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und Amtsdlitt für de« Stadkath i« Aaldeadorg. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für dis nächster scheinende Nummer bis nachmittags 2 Uhr. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 25 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., Einges. 20 Pf. Expedition: Waldenburg, Kirchgasse 255. Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn Kaufmann Max Liebezeit; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandelgaffe; in Rochsburg bei Herrn Juchhalter Fauth; in Lunzenau bei Hrn, Buchhdlr. E. Dietze; in Wechselburg bei Herrn Schmied Weber; in Lichtenstein b. Hrn.Buchh. I. Wehrmann. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Callnberg und in dm Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. ^176. Dienstag, den 2. August 1887. Wittcrungsausfichteu für -eu 2. August: » Vorwiegend heiteres und trockenes, warmes Wetter bei geringer Bewölkung und schwachen umlaufenden Winde«. Barometerstand am 1. August, nachmittags 3 Uhr: 765 mm. Depretis s. l war die Ankündigung der soaenannten „Transforma- dem Sitze des Corpscommando's, fand Sonnabend «Waldenburg, 1. August 1887. ! Der italienische Ministerpräsident Depretis ist am Freitag Abend in Stradella seinen Leiden erlegen. Der Tod dieses Ministers hat weit über die Grenzen Italiens hinaus tiefen Eindruck gemacht. Italien hat seinen begabtesten Staatsmann der Gegenwart verlo- ! ren, in Deutschland nnd Oesterreich wird man der ! Trauernachricht Theilnahme schon um deswillen nicht versagen, weil Depretis der Urheber und Träger der italicnisch-österreichisch-deutschen Freundschaft in Rom war. Auf die Todesnachricht konnte man seit län gerer Zeit vorbereitet sein. Seit Jahren an der Gicht schwer leidend, hatte sich Depretis vor einigen Wochen abermals beurlauben müssen und war von Rom nach seinem stillen Heimatsort Stradella gegangen, um dort, wie wiederholt schon, die ersehnte Genesung zu suchen. In seinem Heimatskreise, der ihn 1848 auch zum ersten Male in die Volksvertretung gewählt hatte, ruhte er mit Vorliebe von der anstrengenden politischen Thä- tigkeit aus, welcher er sich in der Hauptstadt hingab. So hatte der Name, welchen man dem Verstorbenen beizulegen pflegte, „der Alte von Stradella", nicht nur eine politische Beziehung, sondern wies zugleich auf eine Seite des Gemüths hin, die in ihrer weiteren Ausdehnung sich als jene hohe und stolze Vaterlands liebe zu erkennen gab, welche den Verstorbenen beseelte. Depretis verstand es, wie kein anderer italienischer Staatsmann neben ihm, aus den verschiedenen Par teien sich eine Regierungsmehrheit zusammenzuschweißen. Weder die Führer der Rechten, noch die der Liberalen vermochten ihm den Rang streitig zu machen. Ihre Uneinigkeit machte Depretis zu dem unentbehrlichen Ministerpräsidenten, als welcher er galt, und er selbst bewies es durch die That, daß er den Namen des „Unentbehrlichen" verdiente. Es ist eine oft erkenn ¬ bar gewordene Thatsache, daß, wenn Depretis schwer krank darniederlag, alle Thätigkeit im Parlament und in der Verwaltung geradezu stockte. Von früher Jugend an hat Depretis an allen Be strebungen theilgenommen, deren Ziel die Einheit Jta- lien's war. Als Prodictator von Sizilien, für wel ches Amt ihn Cavour ernannt, wurde ihm die Ge- nugthuung, die italienische Verfassung in seinem Ver waltungsbezirk verkünden zu können. Als Minister erscheint er zum ersten Male im Jahre 1862 im Ca- binet Ratazzi; er hatte die Leitung der öffentlichen Arbeiten übernommen, legte dieselbe aber schon am Ende desselben Jahres wieder nieder. Im