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Nr. 1«V. - I«98. - Miele verbreitetste uiipartcnscU Mtlmg erscheint Wochentags , 'abends (müDalnm des nächsten , TageS) und kostet mit den sechs Wöchentlichen Beiblättern: 1. Sächsischer Erzähler, 2. Kleine Botschaft, 8. Gerichts-Zeitung, .4. Sächsisches Allerlei, o- Jllnstrirtes Unter. haltungsblatt, 6- Lustiges Bilderbuch ! siir Ch-niilib: , «onatlich 4» Pscnu.ge: bei den Posianstalten: Vioiiatlich bO Psennige. ,868. Postliste: Nr. 2808. Lelearamm-Tldresst.': Generalanzeiger. Fernspl echstc Ue S» r. löli. General- Donnerstag, den 14. Juli. Anzeigenpreis: «gespalten« CorpnSzeile (ca.9 Silben lassend) oder deren Rann» tdPsg. (Preis. Verzeichnisse d. Zeile 20 Psg.) — Bevorzugte Stelle («gespaltene Petit-Zeile circa II Silben fassend) 3« Pfg. — Anzeige» können nnr bis Vormittag l« Uhr angenommen werden, da Druck und Verbreitung der große» Auslage längere Zeit erfordern. für Chemnitz und Umgegend. (Sächsischer Landes-Anzeiger). Gegründet 187» als „Anzeiger" re. Berlag «nd NotationSmaschincn-Drnck von Alexander Wied« in Chemnitz, Lheaterstratze Nr. 8. Geschäftliche Anzeiger-Inserate finde» siir billigsten Preis zugleich Verbreitung durch die täglich erscheinende Chemnitzer Eiseubtihn-ZeltlMg. Amtliche Anzeigen. Handels» egister-Eintragnttgen ^ Auf dem die Firma „Joh. Friedrich in Chemnitz be- Folium 862 wurde Herr Franz Friedrich Alexander Liebeskind in Chemnitz als Prokurist eingeiragen, ans Folinm 4420 wurde die Firma „F. Nirr" in Chemnitz einge tragen und verlauibart, daß Frau Frieda Clara vcrehel. Nier in Chemnitz Inhaberin ist, Herr Albin Max Nicr daselbst aber Prokura ertheilt erhalle» hat und ^ auf Folium 4427 wurde die Firma „M. Langer ä- Uhlig's Nachfolg." in Chemnitz »nd als deren Inhaberin Frau Theresie Melanie vcrehel. Neberschaar daselbst ciugelragen. ^ie innere Gefahr in Spanien. (Von unserem Korrespondenten.) Madrid, den 10. Juli 1898. „Alle rufe» den süße» Namen des Vaterlandes an, und in- »niltcn des tosenden Kampscs der re.wvrrcnc». betäubenden und sich Widersprechenden Rufe der Parteien, der zahlreichen und einander entgegengesetzten Aeußernngen der öffentliche» Meinung ist cs un möglich, zu erkennen, wo sich die Mehrheit lefiudet, n»d noch »ii- zmöglicher, ein Heilmittel für so viele große Uebcl zu finden". Mit »diese» Worten erklärte vor gerade 25 Jahre» König Amadcv von Spanien seinen Entschluß, von der Negierung des Landes znrück- Hutreten. Die Lage des Landes ist jetzt noch ungünstiger, als sie damals .War, und die Worte des Königs Amadco sind heute noch berechtigter, ^als vor 25 Jahren. Die innere Lage i» Spanien ist so verworren, «daß man, nachdem der Krieg eine so »»günstige Wendung genommen »hat, das Schlimmste siir das Land befürchte» muß. Die Folgen, -^die der Krieg für die inreren Zustände des Landes haben dürfte, sind viel bedenklicher, als die äußeren Folge». Ein Land von der günstigen geographischen und klimatischen Lage Spaniens, ein Land mit einer nicht sehr dichte» Bevölkerung, könnte auch noch recht gut bestehen, wenn es keine Kolonien wehr besitzt, ja cs könnte mit -seinen 18 Millionen Einwohnern immerhin noch ein Gewicht i» die ^Waagschale der europäischen Politik werfen. Die äußeren Folgen kdes Krieges, der Verlust der Kolonien, sind also nicht das Bedenk lichste für Spanien. Viel bedenklicher sind die inneren Unruhen, für -/die gerade jetzt der Boden in Spanien besonders vorbereitet ist. 4 Daß die spanische Bevölkerung, wie keine andere Europas, zu (Unruhen neigt, beweist die Geschichte dieses Jahrhunderts. In den z60 Jahren von der Rückkehr Ferdinands VII. bis zur Thron- gbcstcigung des Königs Alfons XII. hat Spanien in den folgenden gJahren größere und kleinere Aufstände zu verzeichnen gehabt: 1814, s1815, 1817, 1819, 1820, 1822, 1628, 1825. 