Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.01.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930111029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893011102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893011102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-01
- Tag 1893-01-11
-
Monat
1893-01
-
Jahr
1893
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
vezug-HSrel- I» da tzaupteppeditioa oder den im Stadt« b«trk und den Vororten errichteten AuS- ^»okslellkn abgeholt: vlerteliahrlich^tlSbO, bei zweimalig» lagticher Zustellung in) hau- ü.üO. Durch die Post bezogen sur lentschlaad und Leslerreich: viertel,adrlich » 6.—. Directe tägliche Krcuzbandsendung tnS Anelaad: monatlich S—. tieMorgea-dlu-gabe erscheint täglich '/»"Uhr, di« Abend-Ausgabe Wochentag) ü Uhr. Nekaclioa «nd Lrpeditiou: IstzanneSgaffc 8. kie ikNedition ist Wochentag) ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend» 7 Uhr. Filialen: ttt« M«««'» Sortim. (Alfred Hahn)» Universitätsstratze 1, L«ui) Läjchc. tetbariaeustr. 14, pari. und KsnigSxlatz 7. Abend-Ausgabe. 'tWigcr,T>igcl>Ialt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Anzeigeu-Prel- Die 6 gespaltene Petitzeile SO Psg. Reklamen unter dem RedactionSstrich ^ge spalten) bO^z, vor den Aamiliennachrichtea (6 gespalten) 40^. Gröbere Schriften laut unserem Preis« verjeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Taris. (rrtra-Veilagen (gesalzt), nur mit der Morgen - Ausgabe , ohne Postbesörderung >4 VO—, mit Poslbesörderung 70.—. Ännahmeschlub für Äiykigkn: Abend-Ausgabe: Bormittag) 10 Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittag) 4 Uhr. Sonn- und festtags sriih ' ,0 Uhr. Dci de» Filialen uud Annahmeslellen ,e eine halbe Stunde srüher. Anzeigen s>»b stet) an die t-rpeditian zu richten. Druck und Verlag von L. Polz In Leipzig. IS. Mittwoch den 11. Januar 1893. 87. Jahrgang. Die ürisis in Frankreich. * Der Wiedcrzusammentrilt der siaiizosischcn Kammern bat eine politische Lage vorgcsundcn, lvclche an Durchsichtig keit und Eorreetbcit nicht viel weniger den» Alle) zu wünsche» übrig läßt. Nach wie vor siebt der Pauainaskantal als trauende Wetterwolke am Himmel der parlamentarischen Republik, nnd Diejenigen, welche von Amt- wegen berufen wären, dem beleidigten Reckst)- und Sittlick'kcilSbcivnßt- sein der öffentlichen Meinung Gciingthiiung zu schaffen, haben in der Behandlung der groben TagcSsrage weder nach der materiellen, noch nack der formalen Seile eine besonder- glückliche oder geschickte Hand gezeigt. Waü in letzter Zeit über den Fortgang der Proecdur vcrlantdart wurde, gab nur dem Verbackt Nahrung, daß der Skandal vertuscht werden solle, und hat eine »och gesteigerte Er bitterung gerade derjenigen Bevölkerimgokrcisc zur Folge, ebne welche sich in Frankreich keine Regierung, am aller wenigsten aber die Regierung einer Republik, aus die Dauer behelfen kann. Im Interesse einer cvntmnirlichen Ent wickelung der französischen Dinge, und damit indireel auch im Interesse Europas überhanpl. wäre es aus daS Dringendste zu wünschen, daß man sich an leitender Stelle in Paris endlich zu einem