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Dresdner Journal : 29.06.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187906297
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790629
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790629
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-06
- Tag 1879-06-29
-
Monat
1879-06
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 29.06.1879
- Autor
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Pastor rn. L. t Ernst . Frida k. Emil Louise rr Arno W«r- Awickau lrnprin. j». oritLt»- unserer läre am sterium» us« Ho- S-Aktien Eulden Auldrn ) Gulden genann- t und schmidt ctisch ge- tellen in "t zu ge- onS aus- nc Haupt- norirt) N). Lrelde». -8« -4K M148 X^aanemeutaprel», ^»krUed: . . l« ^jLLrUot»: L ltard kokf. 8»o»«l»« liammorn: 10 kk Laaaaedald äoa äoutaedao L«ol»«a tritt?o»t- uoä 8t«np«lru»vdl»8 dinLU. laoaratenprel»« r kür <t»a kaum «ioar boavaltoovu ketitaoile 80 ?s. vator ^Lin^ommük' äia 2«i1« KO kk. Nroedol»«»: HlEUot» mit ^unmlull« äar Sonn- nnü ksiortax» ^b«aäi kür ä«o solx«o6«o 187S Sonntag, den 29. Juni DreMerÄumal Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden Iu»» raU ll»u»»dme> »a»MÜrt» i LaipatU: F> Lranrlrtetter, OomwimiooLr ck« Orominsr Journal»; Lamdar» - NarUu Vt«a Latpatg N—l - kr»»ktu> t ». N.: Daa»«»t«n t NirUn Vt« -L»»d«iA kraU-Latpii^-kraaktart ». ». »iio«i»«u: /tMt .Vu«e, üarll»:S.Hornist, /nraNiten-innt / Nr«»«»: X Lc/»/otte / Nr«ii»»: L. Äan-en « Lünrau; CNamuN»: ^«At; krauklart ». N.: X ^aeA«^»eUe u. F D. //errma-« »oko NuokkanÜluozs; 0»rUti: Cülter, U»»»ov«ri <7. / ?»rt» n«rlt» - rr«llktorr ». N. »tattEart! Dan-« L t,«.,' UamdarU: F XienclAen, ^<t. Ltein«'. Lvrauoxvdorr Nkoial. Lrpsäitioo äs» OrerUnsr Journal«, vrvsUe», Lvioxserrtrame Ho »0. Abonnements - Hintadung. Auf das mit der nächsten Nummer beginnende neue vierteljährliche Abonnement des „Dresdner Journals" werden Bestellungen zum Preise von 4 Mark 50 Pf. angenommen für Dresden bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für »»SWürl- bei den betreffenden Postanstalten. A»kündig«nge« aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung. Die JusertiruSgebihre» werden im Jnseraten- theile mit 20 Pf. für die gespaltene Petitzeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik „EingesanVtes" find die Jnsertions- gebühren auf 50 Pf. pro Zeile festgestellt. In Dresse»-Neustadt können Abonnements bestellungen auf das „Dresdner Journal" abge geben werden in der Kunst- und Musikalien handlung des Herrn Adolf Brauer (Haupt straße 31), woselbst auch J»serate zur Beför derung an unser Blatt angenommen werden. Dresse», im Juni 1879. üömgl. Erpe-Mon des Dresdner Journals. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die Abhaltung der diesjährigen Wahlfähig- keitS- und Fachlehrer-Prüfungen betr. Die diesjährigen WahlfähigkeitS-Prüfungen finden für solche Hilfslehrer und Hilfslehrerinnen, welche ihre Landitutten-Prüfung schon vor oder an Ostern 1877 bestanden haben, zwischen Michaelis und Weihnachten dieses Jahres statt. Hilfslehrer, welche sich dieser Prüfung unter werfen wollen, haben spätestens am 30. September, Hilfslehreriallen dagegen spätesten» am 31. August l. I. ihre Gesuche um Zulassung bei dem Bezirk-schul- inspector ihres Wohnort» unter Beifügung der in 8 16 der Prüfungsordnung vom 1. November 1877 (Seite 313 de» Gesetz und Verordnungsblattes vom Jahre 1877) vorgejchrlebenen Zeugnisse einzureichen, worauf sodann selten» der Bezirk-schulinspectoren da» weiter