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Insalge eines großen Brandes ist auf der Höhe von Pernam- buco das deutsche Vollschiff „Posen" gesunken. ZscbMcbe kftermimmen ru den kkgebnMen der Lancllagmakl. Im allgemeinen werden die Ergebnisse des ersten Wahl- gänges .ziemlich übereinstimmend beurteilt, nur »ach der Partei-stellung der einzelnen Blätter ln,innen verschiedene Stimmungen und Einschätzungen zum Ausdruck. Die offiziöse „Leipziger Zeitung" sagt: „Die Mehrheit der Konservativen ist bereits durch die gestrigen Wahlen aufgehoben worden. Tic Konservativen haben tt Kandidaten durchgcbracht und komme», wenn man Konservative, MtttelstandSvereinignng, Rund der Landwirte und Reformer zu- sammenreiht, in 22 .«reisen in Stichwahl. Im günstigsten Falle würde cd demnach die Rechte im künstigen^Landtage ans 30 Man date bringe» könne». Das -weite bez.M,nc»dc Ergebnis des gestrigen Tages ist ein starker Erfolg .Der Sozialdemokratie. Die Partei hat sich IN Mandate gesichert «nid steht in 53 Stich wahlen Selbst wenn diese aus der ganzem Linie gegen die Partei entschiede» werde» sollte», ist ihr eine Minderheit gesichert, die die Wachsamkeit der bürgerliche» Parteien in vollen Einspruch nehmen wird. Anders wie für die Konservativen und auch für die Sozial demokratie stellt sich das Ergebnis des Tages für die liberalen Parteien. Ginge man lediglich nach der Zabl der verlorenen Man date, so mststte man eine Niederlage des Liberalismus seststcllc». Tie Nationallibcralcn, die im alte» Landtag !!> Abgeordnete zählten, haben gestern nur 4 Mandate, die Freisinnigen nicht eins erhalte». Indessen stehen die Natlonallibcralen tu 30, die Freisinnigen tn 8 Stichwahlen, »nd wenn diese Wahlen für de» Liberalismus giinsttg auösallen, so kann gar noch eine Vcrmch- rung seiner Mandate cintrcte». Ausgeschlossen ist aber eine nur aus Nationalliberalcn und Freisinnigen bestehende «ammcrmchr- heii. — — — Das neue Wahlrecht hat der Sozialdemokratie, die cs nicht oft und laut genug als Vierklassenschmach verdammte, einen breiten Weg in de» Landtag eröffnet. Es hat aber auch das allge meine Interesse an den Wahlen »»d damit am Staatslcbcn ver mehrt. Wenn der Einzug jener Partei nun wieder das Gemein- bcwusttsein der bürgerlichen Gruppe» erstarke» läßt, so können ans de» hcistcn nnd nicht ohne Verluste geführten «ämpsc» des gestrigen Tages neue künftige Erfolge für die bürgerliche» Parteien herauSwachscn." Das „Chemnitzer Tagebl." urteilt unter der llcber- schrift „Der rote Landtag": „Noch ist er nicht fertig, der rote Landtag, aber die Gesahr eines solchen ist uns bereits deutlich genug vor Augen gerückt. Nicht, dast die Sozialdemokratie schon diesmal die Mehrheit in der «ammcr erringen könnte — das halte» wir trotz ihrer Betei ligung an 53 Stichwahlen für ausgeschlossen — wohl aber steht fast mit Sicherheit zu erwarte», dast sic zur stärksten Fraktion an wachse» wird nnd dast daher künftig kein Gesetz gegen sie zu stande gebracht werde» kann, wenn nicht «onservative nnd Liberale fest zusainmenstehen. Es zeigt sich also bereits, dast das neue Wahlgesetz sich als Schutzwall gegen eine sozialdemokratische Ucbcr- slnlnng der Kammer nicht bewährt hat. Wir haben während der Beratungen über die Wahlrechlssragc in eindringlichster Weise ror dem P ! u ra l s y st cm gewarnt und auf die bösen Erfahrungen