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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmann. V 1.» Erscheint mit «utnabmt der Sonn- und Festtage täglich Abend» und ist durch alle Postanstalten zu beziehen. Dienstag, den 24. Februar. Preis für da» Vierteljahr l Thaler. Insertion».Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile I Reugroschen. 18S7 Nichtamtlicher Theil. U,d-is>chl. Tage-geschichte. Telegraphische Nachrichten. — Wien: Einführung eines neuen Paßsystems. Zollfreiheit für mechanische Webstühle. EisenbahnconcessionSertheilung. Die bevorstehende Rückkehr deS Kaiserpaars. Der Gewerbe gesetzentwurf soll zurückgestellt sein. Diplomatische Ernen nung. — Aus Tirol: Petitionen für Einrichtung eines protestantischen Gottesdienstes. — Mantua: Näheres über den Conflict zwischen einem Offizier und einem Bürger. — Berlin: Der Weiterbau der Ostbahn bis zur russischen Grenze. Steigerung in den ZollvereinSeinnahmen. Er nennung. vr. Wichern. — Lindau: Schwimmende Eisenbahnen. — Frankfurt: Von der Bundesversamm lung. — Bremen: Constituirung des „Norddeutschen Lloyd". — Paris: Depeschen aus Persien eingetroffen. Ein Angriff auf Euba befürchtet. Erläuterungen über die Convention bezüglich der österreichischen Besitzungen in Italien. Trockenlegungen. — Bern: Zur neuenburger Angelegenheit. — London: Aus den Parlamentsver handlungen. koral- und ProviuZalau-eltgeuheiteu. Dresden: Volksspeiseanstalt. Brodpreise. Ertrag der SubscciptionS- bälle.— Leipziz: Schulangelegenheiten.— Chemnitz: Geschäftsbericht der Sparkasse. Eine Actienspinnerei und eine Actienbierbrauerei.— Zwickau: Sparkaffenbericht.— Zittau und Hirschfelde: UuglückSfälle. Oeffentliche Gerichtsverhandlungen. (Dresden. Au gustusburg.) TageSgeschichtt. Telegraphische Nachrichten. Paris, Sonntag, 22. Februar. Gestern Abend fand im „Hotel Louvre" ein großer Ball zu wohl- thätigem Zwecke für die in Paris anwesenden Deutschen statt. Die diplomatischen Gorps sämmtlicher hier ver tretenen deutschen Staaten, auch mehrere Diplomaten nicht deutscher Länder haben demselben beigcwohnt. Die heutige Passage war ziemlich belebt und die Haltung eine sehr feste. Die 39b eröffnete lzu 70, hob sich auf 70,IS, sank 70^10 und w«»d« schließlich zu 70,IS gehandelt. 0C Konstantinopel, 13. Februar. Die Pforte qiebt daS Vorhaben, 10,000 Mann nach den Fürstenrhümern zu senden, auf und beschränkt sich bloS auf die Erklärung, im nöthigen Falke die zwischen Rustschuck und Silistria concentrir- ten Truppen dahin gehen zu lassen. Der Hat- Humajum soll mit aller Thatkraft überall in Wirksamkeit gesetzt werden. Rifaat Pascha ist gestorben. Kabuli Efendi bringt den Ferman sä lioc nach Jassy, Kiamil Bey nach Bukarest. Emil Baltazzi hat mit der Pforte ein Anlehen von 10 Mill. Piaster, in zwei Jahren rückzahl bar, abgeschlossen. Die persische Armee ist wegen de s langen Soldrückstandes unzufrieden. Die Mutter des Schahs ist für den Frieden mit England. 06 Athen, 14. Februar. KontostaoloS w'urde zum Präsidenten der Kammer erwählt. Zwei englische Schiffe sind angekommen, die Truppen abzuholen, ein französisches wird stündlich zu diesem Zwecke erwartet. Wien, 22. Februar. Die heutige „Wien. Ztq." ent hält in ihrem amtlichen Theile folgende wichtige kaiserl. Ver ordnung, wirksam für alle Kronländer, über die Einfüh rung eines neuen Paßsystem-: „In der Absicht, dem Personenverkehr in Meinem Kaiserreiche die möglichsten Erleichterungen zu gewähren, habe Ich nach Ein vernehmung Meiner Minister und nach Anhörung Meines Reichs- ratheS befunden, für daS neu einzuführeude Paßsystem als Grund lagen folgende Bestimmungen festzusetzen s 1) Alle Paßrevistoncn haben sich künftig auf die Grenze deS Staatsgebietes zu beschränken, eS hat daher im Innern desselben von den bisherigen Vorweisungen, Vidirungen und amtlichen Hin terlegungen der Reisepässe an bestimmten Orten abzukommen. 