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Sonntag, de» 26. Juni 1804. «r. 146. 54. Jahrgang. > folgenden Tag und Quartal Mk. frei in's Haus. Vochentag abends für den >urch die Austräger pro durch die Post Mk 1.82 Hoh-rrstew-GMstttMt, Mertmigmitz, Gersdorf. Agau, Hermsdorf. Kernsdorf. HMgenbcrg, Fallen, Langenchursdors, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Urspmng, Erlbach. Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappe!, Grumbach, St. Egydien, Hüttengmnd u. s. m A nTtsblcktt für das KönizNche Amtsgericht and den Ltadtrat zn Hohenstein-Ernstthal. Organ alle« OeinenrössVsVN»altnngsn Rss nnrfregenöen OVtst^aften. nehmen außer der Expedition aucb die Austräger cur/ W W M /M M MM W^, dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- vM Expeditionen solche zu Originalpreisen. Montag, den 27. Juni d. I., abends 8 Uhr sollen i« Gasthof zum Lamm hier die zu dem Abwalze« der Nutzung- und Ursprungerstratze «ölige« Ta«d- U«d KieStteferu«ge«, sowie die erforderlichen Waflerfuhre« an den Mindest» fordernden vergeben werden. Oberltt«gwitz, am 25. Juni 1904. Der Gemeiudevorftand. Lieberknecht. Bekanntmachung. Der am 15. Juni 1904 fällige II. Termin Gemeindcanlagen ist spätestens bis zum 3«. Juni 1S04 an die hiesige Gemeindetasse bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist vorzunehmenden Zwangsmittel abzusühren. Gersdorf, am 14. Juni 1904. Der Gemeindevorstaud. Göhler. Aus dem Reiche. Arbeiter beim Grafe« Posadowsky. Der Staatssekretär der Innern Graf Von Posadowsky hatte am Donnerstag eine Reihe von Arbeiter« zu sich geladen, die gegenwärtig eUcn sechswöchige« Ausbildungskursus m B r in unter Leitung von Oic. Momm besuchen. Der KarmS ist vom Gesamtvcrban» evangelischer Arbeitervereine Deutschlands mit Unterstützung der soziale« Geschäft stelle für da» evangelische Deutschland, des Bureaus für Sozialpolitik, des Evangelifch-sozislen Kon«r-ff:« und der Freien kirchlich-sozialen Konferenz veranstaltet ES mag wohl das erste Mal gewesen sein, daß Textil arbeiter, Fabrikarbeiter, Schneider, Fleischer, Maurer und Schriftsetzer Gälte in eimm Ministerhotel der Wilhelmstraße in Berlin waren. Erschienen waren 41 Teilnehmer, 22 Hospitanten und 17 Dozenten. Aus eine Promenade durch den Garten folgte ein zwei stündiges Beisammensein in den Emp^ugSräumcu des Reichsamtes, wobei der Staatssekretär Gelegenheit »ahm, mit allen Teilnehmern des AuSbilduvgSkuriur anSsührlich zu spreche». Als Vorsitzender der Evan- gelifch-sozialen Kongresses war Professor v Harnack- als Vorsitzender der Sozialen Geschättkstclle iür das evangelische Deutschland Herr von O-rtzen, als General sekretär de» Sozialen BureauS Professor Francke cr schiene». Katholische Toleranz. Seit 1877 besitzt Wesel eine zehnNassige pari tütische höhere Töchterschule, deren Lehre, persona! konfessionell gemischt ist. Als 188k eine vierklassige ka tholische Privatschuls begründet worden war, entzog später der Bischof von Münster der städtischen Schule die katholischen ReligionSlehrer un» der Religionsunterricht wurde flädtischerseitS zwei katholischen Lehrerinnen über tragen. Auch diesen wurde seitens der Kirche, laut der „Köln. Zig.", die Erteil»»: dcS Religionsunterrichts ver. boten, worauf die städtische paritätische Schr ie fast alle katholischen Schülerinnen verlor- Die Erregung über den Kamps der Geistlichkeit ist um so mehr gestiegen, als bekannt wird, daß die preußische Staatsregie rung die katholische Privatschule erheblich fiuauziell unterstützt. Dem Kult Smimster ist nunmehr mitgeteilt worben daß das Kuratorium de- städtischen Schule den katholischen Religionsunterricht in jeder Höhe bezahlen wolle. Auf die Antwort ist man sehr gespannt. Der detttsche Aerztetag. Ju Rostock wurde am Freitag Vormittag der SL. deutsche Aerztetag in Anwesenheit von Ver tretern des preußischen Kultusministeriums, des Groß herzoglich