bingewieic», die man in Belgien damit gemacht Hai, wo gleichfalls die Einführung des Mchrstimmenrcchics ein überraschendes An wachsen der sozialdemokratischen Wahlsiege zur Folge Halle. Es ist eine irrige Annahme, das, die Drei- und Vicrstinimcnwählcr sauit und sonders zu den bürgerlichen Parteien zu zählen seicn." Das „Meißner Tagebl." schreibt: «In der Hauptsache handelt es sich bei de» Stichwahlen um tonscrvative und nationalliberale Gegner der Sozialdemotratic, und da die bisherigen Wahlergebnisse die G e s a b r einer so zialdemokratische» U c b e r s l u i u » g der Zweiten «ammcr immerhin in das Bereich der Möglichkeit rücken, so werden hoffentlich nnnmehr die nationalen Parteien, der Freisinn cingcschlossen, die gegenseitige Rctämpsung ausgeben und sich geschlossen gegen den gemeinsamen Widersacher wenden, gegen die Sozialdemokratie, die mit den bisher errungenen 10 Sitzen bereits eine ausreichende, wenn auch ihre» Wünschen noch tauge nicht entsprechende Vertretung erlangt stat." Die nationalliberale „Chemnitzer Al lg. Ztg." be trachtet die Wirkung des neuen Wahlrechtes wie sotgt: „Das ist die beite Widerlegung der von sozialdemokratischer Seite immer wieder ansgestelltci, Behauptung, das neue Wahlrecht sei nicht viel besser als das frühere viel geschmähte, «eine Ver sammlung hat wohl in diesem Wahlkampfe staitgesunden, tu der nicht der Vorwurf erhoben worden wäre, die sächsische Regierung, der Landtag und mit ihm die darin herrschenden Parteien hätten auch Lurch das neue Wahlgesetz die politischen Bürger zum grossen Teile rntrcchtct durch dieses „niederträchtige" neue Wahlsystem, welches die Wähler in vier «lassen scheidet. In der «on>cq>ienz ihres früheren Verhaltens hätte nun die sozialdemviratischc Par tei auch diesem „niederträchtigen, die Massen entrechtenden" Gesetz gegenüber die Parole der Wahlenthaltung ansgcbcn müssen: Last sie es nicht getan hat, beweist, dast das Gesetz auch von ihr für nicht so schlecht gehalten wird, als cs in politischen Versammlungen mit so viel Aplomb gescholten worden ist. Ja, die geradezu über raschend grostc Wahlbeteiligung aus allen Seiten bedeutet eine überaus gute Note für das neue Gesetz." Die „Zwickauer Zeitung": „Vorläufig wollen wir nur noch bemerken, Last auch der linke Flügel der Konservativen durch bas Ausscheiden des Leip ziger Bauratcs Enke einen schweren Schlag bekommen hat. Auch die konservativen Abgeordneten Sanitätsrat Dr. Brückner lLeipzigi nnd Bürgermeister Dr. S c e tz c n iWurzcns, deren Na me» in den LaiidtagSverhandlungen oft genannt wurden, sind aus der Strecke geblieben. Freilich können wir nicht alle nennen, die gestern noch aus stolzen Rossen sastcn, dieweil sie heut' der poli tische Nasen deckt. Nur einen wollen wir noch ansührcu, der auch nicht wieder in die «ammcr zurückkehren wird: das ist der bis herige Präsident Dr. M c h n c r t, das neue Herrenhausmiigiied, der freiwillig von seiner «andidaiur zuriickirai. Damals yicst cs, das geschehe, weil der kluge Diplomat und Politiker selbst an sei ner Wiederwahl zwcislc. Der Wahlcrfolg hat diese Vermutung nicht bestätigt. Herrn Dr. Mehncrts konservativer Nachfolger, der Krcibcrgcr Landrichter Dr. Mangler, ist mit großer Mehrheit glatt gewählt worden." Die freisinnige „Zitl. Morgcnztg." schreibt mit fühl barer Befriedigung: „ Tie Freisinnigen dürfen mit dem Ausgang