2) Den Inländern sind alle zulässigen Erleichterungen zur Er wirkung von Reisepässen ins Ausland zuzuwenden und für den Verkehr im Jnlande sind LegitimationSkarten einzuführen. 3) Zum Behuf« der inner» Aussicht ist das Meldungswesen entsprechend einzurichten und gehörig Handzuhaben. Hiernach habe Ich Meinen Ministern und Ecntralstellen, die eS betrifft, insbesondere auch Meinem Armee-Oberkommando in Bezug auf daS Militär und auf die Militärgrenze die Weisung er- theilt, die zur Durchführung dieser Meiner Anordnung erforder lichen paßpolizeilichrn Vorschriften zu erlassen und in Vollzug zu setzen. Mailand, den 9. Februar 1857. Franz Joseph. Graf Buol - Schauenstein. Freiherr v. Bach. Ritter v. Toggenburg. Freiherr v. Kempen, Frldmarschallleutnant. Freiherr v. Bam berg, Generalmajor." (Die betreffenden Ministerien haben bereits die deSfallsige Ausführungsverordnung erlassen, woraus ersichtlich ist, daß di, gedachten Erleichterungen im Paßwcsen bereits mit dem 15. März d. I. in Wirksamkeit tretem) — DaS amtliche Blatt veröffentlicht ferner eine Verord nung der Minister der Finanzen und des Handels, nach welcher während der Dauer von 5 Jahren s) mechanische Webestühle, sei es zur Anwendung menschlicher Betriebskraft (sogenannte Regulatoren), sei eS zur Anwendung anderer BctriebSkräfte, b) Rundstühke für die Verfertigung von Wirkwaaren, c) die zur Zubereitung tzes Garn- für die Ver arbeitung auf mechanischen Webestühlen oder Rundstühlen erforderlichen, ein nothwendiges Zubehör zu denselben bilden den und zugleich mit diesen eingehenden mechanischen Vor richtungen, zollfrei aus dem Ausland, in das allgemeine Zollgebiet ring,führt werden dürft«».-ö»—Diese Bestimm«»- gen haben im lombardisch - venetianischen Königreiche mit je nem Tage, welcher von der internationalen Zollcommission in Mailand festgesetzt wird, in den übrigen Kronländern aber vom 1. März d. I. angefangen, in Wirksamkeit zu treten. — Weiter wird amtlich angezeigt, daß mit allerhöchster Entschließung vom 6. Februar d. I. dem Großhändler Leo pold Ritter v. Lämel in Gemeinschaft n»it Ihren Durchlauch ten den Fürsten Clemens Lothar von Metternich-Winneburg, Alfred zu Windischgrätz und Maximilian Thurn und Taxis die definitive Bau- u. Betri,bSconcession für eine Locomotiv- eisenbahn von Prag nach Pilsen bis an die bayrische Grenze nebst einer Flügelbahn von Hollaubkau nach Radnitz und Wegwanow, dann von Pilsen nach Eger bis an die bavrische Grenze, und von Pilsen nach Budwei«, sowie von Eger nach Karlsbald verliehen worden ist. Wien, 21. Februar. (Ostd- P.) Der kaiserl. Hof bricht in den ersten Tagen des nächsten Monats von Mailand auf, um auf direktem Wege in unsre Stadt zurückzukehren- Der Herr Minister deS Aeußern, Graf Buol, hat in der Stunde, wo wir dies schreiben, Mailand bereits verlassen, um nach einigen Awischenstationen binnen kurzem in dem Hotel deS auswärtigen Amtes einzutreffen. Freiherr v. Bruck wird sogar schon Montag hier erwartet, und auch die Ab wesenheit des Herrn Ministers deS Innern dürfte nur eine noch sehr kurze sein. Die nächsten Wochen werden jeden falls in allen Zweigen der StaatSgeschäfte eine sehr belebte Epoche bilden. In Bezug auf die auswärtigen Angelegen heiten wird die Rückkehr des Staatsmannes, der an ihrer Spitze steht, wieder neueö Leben in die Arbeiten der Diplo matie bringen. Wichtige und umfassende finanzielle und national-ökonomisch« Fragen, die.'seit längerer Zeit in der Schwebe sind, werden jetzt ihre Entscheidung erhalten. Vor allem Andern aber dürfte die Vollendung der innern Orga nisation d,S Reiches, die großen Probleme der Landes- und Gemeindevertretungen ihre Lösung von den nächsten Mo naten erwarten. — Nach einer Mittheilung der „Allg. Atg." soll der Ent wurf eines neuen GewrrbegesetzeS auf 5 Jahre zurückge- legt sein. — Die von der „Allg. Atg." gebrachte Nachricht, als sei eS im Werke, den Kreis Trient von Tirol zu trennen und mit