1827, 180Z—40 1842, 1848, 1854, 1657, 1850, 1866, 1667, 1868, 1869, 1872 bis 1875. Seitdem hat cs a» lleincrc», gelegentlichen Unruhen auch nicht gefehlt, wenn sie auch nicht von jenem Umfange waren, wie die angeführten Empörungen. , - - ' - — X ^'Wodurch sind die Erfolge der Brunnen- und Badekuren bedingt? sich Von vr. A. Hentzelt. Be> (Nachdruck verboten.) dar Hell und klar sprudeln die Quelle» ans gcheimnißvollen Tiefen ncler Erde hervor. Mit größter Geschwindigkeit eilen sie aufwärts, lepm das Licht der Sonne begrüße» zu können. Und auf der langen abLahn, die sic zu durchmessen habe», nehmen sie verschiedene Stoffe jus dem Erdinner» ans, um sie in gelöstem Zustande alsdann den sWc»schcn darzubieten. Diese aber haben's mit der ihnen inne» scivohnenden Weisheit schon längst ergründet, daß das edle Quellen- uniaß Vielen von ihnen zum Nutzen gereicht, ja, daß cs als Heilmittel borgen verschiedene Gebrechen des Körpers z» dienen vermag. Kein GlPnndcr daher, daß die mehr oder minder schwer geprüften Erden- "'pilger in Hellen Hansen zu den Quellen eile», um hier Heilung oder Wenigstens Linderung ihrer Beschwrrdcn zu suche». Kaum zieht der Frühling in's Land, kaum spendei die Sonne wärmere Strahlen und lockt junges, frisches Grün a» Bäumen und iSträuchern hervor, so rüsten sich bereits die Kranken zu einer Reise in's Bad. Den häuslichen Aerger und die geschäftlichen Sorgen i» der Heimath zurücklaffend, beschließen sic, von nun an ihrer Gesund heit zu leben und den Freuden der Tafel sowohl, wie dem tyrann ischen Zwang der Gcsclligkcitspflegc für Wochen zu entsagen. Selbst der strengen Forderung eines andauernden Gebrauchs ihrer Geh Werkzeuge gedenken sie leinen Widerstand entgcgcnzusetzen, recht wohl wissend, daß sic sonst vergebens die Hilfe der Heilquellen in An spruch nehmen würden Mit allen diese» gute» Vorsätzen ausgerüstet, langen sie im ^ode an und führen dieselben auch pflichtgemäß durch. Das ist der Scge„ der Aber darüber hinaus kommt hier noch die Wirkung der Heilquellen hinzu. Oder ist an dieser zu zweifeln? — -v>e Zahl Derjenigen, die da behaupten, daß bei den Brunnen- und /Badekuren nur Klima, Diät und Pflege von Einfluß sind, darf nicht « /.o ii .""""schlagt werden. Aber haben denn diese Skeptiker - c, ' «i nein! Mögen auch die Mengen der /festen Bcnimenbestaudiheile nur gering sei», ja, mögen manche Onellcn. w'i: E Wildwässer, kaum nachweisbare Spure» von be- c sonderen Substanzen enthalte,, ^ liegen doch gewichtige Gründe vor, um eine spezifische Wirkung der Quellen entschiede» aufzuuchmc». -So ist durch Beobachtungen aus der Praxis erwiesen, daß manche ähnlich wirkende Medikamente den Körper beeinflussen, wenn sie zn- jsammcn in kleineren Mengen cMcbcn werden, als wen» ein jedes .Einzelne von ihnen in einer größere» Gabe verabfolgt wird. Sollte diese Thatsache, die Löpine zuerst festgestcllt hat, siir die Mineral- Ist das spanische Volk also von Hause ans zu Empörungen ge- neigt, so muß nach dem Kriege die Stimmung dazu ganz besonders vorhanden sein. Dann werden von den verlorenen Kolonien die ausgemergelten Gestalten, die Jahre hindurch dem Fieber, dem Hunger und den Angriffen der Feinde trotzen mußten, zurückkehren, »nd sie werden eine lebendige Anklage gegen die Regierung bilden, der sie ihre Jugendkraft haben zum Opser bringen müssen, ohne daß doch nur das Mindeste erreicht worden ist; und viele Tausende werden nicht zurückkehren, weil sie in Cuba und auf de» Philippinen die letzte Ruhestätte gesunden habe». Dann wird sich das Volk erinnern, daß gerade die ärmeren Schichten der Bevölkerung das furchtbare und nutzlose Blutopfer gebracht