der Wahl zufricdc» sein. Der Führer der Freisinnigen Volkspartei in Sachsen Rcichstagsabgcordnctcr Günther hätte beinahe mit ab soluter Mehrheit über alle seine Gegner gesiegt — ein ersreulichcs Zeichen für das Verständnis, das i» unserem sächsischen Volke für eine entschieden liberale Politik lebt. Das treu bewährte freisinnige « l c e b l a t t Günther, Bär und Noch wird »ach den Stichwahlen ohne Zweifel wieder in den Landtag entziehen, hoffentlich verstärkt durch die übrigen süns freisinnigen. Männer, die »och de» Slichwahlkamps durch,;,isechien habcn," Dlnjtisch äußert sich natürlich die sozialdemokratische „Leivz. Volksztg.": „Tic Holienioiiensrcudc Hai nicht lange gedauert. Kaum zwei cinhalb Jahre. Tie niedcrgeriilcnc, nicdcrgclogcnc, niedcrvcr lcnmdetc Sozialdemokratie, sie steht heute kräftiger und mäw iiger da. denn je. Tie Gegner ziehen in regelloser Flucht eiligi. von dannen . . . Man soll sich darüber nicht iäuschen: cs waren eigentlich keine sächsischen Wahlen. Es waren Neichswahlcn. Die Motive sür ihre Abstimmung holten sich Sachsens Wähler aus der Reichspolitik, ans der Neichssinanzrcsorm." — Tann weiter: „Was die Sozialdemokratie angchi, so sind ihre kühnsten Erwar tungen nbcrirosse» worden. Man hatte in der Partei im ganzen auf 5 bis 6 «reise gerechnet. Jetzt sind cs ihrer allein im ersten Gange io. lind die Stichwahlen werden ohne Frage noch eine Anzahl Mandate hinziibringcn. Das iü mehr, als erwartet wer den ionnie. Wir lieben es nicht, uns Illusionen zu machen, und deshalb sprechen wir es ganz osic» ans, dast unter den sozial demokratischen Stimme» sehr viele svge » a n nie Ni i t l ä » fe r stecken. Viele „nationale" Männer, selbst dentschnalionale Hand lungsgehilfen, Privntgiizcstelltc »nd selbstverständlich auch Beamte haben rot gewählt. Däs ist nicht eine Herabsetzung des Steges, es beweist viclmcbr, dast die Sozialdcniolratic wiederum die Partei des allgemeinen Vertrauens geworden ist, dein sich die Wäh ler den Hoticntoltcnschleim von den lctzien NcichstagSwahlen her gründlich ans den Augen gewischt haben, dast die nationale Phrase ausgcspiclt hat und die «ünslc des Reichsocrbands — Jakob, wo bist dn? — nicht mehr ziehen." Neuerte vrahtmelüungen vom 23 Oktober. Aus dem Mansfelder Strcikrcvier. .Halle a. S. sPriv.-TelI Ter Streik bei den Mansfelder Gewerkschaften hat sich weiter ausge dehnt. Es fehlen heute 9590 Mann. In Hcttstedt kam es gestern abend infolge des Streits zu großen Menschen ansammlungen, die eine drohende Haltung cinnahmen. Mi litär rückte gus und trieb die Angesammelten auseinander. Zwölf Personen wurden verhaftet. Die Reise dcö Zaren nach Italien. M o d a n c- Ter Kaiser von Rußland Vst heilte srüh ü?,i Uhr hier «ingctrosfen und hat kurz darauf die Reise fortgesetzt. Paris. sPriv.-TelI In Belfort erwiderte der Zar die Ansprache des Präsekten wie folgt: „Ich freue mich, französischen Boden zu betreten. Diese Reise nach Italien bereitet mir wirklich großes Bergungen und nicht die geringste Ermüdung. Auch mein Appetit läßt nichts zu wünschen übrig." Iswolskt und General Massaloss er klärten dem Korrespondenten des „Echo de Paris", daß die Anwesenheit des Zaren ans französischem Boden die lln- veründerlichkeit der russischen Tendenzen klar darlcge. Weiler will der Korrespondent erfahren haben, daß wäh rend des Gespräches im Abteil zwischen Frankfurt und Burne der Zar sich mit dem Prinzen Heinrich von Preußen und dem Grvßh erzog von Hessen lediglich über Familienangelegenheiten unterhalten habe. Hierbei habe der Zar erklärt, daß von einer schwierigen Operativ» der an einer Wanderniere leidenden Zarin nicht die Rede sein könne. Xunu «na Äiz;en;cbatt. -f» Wochcu-Spielpla» der König!. Hofthcater. Opern haus. Sonntag: „Götterdämmerung". (4.) Montag: „HossmannS Erzählungen". ti-sI DicnStag: „Ter Evangelimann". 