dem lombardisch - venetianischen Königreiche zu verschmelzen, wird von der „Oest. Corresp." als eine durchaus falsch« be zeichnet. — Eine telegraphische Depesche der „Allg. Atg." meldet: Baron Koller ist zum Gesandten nach Berlin, und an dessen Stelle der Ministerialrats) v. Liehmann zum österreichischen Bevollmächtigten in der Donaufürstenthümercommisfion er nannt worden. Aus Tirol, 18.Febr- (A.A.) Bekanntlich ist eS in unserm Kronland nur der KreiS Vorarlberg, dessen Bevölkerung nicht ausschließlich dem katholischen CultuS angehört; die lebhafte industrielle Thätigkeit hat daselbst schon seit längerer Zeit eine nicht unbedeutende Anzahl protestantischer ReligionSgenoffen herangezogen, aus denen sich namentlich di, Arbeiterbevöl- kerung in den Fabrikorten zusammenseht. Soviel un« be kannt, war denselben jedoch bisher weder di« Errichtung eines BethauseS noch die Beiziehung eines Seelsorgers gestattet, obwohl da» Bedürfniß sich täglich fühlbarer gestaltete. Gegen wärtig schien die Erfüllung dieses Wunsches leichter erreich bar. Die Gesammtheit jener ReligionSgenoffen hat sich des halb vor kurzem an daS evangelische Consistorium in Wien mit der Bitte gewendet, ihnen die Erlaubniß zur zeitweiligen Beiziehung eines Pastors aus der benachbarten Schweiz, oder zur Errichtung eine» selbstständigen Pastorat» zu erwirken. Wie wir hören, wurde der letztere Wunsch von dem Consisto rium bei der Regierung befürwortet, und deren Entscheidung, für welche vorzüglich da» Votum unsrer politischen Landetzbe- hörde maßgebend sein dürfte, demnächst gewärtigt. Aus Mantua theilt die „Allg. Atg." aus einem Privat briefe über den bereit» mehrfach erwähnten Conflict zwischen einem k. k. Offizier und einem dafigen Bürger Folgende» mit: Wie überall, bildeten sich auch hier in der Oper Parteien für und gegen die Prima-Donna. Bor einigen Tagen wurde diese von der Partei ihrer Anhänger — den Offizieren — beklatscht, von der Gegenpartei aber auSgezischt. Dies gab Veranlassung, daß ein Leutnant von Aodl-Jnfanterie einem hinter ihm stehenden zischenden Ctvilisten sagte: „Sie haben gar keinen Begriff von Musik!" — „Warum?" — „Weil Sie zischen!" Damit war'S für den Moment auS Die Umgebung aber hatte das Wechseln dieser wenigen Worte bemerkt. Der Civilist, Thierarzt Bianchi, wurde umrungen und gefragt, was e» gegeben habe, und wahrscheinlich aufgr- muntert zu Dem, was er später ausführte ; denn nach einiger Zeit drängte er sich wieder an den Offizier, auf eine Weift, daß dieser, Leutnant M., ihn fragte: „Wollen Sie wa» von mir?" — „Allerdings; Sie haben mich beleidigt, und sind mir Genugthuung schuldig." M>antwortete: „Sehr gern!" Feuilleton. Dresden, 23. Februar. Zweite» Theater. Die Kotzt' bue'sch, FastnachtSpoffe „Pachter Feldkümmel von TippelS- kirchen" hatte gestern eine große Menge Schau- und Hörlustiger angelockt und die Räume deS HauseS waren gefüllt, je höher hinauf, desto dichter, und auch Mancher, der in den Elassikern mehr zu Hause, als im Kotzebue, und an Kunstgenüsse edler Art gewöhnt, war doch begierig gewesen, einmal etwas Derartige» zu schauen. DaS Stück wurde möglichst rund und frisch gespielt. Herr Krilling, welcher die Titelrolle übernommen, gab der Lach lust treffliche Nahrung und fast unaufhörlich erschallte Gelächter turch daS HauS. Gewiß, daß, wer nicht mir ästhetischem Zucker werk sich den Magen verdorben, gestern gern auShielt und ein paar derbe Späße mit in den Kauf nahm. Mit großem Fleiß« spielte Herr Herrmann in der Rolle deS Schmerle, doch scheint die Beweglichkeit, die sie erfordert, und die Komik nicht seine Sache zu sein. Der Gast, Fräulein Th. Götze (Sabinchen), ba»re indeß in dem Stücke nur sehr wenig zu thun, doch sah man bn ihrem kurzen Auftreten Eoubrettengewandtheit genug. Fräul. Berthold al» Henriette gewährte durch ihr maßvolle- und ge winnendes Spiel dem Schauenden in drin Gewirre von Scherz und Spaß einen