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rr. Saheoan». Sk. 26» Lknst«. l l Smü im» Dr»-«<ml<drift: NachNchte« »re»de« S«»Ivr«cher-Pa>nmelnummer: »8»«t Nur sü- NachtgelprLch«! Nr. »voll Echrtl«leitu«» ». v»upt»eIchLIt«steNe: Lkrtden-K. 1, Plartenftraß« I8/«2 Gegründet "ISLS »e»u»»S«b«U» vom 1. «1 18. Am, i«, »», «»Nch ,we«m»N»er ZugeMm, s«t v<m» 1.70 «1. P°stbe»u»«piei« für «onat Juni ».«n «I. ein,»,. »« »lg. P«It«e»al,r «ohne Po»»»b«Uun»»,ebIch»>. »inHelmimmer 10 PI». Außerhalb Dretden» 18 PI». Anieigenvreil«: Di« Euzetaeu werden nach «oldmarl berechnet: die rinlpaltt»e sa mm breite Zelle 88 Ps». sür anrwitrtt 80 PI». Famllten- awtei»en und Etellen»eluche ohne Rabatt 18 Ps»., außerhalb »8 Ps»., dt« lx> mm br«tte Rell«ne»ell« roo PI»., auhechal» »80 «,a. Ollertenaebühr 8N P,g. «ulwLrttae 7>ultr»«e,««en «oraulbmebtnna »ruck Verla»: Lieplch » Reicharvt, Dresden. Postscheck-Nto. >08« Dre«den Nachdruck nur mit deull.Qurllen«n»ab« IDresdn. Nachr.» »ulLsii». vnverlanal« Schristliücke werden ntcht ausbewahrt Beratung deutscher Mage« gegen Wen Beschwerden enteisneter Grundbesitzer aus der Tasesordnuns -es BölkerbundsratS Weiten Schritte Streiemmms erwartet Letzte Eindrücke von Paris Bo« ««serem Pariser Korrespondenten Polnische TattloMeit in Madrid Madrid, 10. Juni. De« Antrag Dr. Stresemanns. die Beschwerde der deutsche« Abgeordneten im pol nischen Sejm über die Enteignung des dcntschcn Grund besitzes in Polen, als besonders dringenden Fall auf die Tagesordnung der lausenden Ratstagung zu setzen, ist vom Völkerbundsrat entsprochen worden. Sie wird, ent sprechend dem Antrag Dr. Stresemanns. Ende dieser Woche vor dem Rat zur Verhandlung gebracht. Die für Montagnachmittag vorgesehene erste Zusammen kunft -wischen Dr. Stresemann und Briand hat heute nicht stattgcfunden. — Die fortgesetzten Erklärungen des polnischen Aukicnmtnisters Zaleski i» der spanischen Presse, die einen stark gegen Deutschland gerichteten Charakter tragen, haben hier allgemein einen wenig günstigen Eindruck hervor- gcrufcn. Man empfindet es als Mangel an politischem Takt und Mißbrauch der Gast, . freundschaft, die Einladung der spanischen Regierung nach Madrid zu An griffen gegen ein Nachbarland in der spanischen Presse zu be- nutzen. Es versteht sich von selbst, bah von deutscher Seite aus Gründen der internationalen Höflichkeit Zaleski auf dem Wege der Pressepropaganda in einem fremden Land nichts erwidert werden wird. Z« den Presseerklärungen Zalcskis über ein Ostlocarno must daraus hingewiese» wer, den. dast der polnische Anstenminister «ach dem Abschluß des Kelloggpaktcs ausdrücklich betont habe, die Frage eines Ost» locarnos habe hierdurch jede Bedeutung verlöre«. Zurückstellung »es Londoner Berichts? Madrid, 1«. Juni. Von englischer Seite ersährt die Telcgraphenunion, daß der englische Botschafter Graham in der Dienstagsitzung des Ratsausschusses für die Minder heitenfrage eine Erklärung abgeben wird, daß er vorläufig lediglich im Rahme« des Londoner MinderheiteuberichteS verhandeln könne. Falls jedoch irgendein Ratsmitglied die Abänderung des Londoner Minderheitenberichts oder Rück kehr zu dem Vorschlag einer Regierung sordern werde» wo, durch eine nene Lage entstehen würde, würde er gezwungen sein, neue Instruktionen von seiner Regierung eiuzuhole«. Der englische Botschafter hat bereits in der ersten Sitzung des Ratsausschusses in der gleichen diplomatischen Form die Handhabe für eine Vertagung geboten, obwohl damals der englische Vertagungsvorschlag von keinem Ratsmttglied ausgenommen wurde. Es erscheint jedoch nicht ausgeschlossen, dast bis zur Dtenstagsitzung des Ratsausschusses neue Instruktionen des englischen Kabinetts