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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. .V «82 El scheint Mi »M—M» d«r So«. »»» K»ftta«e tügltch Abend« nnd tß dich «Sl« M b«zt«h«. Dienstag, de« IS. Juli. Pret« für da» Lterteljahr Thaler. Insertion».Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile I Neugroschen. 1856. Amtlicher rhril. Dre-de», 30. Juni. Se. Könjgl. Majestät haben dem Unterst,iger bei dem fiskalischen Steinkohlenwerke ju Aau- keroda und Dählen, Gemeindevorfiand, Ort-richter und Kir- chenvorsteher Johann Gottlob Hecht ju Döhlen, in An- «tennung seiner verdienstlichen Wirksamkeit in diesen Functionen, dir zum Berdienftorden gehörige Medaille in Silber zu ver- lnhen geruht. Drr»h—, ,2. Juli. Se. Majestät der König haben dem Zahnarzt Heinrich Eonrad Rufchplrr zu Dresden das Prädirat als HofiAahnarzt zu verleihen geruhet. Nichtamtlicher Lheil. Nrvrrsicht. Dlgetgeschichte. Telegraphische Nachrichten. — Dresden: DaS Projekt einer Großschönau - Warn-borf- Zittauer Eisenbahn. — Wien: Di« Niederkunft der Kai serin. Laufe de, neugrdorurn Erzherzogin. Kaiserliche Gnadenacte, Rückgabe ronfi-cirter Vermögen. Notenwechsel in der deutsch-dänischen Angelegenheit. Befinden d,S Finanz ministers. Wetterschäden. Die Commission für Organisation der Donaufürstenthümer. Domäaenverkauf. — Pots dam: Die in die Havel gestürzte Locomotiv« h,rau-gehoben. — München: Ordensverleihungen. Der Finanzminister in Urlaub. — Ansbach: Eine Anschlußbahn nach Gunzen hausen genehmigt. — Hannover: Die BerfassungSab- änderungen von der II- Kammer abgelehnr. — Karlsruhe: Der Regent zurück. — Lübeck: Die neue Ereditanstalt. — Paris: Tagesbericht. Her Fizeau vom Institut mit dem großen Preise gekrönt. Leichenbegängniß Herrn Fortoul'S. Frech,rr p. Hübner in Urlaub. Herr Ma- Han. — Bern: Das Bureau der Bundesversamm lung. — Madrid: Ein Eomplot vereitelt. Die Cho lera in S»Ea. GScosura zurück. Brandstiftungen. — Rom: Der Papst zurück. — Florenz: Störung d,S B'gräbnifleS deS ErzhtschofS. — Parma: Geburt-fest deS Herzogs. — Neayel: Die Getreideausfuhr betreffend.— London. Die Ankunft deS Prinzen und der Prinzessin von P«enß«n. SchchSnerstärkunM« nach Amerika. Prinz Oskar von Schweden nach dem Eontinent. Lord Pal merston empfing den Hosenbandorden. — Stockholm: Baron Knut Bonde in Mission nach Brüssel. — Ko penhagen: Meinungsverschiedenheit im Ministerium über die holsteinische Frage. Justizminister Simsny'S Abtreten erwartet. — St. Petersburg: ConsulatSbesetzungen. — Konstantinopel: Eine Proklamation Sefer Pascha» deSavouirt. Verhaftungen in Marasch. Die HoSpodare. New-Vork: Nachrichten au» Centralamerika. Casey und Cora in St. Francisco gehängt; dortige Zustände. Local- und Provinzialangelegenheiten. Feuilleton. Inserate. Tage-kalender. Börsennachrichten. Tagesgeschichte. Telegraphisch« Nachrichten. Karlsruhe, 14. Juli. In Wildbad hat die Ver lobung deö Großfürsten Michael von Rußland*) mit der Prinzessin Cäcilie, der jüngsten Schwester deS *) Großfürst Michael, jüngster Bruder de» regierenden Kaiser» von Rußland, ist geboren am 25. Oktober 18S2, Prinzessin Cäkilie von Baden am 2V. September 16L9. Prinz-Regenten von Baden, stattgrfunden. Die Ge nehmigung der Häupter der beiden fürstlichen Familien ist bereit- erfolgt. Parts, 13. Juli. (T. D. d. Jnd.) Der Senat nahm gestern da» Gesetz über die Eommandite-Actien« gesellschaften an. Der Staattzminister verlas das kais. Dekret, welche- den Schluß der Session auS- spricht. Landon, 12. Juli. (L. D-d-3«d.) Die „Morning Post" bringt eine Dankadresse derStudentender Luri ner Universität an die englisch e Presse wegen der von ihr der Sache der italienischen Freiheit gewährten Unterstützung. — Lord Hardinge hat den Oberbefehl über die Armee niedergelegt. Dresden, 14. Juli. Die „Bohemia" und nach ihr die amtliche „W. A." schreiben: Das Projekt, eine Flügelbahn von Zittau nach Groß-Schönau und Warnsdorf zu bauen, ist rüstig vorgeschritten. Der gewählte Ausschuß hat bereit» eine von dem Herrn Stadtrathe Püschel verfaßte Denkschrift, welche in ruhig klarer Weise die obwaltenden Verhältnisse in wahr, Licht stellt und an die hohen königlich sächsischen Mi nisterien de« Innern und der Finanzen die Bitte um Be willigung zu den nöthigen Vorarbeiten erhebt, angenommen und dieselbe durch eine Deputation am 28. v. M. dem königl. sächsischen Minister Herrn v. Beust ehrfurchtsvoll überreicht. Die gestellte Bitte fand eine wohlgefällige Auf nahme von Seite der königl. sächsischen Regierung, und daher hofft man, daß daS Bahnproject sich der Theilnahme der königl. sächsischen Regierung um so mehr erfreuen dürfte, al» Groß-Schönau durch seine Damastfabrikation weltberühmt ist und da» Interesse der Stadt Zittau diese leicht herzu stellende Schienenverbindung mit der stark bevölkerten böh mischen Jndustriegegend fördert. Nach erfolgter schriftlicher Bewilligung werden die Vorarbeiten zur projectirten Bahn sogleich beginnen, da da- dazu erforderliche Geld bereit- durch Subskription zusammengebracht worden und disponibel ist. Wien, 12. Juli. Die amtliche „Wien. A." verkündet die unfern Lesern bereits telegraphisch gemeldete Niederkunft der Katfrrin von Oesterreich in folgender Weise: Ihre Maj. die Kaiserin sind heute am 12. Juli um halb 7 Uhr in Laxen burg glücklich von einer Prinzessin entbunden worden. Gegen 6 Uhr wurde in der Hofburqkapelle da» Allerheiligste aus gesetzt, um den Segen und Schirm des Allbarmherzigen für unsre allergnädigste Herrin in der sich nahenden schweren Stunde zu erflehen. Bald nach 7 Uhr verkündeten 21 Kanonen schüsse das Ereigniß dec Geburt einer Erzherzogin, welches die Herzen der durchlauchtigsten kaiserlichen Familie mit der süßesten Freude erfüllt und von dem gesammten Reiche mit frohem Jubel begrüßt werden wird. — Die „Presse" meldet hierzu weiter: Das Befinden der allerhöchsten Frau und de» neuen Sprößlings de» er habenen Hauses ist vollkommen befriedigend. Um 11 Uhr Vormittags wurde aus diesem freudigen Anlasse in der licht umstrahlten Metropolitankirche zu St. Stephan von Sr. Emi nenz dem hochwürdigsten Cardinal-Erzbischöfe, Olhmar Ritter v. Rauscher, ein feierliche» Hochamt mit Ted,um unter großer Assistenz abgehalten. Von Seiten des allerhöchsten Hof,» wohnten dem Gottesdienste Ihre kaiserlichen Hoheiten die durchlauchtigsten Erzherzoge Wilhelm, Heinrich und Leo pold bei. Se. Eminenz der apostolische Nuntius, die hier noch anwesenden Bischöfe, die Herren k. k. Minister, ReichS- räthe und Gesandten, die k. k. Generalität, die Stabs- und Oberoffizeire der hiesigen Garnison, der Magistrat und Ge meind,rath und eine große Anzahl Andächtiger au» allen Schichten der Bevölkerung wohnten dieser heiligen Handlung bei. Das k. k. Militär bildete dem Riesenthor entlang und auf dem StephanSplatze Spalier. Morgen Nachmittag um 2 Uhr wird im k. k. Lustschlosse zu Laxenburg die feierliche Taufe der neugebornen Prinzessin durch Se. Eminenz den hochwürdigsten Cardinal-Erzbischof v. Rauscher vollzogen werden. Wien, 13. Juli. Au» Anlaß der Entbindung Ihrer Maj. der Kaiserin hat der Kaiser sich zu einer Anzahl von Gnadenacten bewogen gefunden. Die betreffenden Hand schreiben und Verordnungen, sämmtlich aus Larenburg vom gestrigen Tage, finden sich in der heutigen „W. Z." E» hat nämlich Se. Majestät mittelst Handschreibens an den Justizminister Freih. v. Krauß allen wegen des Verbrechens der Majestätsbeleidigung, der Beleidigung eines Mitgliedes des kaiserlichen HauseS, der Störung der öffentlichen Ruhe oder wegen des im §. 