Erforderliche gemäß 8 16, Abs. 5 der Prüfungs ordnung unverzüglich wahrzunehmen ist. Aspiranten und Aspirantinnen, welche sich einer Fachlehrer-Prüfung unterwerfen wollen, haben ihre Besuche um Zulassung nebst den nach 8 28 der ob- gedachten Prüfungsordnung beizufügenden Zeugnissen bis spatesten» den 31. August l. I. bei dem BezirkS- schulinspector ihre» Wohnorte» zur Abgabe an die be treffende Fachlehrer-Prüfungs-Eommission anzubringen und weiterer Bescheidung sich zu gewärtigen. Dresden, am 23. Juni 1879. Ministerium des Lultus und öffent lichen Unterrichts. vr. v. Berber. Fiedler. Nichtamtlicher Theil. U-terNch». Ttlegraphische Nachrichten. Lage-gkschichte. Jur vrientfrage. Dresdner Nachrichte«. Provinzialnachrichten. Vermischte». Statistik und LolkSwirthschaft. Sächsische Bäder. Eiugesandtes. Beilage. Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 27. Juni.) Ernennungen, Lersetzungen rc. im öffentl. Dienste. Gerichtsverhandlungen. (Chemnitz.) Statistik und LolkSwirthschaft. Brrzeichvi- der am 31. December d. I. infolge Kündigung zahlbar werdenden StaatSschuldrn- kaffenscheine. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Sonnabend, 28. Juni, Nachmittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Tabaksteuercommission beschloß ferner, daß die volle Steuer von 4L Mark für inländischen Tabak erst am 1. April 1882 eintrete, und daß die betreffende Steuer iu der Zeit vom 1. April 1886 bis zum 1. April 1881 uur 29, und vom 1. April 1881 bis zum 1. April 1882 uur 39 Mark betrage. Wieu, Freitag, 27. Juni, Abends. (Tel. d. Boh.) Es wird bestätigt, daß der Sultan sich den Besuch des Fürsten Alexander von Bulgarien in Konstantinopel verbeten habe. Fürst Alexander hat trotzdem den Gedanken, Konstantinopel zu be suchen, noch nicht aufgegeben. Versailles, Freitag, 27. Juni, Abends. (W. T. B) Bei der heute fortgesetzten Berathung der Ferry'scheu Gesetzvorlage in der Deputirtenkammer suchte der Uuterrichtsminister Ferry nachzuweisen, daß seine Vorlage ihre Spitze nicht gegen den Ka- tholicismus, sondern gegen den Cleriealismus richte. (Vgl. unsere Pariser Correspondenz unter „TageSge- schichte".) Brüssel, Freitag, 27. Juni, Abends. (W T. B.) Ja der heutigen Sitzung der Repräsentanten- kammer legte der Ainaazminister mehrere finanzielle Gesetzentwürfe vor, welche die Einführung von Steuern auf deu TabakSdau und die Erhöhung des Tadakseiagangszolls, sowie die Vermehrung der Hypotheken- und Erbschaftssteuern und der Verbrauchssteuern betreffen. St. Petersburg, Freitag, 27. Ium, Mit tags. (W. T. B.) D»r Gemahlin des Großfürsten- Throllfolgers ist mit ihren Kindern gestern Abend auf der kaiserU Dacht „Derschawa" uach Kopen hagen abgereist. Washington, Freitag, 27. Juni. (W. T. B.) DaS Repräsentantenhaus hat das Justizbudget uud die sogenannte Judicialappropriationsbill mit AuSuahmr der vom Präsidenten Hayes beanstande ten Artikel genehmigt. Lagesgeschichte. Dresden, 28. Juni. Bei Ihren königl. Majestäten findet heute Nachmittag im Schlosse Pillnitz eine größere Hoftafel Statt, zu welcher Einladungen an die am hiesigen königl. Hofe beglaubigten Herren Ge sandten^, an den Herrn StaatSminister General v. Fabrice rc. ergangen sind. I-. Berlin, 27. Juni. Der Reichstag begann heute, nach Erledigung einiger weniger erheblichen Ge genstände, die Berathung der von der Tarifcommission erstatteten Berichte über die Schutzzollpositionen de- Zolltarif» und erledigte die Nrn. 5 (Droguen rc.) 10 (Gla» rc.), 27 (Papier rc^ 3 (Blei rc.), 42 (Zink rc.) und 43 (Zinn