mecklenburgischen Medizinalministeriums, der Stadt und der Universität eröffnet. Den Haupt- punkt der Tagesordnung bildete die Beratung des Kommissivnsberichtes über die Stellung der Aerzte zu den Krankenkasse« und die Entwickelung der Selbsthilfe. In der sehr lebhaften Debatte sprachen sich fast alle Redner entschieden gegen die Erfüllung, bezw. Beibehaltung der Karenzzeit und für die allgemeine Festlegung der freie« Aerztewahl aus. Schließlich wurden folgende Resolutionen angenommen: Der 32. deutsche Aerztetag erklärt 1. daß cr die gesetzliche Regelung der Stellung Se. Aerzte zu den Krankenkasse im Sinne der Beschlüsse der Aerztctage von Königsberg, Berlin uod Köln fü- notweudig hält, unreichodet dcS im KrankenversicherungS- gesetz auLgesührt.n Grundsatzes der Selbstverwaltung der Kass.n, 2. daß die Organisation der Selbsthilfe überall und unverzüglich weiter auSgebaut und qe- kördect werden maß, 3. daß dis Einführung und B i- behaltung von Karenzzeiten zu verwerfen ist. Dir Beratungen werden heute fortgesetzt. — In der Versammlung kam es übrigens zu äußerst heftige« Auftritte« politischen Charakters bei der Disku sioa der freien Arztwahl durch vr. Kirberger, welcher erklärte, daß eZ keine Schande sei, Sozial- d-mokrat zu fein. „Wären Sie, meine Herren, statt A'rzie Arbeiter", führte er aus, „Sie würden allesamt Sozialdemokraten sein." Nach diesen Worten erhoben sich lebhafte Rufe: „Schluß, Schluß, hinaus, hinaus!" Endlich gelangte der Präsident Loebker aus Bochum zum Wort und wies die Behauptung Kirbergers zurück. Als Kicberger in seinem Bortrage fortsahren wollte, erhob sich in der sächsischen Gruppe der Aerztt wiederum der Rus: „Schluß, Schluß!" Der Redner verließ hieraus die Tribüne. Aus dem Auslände. Ein deutsch-französisch -haitianischer „Zwischenfall" von gleicher Schwere wie der marokkanische läßt die Gemüter gewisser Zeitungsschreiber höher schlagen. Man lese folgende Telegramme: Portau-Priuee, 23. Juni. Als der deutsche und der französische Gesandte heute eine Spazier- fahrt in der Stadt unternahmen, wurden gegen ihren Wagen Steine geschleudert.. Keiner der beiden Diplomaten wurde verwundet Paris, 24. Juni. Der französische Gesandte in Port-au-Pttnce, Deprez. ist nach halbamtlicher Meldung bei dcm vorgestrigen Angriff von einem großen Stein am Bei« getroffen worden und hat eine Quetschwunde davorgetcagen. Paris 24. Juni. Die in Psrt-au-Princ: den Gesandten Deutschlands und Frankreichs zu- gefügte Unbill erregt in hiesigen Regierungskreifen insbesondere deshalb grotze Entrüstung, weil der Angriff von regulären Soldaten verübt wurde. Man istüberzeugt baß die haitianische Regierung schleunigst Genugtuung geben und die Angreifer strengstens bestrafen wird. Der französische Gesandte in Port- au-Prince hatte übrigens schon vor einiger Zeit einen anderen Posten erhalten und sollte Haiti bald ver lassen. Sein Nachfolger DeScaS, bisher erster Lega- uonSsekrctär in Tanger, befindet sich bereits auf der Reife nach Port-au-Prince, wo er in einigen Tagen eintrifft. New-Uork, 24. Juni. Nach einem Tele- gramm ans Port a« Pri«ee erhielt der franzö sische Gesandte, in dessen Wagen bei einer Ausfahrt mit dem deutsche« Gesandten von einem Palast. Wächter ein Stein geschleudert wurde, welcher den Gesandten traf, ein Entschuldigungsschreiben. Der Zwischenfall ist, so heißt es in dem Telegramm, hiermit als erledigt anzusehen. Jammerschade, daß die fürchterliche „Astaire* ichon erledigt ist. E; hätten sich doch wie in Marokko wenigstens 14 Tage lang allerlei schöne säbelrasselnde . "ut der Verletzung einer geheiligten Person beschäftigen können. Zur Sprachenfrage in Ungarn. In der benachbarten Doppelmonarchie hat von jeher die Sprachenfrage viel Kopfzerbrechen gemacht. Na mentlich dierseiis der Leitha rief sie dis schwersten inner- pol-tischen Krisen kervor. Mehrere Ministerien haben sich vergeblich bemüht, eine Verständigung über d.