vorltegcn werden. Tie weiteren Verhandlungen des Ratsausschusses über die Minderheitenfrage stehen hier ausschließlich im Vordergrund. Dr. Stresemann wird voraussichtlich ferner erklären, dast im Londoner Bericht die Vorschläge der verschiedenen Regie rungen keine Berücksichtigung erfahren hätten. Wetter wird angenommen, dast Dr. Stresemann sich dem ursprünglichen kanadischen Vorschlag aus Vertagung der Mtnderheiten- aussprache anschliesten wird. In der Aussprache werden auch die offiziellen Mitteilungen des Völkerbundssekretariats zur Sprache kommen, in denen in den letzten Tagen fortgesetzt von den „Entschließungen" und „Beschlüssen" des Rates in der Minderheitenfrage gesprochen worden ist, obwohl nach Auffassung einer Reihe von Mitgliedern des Völkerbunds- ratcs bisher noch keinerlei bindende Stellungnahme des Natsausschusses vorlicgt. Geheimsitzlmv -es Rates Madrid, 10. Juni. Der BölkerbundSrat hat in seiner Heu. tigen Geheimsitzung zum Präsidenten der ungarischen Jnvestt- gationskommission den englischen General Lynden.Bell ernannt. Weiter teilte der Präsident amtlich mit, die deutsche Regierung habe beantragt, aus die Tagesordnung die Ent eignung des Grundbesitzes der deutschen Minderheit in Polen zu setzen. Nach der Geschäftsordnung des Völkerbundsrates mutz für diesen Antrag, da er während der Ratssitzung ein» gelaufen ist, eine Frist von 24 Stunden verlausen, woraus sodann der Rat mit einfacher Stimmenmehrheit die Dring, lichkeit des Verfahrens beschließt und die Frage aus die Tagesordnung gesetzt wird. Borschlag Strestimmns aas Rülttaaf »er SaargrM»? Paris, 10. Juni. Der Madrider Vertreter der Jnfvrma- tion glaubt zu wissen, dast Dr. Stresemann bereit sei, einen festen Vorschlag für den Rückkauf der Saargruben zu machen. Man spreche von einem deutschen Angebot in Höhe von 3ü6 Millionen Goldmark. Zn dieser, wie auch zu anderen Fragen, wird man in Madrid keine endgültige Stellung nehmen, aber die Vorschläge Stresemanns zur Kenntnis nehmen. Die ganze Schlustwochc der Konferenz war verregnet, Auch am Freitag, als der gänzlich unfeierliche Augenblick der Unterzeichnung des Konfercnzberichtcs gekommen war, wäre« alle Schleusen des Himmels geöffnet. Als ich um 4,00 Uhr nachmittags im Konfercnzhotel George V. ciutrnf, gewährte nur ein Gedanke Befriedigung: Es ist das letzte Mal. Den« wenn man hundertmal denselben Weg täglich fast mit mache, mattscher Pünktlichkeit hat gehen müssen, wenn man stunden, lang in Wandelhallen und Hotelsalons die Zeit verloren hat, um schließlich immer wieder dasselbe Rad sich im Kreise drehen zu sehen, mit verhüllenden, nichtigen Worten einer weisen und überlegen sich gebärdenden Verlegenheit abgcspcist zu werden, dann atmet man aus tiefster Seele ans. Wer nicht von der Rcportereinbildung befallen ist, ein neunmal weiser Lehrer des Volkes zu sein, der hatte längst die Rolle durch, schaut, zu der die Berichterstatter verurteilt waren, die sich aus der ganzen Welt bei dieser Konferenz zusammenfandenz Di« Kulissenschieber der mit ihrem Golde die Welt regie renden Grobbankiers z« sei«. Jeden Tag eine andere Kulisse, und da der Vorrat an Kulisse« gering war, kamen alle acht Tage wieder dieselben Kulissen an die Reihe. Der letzte „historische" Tag, den ich in Paris erlebt habe, war die Unterzeichnung des Kelloggpaktes. Heute ist von der Historie und ihrer Aufmachung gar nichts z« merken. Ich fürchte aber, daß sie heute viel mehr beteiligt ist als beim Pariser „Vertrag gegen den Krieg". Keine republi» konische Garde zu Pferd, kein spalierstchendes Volk, nicht «in» mal ein einziger Polizist. Auch im Innern des Hotels das» selbe Bild wie immer. Nur in dem kleinen, dunkelrote« Vorsaal