haben. Wen kan» die Regierung den empörten Volksmasse» gcgenüber- stellc»? Das Heer? Die Armee war in Spanien nie verläßlich, und sie ist mehr als einmal zu den Aufständische» übergcgange». Sie wird jetzt noch weniger zuverlässig sei», weil in einem geschlagenen Heere die Bande rer Disziplin vhnchi» gelockert sind. Zudem sind die Offiziere sowohl, wie die Soldaten »och aus besonderen Gründen gegen die Negierung empört: einmal Hai es die Negierung mit der Löhnung und Verpflegung der für das Vaterland kämpfenden Trnppe» sehr wenig genau genommen, »nd zweitens macht es die Armee der Negierung — »nd nicht mit Unrecht — z»>» schweren Vorwurf, daß seit dem Ausbruch dcs Krieges mit den Vereinigten Staaten bei, Spanien aus Nichts geschehen ist, um die. Slrcitkräfte ans Cuba und den Philippinen nachhaltig zu iiiilerstlitzcii. Wenn aber die Regierung der Armee nicht sicher ist» auf wen will sie sich den» sonst stivzcn? Ueberall ist sie von Feinden umgeben, überall finde» sich einzelne Ehrgeizige oder ganze Parteien, die zur Macht gelangen wollen. Da ist der über seine Abberufung gekränkte General Wcyler mit seinem zahlreiche» Anhänge innerhalb der Armee; da ist der machtsttchtige Römer» Nvbledo,, der die gegenwärtige Negierung haßt, weil er unier ihr zur Ohnmacht verdammt ist; da sind die Republikaner, die zwar vor einigen Jahren feierlich erklärt haben, daß sie auf die Gewinnung der Macht verzichten wollen, die aber jetzt ihren Weizen blühe» sehen; da sind die Karlisten, die in den siebziger Jahren schon nahe genug daran waren, die Herrschaft cnd> giltig an sich zu reißen und die jetzt eine noch günstigere Zeit für sich gekommen glauben; da sind die Kommunisten, die Anfangs der siebziger Jahre an einige» Orlen, z. B. in Carlegena, Malaga »nd Sevilla, einige Zeit eine Pöbclherrschuft geführt hatten, und die jetzt willkommene Bundesgenossen i» den Tausende» zu finde» hoffen, die durch den Krieg brodlvs geworden sind. Es ist ei» stolzes Wort: „Viel Feind'» viel Ehr'", aber/nur Der kann es mit Selbstgefühl und Ruhe aussprechcn, der dem „viel Feind" auch „viel Wehr" entgegensetzen kann. Die spanische Ne gierung aber kan» einem Aufruhr im Innern ans die Dauer »och weniger Widerstandskraft entgegensetzen» als dem äußeren Feinde, und deshalb mag es wohl sein, daß die nächste Zeit eine schwerere Gefahr über Spanien bringt, als die viele» Aufstände früherer Jahr zehnte. Jofs Beriisiidez. Wässer nicht die gleiche Geltung beanspruchen dürfen? Ferner ist aber bekannt, daß gerade verdünnte Lösungen von Salzen in eigen- thümlicher Weise auf die Lcbensthätigkeit der Zellen einwirlen. Während z. B. das destillirte Wasser ein heftiges Reizmittel auf lebende Gewebe ist und sogar eine» Katarrh der Magenschleimhaut erzeuge» kann, mildert der geringste Zusatz indifferenter Salze zum Wasser die Reizerscheinniigen und hebt dieselben bei einer Konzen- traiicu von 0,6 Prozent Kochsalzlösung völlig aui. Erst bei weiterer Steigerung der Konzentration machen sich neue Reizerscheinniigen, »nd zwar die der Salze bemerkbar. Schließlich ergeben die genauesten Quellenaualysen, „daß die Summe der quantitativ ermiitelte» Be- standtheile »m eine gewisse Größe vv» 100 nbweicht". Es liegt daher doch die Möglichkeit nahe, daß gerade dieser unbekannte Rest irgend welche Substanzen enthält, die für die Heilwirkung der Mineralwässer von größter Bcdentniig ist. Wollten wir uns endlich auf ein »och ziemlich unsicheres Gebiet begebe», so könnten wir zum Beweise einer Heilwirkung der Heilquellen auch die Annahme be sonderer elcktro-chemischcr Vorgänge im frisch entnommenen Wasser betouc». Das Eine ist jedenfalls »ach Ansicht hervorragender Pharma- kvlogc» sicher, daß cs bisher »och nicht gelungen