energischen, mann basten Entschlüsse aufrasfie nnd ikm möglichst bald die ent sprechenden Handlungen auf dem Fuße folgen ließe. So, wie tie Sacken jetzt siebe», könne» sic unmöglich bleiben, wenn nicht die derzeitigen Machthaber de» Bestrebungen der llm- smrzparteicn geradezu in die Hände arbeiten wollen. Ent weder man greife fest zu und nehme das Wespennest der Panamaschwindler gründlich auü, oder, wenn eö wirklich an dem wäre, daß keine weitere» Schuldigen mcbr vorhanden oder doch strafrechtlich zur Bcrantworlung zu ziehen sein solllen, so lege man de» Hetzern das Handwerk, welche jetzt lagauS tagein mit ihren halben Andeutungen und dehnbaren Beschuldigungen da« Mißbehagen deö Bvlkcö auf den höchste» Grad steigern. Die Entwickelung einer größere» Tbalkrast der ofsicicllen Kreise erscheint um so dringender geboten, alö das seitherige unentschlossene, ängstliche Zögern und Tasten die Regierung in der Wcrthschäyuiig de- Volkes stark gcjckädigl Hai. Einer starten Staatsgewalt sicht der Fra»;o)e vielerlei »ach, was er einer schwächlichen EenlraUeilung zum todeSwürdigrn Verbrechen anrechiicii würde. Die aus den WeihnachtSscrien nach Paris znrückgrkehrtcn Deputirten erzählen nicht sehr viel Erbauliches aus ihren Ferienerlebnisseir >» den heimathlichen TcxarlemcnlS. Die Stimmung der Bevölkerung ist säst aus nabinSloS eine lief erbitterte und regierungsfeindliche ge worden. Massenhaft sind die 'Wähler von ihrer vcrlraucnS- scligcn Schwärmerei sür die Republik zurückgekommen, und selbst die, welche sich ein von de» trüben Erfabrungcn der letzten Monate verbältnißmäßig ungetrübtes Unheil bewahrt haben, würden doch für die jetzige parlamentarische VerkvrpcrnngSform de) republikanischen Gedankens nickt ton kleinen Finger rühren, wenn irgend ein nnlcrnehmendcr Parteigänger Miene machte, die Republik als solche für den Panainaschwindel und sonstige Geschehnisse vcraittworilich zu Hallen. Frankreich will regiert und verwaltet sein, nicht aber sich von einem Ringe beute lustiger Abenteurer auoplünder» lassen. Es stände schlimm um die Republik, wenn dieser Wille des Landes von Denen, die er zunächst angebt, mißachtet würde nnd unerfüllt bliebe. In den letzten 24 Slunden haben sich nun Dinge zn- gelragen, die bekunden, daß man an leitender Stelle in Frankreich den vorstehenden Erwägungen Rechnung zu tragen sich anschickt und endlich aus dem bisherigen Zustande deö Schwankens und Zauderns zu einem correctcrcn Berhaltcn über geben will. Ri bot, der, wie cS scheint, einer der Wenigen ist, die sich reine Hände bewahrt haben, hat, ohne Zweifel mit Wissen nnd Willen Earnot'S, kurzes Federlesen gemacht und sein Eabinct von den Mitgliedern gereinigt, die durch den Panamaskandal befleckt sind. In der gestrigen vor mittägigen MinisterratliSsitzung forderte Ribot Freyciuel, der in die Panama - Angelegenheit arg verwickelt ist, auf, zurückzulrcte». Frencinel weigcrlc sich, der Anf- forkcrung Folge zu leisten. Gleichzeitig crklärlc der Minister des Inner» Loübel, er habe tie Ministerschaft satt. Darauf begab sich Ribot inSElysüc nnb überreichte daöEnllassnngSgcsnch teS gesammlc» EabinclS. Die allgemeine Ansicht gebt