rc.) im Wesentlichen durch Annahme der CommrssionSbeschlüsse, jedoch wurden die Zölle für ungeglättete» Packpapier und für gewalztes Blei, Zink und Zinn, deren Herabsetzung bez. Beseitigung die Commission empfohlen hatte, nach der Regierungsvor lage genehmigt. Ein Anttag auf Wiederherstellung deS bi- 1873 bestandenen LumpenauSfuhrzolls wurde mit nur 2 Stimmen Mehrheit abgelehnt. Der mor gende Tag wird für Commissionssitzungen freigelassen werden, die nächste Sitzung findet demnach Montag Statt (vgl. den Sitzungsbericht in der Beilage). — Die Tabaksteuercommission hielt gestern Abend und heute Vormittag Sitzungen ab. Der „N. Pr. Z." wird hierüber berichtet: Gestern Abend wurde die De- „batte über da» ganze Gesetz geschlossen und über die einzelnen Anträge abgesttmmt. In Vertretung de» Finanzminister» Hobrecht erklärte der RegierungScom- missar Schomer, die verbündeten Regierungen würden, von ihren ursprünglichen Sätzen abgehend, den Antrag Schmid und Findeisen gutheißen, wonach ausländischer Tabak mit 100 M., inländischer mit 60 M für 100 leg belastet werden soll. Dieser Antrag fiel indeß mit 18 gegen 10 Stimmen, und angenommen wurde der Antrag Buhl, der 85 M. für ausländischen und 45 M. für inländischen zuläßt. Dieser Antrag ging mit 17 gegen 11 Stimmen durch. Ein Antrag von Ste phani auf Einführung eine» Staffelzolles von 60 bis zu 92 M. fiel mit 22 gegen 6 Stimmen, nachdem auch die Regierung und Vertreter fast sämmtlicher Parteien sich gegen das Staffelsystem ausgesprochen hatten. Bei dem Antrag Buhl erglebt die Tabaksteuer einen Erlös von rund 40 Millionen. Heute Vormit tag lag der Commission nur noch die Beschlußfassung über die Nachsteuer ob. Die Nachsteuer wurde mit 22 gegen 5 Stimmen abgelehnt, nachdem vom Com- missar Schomer erklärt worden war, ein bestimmter Beschluß der verbündeten Regierungen über die Frage der Nachsteuer wäre neuerdings nicht gefaßt worden. — Der BundeSrath hielt heute Nachmittag 2 Uhr eine Plenarsitzung im Reichstagsgebäude unter dem Vorsitz des Staatsministers Hofmann, über welche die „N.-Z." u. A. berichtet: Bon allgemeinerem In teresse waren lediglich der Beschluß, durch welchen der Antrag vom Königreich Sachsen, Württemberg und Baden, betreffend den Entwurf eines Gesetzes über das Eisenbahngütrrtarifwesen, angenommen und damit die 88 2 und 4 deS Entwurfs an den Ausschuß behufs Herbeiführung einer Verständigung verwiesen wurden, und die Lonformation mit den von der betreffenden ReichStagScommission zu den Gesetzentwürfen über die Statistik deS auswärtigen Waarenverkehrs, über die LonsulargerichtSbarkeit und die Verhinderung des Wuchers gefaßten Beschlüssen. Nürnberg, 26. Juni. (N. L.) Die Verhand lungen der allgemeinen lutherischen Conferenz wurden heute fortgesetzt und zu Ende geführt. Die nun ausgegebenen drei Theilnehmerlisten umfassen 355 Namen. Prof. vr. Schulze von Rostock referirte über den heutigen Gegenstand der Berathung: „die con- fessionelle Schule und öie Simultanschule* und stellte eine Reihe von Thesen auf. Die Schule, heißt es in denselben, darf weder zum Versuchsselde der jeweiligen pädagogischen Theorien, noch zum Kampfplatz und Mittel moderner politischer Bestrebungen herabgezogen werden, sondern muß dem höchsten Zweck der Volks erziehung dienen, wenn sie wirklich den vorhandenen kirchlichen, sittlichen, nationalen Bedürfnissen des deut schen Volkes in der Gegenwart entsprechen will. Keine Erziehung ohne Religion, keine Religion ohne Kirche, keine Kirche ohne Lonfession. Eine gemeinsame Er ziehung