ist, die künstliche» Mi»cra>wässer genau von derselben Beschaffenheit hcrzustcllcn, wie sie die natürlichen anfweisen. Ebensowenig ist aber daran zu zweifeln, daß selbst die natürlichen Mineralwässer, in Flaschen gefüllt, über kurz oder lang an Wirksamkeit einbüße». Ist daher nicht mit vollem Recht zu behaupten, daß eine Brunnenkur nnr am Orte der Heil quelle ihre volle Wirkung entfalten kann, und daß diese Wirknng eine de» Qnellenbestandtheilen eigenthümliche ist? Und ähnlich verhält es sich mit den Badekuren. Auch arU die Haut wirken die verschiedenen Vadebcstandtheile entschieden nicht gleichartig ei». Steht cs auch fest, daß die gelöste» festen Bestand- theilc durch die unverletzte Haut nicht hindurchgehen könne», so möge» doch dieselben einen verschiedenartigen Hautreiz ausüben. Ferner entfalten aber die in den Mineralwässer» enthaltenen Gase und flüchtigen Stoffe ohne Zweifel eine besondere chemisch-reizende Wirkung. Ja, selbst die an festen und gasigen Stoffe» so armen Wildbäder, anch indifferente Thermen genannt, üben doch einen solchen günstigen Einfluß aus den Organismus aiis, daß mau wohl zu der Annahme gezwungen wird, anch i» ihnen müßte» »och unbenannte clektrisch- chcmischc Vorgänge sich abspicle». Natürlich kommt aber bei den Badekuren auch die Tempcratnr des Badcwaffers, die Dauer des Bades und die Form seiner Verwendung in Betracht. Sehen wir »ns auch veranlaßt, eine spezifische Wirkung der Brunnen- »nd Bade kuren gelten zu lassen, so »nterschätzcii wir doch keineswegs alle übrigen günstigen Einflüsse, die in den Kurorte» in Rechnung zu ziehen sind. Wir erwähnten schon, daß die Acndcrnng i» der Lebens-, Politische Nimdschan. Chemnitz, den 1H. Juli 189P. Deutsches sleich. — Der Staatssekretär dcs Neichspostamts von Dodbielski ist am Dienstag, von Bukarest kommend, i» Begleitung der Ge- heimräthe Gieseke und Sydow in Konstaniinvpel eingetroffen. Der Staatssekretär beabsichtigt mit der türkischen Regierung Verhandlungen einzuleiten wegen einer direkten Kabelverbiiidnng Berlin-Konstantinopel via. Bukarest. Ferner ist der deutsche General-Konsul von Müller am Dienstag ans Kairo zu vierzehntägigcm Aufenthalt in Konstantinopel eingclroffcn. Es dürste sich hierbei um Vorbereitungen für die"^ Palästinareise Kaiser Wilhelms handeln. — Im „Deutsch. Wochenbl." erzählt Herr Geheimrath Acgidi folgende Geschichte: Vor Ausbruch dcs dcntsch-sraiizösischen Kriege» 1870 befand sich Kaiser Alexander II. vo» Rußland bei unserem König in Ems. Die beiden Monarchen mit großem Gefolge waren eines Abends beisammen. Am entgegengesetzten Ende de» Saales stand Graf Bismarck und beobachtete den Zaren in sorgen voller Erwägung, wie es schwer ins Gewicht falle, welche n»hr oder minder srenudliche Haltung Rußland gegenüber iinserer Politik ein- »chme. Ta erhob sich der große Hund des Kaisers, der unter seinem Stuhl gelegen, und durchwanderte de» Saal. Der Hund blieb vor Bismarck stche», schaute z» ihm empor, wedelte zntliunlich n»d leckt« die vorgestreckte Hand dcs Grafen. In diesem Augenblick ertönt« durch de» ganzen Saal die Stimme des russische» Kaisers, der den Bewegungen seines Hundes offenbar gefolgt war, zu Bismarck herüber: „Da sehen Sic, daß der Hund die Freunde seines Herr» kennt." Bismarck schloß seine Mitiheilung mit den Worten: „Ich fühlte mich erleichtert. Das war ein geschichtlicher Moment für unsere Politik." — Zur Lippeschen Thronfolgefrage schreibt-*Mt> „Tägl. Rundschau": Wenn jemals, so hat sichBegriff der Ebenbürtigkeit gerade im Lippeschen TheMstreite als ein dem modernen Nechtsbewußtsein völlig c»tich«knndcner und cS verletzender erwiesen. Man bedenke doch „nuv: Befände sich unter den Ahnen der Grasen zur Lippe-Pfichürleld etwa ein