der Konferenzgalerte, in der alle Vollsitzungen statt, gefunden haben und in der auch heute die letzte abgehalteq wird, merkt man etwas. Aber etwas sehr Unerfreuliches. Hier stehen oder vielmehr lagern herum die abentener, lichsteu Photographengestalte« «nd Filmlente. Man stolpert über Berge von Filmkabeln, auf kleinen Roll« wagen werden riesige Koffer durchgefahrcn, Koffer, die nach Salzwasser schmecken. Bald werden sie — die Koffer nämlich —. mit den Herren der Erbe, die heute zum letzten Male der Konferenz Vorsitzen, übers Meer zurückfahren nach Amerika, und sie sind gleich so groß von drüben mitgcbracht worden, daß alle Tribute Europas darin Platz haben. Jetzt erscheinen die beiden dcntschcn Sachverständige«, Herr Dr. Schacht «nd Herr Dr. Kastl, Der Mißerfolg -er Reichsanleihe Keine Deckung für -as Kasfen-efizit lDrahtmeldung unserer Berliner Schrlftleitnng) Berlin. 10. Juni. Am letzten Sonnabend sind die Zeich nungen aus den ersten Abschnitt in Höhe von 300 Millionen Mark der Hilferdingschen Rcichsanleihe geschloffen worden. Trotzdem die Anleihe neben anderen Anreizen bekanntlich mit Steuerfreiheit und 7Aigcr Verzinsung ausgestattet war, ist das Ergebnis der Zeichnungen eine sehr schwere Ent täuschung sür alle die, die geglaubt hatten, mit der aus dem Nahmen der bisher üblichen Bedingungen hcrausfallcn- den neuen Rcichsanleihe die Finanznöte des Reiches besei tigen zu können. Nach den bisherigen Meldungen sind etwa rund 180 Millionen anstatt S00 Millionen zusammengekommen. Auch die Verlängerung der ZeichnungS- srist um eine Woche, die nach der Wendung der Pariser Ver handlungen beschlossen wurde, vermochte keine Vollzeichnung herbeizuführen. Mit diesem Zcichnnngscrgebnis ist natürlich der Kassenbedarf des Reiches bet weitem nicht gedeckt. Die erste Einzahlungsrate von 40 A, die am 12. Juni zu leisten ist, stellt sich aus rund 71 Millionen Mark. Der Vorschuß des Bankenkonsortiums ans die Anleihe ln Höhe von ISN Millionen kann also ans dem Erlös der ersten Einzahlungsrate nur zum Teil abgedeckt werden. Dieses Resultat hat natürlich die Frage nach den Ur- sachcn, die die Anleihe zu einem so offenkundigen Mißerfolg werden ließen, ausgclöst. Im Augenblick liegt noch keine Stellungnahme der amtlichen Kreise vor, und auch die sach- verständigen privaten Kreise scheinen fürs erste mit Ihrem Urteil zurückzuhaltcn. Man wird wohl aber kaum daneben greifen, wenn man zur Erklärung des Mißerfolgs der An leihe eine Antwort auf die zwei Fragen zu finden sucht, ob die Anleihe entweder an finanziellem Nichtkönncn oder Richtwollen scheiterte. Kommt ein finanzielles Nichtkönncn in Be tracht, d. h. verfügt das deutsche Volk nicht über so viel Geld, um eine unter anderen Umständen doch überaus begehrens werte Anlagemöglichkeit ausnutzen zu können, so könnte man sich nur über das dann ganz unverantwortliche Htnwcggehen der amtlicl>en Stellen über die wirkliche Finanzlage Deutsch lands wundern. Aber diese erstere Frage läßt sich zurzeit noch nicht beantworten. Das gleiche gilt, um es vorwegzunehmen, sür die zweite Frage, ob ein finanzielles Nichtwollen vorliegt. Diese Frage ist verbunden mit der Frage, warum ein solches vvrläge. Zunächst ist man auf Vermutungen angewiesen. Hat die Wirtschaft — und wer könnte ihr tm Ernst das schlicßlich auch verdenken? — keine Lust, einem Staatswesen ihr Geld zu leihen, das auf die Voraussetzungen crtrag- bringcndcr wirtschaftlicher Betätigung zu wenig Rücksicht nimmt, bas mit den Mitteln der Allgemeinheit twi« tm Falle der Arbeitslosenversicherung) denkbar schlecht wirtschaftet? Wenn der Mißerfolg der Anleihe als ein Mißtrauensvotum der deutschen Wirtschaft gegenüber der derzeitigen