-n Gel- >unzsbereich der deutschen und der tschechischen Sprache herbeizuführen; ein Ausgleich ist erst aus Kosten der Deutschen zustande gekommen- Auch in Ungarn legen die sogen Pairioten Ler Sprachenfrage eine erhebliche Äüchtwkeit hei, wie sich erst im Laufe der letzten Zeit aus der von der ungarischen Opposi: anSpartci ins Wer gesetzten Agitation wegen Einführung des ungarischen Kcmmando-; be- den ungariscken Regimentern gezeigt Hot. Aber auch tonst wühlen die Ma.yDcn gegen die deutsch' spreche und nehmen jeden Anlaß wahr, ihrem Groll darüber, daß ih"en die " terdrö-ton^ des Deuischen nicht gelingt, Ausdruck zu geben. Am Mittwoch brachte die Kostuch-Partei im Ab^eordnetenhause zur Sprache, daß d-r österreichisch-ungarische Ko«s«Ili» Galatzes gewagt habe, d kN Bürgermeister i» Debrsezt« e ne deutsche Zuschrift zu übersenden. L)-e ttoffuch. Partei erblickt varm eine Nichtachtung der unzarisch-a Sprache uns verlangte, daß die Regierung entsprechende Äshilse schaffe. Der Äimsterpeäsiocm Tisza erwidert: ganz richtig. deß es anünationat sei, eine solche Lappalie im Parlamente zum Gezcnstano v.m Eröueiungen zu machen, daß überdies die deutle Sprache im auswärtigen Dienst der Dopyetmonarchie die Geschä'tssprache sei Leid-- läßt die weitere Erklärung des Mm'sterpräsioenten daß er diesen Zustand jetzt nicht abzuändern gedenke, den Magyaren die Hoffnung, daß über kurz oder lang ine Wünsche doch Erfüllung finden werden- W r früher eii mal geglaubt hätte, die verschiedenen Länder der öster reichisch-ungarischen Krone könnten zu einem einheitlichen Staatswesen mit vorherrschend deutscher Kultur und Sprache umgestaltet werden, befand sich >m Irrtum- Wie schon eingangs erwähnt, hat der Nationalirätenstreit zwischen den Tschechen und Deutschen vorwiegend in der «egenseiti-zen Bekämpfung ihrer Sprache» seinen AuSrrrck gesund.-» Begünstigt wird in Oesterreich der Kampf gegen die deutsche Sprache durch den Artikel 19 det Staatr- grundgcsctze-, welcher b sagt, daß in denjenigen Län dern, m welchen mehrere Volktstämmr wohnen, die öffentlichen UvterrichtSanstalteu s» civzunchten scieu, daß ohne Anwendung eines Zwanges zur Erlernung einer zweiten LrndeSfvrach: jeder der Volksstämme die Gelegenheit erhält, sich in seiner eigenen Sprache aas zubilden. Dadurch ist dic-seitS der Leitha die deutsche Sprache ihres Attributs als Staatssprache entkleidet worden Lediglich unter dem Zwange d:r Aufrechter- Haltung einer österreichischen Z-ntralvcrwaltung hält die Wiener Regierung an der allgemeinen deutschen G - schäftSsprachc fest, sonst hätte sie vielleicht den eiozel-e» Volksstämmen längst weitergehende Konr zesfiüncn gemacht. In Ungarn besteht die ungarische Staa'Ssprache erst feit der Rekovstruk tion der Verfassung im Jahre 1867. Bis dahin galt lür die Behörden di? lateinische und sü die Konversation außer der deutschen die französische Sprache. Seitdem haben die Herren Ungarn freilich Wunder geleistet in der Magyasi rung ihres Landes; alles, Städte, Straßer, Aemter, Titel «sw. haben sic umgctauft, und eifrig wach-n sie darüber, daß ihre Behörden sich im Verkehr innerhalb deS Landes der unaarischen Sprache bedienen. Solche Vorfälle, wie der jetzt im Abgeordnetenhaus- zur Sprache gebrachie, werden immer gehörig aufgebauscht, um dasNatt'oial- gesühl der Ultramazyaren in Wallung zu versetzen. Der Regierung werden dadurch natürlich nicht ge- ringe Verlegenheiten bereitet, denn ihre Position ist iowieso angesichts der lebhaften Opposition der Nationalpartei keine angenehme. Graf Tisza hat eS im allgemeinen bisher verstanden, durch seine Politik der starken Hand die Magyaren im Zaum zu halten; eS wäre bedauerlich, wenn er oder einer seiner Nachfolger in der Sprachensrage sich schwach zeigen und den Magyaren weitere Konzessionen machen sollte. Bon de« KarthSuser«. Die u«t-rsuchungsk-mmissio» vernahm gestern Vervoort, der formell