Bernadvtte, also die Sprossin eines südsronzlisische» Rechtsanwalts, oder eine Obrcnvwitsch» die Sprvssin, eines serbischen Schweinehändlers, dann wäre das gräfliche Hdiis nach de» Grundsätze» dcs „Rechtes" zweifellos zur Thronfolge berufen, denn die „Souveränität" einer Familie deckt alle Mängel ihrer Herkunft. Nun aber stammen die Biesterfelder durch Modeste von Unruh ans einer guten deutschen AdclSfamilie, durch deren Mutter vielleicht aus einem deutsche» Bürgcrgcschlecht — und das soll sie zur Regierung unfähig machen?! Für ein solches „Recht" hat wahrhaftig heutigen Tages kein Mensch inehr ein Verständnis). Es kommt noch hinzu, daß selbst unter den Fürstcngeschlechter», die weit höheren Ursprungs und älteren Adels sind, als die von Hanse aus dem niederen Abel angchörcndcn und erst seit 1129 urkundlich auftretendcn Herreil zur Lippe, kaum ein weise, die passende Diät, die genügende Bewegung in frischer Luft, die Vermeidung einer jeden Aufregung zur Genesung in erheblichem Grade beitragen. Wir möchten aber auch darauf Hinweisen, daA>ie- klimatischen Verhältnisse des Kurortes gleichfalls oft ausschlaggebend sind. Die reine, gesunde Lust, die Beschaffenheit des Bodens, di« gleichmäßige Temperatur, die vor kalten Winden geschützte Lage — wer wollte das Alles bei der Behandlung der Kranken unterschätzen? Und dann die neuen und eigenartigen Natnreindrücke, interessant« Bekanntschaften und vor allen Dingen die feste Hoffnung ans einen günstige» Einfluß der Kur, sind das nicht gleichfalls Momente, die i» wesentlichem Grade die Heilung zu fördern vermögen? Sv unterliegt es denn keinem Zweifel, daß eine richtig gewählte Bade- und Brunnenkur in geeignete» Fällen nicht mir Gutes Ihn», sondern geradezu Wnnder wirken kann. Kranke, denen das Lebe» durch ihre Leiden vergällt ist, die die Hoffnung auf eine Genesung auf- gegeben habe», die mißmuthig und verzagt in die Zukunst schcmeii»- sühlen sich in Bädern oft wie neugeboren und dem Leben wieder- gcgcben. ' Aber diese Erfolge einer richtig durchgcsührten Kur sollten Niemanden dazu verleiten, aus Uebermuth und im Vertrauen auf die Heillrast der Quellen von Neuem eine» gesundheitswidrigen Lebenswandel zu beginne». Den» auch die Heilkraft der Quelle» ist nur eine beschränkte. Um vieles vcrnünstiger handeln daher Diejenigen, die einen naiurgemäße» Lebenswandel führen und dadurch Körper und Geist gesund »nd kräftig erhalteil. Deshalb bleibt cs ihnen doch unbe nommen, ab und zu einen Kurort anfzusiichen, um hier eine Er frischung und Erneuerung ihrer Kräfte zu erlange». Und wer hätte in unserem iierbenzcrrültenden Jahrhundert wohl dessen nicht nöthig? Gicbt es wohl Eine», dem nicht diese oder jene Quelle zum Nutze» gereiche» köiinle? Es ist daher auch kam» erforderlich, Ohnmächten, Wciukräiiipfe oder andere aiigsterrcgcnde Anfälle vorzntäiische». Ei» verständiger, mitfühlender Arzt wird auch ohne theatralische Szenen rasch ergründen, welches Bad in vorliegendem Falle die beste Hülfe verspricht. Daß er dabei nach Möglichkeit die Wünsche der Er holungsbedürftigen zu berücksichtigen hat, versteht sich von selbst. Nur Diejenigen, deren Herzen leicht entflammbar, sollten den Kurorten fern bleiben, denn es geht die glaubhaste Sage, daß dort der kleine ränkebolle Amor ohne Rücksicht auf den Zustand der Heil- bedürftigen sein neckisches Spiel treibt, und Männer der Wissenschaft wolle» ergründet haben, daß für die Wunde», die dieser lose Schalk schlägt, selbst die stärksten Mineralwässer keine Heilung versprechen. Wen aber die Pfeile des kleinen Schelms nicht mehr verletzen können, der lasse sich vom Besuche eines Bades nicht abhaltc» und finde hier das, was einem Jeden zu wünschen ist: Verjüngung und neu» Lebenskraft.