öffentlichen Finanzgcbarung anzuschen ist, dann müßten sich für die bürgerlichen Parteien der Rcgierungskoalttton Folgerungen von weittragender Bedeutung ergeben. Im Augenblick aber läßt sich, wie gesagt, noch nicht einwandfrei feststellen, welche Gründe cs sind, die die von dem sozialdemokratischen Reichs minister mit so großen Hoffnungen und Erwartungen an- gekündtgte Anleihe zum Scheitern verurteilten. Sehr charakteristisch ist jedenfalls, dast i« Berlin schon Gerüchte im Umlauf sind, wonach sich der Reichsfinanz» minister jetzt bereits dnrch Len Rcichsbankpräsidenten Dr. Schacht nach kurzfristigen Anslandskrediten für das Reich «msehe. Selbst wenn diese Gerüchte zutreffen sollten, und selbst wen es gelänge, Auslandskredite für daß Reich zu erlangen, so zeigt das nunmehr vorliegende AnlcthcergebniS -och sehr deutlich, daß nur eins übrtgblcibt, nämlich ein ziemlich rück- sichtsloser Abbau der Ausgaben, sür die die Mittel ntcht einmal durch Kredite zu bekommen sind. » Wie den Annahmestellen schon heute telegraphisch mitge, teilt worden ist, gelten alle gezeichneten Beträge als voll zu» geteilt. Von den Zeichnern, soweit sic nicht bereits Zahlungen geleistet haben, wird daher eine schriftliche Zuteilung z«r Be gleichung der am IS. Juni d. I. fällige« Einzahlungsrate »»« <ü Prozent nicht abzuwarte« sei«. der erstere mit seinem ewigen Augurenlächeln, das nrkr ni» ganz echt erschien und bas immer etwas verbirgt, der zweite mit dem rötlich-braunen Gesicht frohen Lebensgenusses, mit bewundernswerter Selbstzucht das Monokel ins Auge gedrückt, TypuS: Diplomat oder Gcncralstab. Jetzt sitzt alles um daS Hufeisen des grünen Tisches herum, in grünen Sesseln. Sekretäre und anderer Anhang werden hinausgeschickt. Groß, breit, stark sitzt oben in der Mitte der Amerikaner Owen Nvung. Ich habe mir ihn dieses letzte Mal besonders lange und gründlich angeschaut. Unter dem zwei Zentimeter brci» teu, in der Mitte burchgezogenen Scheitel ist ein Gesicht, das man wohl schön und ebenmäßig nennen kann. Das Wichtigste darin ist die Augenpartie. Sie steht wie geschminkt aus. Das kommt von den schön geschwungenen, tief schwarzen und ganz außergewöhnlich breiten Augenbrauen. Das bleiche Gesicht, ans dem einige senkrecht laufende Stirnabern sichtbar sind, und die großen, durchbohrenden, hellbraunen Augen haben ebenso wie das Lächeln etwas Seelenloses, geradezu Mephisto» phelischeS. El»« »«heimliche Erscheinung! Sin Sinnbild des kalte« Goldes, das diese Erscheinung in Paris z« repräsentieren hatte. Fast wie ein Künstler wirkt neben ihr das feine Jünglings, gesicht Parker Gilberts, des Rcparationsagentcn. mit der buschigen Mähne. Dieser „reiche Jüngling", der einen Teil des deutschen Schicksals fünf Jahre lang in Händen hatte, muß dabei sein. Rechts von Owen Young sitzt der französi« sche, links der deutsche Ucbcrsetzcr. dann folgen rechts die fron, zösischcn, italienischen und japanischen Delegierten, links die Amerikaner, Engländer, Belgier und zuletzt die Deutschen. Vornehm und bescheiden sich zurückhaltend in der zweiten Linie, wie immer, der kleine, aber stets unerhört fleißige Herr Melchior aus Hamburg. Aoung zündet jetzt seine kurze Meer, schaumpfeife an. Soll es die Friedenspfeife sein? Sie geht bald wieder aus und must von neuem angezttnbet werden. Der kleine, behäbige Franzose Moreau läßt nun unter dem struppigen, weißen Schnurrbärtchen einige Dankeswvrte an den Konfercnzvorsitzenden vernehmen. Er hat bas in Frankreich sehr häufig gesehene, etwas gefühllose Gesicht eines höheren Beamten. N«« kommt der nicht im Programm vorgesehene, dramatisch« Moment. Der mittlere der groben, gelb, seidc««« Vorhänge, die die GlaStüre« a« der eine»