Ministe rium Ricasoli wurde er 1866 Minister der Marine, dann der Finanzen. Bei dem Tode Ratazzi's fiel ihm die Führerschaft der Oppositionspartei in der Innrer zu, und als das Cabinet Minghetti am 18. März 1876 gestürzt wurde, wurde Depretis sofort mit der Neubildung des Ministerium's betraut. Seit dem hat er mit einer kurzen Unterbrechung durch ein Ministerium Cairoli (im Jahre 1878) die Leitung der Regierung in seinen Händen gehabt. Das erste Ministerium, welches Depretis bildete, war noch aus schließlich ein Ministerium der Linken. Aber schon da mals verkündete er in seinem Regierungsprogramm: „Die Regierung ist keine Partei. Wir werden mit den Ideen unserer Partei, aber znm Besten Aller re gieren, und wir sind bereit, die Mitwirkung aller ehrenhaften und loyalen Männer anzunehmen, zu wel cher Politischen Partei sie auch gehören mögen." Das tion" der Parteien, die Depretis den widrigsten Ver hältnissen zum Trotz gut genug gelungen ist. Der größere Theil der Rechten schlug in die dargebotene Hand der Versöhnung ein, und wurde, je mehr ihn die Liberalen befehdeten, immer mehr die Partei, auf welche Depretis sich stützte. Das hat ihm die heftige Feindschaft seiner ehemaligen liberalen Freunde einge tragen. Sicher und zuverlässig aber war auch die Rechte nicht, und nur die außerordentliche Fähigkeit, sich den Umständen anzuschmiegen und sein persönliches Ansehen haben Depretis so lange am Ruder zu hal ten vermocht. Die Ministerperiode Depretis' wird in der Ge schichte Jtalien's als eine an Früchten reiche bezeichnet werden müssen. Eine große Reihe innerer Reformen ist glücklich durchgeführt worden, nach Außen hin steht Italien geachtet und gesichert da. Depretis' Nachfol ger wird zweifellos der jetzige Minister des Innern, der Liberale Crispi, sein, der seit der Massauahkatastrophe in die Regierung eingetreten-ist und den kranken Depre tis bereits vertrat. Er hat das Zeug, das mit Ge schick weiter zu führen, was Depretis gut begonnen. In einer Beziehung ist er freilich ganz anderer An sicht, als der Verstorbene, er ist gegen alle größeren Concessionen an den Vatikan. Ein Ministerium Crispi erleichtert die Aussöhnung mit dem Vatikan nicht, son dern erschwert sie bedeutend. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser setzt seine Badekur in Gastein mit allergünstigstem Erfolge fort; eine Beweis dafür sind die wiederholten Fußtouren, welche er unternommen. Am Sonnabend Abend wohnte der Kaiser wieder der Soiree in der Villa Lehndorf bei. Die Ankunft Kai ser Franz Josefs in Gastein erfolgt am 6. August abends zwischen 5 und 6 Uhr. Der Kaiser bleibt zwei Tage in Gastein und nimmt mit seinem Gefolge wieder im Hotel Straubinger Wohnung. Kaiser Wilhelm wohnte Sonntag in Gastein dem Gottesdienst in der evangelischen Kapelle bei. Zum Diner war der Statthalter Fürst Hohenlohe geladen worden. Der Schah Nassr-ed-Dinvon Persien beabsichtigt, im nächsten Frühjahrs wieder eine Reise nach Europa auzutreten und während derselben auch in Deutschland einen längeren Aufenthalt zu nehmen. Es wird das dritte Mal sein, daß der Schah Teheran verläßt, um die Länder und Völker des Abendlandes zu be suchen. Fürst Bismarck hat der großen Hitze wegen seine für diese Woche geplante Reise nach Kissingen um acht Tage etwa verschoben. Er bleibt vorläufig noch in Varzin. Der französische Botschafter in Berlin, Herbette, hat am Sonnabend einen zweimonatlichen Urlaub angetreten. Zunächst geht er zur üblichen Berichter stattung nach Paris. Herr von Schlözer, der preußische Gesandte beim Vatikan, ist zum Sommerurlaub in Deutschland an gekommen. Der commandirende