0s>8I Mittwoch: „Der fliegende Hollän der". t',28.» Tonnerstag: „Elektra". <1/38.» Freitag: „Die Meistersinger von '.Nürnberg". sOI Sonnabend: „Fideliv". <f48.i Sonntag MI: „Amelia". O/28I Montag <1. NvvI: „Tannhäuscr". (7I — Schauspielhaus. Sonntag: „Robert und Bertram". 0-8I Montag: „Der Gras von Gleichen". P/--8I Dienstag: „Des Pfarrers Tochter von Strcladors". tZsOI Mittwoch: „Donna Diana". P/28I Donnerstag: „Iphigenie auf Tauris". O/28I Freitag: „Ncvolutivnshochzeit". P/28I Sonnabend: „Ein idealer «Hatte". tl 'OI Sonntag MI: ,-Götz von Bcrlichingen". t'.ü^I Montag U. NovI: „Hervdes und Mariamnc". lfs>8I 1 * König!. Opernhaus. E r st e s S i n >f 0 n i e k 0 n z e r t der G e n e r a l d i r c k t i 0 n der König!, musikali schen Kapelle und de,x Hvstbeater. Berlivz' dt.vmplionte- kontgotigno stand an erster Stelle. Bon Zeit zu Zeit begegnet man dem Werk trotz seiner grotesken Bizar rerien und unmnisikalischen programmatischen Tendenzen gern wieder im Konzcrtsaal. .Freilich klassische Mmsik ist das nicht, vielmehr äußerlich interessant, fesselnd, aufregend usw. Heute ist's unverständlich, wie sich Berlivz, der Efsekt- hascher, für einen Nachfolger Beethovens halten konnte. In seinen Memoiren erzählt er, Goethes Faust lxibe mächtigen Einfluß aus die phantastische Siusvnte gehabt. Aber Goethe hätte sich sicher hüslichst bedankt für ei» Programm, in dem ein junger Künstler anö unglücklicher Liebe lsich vergiften will, aber zu wenig Opium nimmt, und in einen Ranich verfällt, wo er alle früher durchlebten.Phasen seiner Leiden schaft nochmals im Traume voriibcrziehe» sicht, um schließ lich in einem vrgiaslisckicn Taumel das Bild seiner Liebe in den Kot z.» zerren. Da hatten Berlivz' Landsleute schon eine feinere Spürnase und -bezeichneten ihn als den Victor Hugo der Musik. Von de» deutschen Nvmantilern trennt Berlivz eine tiesc Kluft: diese leiben und.weben in einem Uebcrschwang von Gefühl und Innigkeit, Berlivz' Kunst ist dagegen intellektuell, sie wendet sich in erster Linie an den Geist. Erst mutz der Hörer seine Geschichte lesen, um dann bewundern zu können, .wie schön und geistvoll der Ton- sctzer das in Musik übersetzt hat. Daß dabei in der Musik viel flammendes Temperament und prasselndes Feuer durchschlägt, viel melodisch Schönes und für den Ausdruck ungemein Charakteristisches sich findet, ein reger Sinn sür instrumentale F-arbswirkunge» sich offenbart, tut nichts. In erster Linie wendet sich die Musik an die Empfänglichkeit des Geistes und nicht die des Herzens. Und das ist die Achillesferse der Kunst Berlivz', .wie jeder Programmusik. Schuch widmete dem Werke seine ganze Sorgfalt und brachte es. wie alles, wo es den Effekt gilt, geradezu meisterhaft. Namentlich die seinen Schattierungen in der Dynamik holte er ganz unvergleichlich heraus. Schuch greift nirgends niit derbem 'Naturalismus zu, sondern