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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Noffen, Siebenlehn und die Umgegenden. Ä m t 8 ö t a t t für das Königl. Gerichtsamt Wilsdrujf und den Stadtrath daselbst. Freitag, den 14. 3uti 1865. 28. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den'Bierteljahrgang beträgt 10 Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche König!. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheine» sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redaction), als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Dank« angenommen, nach Befinden honorirt. ^ie Redaction Umschau. Nächste Woche beginnt das deutsche Bundes- schießen in Bremen. Aus allen Gauen werden die besten Schützen anwesend sein. Die gesammten Preise haben einen Wertd von mehr als 22,000Thlr. Hermann Lingg in München hat das Festlich ge dichtet, das wir hier folgen lassen. Wol ist im Nord und Osten DaS Land vom Feinde frei, Doch soll darum nicht rosten Der Stutzen und daL Blei. Die Schlisse sollen knallen Zur rechten Freud' und Lust, Die Lust soll wicderhallen In jeder deutschen Brust. Wo Mcereswogen brausen, Wo stolze Ströme gehn, Und wo im Stmmessausen Die hohen Tannen wehn — Wir halten blank die Wehre In Frieden und Gefahr Und wahren deutsche Ehre Und Sitten immerdar. O Vaterland, und schallet Dein Ruf, wir sind bereit; Hoch schlägt daS Herz und wallet, Dir bis zum Tod geweiht. Ja, deutsches Land, du Wiege Der Kraft und Tüchtigkeit, Der Männer und der Siege, Dein sind wir allezeit. In Preußen ist der VerfassungSstreit einstwei- len beendet und das Ministerium als Sieger her vorgegangen (freilich auch nur einstweilen). Die Minister haben sämmtlich das Beispiel ihres „königl. Herrn" befolgt und sind in's Bad oder auf ihre Güter gegangen, wo sie sich von den Anstrengungen der verflossenen bösen Zeit erholen wollen. Den hervorragendsten Abgeordneten und ZeitungSrebak- teuren will die Regierung auch einige Ferien ver schaffen: hinter Schloß und Riegel sollen sie nach denken über das vierte Gebot. In Königsberg allein fitzen jetzt 5 Redakteure; aber gerade da ist die jetzige Regierung am meisten verhaßt. Die beiden Städte Königsberg und Elbing haben schon unter dem vorigen Könige eine Zeit der Tyrannei durchgemacht, als ein General v. Plehwe mit Hilfe der Sackträger wie ein Raubritter hauste, und sie ve,stehen auszuhalten im Kampfe. Zweimal haben die Königsberger den Berliner Kämmerer Hagen zu ihrem ersten Bürgermeister gewählt und zwei mal hat die Regierung die Bestätigung verweigert; zum 2. Bürgermeister wählten sie Herrn Brecht in Quedlinburg, aber auch dieser wirb nicht bestätigt und die Stadt wird zwei Regierungscommiffäre als Bürgermeister bekommen. Aber weiter! Stadtrath Weller wird wegen der Fortschrittswahlen „von Regierungswegen" disciplinariter bestraft. Die Stadt giebt ihm ein Vertrauensvotum. Dumas wird Preßvergehen halber ohne Ende inS Gefäng« niß gesteckt. Die Volkspartei bringt die Kosten aus; vr. Job. Jacoby's Nichtigkeitsbeschwerde wird vom Geh. Obertribunal zurückgewiesen: daS Volk begrüßt ihn bei seinem Ankommen auf der Bahn mit Jubelgeschrei. Die Regierung entsetzt den Me- dieinalrath Professor T-. Möller seiner Thätigkeit für die Fortschrittswahlen halber seines Amtes: bas Volk ertheilt ihm die höchsten Ehren, wählt ihn zum Volksvertreter in Stadt und Land und —