General des 4. Armeecorps, General der Infanterie, Graf Blumenthal, beging am Sonnabend den Tag seines 60jährigen Dienstjubi läums. Der General verbrachte den Tag in stiller Zurückgezogenheit. Die eigentliche Feier und Gratu lation erfolgt erst am 6. August. In Magdeburg, , früh große Reveille statt, welche durch alle Straßen , der festlich geschmückten Stadt ging. Die städtischen Behörden sandten dem Jubilar Glückwunschtelegramme. , Im ersten Quartal des laufenden Etatsjahres ist der Ertrag der Reichsbörsensteuer abermals herab- ! gegangen. Im ersten Quartal des Vorjahres waren i für die Stempelung von Actien, Renten und Schuld- ! Verschreibungen 1,457,000 Mark und an Schlußnoten- - stempeln 1,963,000 Mark ausgenommen, während die s bezüglichen Einnahmen sich in diesem Jahre nur auf ! 1,318,000 Mark und 1,795,000 Mark beziffern. § Die „Neue Freie Presse" lenkt die Aufmerksamkeit ? auf den dänischen Kriegsminister Bahnson, dessen Re- f den von offenen und versteckten Drohungen gegen Deutschland förmlich durchtränkt seien. Das dänische Revanchebedürfniß sei an sich nicht gefährlich, aber als Symptom der europäischen Lage sehr beachtenswerth. Mit den am russischen Hofe herrschenden Stimmungen habe man nirgend so enge Fühlung wie in Kopenhagen. Welcher Art diese Stimmungen sind, zeige die Unver frorenheit, mit welcher der dänische Kriegsminister den Deutschen-Haß kundgebe. Papst Leo XIII. erhält zu seinem Jubiläum aus Wien ein massiv goldenes, mit Edelsteinen geschmücktes Kreuz, dessen Werth 100,000 Gulden beträgt. Der Kaiser hat dazu 20,000 Gulden gespendet. lieber Unruhen der Eingeborenen in Deutsch- Südwestafrika berichtet die Zeitung „Das Capland". Das Blatt schreibt: „Es liegt die bestimmte Bestäti gung vor, daß das Commando des Häuptlings Witt- bois in Otjimbinqua alles Vieh in der ganzen Gegend weggetrieben hat, darunter viele Thiere, welche Weißen gehörten, auch das Pferd des Reichscommiffars. Der Reichscommissar Göring äußerte selbst, er habe bei einer Reise durch Namaqualand die Erfahrung machen müssen, daß die Eingeborenen nicht gerade großen Re- spect vor den Deutschen hätten. Zur Ausführung des am 1. October dieses Jahres in Kraft tretenden Kunstbuttergesetzes werden von Reichswegen folgende Bestimmungen angeordnet: 1) Für die im 8 3 Absatz 1 des Kunstbuttergesetzes vor geschriebene Bezeichnung der Gefäße und äußeren Um hüllungen, in welchen Margarine gewerbemäßig ver kauft oder feilgehalten wird, ist darauf zu achten, daß die Länge der die Inschrift umgebenden Einrahmung nicht mehr als das Fünfache der Höhe, sowie nicht mehr als 50 Centimeter und nicht weniger als 30 Centimer betragen darf. 2) Der Name oder die Firma des Fabrikanten ist unmittelbar über, unter oder neben der vorbezeichneten Inschrift anzubringen. 3) Die Anbringung der Inschrift erfolgt durch Einbrennen oder durch Aufmalen. In letzterem Falle ist die Inschrift auf weißem oder hellgelbem Untergründe mit schwarzer Farbe herzustellen. Bis zum 1. April 1888 ist es gestattet, die Inschrift auch mittels Aufklebens von Zetteln anzubringen. 4) Die Inschrift ist auf den Seitenwänden des Gefäßes an mindestens zwei sich gegenüberliegenden Stellen, falls das Gefäß einen Deckel hat, auch auf der oberen Seite des letzteren, bei Fässern auch auf beiden Böden anzubringen. 5) Die Vor schriften unter 1 und 2 finden sinngemäße Anwendung a) auf die beim Einzelverkauf der Margarine ver wendeten Umhüllungen mit der Maßgabe, daß die Länge der Einrahmung nicht weniger als 15 Centi meter betragen darf; b) auf die Bezeichnung der würfel förmigen Stücke mit der Maßgabe, daß eine Be-