in Paris takin, daß tie Demission dcS MinistorinmS dnrch die Angriffe des „Figaro" nnd de) „GanloiS" gegen Freyciuel veranlaßl worden sei. Eine den Zeitungen zngestcllle Mil- Ibeilniig von nnterrichleler Seile besagt allerdings, der gestrige Mniisterratb habe im Hinblick aus bcn Ernst ter innere» Situation einstimmig als unabweislich erachtet, baß das Präsidium im Eabinct dem Minister teS Innern zu- gelbeill werbe. Das einzige Mittel, dies zu erreichen, sei in der Gesammtdemissioii erblickt worden, Nacktem dieser Be schluß im Principe gefaßt worden, bade Loubcl erklärt, daß er auS persönliche», insbesondere Gesundheitsrücksichten kein Portefeuille in dem neuen Eabinct annebiuen werke Freyeinet habe erklärt, er ziehe i» Anbetracht dcS gegen ib» geführten PreßselbzngcS vor, inS neue Eabinct nicht cinzulreten Auch der Mariiicininistcr Burdeau soll denselben Entschluß gefaßt haben. Einen zweiten Sieg der öffentlichen Moral über die Eorrnptio» stellt die Nicht wird erwähl Floquct'S als Präsident ter Depnlirtenkamnier dar. Flogucl suchte sich mit aller Macht an seinen Präsidenleiiscssel zu klammern, indessen daS hals ibm nicbtS, Im dritte» Wahlgange wurde Easimir Pürier zum Präsitcnicii gewählt und hiermit bat auch Floguet, der seine Aiitbeilnabmc am Panamastandal nicht mehr zu leugnen vermochte, das verdiente Schicksal erreicht. Billigung kan» endlich auch der Beschluß dcü Unter- suchungörichicrs im Panamaproeeß, Franqncville, finden, der den Abgeordneten Delabayo und den früheren Polizci- präfeckcn Andricux zu sich laten ließ, damil sie die Liste der »ach ihren Behauptungen bestochenen Abgeordneten und Senatoren, gegen die bisher keine Beweise gefunden worden sind, und die nötbigcn Beweismittel vorlegcn möcblc». Wer mit so schwer wiegenden Beschuldigungen bervorlritt, von dem tan» man auch verlangen, daß er den Beweis sür da von ihm Behauptete antritl. Bis zur Stunde ist die Bildung de- neuen Ministerium» noch nicht als Thalsachc gemeldet. Es heißt nur, daß an Stelle Freycinet'S der General Eavaignac zu treten be stimmt sei, während der derzeitige Ackerbanminisler Develle alö neuer Minister dcS Auswärtigen genannt wird. An Stelle deö MarineministcrS Burdeau wirb ein Admiral und zwar Gervais diese- Ressort übernehmen. BoranSsicbtlich werde, so melket inan weiter, da- neue Eabinct, das von der Pariser Börse mit einer namhaften Hausse in Rentenwertben begrüßt worden ist, sich noch beute in dieser Znfammensctznug de» Kammern vorstcllcn. AnS- aeschicdc» würde» sonach auS dem französischen Eabinct fei» Frcyeinct, Loubet nnd Burdeau. Tie Verhandlungen vor dem Paiiama-GcrichtSkof haben, wie gemeldet, gestern begonnen und bereits recht sensationellc Einzelbeitc» zu Tage gefördert. Wir geben darüber Nähere- unter „Jranlrcich". politische Tligeoschau. * Leipzig, >l. Januar. Der Reichstag hat gestern seine Arbeiten bei sehr spar lick besetzte» Bänken wieder anigenommcn. Wäre die Be schlußfähigkeit angczwciselt worden, so hätte sich Wahlschein sich die Bcschliißnnsäbigkcil bcranSgestellt. Da die erste Lesung des Braustenergcsetzentwnrses begonnen wurde, eines Entwurfes, der de» größte» Tbeil der