willkommenen Ruhepunkt, wie überhaupt die ganze Scene in dem Erziehungsinstitute mit Glück und ergötzlich dargestellt wurde. H Zwickau, 22. Februar. Don dem Wunsche geleitet, die zahlreichen, in den Kirchen, auf dem Rathhause und der Schul bibliothek unsrer Stadt zerstreuten, zum Theil geschichtlich werth vollen Alterthümer an Gemälden, Epitaphien, Holzschnitzereien, Waffen u. dgl. zu sammeln und vom Untergange, welcher ihnen an ihren jetzigen, zum Theil ungeeigneten Aufbewahrungsorten droht, zu retten, haben sich in weiterer Verfolgung der hierzu von Herrn Rector Rüdiger, Mitglied deS sächsischen AlterthumS- Vereins, in einer am Geburtstage Sr. Majestät de» König» ge haltenen Festrede gegebenen Veranlassung am 19. d. M. einige AltrrthumSfreunde hier zu einem „Zwickauer AlterthumSverein" constituirt, dessen Mitglieder für die angegebenen Zwecke mit Rath, That und namentlich Geldbeiträgen zu wirken sich ver pflichtet und Herrn Rector Rüdiger zum Vorsitzenden de» Ber- einSauSschusieS gewählt haben. Behufs der zweckmäßigen Auf stellung der kirchlichen Bild- und Schnitzwerkr soll zunächst unter zu vrrhoffender behördlicher Unterstützung die sogenonntr Götzen kammer der Marienkirche in Stand gesetzt werden, während für die weltlichen Ueberreste der Vorzeit die Rüstkammer deS Rath- hauftS hierzu auSersehen ist. Der Verein, bei dessen Begründung eine Anzahl sehr interessanter Antiquitäten, welche jedoch sämmt- lich der conservirenden Hand sehr bedürftig erschienen, zur Stelle gebracht und ein Verzeichniß der übrigen hier befindlichen, so weitste bis jetzt gekannt, von unserm durch seine „Zwickauer Chronik" rühmlich bekannten Mitbürger Herrn vr. Herzog vor getragen wurde, giebt sich der Hoffnung hin, daß die in diesen Tagen gemachten schwachen Anfänge mit den Jahren zu einem städtischen Museum führen sollen, denen ähnlich, deren sich bereits mehrere größere Städte de» Vaterlandes erfreuen. Möchte eine andere Hoffnung, nicht der Conservirung, sondern der Devastirung eines hiesigen AlterthumS geltend, ebenfalls, wo möglich früher, in Erfüllung gehen — die Schleifung de» einzigen noch vorhandenen Stadtthore» mit Thun«, de» Frauen- thore». Diese höchst plumpe Reliquie de» 17. Jahrhundert» welche weder historisch noch architektonisch von einigem Werth« ist, wohl aber die einzig« Einfahrt zur inuern Stadt vom Bahn hofe her bedeutend verengt und der Kraurngaffe Luft und Licht schmälert, hat zrither als Archivlokal für dtt» anstoßende vor malige JustizamtSgebäude gedient, bi» erstere» nruerding» in da» BezirkSgerichtSgebäude verlegt und damit da» vermeintliche einzige Hinderniß seiner Abtragung beseitigt worden war. Leider «ber scheint in dem Kostenpunkte der Abtragung und eine» damit ver bundenen Echleußenbaue», worüber die städtischen Kollegien mit den stScalischrn Behörden sich nicht einige» können, ein neue» aufzutauchen und die bereit» 1844 stark in Frage gewesene und seitdem ungleich dringender gewordene Ausführung abermals in ungewisse Ferne hinavSzurücken. Literatur. Dresden. Crmuthigt durch die Aufnahme de» zum Besten der „Schillerstiftung" herauSgegebenen lyrischen Sammelwerke» „Dichtrrstimmrn der Gegenwart", wovon in der kurzen Zeit von zwei Monaten mehr «I» tausend Lremplare ver griffen wurden, beabsichtigt Herr vr. Karl Weller, von diesem Jahre an ein „Jahrbuch deutscher Dichtung" erscheinen zu lassen, dessen Ertrag zur Hälft« gleichermaßen der Unter stützung hilfsbedürftiger verdienter Schriftsteller und deren Hinterlassenen gewidmet sein wird. E« soll darin alljährlich die gesammt« deutsch« (sowie auch deutsch-amerikanisch«) poetische Originalliteratur de« vorhergehenden Jahre» zusammengefaßt und zur Darstellung gebracht werden. Der Inhalt zerfällt in zwei Abtheilungen. Der eine Theil wird eine sorgfältige »u«. wähl de» Besten au» der lyrischen Production de» Jahre» bringen, aber nur Dichtungen, dir bereit«, fti «» in eignen