mildert alle reali stischen Rauheiten mit glättender Hand. Freilich offenbart sich als Kehrseite davon ein gewisser Mangel Lei den lapidar hingcivorfcncn Stellen, denen seine Auffassung nicht di. ganze ihnen innewvhnenüe Wucht gibt- Als Solist trat Herr Scrgci Kusscwitzly mit dem Kontrabaß aus und spielte eine Umarbeitung von Mozarts Fagottkonzert. Herr Kusseivitzkii vollbringt auf seinem Instrument das Menschenmögliche und kann für seine vollendete Technik jedes Lob in Anspruch nehmen. Freilich, die Technik ist nicht der Zweck der Kunst. Und das Kunststück ist der ärgste Feind der Kunst. Was kann man aber aus dem Kontra baß stilistisch anders oollführcn als Kunststücke? An Tiefe und Innerlichkeit kann er nichts licrgcbcn außer ein rniar gut klingenden singenden Tönen. Die Saiten sind für ein feines Spiel zu dick, der Ton zu rauh, die Applikation zu un handlich. Zu welchem Zweck spielt man eine» Solotontrabaß, wenn der Eindruck beim Publikum ist. Gott, das klingt wie ei» Cello, das klingt wie Bratsche? Der Kontrabast ist nicht zum Bratschenspiel da. Das Gewimmer in den hohen Lage» ist unnatürlich und spannt das Gehör ziemlich schnell ab. Es ist, als ob ei» großer bärtiger Mann als Kuriosität einen Abend lang in der Fistelstimme Geschichten erzählen wollte. Eins wie das andere gehört, offen gestanden, dahin, wo mit Metallstäben und Weingläsern und sonstigen unmög lichen Gegenständen Musil gemacht wird — ins SpeziaU- tätcn-Thcater. Den Beschluß des Abends bildete Tschai- kowskyö Ouvertüre zu Romeo und Julia, ein Zwitterding zwischen programmatischer .»nd absoluter Musik. Für erstere ist daS Programm nicht genug anschaulich und scharf Umrissen, gegen eine Bewertung als reines Musikstück spricht die etwas vage formale Beliandluiig und lässige Logik der Entwicklung. Auch der musikalischen Abschildc- rung wohnt nicht genügende anschauliche Kraft inne, um wirklich programmatisch wirken zu können. Dagegen lieben sich, musikalisch betrachtet, die Gegensätze deutlich voneinan der ab, im erste» .Haiiptthema lobt etwas von asiatischer Wildheit, im zweiten etwas von süßem, weichem, melodischem Schmelz. Worinnen die starte Seile des Werkes zu suchen ist. Herr Kntzschbach löste Herrn v. Schuch in der Direktion des Konzerts und der Ouvertüre ab nnd brachte namentlich letztere sehr temperamentvoll. Gut. recht gut hätte es sich gemacht, wenn man in dein Sinfvniekonzcrt, das ausgerechnet am 69. Todestage Ludwig Spohrs statt- fand, zum ehrenden Andenken dieses Meisters eine Sin fonie und ein Violinkonzert aufs Programm gesetzt hätte. L. v. Im Buchgcwerbcmttseum i» Leipzig werden am 24. Oktober d. I., gelegentlich des Stiftungsfestes, neue W a n d m a l e r c i c n v 0 n P r 0 s c s s 0 r S a s ch a q eh » c t- der der Ocfsentlichkcit zugänglich. Das Werk deckt die vierte Wand der Gntcnberg-Hailc: den übrigen Teil des Hauses istgi Sascha Schneider bereits vor etwa 10 Jahren ausgemalt. Die letzte Arbeit schuf Schneider diesen Som mer an Ort und Stelle. Es stehen sich, ähnlich wie auf des Künstlers Wandgemälde in der Universität Jena, zwei Gestalten gegenüber, zwei s Meter große, nackte, fanfaren blasende, kräftig-schöne Jünglinge, von der Luft gebräunt und in reichem Goldschmuck. Der Fall Fcrrcr, der Goethe-Bund und Goethe. „Freilich bi» ich kein Freund des revolutionären Pöbels» Ikekmilrii' SiMm!