule; volle Berücksichtigung der konfessionellen Minderheiten. Sickerung eines genügenden Religionsunterrichts an allen Schulen, auch an Fortbildungs- und höheren Schulen. 9. Freie Bahn zum Aufstieg der Tüchtigen aus allen Volksschichten. Hebung und organischer Ausbau deS gemeindlichen Volksschulwesens, baldige Beseitigung der Vorschulen. Erleichterung des Uebergangs in höhere Schulen und des Besuches- derselben für begabte Schüler unbemittel ter Kreise. Ausdehnung der Fortbildung'sschiilpflicht auf die ge samte Jugend, soweit nicht in anderer Weise für Fortbildung gewrgt ist. Gemeindehilfe bei der Berufswahl. Pflege von Wissenschaft und Kunst in der Gemeinde. Wirtschaftspolitik. 10. Ge m e i n d e b e t r i e b (oder weitgehende Ge- mundebeteilignng) für alle monopolartigen, gesunden Wettbewerb entzogenen, dem öffentlichen Wohl dienenden Unternehmungen und Einrichtungen. Keine unnötige Ein engung des privaten Unternehmungsgeistes durch gemeind lich n Wettbewerb. Die Gemeindebetriebe sollen Muster betriebe sein. 11. Planmäßige Tätigkeit der Gemeinde, besonders de großen Stadteiund Jndustriegemeinde für ausreichende und gesicherte V o l k s e r n n h r u n g. Abbau der kommunalen Lebensmittelvcrteilungs- organisation und Zurückleitnng in den Privatbetrieb. Aus reichende Wahrung der Erzeuger- und Vevbrauckx'rinteresstu (Lieserungsvcrträge, PrciLvrüfung und Warenkontrolle) Wohilittigspvlilik. 12. Sorge für menschenwürdige. gesunde und sittlich ein wandfreie Wohnnngsverhältnisie. Weitsibanende Boden politik. Förderung »remeinnütziger. aber auch gesunder gewerbsmäßiger Bautätigkeit. Erleichterung der Aiisiedlung lEigenheim mir Kleingartenban und Kleintierzucht!. Aus- gleichende Gerechtigkeit für Hausbesitzer und Mi ner. Sozialpolitik. 13. Pflege und V-tötigung eines ecki: ',o;>asi:i GeistoS iu der gesamten Gemeindeverwaltung. Bereitwilliges Ent gegenkommen gegenüber den Bedürfnisse! und berechtigten Ansprüchen aller Berufsstände und Erwerb sin uvpen. be sonders der wirtschaftlich schwächeren Volk-Z-hich!.':: nament lich auch der Kriegsteflnehmer und Kr:egerhiuie>n-neheM':l. Volle Achtung dis Koalitionsrechtes seiten.- der G«- meinteorgane. Gute Regelung der Dien':- und pobnver- häliiissse der Gcmcindearbeiter. -angestellt.-n und -beamten. ch'-'Ze Finanz- und Steuerpoltsik. 14. Möglichste Sparsamkeit in den Ansgabe». SlveitgB Nschn'Mgskontrolle durch die Gemeindevertretung. A'wt- gleichenoe Gerechtigkeit bei der Verteilung der komm»»»- len Steile,lasten unter Berücksichtigung der Familien,» öß«. Bcsoldungsvolitik nach ioziaien Grundsätzen. Forderung einer giuw legenden gesetzlichen Nciwr.-nuns des- kommunalen Steuer-rc'e.rs. Der Vorstoß gegen Erzberger in der Nationalversammlung. (Von unserem parlamentarischen Vertreter iu Weimar.) In der Dienstagsitzung der Nationalversammlung bildete den Haiiptgcgenstand der Tagesordnung eine Jnterpellat'mn der Deutschen Volkspartei über die Waifenstil- staiid-veihaichluugcn. Sie gestattete sich aoec weniger zu einer Besprechung dieser Bedingungen als vielmehr zu einer Aktion der Rechten gegen die Tätigkeit Erzbcrgers in dieser Koiuiiiission ol-- Vorsitzender und Wortführer. Don An fang an trug die Sitzung Kampfcharakter. SctM lange vor ihrem Beginn war das Verhandln ngsthern« Gegenstandlebhafter Auseinandersetzungen unter den Par lamentariern in den Wandelgängen. Man raunte sich alle» hi.ud Gerüchte zu: Ein starker Zusammenstoß sei zu «rs warten. Tie Regierung werde wichtige Erklärungen geben,«K könnten politiscl-e und parlamentarische Kombinationen ent stehen, die von größter Bedeutung für die weitere A berts- fähigteit iw Hause sein könnten. Gcn; so schlimm wurde es nun freilich nicht I Gs flogen allerdings Spähnc. Der Vertreter der JnterpeLa- tion, Generaldirektor Vögler von Dortmund, redete schätz und richtete lieftige Angriffe und Anfragen an Erzberg^r. Dieser sitzr am Ministertische neben Graf Brockdorfs Ministerpräsident Scheidemann und folgt aufnierkiam unt mir sichtlicher stärkster innerer Anteilnahme dem Redner. Er macht sich foitgesetzt Notizen, blättert in den Akten Mi» verhandelt mit Grafen Brockdorff, mit Landsberg «n- Nos:e. Der Interpellant bringt ein reiches Material Vor. aus welchem er den Nachweis zu liefern sucht, daß die Inter esse» der deutschen Industrie und des deutschen Wirtscl-afrs- lebenö in Spaa und Trier nicht genügend gewahrt worden leien. Ei schildert die schwierige Lage, in welche insh soi> dere die ideinisch-westfälische Industrie durch den Mangel an sianzöillchen Minette-Erzen gekommen sei. In sans großen Eilen- und Stahlwerken seien seit 9. Novenibei r.iä^ weniger als 21 Hochöfen stillgelegt worden. Die schwersten Vorvürfe richtet Vögler gegen Erzberger trvgen Nichtzx- ziehung ton geeigneten Sachverständigen z» den Massen- stillslai'dsvcrhondliingcn. Fach sei anfangs bereit gewesen, mit deiitschen Saclwerständigen zu verhandeln, aber die un fähige Führung der Geschäfte habe Fach veranlaßt, dis so fortige Verhandlung zu fordern. Vögler stimmte seine gang-' Rede ans die Tendenz: Erzberger ist unfähig, er muß ab- berufen werden! Es kam oft zu heftigen Zwischenrufen von links wie „Kriegsverlängerer". Das Zentrum verhielt Mi lange ruhig. Schließlich wurde aber Vögler so scharf per sönlich d<iß es zu stürmischen Kundgebungen auch im Zentrum kam. Vögler sagte Erzberger, er Hab; den Frieden verloren. Dns Nwr das Signal zu ge maltst gen Demonstrationen im Zentrum. Minutenlanger Lärm erhob sich, stürmische Schluß- und Pfiflrnft und stürmische Rufe: „Kriegshetzer" ertönten, ein-.' gewaltige Erregung teilt sich dem ganzen Hause mit. Hs kam zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Abgeori-