Mittel sür die Durchführung der geplante» Hecrcörcfori» beschaffe» soll, so ist diese spä»siche Belhcisignng der Rkicksbolc» an den gestrigen Beralhungcn jedenfalls nicht als Beweis dafür anzusebeil, daß die Mehrheit de» NeickStagS ans eine Verständigung über die Militairvorlage hofft. Und leider läßt auch tie Haltung, lvclche die Berireler teS BimdeSraibeS de» Ausstellungen gegenüber einnabmcn, die auS der Mitte des Hause» gegen die Braustcucrvorlagc erboten wurden, nickl daraus schließen, baß die verbündete» Regierungen, um eine Verständigung über die Militairvorlage zu erleichtern, eine Einigung bezüglich der Erböbung der Bransteuer bcideiznfübrcn suchen. Obgleich alle Redner, mit einziger Ansnabme de» freiconscrvaliocn Abg. i^amp, die schweren Bedclike» gellend machten, die gegen die Regierungsvorlage sprechen, verlbei diglen die RegieningSvcrirclcr die letztere, obnc auch nur die geringste Aussicht aus die Bereitwilligkeit zu eröffnen, diesen schwerwiegenden Bedenken aus irgend eine Weise Rechnung z» tragen. Allerdings ist die erste Lesung wenig geeignet, einer Berständigung die Wege z» bahnen. Tritt aber i» der Eommission ter gute Wille ter verbündeten Regierungen, zn einer solchen die Hand zu bieten, nicht stärker hervor, als in der gestrige» Pteuarberalhung. so kann die- nur vom »achtbeiligslen Einstussc aus die Versuche sein, cmc Einigung bezüglich ter Militairvorlage berbeizuführcn. Der ,/Rat. Zig." giebt die gestrige Sitzung dcS Reich» tag» zu der Bemerkung Anlaß, daß c» anffallcnd sei. mil welcher Unglcichmäßigtcil i» dieser Körperschaft bei ter üblichen Ehrung verstorbener Mitglieder verfahren wird. Gestern wikmckc der Präsident dem verstorbenen Peter Reichenspc rgcr Worte herzliche» Gedenken». Wir haben gegen dieselben gewiß nicht das Blindeste cinziiivcnkcii Aber wenn man die snmmarischc Erwähnung des Tode» Laskcr'S durch de» Reichstag» - Präsidenten vor einem Jahrzehnt, alö einer abgeschlossenen Periode an gehörend, jetzt auf sich beruhen lassen will, so ist e» doch angcsichts des gestrigen Bvrgang« aiiffallend, daß vor zwei Monaten Forckeiibeck bei der Auszählung der seil der letzten Session verstorbene» Mitglieder ebenfalls nur wie irgend ein unbekannter 'Neuling genannt wnrdc Forckeiibeck aber war nickt nur, wie Rcickensperger, seil der Begründung deö Reichstages Mitglied desselben, er war auch viele Jahre sein Präsident gewesen. Forckeiibeck Halle seit Jahren nicht zu unseren Gesinnungsgenossen gehört; eck ist also nicht FractivnSgcist, der uns die Frage stellen läßt, »ach welchen Regeln eigentlich bei derartigen Anlässen die parlamentarischen Ebrc» vcrlhcilt werken. In hcmerkcnSwcrthcr Weise bat fick in diese» Tagen der ungarische Ministerpräsident Weierle über daS Berhältniß zwischen dem Träger der Krone und dem ungarischen Volke ausgesprochen. Der Abgecrtnclc Helfy Halle eine dircel darauf abziclenbe Frage an Wckerle gerichtet und dieser säunile nicht, daraus sofort folgende grade und hcslimuilc Antwort zu crtheilcn: „Der Abgeordnete Hclsn bat die direete Frage an mich gerick'lct, ob es wahr ist, was allgemein verbreitet sei, daß der .König der Nation zürne. Auf