300 deS Strafgesetzes bezeichneten Ver gehens bereits verurtheilten Personen de» CivilstandeS alle Strafen erlassen und verordnet, daß wegen strafbarer Hand lungen dieser Art, insofern sie vor dem heutigen Tage be gangen worden sind, keine strafgerichtliche Verfolgung statt finden dürfe, so wie daß alle wegen einer der genannten straf baren Handlungen heute bereits anhängigen Untersuchungen ohne Weitere» von Amtswegen eingestellt werden, dieser Gnadenart auch den Betheiligten sogleich bekannt zu machen und in Vollzug zu setzen sei. Ein zweites Handschreiben Sr. Majestät, gerichtet an den Finanzminister Frhrn. v. Bruck, lautet: „Infolge der unheil vollen Ereignisse, welche durch die Empörung in Meinem Königreiche Ungarn und Meinem Großfürstenthume Sieben bürgen in den Jahren 1848 und 1849 herbeigeführt wur den, ist über eine Anzahl der hierbei Betheiligten und des Verbrechens des Hochverrats)» schuldig Befundenen durch kriegsrechtliche Aburtheilung die Einziehung ihres Vermögens verhängt worden. Unablässig geneigt, wenn das Recht seinen Lauf gehabt hat, die Gnade walten zu lassen, wo die Rück sichten der öffentlichen Wohlfahrt es gestatten, habe Ich Mich bewogen gefunden, den im Verzeichnisse namentlich auf geführten Personen den krieg-rechtlich zuerkannten Ver mögensverfall gänzlich nachzusehen, dann den im Verzeich nisse 8. (die Verzeichnisse sind noch nicht veröffentlicht. D. Red ) genannten zwei Individuen, im Verfolge der ihnen früher ertheilten Nachsicht des BermögensverfutieS, auch dr» An spruch auf die patentmäßige Urdarialentschädigung, mit dem Bezüge der von dem au-gemittelten Entschädigung-kapital entfallenden und von dem Tage der ihnen ertheilten Nach sicht d,S VermögrnSverfalle» zu berechnenden Rente, in Gnaden zu verleihen." Eine besondere nachfolgende Verordnung regelt die in dieser Angelegenheit maßgebenden Grundsätze. Endlich sind ein, Anzahl theil» in den Festungen, theils in Civilstraf- häusern verwahrte, infolge politischer Verbrechen der Freiheits strafe verfallene Arrestatrn begnadigt worden und zwar 136 gänzlich begnadigt, 38 wurde die Hälfte, 91 ein Drittel, 6 rin Viertel der ursprünglichen Strafzeit, 16 endlich einzelne Jahre nachgesehen. Den Namen nach zu urtheilrn sind die meisten derselben ungarischen Herkommens. — Die „W. A." publirirt auch den zwischen Oesterreich und den Niederlanden am 29. Derember 1854 abgeschlossenen Handels- und Schiff- fahrtSvertrag, nebst der zwischen beiden Staaten gleichzeitig abgeschlossenen Convention, betreffend die Aufstellung öster reichischer Consularämter in den niederländischen Colonien. — Die Erzherzogin Sophie wird für die Dauer de» Wochenbettes Ihrer Maj. der Kaiserin Ihren Aufenthalt in Laxenburg nehmen. — Die Abreise deS Fürsten Metternich Feuilleton. Ein «euer Freund und ein verlorner Freund. Bon Ik. Marvel. (Schluß au« Nr. IK1.) C» ist vollkommen dunkel, als du zu Hause ankommst, aber der Helle Glanz de» Feuer» in der Wohnstube begrüßt dich freundlich und Nelly steht in der Hau»thür und klappt freudig in die Hände, al» st« dich erblickt. Aber al» du in'» warme, Helle Zimmer trittst, erblickst du lauter betrübte Gesichter, deine Mutter preßt dich mit leidenschaftlicher Zärtlichkeit an ihr Herz, aber legt warnend den Finger an den Mund, al» du freudig auf jauchzest, und nennt Charlie'» Namen. Auch den Arzt erblickst du, der leise au» der Thür de» Schlafzimmer» tritt und ver schiedene Arzneigläser in der Hand hält. — Du fühlst plötzlich — ohne zu wissen we-halb —, wie ein« schwere Last dich nieder beugt, die traurigen Mienen um dich her prägen fich tief in dein arglose» Knabenherz. Nelly sagt, du dürstest Charlie jetzt nicht sehen ; ihr fitzt zu- sammrn in dem stillen Wohnzimmer, aber du kannst Nelly jetzt nicht» von alle den Erlebnissen mittheilrn, wie du dir vorher so schön «»»gedacht hattest. Sie sag«: „Charlie ist so dünn und bleich geworden, daß du ihn gewiß nicht wiederrrkennen wirst." Du hörst ihr zu, vrrmagft aber selbst nicht zu sprechen; fie fragt, wa» du denn eigentlich Alle« gesehrn hast, du fängst für einen Augenblick ganz «unter zu erzählen an; aber al» fich die Thür de» Krankenzimmer» öffnet und rin leise» Stöhnen herüberdringt, verstummst du plötzlich ; du drückst Nelly'» Hand, sprichst kein Wort weiter und blickst gedankenvoll in di, h«lle Flamme. Nach de» Tage» Anstrengungen schläfst du bald ein, aber seltsame, wirre Träume suchen dich heim, und al» du um Mitter nacht mit einem Schauder erwachst, glaubst du, daß Charlie in der That schon gestorben sei; sein Bild umschwebt dich, in dem weißen Sierbekleide dünn und bleich, wie Nelly ihn dir schilderte. Du wälzest dich im Bett hin und her, bis du glühend heiß und fieberhaft aufspringst und die Treppe hinabschleichst. ES brennt noch Licht auf dem Borsaale und die Thür deS Schlafzimmer» ist nur angelehnt, du horchst und glaubst drinnen rin Flüstern zu hören. Behutsam schleichst du über den Vorplatz und blickst durch die Spalte der Thür. Eine Nachtlampe flackert auf dem Kamin und die Bettstelle wirft düstere, riesenhafte Schatten an die Decke. Deine Mutter fitzt noch im Lehnstuhle und stützt den Kopf auf die Hand, obgleich rS nach Mitternacht ist. Der Dortor stehl vor dem Bett, mit dem Rücken nach der Thür, mit der Hand fühlt er Charlie'» Pul», du hörst schwere Athemzüge und dann und wann dringt rin leiser Seufzer deiner Mutter zu dir herüber. Zuweilen flackert die Lampe Heller auf, dann gleiten die Schatten an der Wand wie Gespenster hin und her. Boll Angst und Schrecken blickst du auf dir Gebilde und auf da» Bett, wo dein Bruder — dein lachender, fröhlicher Bruder ruht. Du mußt ihn sehen, r» zieht dich unwiderstehlich hin, und du machst ganz leise einige Schritte, aber da» Muttrrohr hat den Laut dennoch vernommen, fie winkt dich heran und drückt dich wieder fest in ihre Arme. Du flüsterst ihr deinen Wunsch in» Ohr und fie nimmt dich bei der Hand und bringt dich an da» Lager. Der Doktor steht sehr ernst au», wie wir herzutreten. Er zieht seine Uhr heraus, aber nicht um Charlie'» Pul»schläge zu zählen, denn er hat die Hand fallen lassen, sie hängt — ach wie zart und weiß — über den Rand de» BelteS. „Schläft er, Doctor?" sagt sie mit einem Tone, der dir ganz fremd klingt. „Fassen Sie sich, Madame." Der Arzt ist sehr ruhig. „Ich bin ruhig," sagt meine Mutter, aber du glaubst ihren Worten nicht, du stehst ja, wie fie zittert. „Meine theure Freundin, er wird in diesem Leben nicht wieder erwachen!" Kein lauter Schrei beantwortet den schrecklichen AuSspruch, deiner Mutter Haupt sinkt lautlo» auf die starre Leiche ihre» Kinde»! aber als du siehst, wie ihr« Gestalt unter konvulsivischem Schluchzen zittert und bebt, da tönen deine lauten Klagen durch die Stille der Nacht. Der Doktor nimmt dich auf seinen Arm, damit du noch einmal siehst, wa» du verloren — da» bleiche, kleine Gesicht — die eingesunkenen, blauen Augen — da» blonde, weiche Haar — die zusammengepreßten, weißen Lippen! — Niemals, nein, nie mals wird der Knabe den ersten schrecklichen Anblick deS TodeS vergessen! Du ruhst in deiner stillen Kammer, gänzliche Erschlaffung ist dem Sturme der Gesübte gefolgt, seltsame, ernste Gebilde schweben vor deinem geistigen Auge. Deine Gedanken können fich nicht von jenem schauerlichen Gaste abwenven, — o jene- seltsame Fortgleiten au« dem Leben! wie wenig wissen wir noch davon, und doch wieder, ach wie viel! Charlie, dein Bruder, ist nur noch ein Name; vielleicht ist er ein Engel; vielleicht (di« alte Wärterin sagte r» immer, w«nn er unartig war — und jetzt hassest du sie deswegen) ist er in dar Hölle. Aber du fühlst, daß eS nimmer sein kann; der lieb« Gou, der