der Jugend in Simultanschulen ist unausführ bar und eine auf einer sogenannten allgemeinen Reli gion ruhende Schule undenkbar. An der Debatte be- theiligten sich außer dem Referenten Pros. Vr. Lut hardt (Leipzig), Pfarrer Weigel (Rothenburg o. T.), Oberconsistonalrath Burk (Stuttgart), Pfarrer Kahl (Henfenfeld), vr. Wyneken (Stade) und Vr. Kliefoth (Schwerin). Der Vorsitzende, Kirchenrath vr. Ruperti (Eutin) sprach die Ueberzeugung au-, daß die Versammlung in der Hauptsache mit den Thesen einverstanden sei, wo gegen sich ein Widerspruch nicht erhob. Da», wa» die Conferenz geleitet, faßte sodann vr. Ruperti in folgende vier Punkte zusammen: An dem Volke muß sestgehalten werden. Der jetzige Zustand unserer StaatSkirche ist ein unerträglicher geworden. Die Kirche muß von ihren Behörden verlangen, daß sie sich an dat Be- kenntniß binden. Mit allen Kräften muß dahin ge strebt werden, daß der jetzigen staatlichen Verwicklung dadurch ein Ende gemacht werde, daß die Kirche selbst ständig in Aufstellung ihrer Lehrer rc. werde. Redner schloß mit dem Danke an Nürnberg für die der Lon- ferenz bewiesene Gastfreundschaft und an den Local- comit« und die Referenten für ihre Thätigkeit. — Nachmittag fand eine Specialconferenz über die Pro paganda in der Presse Statt. Während von einer Seite die Nothwendigkeit eine» großen lutherischen Organes, das aus dem Vollen schöpfe, geltend gemacht wurde, wurde von anderer Seite mit viel Erfolg zu Gunsten der kleinen von den Pfarrern fleißig mit Arbeiten zu unterstützenden (Wochen-) Blätter gespro chen, jedoch hervorgehoben, daß die» allein nicht ge nüge, die Pfarrer müßten ihre Aufmerksamkeit vielmehr auch der Localpresse widmen, sich durch Mitarbeiter schaft mit ihr in Verbindung setzen, Jrrthümern be gegnen rc. Ein Redner hob hervor, die Thätigkeit der Gesinnungsgenossen in den nicht kirchlichen Blättern müsse weniger auf Weckung lutherischen, al» vielmehr christlichen Sinnes gerichtet sein. Ferner wurden Vor schläge zur Herausgabe von Schriften gemacht, mittelst deren das Volk zum Bibellesen angeregt werben könnte. Ein« Beschlußfassung konnte über den Gegenstand nicht stattfinden; eS handelte sich eben nur um einen Mei nungsaustausch. Aus dem Großherzogthum Hessen, 26. Juni, schreibt man der „N. Preuß. Ztg.": Ein seit längerer Zeit vorausgesehenes Ereigniß aus dem Gebiete der hessischen Landeskirche hat sich in den letzten Wochen in der Stille vollzogen. Die beiden Grafenhäuser' Erbach-Erbach und Erbach-Fürstenau sind au» der Landeskirche ausgetreten und haben sich den Renitenten, oder richtiger gesagt, der „freien lutherischen Kirche in Hessen" angeschlossen. Beide Graseuhäuser waren von Anfang an entschiedene Gegner der neuen Kirchenversassung, und in ihren Territorien bildeten sich drei freie lutherische Gemeinden. Namentlich Erbach-Fürstenau, wo einer der Führer der Renitenten, Pfarrer Müller, als Erzieher wirkt, nahm sehr ent schieden Stellung gegen die neue Kirchenverfaffung, ob schon das Haupt der Familie starb, ehe die Bewegung recht in Fluß kam. Die Wittwe des erlauchten Grafen, eine Dame von Geist und Energie, nahm sich der Sache mit großem Eifer an. Der jetzt definitiv er folgte Austritt der beiden Ärasenhäuser überrascht darum in Hessen durchaus nicht, weil man denselben längst erwartete. Schon seither waren diese beiden alten und edlen Grafenhäuser die wesentlich« Stütze der freien lutherischen Gemeinden im Odenwald«, und durch ihren förmlichen Anschluß an diese Gemeinden wird jedenfalls die Existenz der freien lutherischen Ge meinden im Odenwald« gesichert sein, wie überhaupt der Anschluß so hervorragender und begüterter Häuser der neuen Kirchenbildung einen nicht zu unterschätzenden Halt geben wird. Ob die Sache der Renitenten, die infolge der neuen Kirchengesetze durch officiellen Austritt aus der hessischen Landeskirche Anerkennung und Frieden erlangt haben, durch den Anschluß jener Grafenhäuser innerlich gefördert werden wird, ist sehr zweifelhaft. Die Familien haben keinen bedeutenden Einfluß auf das Volk in ihren Territorien. Die gesicherte Existeuz einiger freien lutherischen Gemeinden aber kann doch nicht ohne Einfluß bleiben und dürfte namentlich eine stete Mahnung für die Landeskirche sein, dem Bekennt- Feuilleton. Nrdi-irl von Ott» Bauet, u . Lie Leipziger Kunstgewerbrautstellung. Bei deu Ungeheuern Kosten und Müh«n, welche nicht uur von den großen Weltausstellungen, sondern muh annähernd von jeder localifirten und auf einen besonderen Gattungsbegriff angewiesenen Ausstellung verursacht werden und keineswegs ohne Nachtheil der Sache sich beschränken lasten, ist die Frage der Aus nutzung sicherlich die wichtigste. Wir haben diese Frage bereits angedeutet und nehmen deren Besprechung hier wieder auf, und zwar nach längerer Pausr, die sich zu empfehlen schien, um die sehr früh eröffnete Aus stellung erst zu ihrem Abschluß und mit demselben zu« Eintritt in ein regere», ausgedehntere» öffentliche» Interesse eintretev zu lassen Au und für sich wird schon da» Vorhandensein jeder guten An»stellung auch ohne alle speciellen Maß regeln sowohl einen praktischen, wie idealen Rutzen gewähr«. E» werden daran» für die tüchtigen Pro- vuceuten Anerkennung, Ruf und Aufträge, für alle begabten Beschauer, gleichviel ob sie Techniker oder Laie» find, Anregungen manaichfachster Art hervor gehen, und nach beiden Seiten hin ist ein Einfluß zu erwarten, der zwar momentan nicht nachweisbar den Aufwand lohnt, dessen Consequevzev aber ein unbe- rechtubare« Foriwirken nicht abzusprechen ist. Daß dabei der kleine Producent minder, als der große be güterte begünstigt wird, ist ein oft erörterter Uebelstand, welcher gewissermaßen aus dem specifischen Gewicht der Thatsachen und mercantilen Verhältnisse entspringt und sich bei großen Weltausstellungen im übelsten Sinne geltend gemacht hat, da hier der Glanz räum licher Massenwirkung, das Resultat deS Capital- die materiell bescheidener austretenden, geistig vielleicht ebenso bedeutenden Effecte nur zu sehr in den Schatten stellt. Dieser Erfahrung verdanken zum Theil die kleine ren Ausstellungen ihre Pflege, denn eS wirft der im Schutzzoll liegenden moralischen Absicht ähnlich, wenn man dar ausländische (nicht deutsch«) Fabrikat auS- schließt, um dem inländischen, ja vielleicht speciell dem helmathländrschen, eine ob;ectivere, von Vergleichen un gestörte Würdigung zu sichern. Bei jenem allgemeinen Vortheil, den eine Aus stellung in praktischer und idealer Beziehung, selbst ohne alle besondere Ausnutzung bringt, hat man sich indeß nicht zufrieden gegeben und ist auch nicht dabei stehen geblieben. Eine möglichste Wirdereinnahme der gemachten Geldauslagen muß unter die angenehmen Ueber- raschungen gezählt werden, auf welche man wegen ihrer Unwahrscheinlichkeit nicht rechnen kann. In der That kommt eS auch auf eine solche Deckung gar nicht an; jedes derartige Unternehmen setzt als ein moralischer Act kunstindustrieller Bestrebungen, eine große freiwillige Opserspende Vorau». E» handelt sich dabei um eine Lchuldforderung, deren