diese schon wiederholt an mich gerichtete Frage habe ich weder früher geantwortet, noch werde ich jetzt aus eine An srage in dieser Form etwas sage», und zwar aus dem Grunde, weil ich nach »'.einen politischen Grundsätzen cs nicht als richtig zngebcn kann, daß dies oder jene» nicht geschehen könne, weil der König zürnt. In dieser Form kann eine Erklärung der Rcgicnnig darüber nickt gegeben werden, ob größere oder geringere Sympathie» de« König» bestehen. Bewahren wir nnscrc politische Tbäligkeit vor dieser Anwendung de» Grade« der Sympathie In anderer Form habe ick allerdings schon ans die Frage dci früherer Gelegen heit gcaiilwortci, indem ich sagte, daß zwischen der Nation nnd ihrem Könige eine innerliche, dauernde und feste Snmpatkic und Znfammcngcbörigleit sich enlwickcll habe, deren Früchte sich in der AiiSacstalliiug nnscrc» öffentlichen Leben» zeigen. Diele Sympathien sind z» innig nnd zu fest, als da); sie nach äußeren Anzeichen bc- nrlhcilt werten tönnlen. Ich Hille, mich einer weiteren Antwort zn entheben." Die nn>zarischc Depntirtcnkamincr gab ihre Befriedigung über diese Erklärung durch tchhaslen allgemeine» Beifall zn erkenne». DaS Eabinct Gladstonc har, je näher die Eröffnung der ParlamentSscssion berainückk, ein selbstverständliches Jitter esse daran, zu verbüken, daß im Pnblienm der Glaube entsteht, die Mitglieder des EabinclS seien in Betreff der ^omerule Frage unter einander uneinig. Alö ein Versuch zur Widerlegung solcher Gerüchte über Meinungs verschiedenheiten ter englischen Minister kann eine Rede angcseben werde», die Lord Ripon in diese» Tagen im Siadtbansc zn Ncwcastle gcdallcn bat Lord Ripon sagte, die Vorsehung würde Gladstonc befähigen, wenn nicht in diesem Jahre, so doch spätestens im Jahre l8!»t Eng land nnd Irland zn versöhnen. Neben der Homerule Vorlage, die eine ebenso vollständige Maßregel sein werde, wie die Vill des Jahre» l8dt>, würden auch andere Puncte des Neweasttcr Programms, die das Wobl der britische» Bevölkerung betreffen, berücksichtigt werden Sollte das S berbau» tie Homerule Vorlage ver werfe», so würde die Regierung cm Verfahren einschlagc», da nach ihrem Ermessen de» Interesse» de» Lande» am dien- lick'slc» sein dürste; sollte schließlich kein englischen Volke die Frage vorgclcgt werte», ob da» S Verhaus zwischen dem Willen de« Volles und dessen AiiSfübrnng sieben solle oder nicht, sehe tie Regierung der Antwort ohne Bange» entgegen. Diese Rete Ripon'S dringt zwei bcnicrkenswcrlhe Ent hüllungen Sie hcsilndet den festen Entschluß des literalen MmistcriuniS, in der D»rchsüh»ung ter Homerule Vorlage jede llcdcrstürznng zu vermeiden, die irische Frage nicht ans Kosten der Erfüllung wichsigcr Forderungen des englischen Volke» zu degünsligen, unk tbeilt zugleich mit, daß Glatstone nicht losort »ach einer Ablehnung der Home Rnlc-Vill durch das LbcrhanS zn "Neuwahlen schreiten werde, lieber das Vorgeben des EabinclS nach Ve>wc»sung ter neuen Hvmernlc Vorlage durch die Pairskammer bat sich der ebrenwerlkc Lord leider nicht ausgesprochen. Schon seit einiger Zeit lamcn ans dem Fürstcnlhum Montenegro, welches dem Zar allein noch »»ter allen