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Bischofswerda, Stolpen und Umgegend^ Amtsblatt de« köuigl. Verichtsamteo und de« Stadtrathe» z» Dischssoserda. Wetz Seitschrift erscheint »Schmtüch zweimal, Mittwoch« und S»»««ho»dS, und kästet viertetzährlich 12j Ngr. Inserat« werden dir gespaltene Seile »der der«, «am» mit S Pf., Lnzeigta unter vier Seile» mit 2j «gr. berechnet. MM Mittwoch, de« 1L. November. I186L Em Blick auf Griechenland. Da» „edle' Volk der Helenen, sagt der „V. A.', für dessen Befreiung von» Joche »er Türken vor vierzig Jahren die ganze klassisch gebildete Welt schwärmte, dichtet», sammelte und (sehr vereinzel«) focht, hat als» in den jüngst verstossenen Tagen binnen dreißig Jahren sein» neunte oder zehnt« Revolution gemacht — durch schnittlich alle drei Jahre eine — seinen König ver jagt und eine provisorische Regierung eingesetzt. Da ist der würdige Dank dafür, daß König Ludwig von Baiern vor 30 Iahten Millionen bairischer Zwanzig kreuzer und viel edle» deutsche« Blut — von einem nach Griechenland geschickten bairischen Bataillon« kam infolge de» Klima'« kaum ein Mertheil zurück — auf gewendet hat, um «ort eine deutsche Dynastie zu grün den und au» dem verwüsteten Lande und verwilderten Volke einen gesitteten Staat zu machen, und nachdem die» au» dem Gröbsten gelungen, benutzen oder veran lassen die edlen helenischen Palikaren und Klephten (auf deutsch Raufbolde und Räuber) eine Vergnügungs reise ihre» König« Ott», lassen die neueste, wohlvor- bereitete Revolution lo» und — die Zahl der vertriebe nen gekrönten Häupter ist abermals um ein« vermehrt. Wir glaube« nicht nöthig zu haben, un» den Kopf zu zerbrechen, au« welchem Grunde die» geschehen sei» möge. Wa« man von der Unpopularität der bairischen Dynastie schwätzt, weil diese »en Fortschritt (vir Ver« größerung?) Griechenland« nicht begünstigt habe, von »er Kinderlosigkeit de» KönigSpaare» ,e. — klappt nicht, denn »ie» sind leere Vorwände. Auch Rußland hat ohne Zweifel die»mal nicht gehetzt, denn diese» Reich hat in seinem Innern gegenwärtig zu viel zu thun, um die alten Träume aus »en Thron von Byzanz in ver- wtrklicheaden Angriff nehmen zu können; r« liegt viel mehr auf der Hand, »aß »iesem in »er Wiedergeburt begriffenen Staate »le neueste Verwickelung im «ly rischen Dreieck eun so unpassender gekommen sein werde, al« e» nicht einmal mehr eine Poatu»flottr hat. Eben- so ist Frankreich zur Zeit in Merit» zu tief verbissen, in Italien zu stark verfahren, al» daß di« neuesten griechischen Händel ihm gelegen kommen könnten. Von England ist «» endlich bekaant, daß e« über »en ge genwärtigen Stand der Türkei die Hände hält^ wie eine Henne ihre Flügel über die Küchlein. Nein, nein, die Grieche« selbst, vielleicht noch in Kompagnie mit italienischer Wühlhuberei, haben unserer Ansicht nach allein ihr neueste« RevolutioaSftück gespielt. Ueber da» ganze Griechen»»!! im eigentlichen Griechenlande, auf »en jonischen un» alten griechischen Inseln de« Archipel«, in Thessalien, Makedonien »., wo nur immer Griechen leben, ist die Hetärir, der geheime po litische Freunischafisbund verbreitet, der schon längst die Wiederaufrichtung eine« griechisch - byzantinischen Reich» mit der Hauptstadt Konstantinopel und die Ver treibung der Türken au« Europa bezweckte. Während de« Krimkriege« machten die Griechen, wie bekannt, Versuche, diesen Seranken zu verwirklichen, selbst König Otto war gezwungen, die Vergrößerung-gelöste seiner Unterthanen scheinbar oder wirklich zu theilen, bi» französische un» englische Truppen und Schiffe in Kurzem den Griechen da» Handwerk legten. Wahr scheinlich erschien »er gegenwärtige Zeitpunkt dem alten Erzwühler Griva« und Genossen günstig, ihre Plane wieder aufzunehmen. Wie nun weiter? Bei allen gelungenen Revolu tionen hängt anfänglich der Himmel voll Geigen, bi« hinterher »er hinkende Bote und da« Kratzen hinter den Ohre« kommt. König Otto wird protestiren und an dir Großmächte appelliren, »ie ihm sein Königreich ebenso, wir den Gläubigern von Griechenland da« An leihen von 60 Millionen Franken gewährleistet haben. Staattrechtlich, da« weiß ein Kind, ist der Thron von Griechenland nicht erledigt, wenn auch »er König ver- triebrn ist. Ob aber »ie Großmächte — hier Frank reich, England un» Rußlan» — Neigung haben wer den, den vertriebenen König mit Gewalt wieder auf seinen Thron zu setzen, da« ist eine andere Frage. Nicht blo« heut zu Tag«, sondern schon lange fragen die Mächtigen der Erve nicht allemal nach dem ge schriebenen und verbrieften Rechte (vergleiche Italien), sondern sie richten sich sehr häufig nach dem ksit avvowpll, nach „der vollendeten Thatsache' und beant worten sich zuerst »ie Frage, ob e« in ihrem Nutzen sei un» zu ihren sonstigen Zwecken pass«, wenn sie »iesem Gewichte der T Hatsachen Rechnung tragen, d. h. die Dinge nehmen, wie sie sind. Daß englische un» französische, österreichische un» italienisch« Kriegsflotten Siebzehnter Jahrgang.