die Behauptung Bessons in Abrede stellte, daß er sich ihm gegenüber damit ge brüstet habe, einen bedeutenden Einfluß im Ministerium des Innern zu besitzen und daß er namentlich bei Edgar Combes seinen Einfluß zu Gunsten der Kalthäuser hätte verwenden können- Bervoort erklärte, daß er niemals im Ministerium deS Innern einen Schritt zu Gunsten der Karthäuser unternommen habe. Nachdem der Vorsitzende noch ein Schreiben des GeneralpriorS der Kalthäuser verlesen hatte, in welchem dieser mitteilt, er glaube nicht, zum Zweck der Zeugenaussage erscheinen zu sollen, wurde die Sitzung auf Montag vertagt- Der Marokko Konflikt, bei dem die Bereinigte» Staaten gar zu gern ihren EinmischungSgelüstenin Ereignisse auf der alten Welt, wo sie Nichts zu suchen haben, nachgegeben hätten ist zu Ende. Der edle Räuber Ratsuli hat seine 70000 Golddenare als Lösegetd erhalten, außerdem lnd auf seinen Wunsch eine Anzahl Gouverneure und Schecks abgesagt worden und prompt hat er seine ieidcn Gefangenen PerdicariS und Barley lausen lassen. Die Herren sind bereits wieder in Tanger eiugetroffen. Die Welt ist um eine „Affaire" ärmer. Zur Einweihung des Goethe Teukmals in Rom. Auf dis vom König von Italien und vom römische« Bürgermeister dem Kaiser über sandten Telegramm? hat der Kaiser wie folgt erwidert: „S-iner Majestät dem König, Rom. Sehr gerührt urch Dein liebenswürdige? Telegramm, danke Ich vir, ker Enthüllung deS Denkmals deS großen Dichter- teigewohnt zu haben, der so viel beigetragen hat, Italien Deutschland teuer zu machen. W.lhelm." — ,Fü.st P oSper Colonna, Bürgermeister von Rom. Ich danke Ihnen für das Telegramm, sowie sür die Gefühle, die Sie so freundlich sind, mir auSzudrücken. Mit großer Freude habe ich tue Nachricht von der Ent- züllung deS Goethe-StandbildeS vernommen. Ich !vff-, daß daS Denkmal des berühmten Deutschen, des Freundes und aufrichtigen Bewunderers Italiens und der Stadt Rom, beitragen wird, die Bande gegenseitiger Freundschaft und Achtung, die unsere leiden Länder einen, enger zu schließen. Wilhelm I. K.* Die Eisenbahnkatastrophe bei EntramalaguaS Aus Saragossa und Maorid liefen bekanntlich gestern Telegramme ein, cie von einer schweren Eisen- bahnkatastrophe iprachen, aber kein klares Bild er gaben. Au? Madrid wird nun Näheres darüber ge meldet: „Bei dem Eisenbahaunglück auf der Brück; über den Fluß Gilesa bei EntramalaguaS (Provinz T-ruel) in der Nacht zum Donnerstag sollen, wie e- heißt, 50 P-rsoven umS Leben gekommen sein, und zwar sollen 30 in den Wagen verbrannt und 20 er trunken sein. DaS Unglück entstand durch Entgleisung wobei die Lokomotive mit drei Wagen sich von den übrigen Wagen trennte. Diese drei Wagen schoben sich übereinander und wurd°n durch fliegende Funken von der Lokomotive in Brand gesetzt. Der starke Sturm, der io der Nacht herrschte, trieb dann die Flammen von den drei Wagen über den ganzen Zug weg. Die Lokomotive arbeitete unterdessen weiter, brach dabei durch die Brustwehr der Brücke und blieb in dieser hängen, mit den Rädern in der leeren Luft arbeitend. Einige Stützen der Brücke gerieten eben falls in Brand und gaben nach, sodaß mehrere Wagen in den Fluß stürzten. Andere Wagen fingen sich in den Strebepfeilern der Brücke und wurden dadurch vor dem gleichen Schickial bewahrt. Die SchreckenSszenen erreichleu ihren Höhepunkt, als der Dampf aus den Lokomotivkesseln in den Feuerraum drang und die glühende Asche unter die um ihr Leben kämpfenden Passagiere trieb. Wegen dec weiten Ent fernung von der nächsten Stadt konnte die Hilfs- aktion nur langsam vor sich gehen. Unter den Trümmern deS verbrannten Zuges liegen noch viele Leichen, an die man j tzt nicht Heranlanzen konnte. Viele Landleute, die aus der Umgegend zur Hilfe leistung herbeieilten, wurden bei dem entsetzlichen An blick, der sich ihnen an der Uuglück-stelle bot, ohn mächtig. König AlionS sandte sofort Geldunier- stützuug."