Staaten der Balkanbalbinscl Treue nnd Ergebenheit bewahrt bat, reckt bctenllichc Nachrichten, daß cs unter der Be völkerung gäbre »nt man nicht inebr recht zufrieden mil der Verwaltung dcS Fürsten Nieolanö sei, der betannttich gewöhnt ist, einen großen Tbeil seiner Apanage außerhalb deö Landes, in Wien, Pari» und Monaco, zn verzehren AuS diesem Grunde hat d>c i» diesen Tagen vcrössenllichlc Meldung über den Auöbrnch einer Revolution in de» schwarzen Bergen keine große lleberraschung bervorgernsen. Bclainilsich haben einflußreiche Männer und ganze Familien, lbett» freiwillig, lheils vom Fürfien dazu gezwungen, da« Land verlassen. Zabl reime geheiinnißvollc Mordtbale» sind vvrgclommc» und wa» da- Schlimmste war, der Fürst von Mvnlencgro selbst ward in einem Falle offen der ".'siistiflimg zurErmorrnng eine» Verwandten de fcbnldigt. Dazu tvmml. daß die pceuiiiairc Lage des Lantchens cmc überaus traurige ist; der als absoluter Herrscher regie rende Fürst bat weil über scme Mittel gewirlbschaslet, ter einst von den Zcrnagorzen so abgöttisch verehrte Kn.is in beule der Mcbrzabl semer Iliitcribancn ein verhaßter Mann. In Uebercmslimnttmg hiermit wird aus Eattaro geschrieben, daß Fürst "Nieolaus sein Land tcrrorisirl nno seine Unter thancn die Lannen ihres Herrschers osi obue besondere Ursache in empsiiitlicher Weife verspüren lässt. Weiler heißt cs in der Miilheilung: „Tas tan» nur durch ei»,» kraiikbaNen Instand erklärt werden In Wirklichkeit ist den» nncli Fürst Nikolaus hochgradig nervä) geworden, »nd zu diesem Leiden geselle» sich noch polnische Vorgänge, welche ihre Schalten di) in den einsam gewordenen Eviuik von lleliiiije werfen. Ter Zar. srüher der „einzige Freund" nicht blos in polnischen nnd Fainllicnsnchen, sondern auch ,n den viele» Geldangklegenheiten de) Fürste», hat ilim die Freiindschait dekannllich längst gclnndigt. Früher so gern am .Hose von Gat- >lW»»i>» ------ —— — n.» . „Wünschen? Wenn Sie die Wabrbcit sprechen?" Er überlegte einen Augenblick „Seien Sir beule Abend gegen sieben Ubr mit Ihrer Schwester Eisbeil» lei der ^Normaluhr am Polöramcrplatz. E» ist ein belebter Lrl »nd ich denke, Sic können dort ohne Sorge hinkoiimic». Wollen Sic?" „Ich will e» versuchen." „Ich Warle dort ans Sie beute Abend nnd morgen Abend von ackl bis zehn Ubr. Versprechen Sic zn kommen?" Eine Minute zögerte Margot: war ter Mann doch viel leicht ein Betrüger? War da» Ganze eine Falle? „Bedenken Sie. e» ist Ihre Miller!" mabiilc er. „Ich komme", versprach sic jetzt. „Und Sie schweig »; gegen jede» Menschen außer Ihrer Schwester, eS stebt viel ans dem Spiel." „Ich werde schweüzen." Ein leise« Schwanle» i» ihrer Stimme entging ihm nicht. „Gegen Jede», wer eS auch sei", inahnle er; sic »ickle und zog ihren Arm ans dem semigen. „Ans Wiedersehen", sagte er, grösste und war schnell in einem ter Seitenwege verschwimren, während Margot in seltsamer Hast znrücksleg »nd sich erst geborgen wäbnie, als sie daS Hans in der Matlbäilircl'stiaße, Ivo Frau .Homberg eine geräumige Parterrewohnung inne batte, erreicht. Sic eilte ans ibr Zimmer, setzte sich, obne daran zn dcnlen, Hut und Iaguct abzulegen, aus