Adresse an die Zukunft gerichtet ist, und zwar in solcher Fassung, daß diese von dem zum Theil verlorenen Capital eine möglichst hohe, sich steigernde Verzinsung zu leisten hat. Vorkehrungen zu treffen, daß sich dieses Ergebniß möglichst segens reich einstelle, ist die Hauptaufgabe bei der Ausnutzung von Ausstellungen. Wie viele Personen dieselbe in Summa besucht haben, ist ein erfreuliches Nebenergebniß, erfreulich be sonders deshalb, weil sich dadurch ein reges Interesse im Publicum documentirt. Ebenso beiläufig, wenn auch für die Betreffenden materiell und al- Aufmunte rung sehr willkommen ist der durch Privatpersonen auSgeführte Ankauf von ausgestellten Objecten. Viel wichtiger sind zwei andere Momente: ersten- die, wie schon früher erwähnt, traditionell sehr ausge dehnte Prämiirung, welche nur höchst selten als ein Gesammturtheil über die Tüchtigkeit und Fabrika- tionSart deS Producenten, sondern vielmehr meistens nur als ein Urtheil über sein einzelne», gerade ausge stellt gewesenes Erzeugmß angesehen werden darf; ein unvermeidlicher Umstand, ebenso unvermeidlich, wie die aus vielen Prämiirungen beim großen Publicum her vorgehenden, oft irrthümlichen Schlußfolgerungen. Kommt e» doch im allgemeinen Gewerbsverkehr minder darauf an, welche vorzügliche Arbeit und solide Qua lität ein Techniker beim Aufwand aller seiner Mittel zu leisten im Stande ist, als vielmehr darauf, wie tüchtig und solid seine Arbeitsresultate für gewöhnlich sind. DaS zweite wichtige Moment ist der ebrende An kauf solcher Objecte, welche als Muster für private und öffentliche Bildungsanstalten und Museen ge wählt werdrn — da» dritte endlich, da» durch An leitung gelenkte und fruchtbringend gemachte Studium der Gewerbtteibenden in der Ausstellung, eine Zeit aufgabe, bei deren Lösung man sehr allgemein und oberflächlich verfahren oder, wie wir sehen werdrn, sehr weit und gründlich vorgehen kann. Au6 dem modernen Eircut. Edmond de Goncourt hat in einem Buche unter dem Titel: „l-os krvres AvwgLluro" den modernen, der ganzen gebildeten Welt in seinen abendlichen Lei stungen bekannten Circu» zum Schauplatz seiner reali stischen Schilderungen gemacht. E» fehlt dabei nicht an zugespitzter Romantik, doch auch nicht an Wahrheit, die auf Studien nach der Wirklichkeit beruht. Die ersten ausführlichen Auszüge au» diesem unterhalten den Werke giebt die „W. Abdp.", ein in dieser um sichtigen literarischen Bethätigung allen vorangehende» Blatt. Genrebildlich sehr ansprechend find d« Goncourt'» Plaudereien über das Leben im Pariser und Londoner Circu» und über den Charakter- der Mitglieder. Einen Lieblingsaufenthalt der Gymnastiker bildet während der Vorstellungen der Stall, welcher in dem Circu- der großen Städte gewöhnlich mit großem LuxuL erbaut und auSgestattet ist. In Pari» und London z. B. ist der große Stall in seinen unteren Partien mit Eichengetäfel bedeckt. Zierliche Eisen arbeiten sind überall an den Gittern und Ständern angebracht. Oberhalb der Krippen glänzt da» Heu in Hältern au» durchbrochenem Kupfer. Die leichte Me- tallarchiteftur des ganzen Baue» wird von den Flam men der zahlreichen vergoldeten Ga»lustre» belebt und schimmert in den hohen Spiegeln, welche zu beiden Enden de» Raume- angebracht sind, vielfach wieder. In diesem Stalle herrscht rege- Leben, und er ist fort- wahrend von dem Geräusche erfüllt, welche- die zahl reichen Pferde — ost an 6V — erzeugen. Man kann sich kaum ein lebhaftere- Farbenspiel denken, al» diese
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