den Sessel vor ubrcni llcincn zierlichen Schreibtisch und starrte i» den Brief, der im- bcimsich wie auS dem Grabe zu ibr rekele, der ibr eine Welt enthüllte, welche ibr nnschuldiger Sinn bisher lamn geahnt hatte, und ter sic doch mil unwidrrstebsichcr Gewalt zwang. „Meine Mutter!" stammelt« sie und eine große Tbränc siel ans daS Blatt. „Nickst todt, und dennoch, dennoch — Ein Klopsen an der Tbitr; schnell verbarg sich da« ver- bängnißvelle Papier. „Fräulein Margot, c- ist angeiickstet, die gnädige Frau läßt srage» —" meldete da» kinlrelciide Slndenmärchen „Ich komme, ick komme", unterbrach sic Margot. Schnell legte sie Hut und Umhang ab, kühlte die Augen mit frischem FrniHetsi«. Für die Ehre der Familie. Roman von Clarisja Lohde. sttäitruik »erdoleii. (Fortsetzung.) „Ich verstehe Sie nickt. Erklären Sie sich deutlicher!" ries sie, sieben bleibend, die blauen Augen mit dem Aus druck peinlichster Unruhe ans ihn richtend, so laut, daß ein vorübergehender LIsieicr sich nmhlicktc und zu überlegen schien, ob er der jungen Dame nicht seinen Schutz an- bietcn sollte. „Wir erregen die Aufmerksamkeit", redete er ibr leise zu, „und da), wa) ick, Ihnen »litzntbcilcn bade, ist ganz vertraulicher Natur Bille, kommen Sic mit mir. toil drüben in einem der Seitenwege des Thiergarten» sind wir ungestört. Sie sollen nicht weiter geben al» bi» zu einer Stelle, von wo an» Sic jeden Augenblick um Hilfe rnscn iönnen, wenn ich Ihnen zu nahe treten sollte", fügte er mit einem Anflug von Spott hinzu, al» sie zögerte. „Da Sie wissen, wo ich wohne, wcSbalb kommen Sie nicht dorthin? Im Hause meiner Tante sind wir noch nn gestörter", fragte sie mißtrauisch. „Weil daSst waS ick Ihnen zn sagen habe, Niemand er fahren darf; weil e» ein Gcbeimniß ist —" „Ich bade kein Gelicimniß vor meiner Tante", unterbrach sie ibn ziemlich bochsabrend. Er lächelte mitleidig und sagt», al» ob er sich z» der Tenkwcisi eine) Kinde) berablasse: „Nein, Sie haben kein«, aber man hat ei») vor Ihnen, hat eS viele Jahre vor Ihnen nnd Ihren Geschwistern bewahrt. Sic glauben, Ihre Mutter sei todt." »Sie ist in der Fremde gestorben, wir baden sie nie gekannt „Sie ist nickt gestorben, man hat Sie getäuscht; Ihre Mutter lebt" Dkiirgot schrie auf. Der Fremde legte ihr beschwichtigend d>e Hand auf den Arm. „Still, still, erregen Sie kein Ans ehen, folgen Sir mir, ich will Ihnen in wenigen W.rlcii Alle- erklären." „E» ist nickt möglich, c» kann nicht sein!" flüsterte Margot, folgte aber uiiivillkürlich dem Fremden, folgte ibm wie die .Kinder von Hameln dem Rattenfänger gefolgt sein mögen, wider bessere» Wissen und Wollen, getrieben von einer Mackst, tie stärker war als sic selbst. Sie gingen über den Platz, wo der Wrangolbrnnnen seine Wasserstrahlen in die Höbe wirft, welche heule im köstlichen Schein der Maisonnc silbern gliycrlen; c» war die Stunde der Promenade und von der Lcnnü- nnd Bietoriastraßc, durch die LiegcSaUce und au» den anderen Zugängen des Tbicrgarlcnö rollte» Equi pagen mit elegante» und schönen Frauen; Reiter sprengten hin und wieder, Lusiwantclnde begrüßten einander oder blieben gemcinschastlich stehen, um das bunte Treiben zu beobachten, einander auf besonder» bekannte oder bcrkvr- ragcnde Persönlichkeiten aufmerksam zn macken oder ihre Bemerkungen über einen oder eine der Vorübergehenden an-- znlanschrn. Margot Wolken batte sonst ihre große Freude an dem stets wechselnden und immer fesselnden Bilde, das der Tbicrgarlen zu den Slunden dielet, wo während der Winter- nnd FiühlingSmonalc „ganz Berlin" sich daselbst ein Stelldichein zu gebe» scheint: st« lieble eS auch, sick dem selben einznfilge» und durfte gewärtig sein, jeden Augenblick ans Belaniite zn stoßen, aber sie sab nickl um sich, kackte a» Nickt» al» an die seltsamen, räthselbaften Worte, welche der fremde Man» zn ibr gesprochen und brannte nur vor Be gierde, mcbr zn erfahren. Jetzt war st« e», die ihrem Be gleiter voranschritt und nickst eher anbiclt, als dis sie »ine Stelle erreich» ballen, wo da) Rollen der Wagen, ter Huf schlag der Pferde und da- Gewirr der Stimmen nur noch wie ein ferne» Brausen bernberlöntc. AthemloS sank sie auf eine Bank „Jetzt sprechen Tie schnell!" gebe! sie. „Wer sind Sir? Wer sendet Sie zu mir ?" „Ich bin der Galle Ihrer Mutter und sie sendet mich", sagte er langsam „T«< ist nicht wahr!" fuhr sie auf. „Hier meine Beglaubigung." Er war vor ihr stehen ge blichen nnb reichte ibr einen Brief. „An incinc Zwilling-töchter ElSbctb und Margot", la» Margot, und ter Fremde fügte wie erläuternd bi»;». „Ich konnte von den vier Kindern meiner — der ehemaligen Frau Wolken nur zu Ihnen gelangen." „Sie haben schon versucht? —" „O ja, Herr Paul Wolken wie« mich hochmüthig znilnk. er hat jetzt eben an Anderes zn denken, und bei Kran von Sperncr würde cS mir nicht besser ergehen." „Aber, mein Herr!" — „Lesen Sic den Brie»", unterbrach sie der Mann. Margot la». Das Schreiben war nickt allzu umfang reich, aber es schien, als könne sic damit nicht zn Ende kommen, immer wieder begann sie von "Neuem nnd sl.irrle ans da« Blatt, als sei es in einer ihr nnvcrsländlicken Sprache geschrieben. Ihr Begleiter verwandle während dessen kein Auge von ibr und horchte dabei gespannt »ach allen Seiten, ob kein Lanschrr sich nabe. Endlich dielt er eö doch sür geralbcn, durch ei» Räuspern an seine Nähe zn erinnern. Wie an» einem Traum snbr Margot aus Ibr liebliches, rosige» Gesicht war lief ort-lentst, die Augen ballen einen Ausdruck, al» hätte sick vor ikncn plötzlich > ,» Abgrund geöffnet, in den sie voll Entsetzen schauten. Mit bebenden Lippen sagte sie: „Aber so erklären Sie mir —" Schrille und Stimmen wurden hörbar. „Kommen Sie!" raunte ibr der Fremde zu, zog sie halb mit Gewalt von der Bank aus und legte ihre» Arm in den scinigcn. „DaS ist eine lange und traurige Gcsckichtr, die ich Ihnen nicht mit kurzen Worten erzählen lann." „Aber ick will, ich m iß sic wissen, wenn sie ander» ans Wabrbcit beruht" „Sir ist wahr, nnd Sie sollen sie wissen: aber nicht jetzt, nicht vier. — Aus dem Munde Ihrer Mutter selbst —" „Meiner Mutter? — So ist sie hier ? —" „Nickt gerade in Berlin, dock nicht weit vo» hier —" „lind Sie wollen mich zu ibr führen?" „Sofern Sic es wünschen" Margot zitterte am ganzen Körper.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite