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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.01.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110121020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911012102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911012102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-01
- Tag 1911-01-21
-
Monat
1911-01
-
Jahr
1911
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Bezufl6-Preit M LckVV« 0«»« »««ch »<«»» »ME »ad Svediinir« 2»«l tdZllch tz- oa»< «edrachi: vv iixUI., t.7V^U «RrRIitdrt v«l »,N«r» ^ilialni ». Un» «-«dell«« ad,«halt, IS «aaatU, K.LS «>en«U»drl. Durch dt« D»k: t»«hald Daitlichianv» and »ar daa«ch«u Lolini«» virnrlithri. lt.Id ak. monall. I«l4 audtchl. LoÜdrslellgcld Zrrn« t» Belgien, Dtnemarl, den Donauklaalea, Italien. Luremdurg, lieber lande, Aor» wegenl Oeslerreich llngara, «udland, Schwede», Schwei, a. Lpanien. In allen utnngrn Staaten nur direkt durch dle Gchchätrdnell« de« Blatte« erdtulich. Da« Leipziger Lagedlari erlideini 2 mal ltgllch. Sonn, a Keieriag« nm morgen«, itddnn« «nl-Ännaiime i Augaftudvlatz 8» bei anteren Lrügern, Filialen, Lpebiieuren und Annavineltellen. ww>e Bolltmter» and Bneitriger». lrt»,al»«rla»>«pkeis »« Morgen ausgabe Itt der Lbend u«aad> S ch. Redaktion »ab «etchäktdLeL« Iol>ani»»gai1e di. Sernweecher! I«üvL l«Ü»Q, 14004. Mbend'Ansgabe. KMgcr.TagMM Handelszeitung. Amtsblatt -es Nates und -cs Nolizeiamtes Ser Lta-t Leipzig. Anzeigen'VreiS R> Katerni, aa« ieivzi, um ->nigevnng dl« a^'naitene Si>> mm »reit» verikiell- 2b ch. dl» 74 MM breit» ««»NaiilrzeU» i da» ea«warr« «trciame» t.L» Imera«, °e» Bedorden -» »n,ilia>en keil die 14 mm orrrt» Oetiiieil» «>, Retchaiieiinieigen mu B u»»orichriilev and l» der Loeildau«gad» >»> peeii« «rbbbt. btadail nac» Laris. Beilagegedübr ö ». Lauienc exll. Loitgevudr. i^eLertetlk« »u'trag« tonnen nudi iurüil. gezogen werden, Im oa» rricheinen an beuimmten Lagen und Bläyen wir» Irin« Garantie übernommen Anzeigen-«nnudme, Iluguitudplatz 8, bei iämrlichen .Zilialen u. alle» ünnoncen- ltll>editioaen de« Zn- und i!lu»lansel. chaaot-chtltat» Berit»: Earl La»a«« perzogi Bavr. Hofbui^ dandlung LUhowltiane 10. ^at rdoo Vl. «tr «ttiLt). Haapt-Ztltale Lrrsdear keellr -de 4. l iLelentzon «üLtl. Nr. 21 Sannsdenü, aen 2>. Januar ISll. 105. Jahrgang Amtlicher Teil. Seine Majestät der llönig sind über die herzliche Aufnahme, die Ihm überall in Seinem lieben Leipzig zuteil geworden ist, hoch erfreut. Seins Majestät haben trotz der beschränkten Zeit vor Seiner Reiss nach dem Süden den Wunsch gehabt, Sich auch in diesem Jahrs über die Entwicklung unserer Stadt zu unterrichten, und haben von ihrem Fortschrsiten mit wärmstem Interesse Aenntnis genommen. Allerhöchstem Auftrage entsprechend freue ich mich, Seiner Majestät Nsniglieheir Dank zur Aenntnis unserer Mitbürger bringen zu können. Leipzig, am 2j. Januar Ws. Oberbürgermeister Dl'. Dittrrch. DMkahrtspklege unü Kulturarbeit. Zn der Halbmonatsschrift „Der Arbeitgeber" be spricht Dr. P. Erabein (Düsseldorf) eine neue eigen artige Wohlsahrtseinrichtung der Harpener Berg bau-Aktiengesellschaft, die in unserer Zeit mit der vielbeklagten Fleiichteuerung großes Interesse be- ampruchen darf. Die bekannte Eescllschafr, die auf dem Gebiete der sozialen Wohlfahrtspflege schon bis her mit ihren Wohnhäusern, Kinderheimen und Be wahranstalten, Speiseanstalten, Bibliotheken, Kran kenhäusern u. a. einen hervorragenden Platz ent nimmt, hat sich das Ziel gesetzt, ihre Arbeiter unab hängig von den Schwankungen de: Marktpreise mit billigem Schweinefleisch zu versorgen, das im Arbeiterhaushalt einen sehr wichtigen Bestand teil darstellt. Zu diesem Zweck wurde das Heidegut Leeste im Reg.-Bcz. Osnabrück mit einem Flächeninhalt von 2500 Morgen angekauft, das bisher meist unfrucht bares Oedland, teils Heide, teils Moor, auswres. Intensiver Bodenbearbeitung ist es innerhalb kurzer Zeit gelungen, den größten Teil der Flache ertrag fähig zu mc.chen, und die Bodenerträgnisss werden hauptsächlich der Schweinezucht dienstbar gemacht. Um der Gefahr der jeuchenähnlrchcn Erkrankungen vorzubeugen, ist hierbei das Isoliertstem eingeführt, d. h. die Schweine werden in Herden von etwa 50 Stück gesondert voneinander gehalten: die Tiere bleiben im Sommer und Winter auf der Weide, nur des Nachts und bei besonders ungünstigem Wetter suchen sie ihre leichtgebaute^ Ställe auf. Dies System der rauhen Haltung hat üch bisher ausgezeichnet be währt. Sobald die Schweine ein Gewicht von etwa 50 Kilogramm erlangt haben, werden sie in die Mast abteilung gebracht und auch wieder nach Möglichkeit isoliert. Innerhalb 4 bis 5 Wochen erreichen sie ein Gewicht von etwa 115 Kilogramm, sind also schlacht reif. Hiernach werden sie den einzelnen Zcchenkolo- nien der Harpener Bergbau-Gesellschaft zugcfiihrt unü ausgeschlachiet. Um in Zukunft den durch das Versenden der Schweine entstandenen Verlust von 2 Kilogramm bei einem Stück zu verhüten, hat sich die Eutsverwaltung von Geeste entschlossen, ein eigenes Schlachthaus zu bauen. Bei voller Ausnützung der Anlagen wird die Gutsverwaltung in der Lage sein, jährlich 10000 Schweine zu liefern. Bei einem Schlachtgewicht von 200 Pfund eine jährliche Ersparnis von rund 200 000 die der Arbeiterschaft der Gesellschaft zugute kommt. Da neben wird aber auch den Leuten eine stets frische und gute Ware angeboten. Von großem Werte ist aber auch im volkswirt schaftlichen Interesse d'e von der Harpener Bergbau- Gesellschaft geleistete Kulturarbeit, die darauf ge richtet ist, Oedländereien fruchtbar zu machen. Gerade auch unsere weniger kapitalkräftige Landwirtschaft muß das Vorgehen der Bergbau- Gesellschaft mit Freuden begrüßen. Noch stehen in naher Entfernung von dem gewaltigen westdeutschen Industriebezirk weite Flächen für die wirtschaftliche Erschließung zur Verfügung; so darf man hoffen, daß das Harpener Beispiel zur Nacheife rung anregen werde. Zur Telephongebüllrenorünung. Die energische Protestbewegung aus den Kreisen von Handel, Gewerbe und Industrie scheint diesmal bei der Frage der Neuordnung der Telephongebühren von Erfolg begleitet zu sein. Wie bereits in der Presse bekanntgeworden ist, soll eine Rückverwei sung der ganzen Vorlage an die Budget kommission erfolgen. Es ist in erster Linie das Verdienst der nationalliberalen Partei, durch ihre Festigkeit diesen Umschwung hcrbeigeführt zu haben. Bei der ersten Abstimmung über den Antrag Nacken, welcher noch über die Regierungsvorlage hinausging, waren bekanntlich die drei nationallibe ralen Kommissionsmitglieder die einzigen, die dieser Verteuerung des Fernsprechers wider sprachen, während eigentümlicherweise selbst die Mitglieder der Fortschrittlichen Volkspartei und die sozialdemokratischen Mitglieder dafür stimmten. Im Laufe der weiteren Verhandlungen sind dann auch die Vertreter dieser Fraktionen den anfänglichen Be- denken beigetreten, so daß die hauptsächlichsten Be stimmungen des Antrages Nacken im späteren Ver laufe der Verhandlungen gegen eine Minderheit von neun Stimmen Annahme gefunden haben. Inzwischen ist aber die Protestbewegung im Lande immer stärker geworden, und insbesondere hat sich die Düssel dorfer Handelskammer verdient gemacht durch eine Darlegung der Rentabilitätsverhältnisse des deutschen Fernsprechwesens, aus welcher hervor geht, daß die regierungsseitig gegebene Darstellung über eine mangelnde Rentabilität dieses Teiles des Reichspostwesens durchaus nicht zutreffe. Nachdem auch die nationalliberale Fraktion einstimmig be schlossen hatte, den jetzigen Antrag Nacken im Plenum abzulehnen, scheint bei den Par teien der Rechten und des Zentrums die Ueberzeu- gung wachgerusen zu sein, daß man auf diesem Ge biete doch nicht zu einseitig vorgehen dürfe, und es stehen, wie verlautet, bei den kommenden Kom missionsverhandlungen neue Kompromißanträge zu erwarten, welche sich im wesentlichen den national liberalen Anträgen annähern dürften. Jedenfalls ist somit das letzte Wort in dieser Frage noch nicht gesprochen, und es erscheint wün schenswert, daß die Vertretungen von Handel und Industrie nach wie vor weiteres Material beibringen, um die — namentlich für die größeren Städte — ungemein erhöhten Gebühren zu beleuchten. Stsst, Kirche unü Schule. Der Deutsche Bund für welllich« Schule und Moralunterricht hat eine Umfraae über das Verhält nis von Staat, Kirche und Schule zueinander ver anstaltet und veröffentlicht deren E'gebnis in Flug blättern, von denen bas zweite unter anderem die Antwort des bekannten Berliner evangelischen Pastors Francke enthält. Aus dieser Antwort geben wir nach den „Münch. N. N." im folgenden die wesentlichsten Teile wieder: „Die Trennung von Staat uno Kirche müßte seitens der letzteren aus ihren eigenen Prin zipien heraus gefordert werden. Staalskirche be deutet immer irgendwie „privilegierte Kirche". Pri vilegien haben heißt Gunst genießen auf Kosten anderer. Daß das den Grundsätzen des Christentums, besten Repräsentant die Kirche lein will, ins Gesicht schlägt, ist sonnenklar. Im Namen des Christentums müßte die Kirche Gerechtigkeit proklamieren, Gerech tigkeit vor allem für den Gegner! Mehr, die Kirche müßt« den Grundsatz vertreten: Lieber unrecht leiden, als unrecht tun! Darum müßte sie aufschreien uno flammenden Protest erheben gegen jede Beeinträch tigung unü Verkürzung der Röchle ihrer Bekämpfe:. Sre müßte um ihrer eigenen Ehre willen vom Staat verlangen: Gewähre den Andersgläubigen gleich günstige Bedingungen, wie uns: gewähre ihnen bessere Bedingungen, damit im Wettstreit um die Wahrheit sich untrüglich erweise, aus welcher Kraft schließlich der Sieg gewonnen wird. Damit sich's zeige, ob wirklich „der Glaube die Kraft ist, die die Wett überwindet"; damit's nicht heißen kann: weniger der Glaube, als der Polizeibüttel, der auf eurer Seite stand! Weniger die Wahrheit, als der gutgejpeiste Säckel, den euch der Staat aus Steuer mitteln fremder Konfessionen füllen half! Nichts Beschämenderes für uns Vertreter des kirch lichen Amtes, als wenn wir wieder einmal lesen müssen: der oder der Dissidentengemeinde ist die An nahme eines Legats oder Vermächtnisses verboten worden. Solange derartiges möglich ist, kann unter anständigen Menschen von Verdiensten der Kirche um soziale Wohlfahrtspflege, Werken der Barmherzig, kett u. dgk. nicht die Rede sein. Es ist ja kein Be weis möglich, was andere Gemeinschaften unter i,, Lein eigener Sohn. Roman von R. Ottolengui. (Naawrua verboten.) Sie hauen die Unterhaltung auf der Straße, nahe am Tor geführt: als Burrows eben wieder zum Haus zurückgehen wollte, kam ein Mädchen heraus. Er er innerte sich. Laß er sie im Hause gesehen und sie für ein Dienstmädchen oder Köchin gehalten hatte, da er sie in der Küche bemerkt hatte, wo sie eben beschäftigt war, als das Haus in Augenschein genommen wurde. Er beschloß, sie auszufragen, und als sie gerade an ihm vorübergehen wollte, hielt er sie an unü sagte zu ihr: „Verzeihen Sie, ich möchte einige Worte mit Ihnen reden." Das Mädchen sah ihn nicht eben freundlich an, wartete aber auf seine Fragen. „Wollen Sie mir Ihren Namen sagen?" „Sarah." „Ihren anderen Namen auch, bitte." „Carpenter." „Wollen Sie mir jetzt sagen, was Sie von den Er eignissen der letzten Nacht misten und ob Sie einen Revolverschuß gehört haben?" „Nein, ich will es nicht sagen und damit Punktum!" Bevor er sich von seiner lleberraschung über ihre entschlossene Antwort erholt hatte, war sie schon fort und ging auf der Straße weiter. Verwundert starrte er ihr nach. War es möglich, daß dieses Mädchen den Schlüssel zu dem Geheimnis besaß? Wenn dies der Fall war, so ichien es um so merkwürdiger, weil es in keine der Theorien paßte, die bis jetzt über den Mord ausgestellt worden waren. Und doch schien ihr Benehmen keineswegs das eines Menschen zu kein, der mit der Sachlage gänzlich unbekannt war. Er beschloß, mit Barnes darüber zu reden und es ihm zu überlasten, ihr Geheimnis zu entdecken, wenn sie eines hatte. Er begab sich ins Haus, um den Richter Olnev zu suchen, und fand ihn im Empfangszimmer in lebhafter Unterhaltung mit Lewis. Als er eintrat, hörte er. wie der Richter sagte: „Ich denke. Sie werden heute nacht hier schlafen, Herr Lewis, da dies Haus jetzt Ihnen gehört?" Es siel Burrows ein, daß er jetzt Gelegenheit hätte, di« Sache nach Barnes' Angabe verfolgen zu können. Daher sagt« er, ohne Lewis zu Worte kom men zu lasten: „Herr Richter, Sie sagen, daß dieses Haus jetzt dem jungen Herrn gehört? Ich hoffe. Sie werden mir beide verzeihen, wenn ich mir die Frage erlaube, ob ein Testament vorhanden ist." „Ich nehme es Ihnen gar nicht übel", sagte sofort Lewis. „Das ist eine sehr vernünftige Frage. Wissen Sie etwas darüber, Herr Richter?" „Natürlich, ja! Ich wollte eben mit Ihnen dar über reden. Ich habe nämlich das Testament in der Tasche. Es wurde mir vor einiges Zeit von Ihrem Vater übergeben mit der Bitte, es aufzubewahren. Ich weiß indes nichts von seinem Inhalte, mit der Ausnahme, daß er mich zum einen der Vollstrecker er nannte: er ließ das Testament in Boston anfertigen und übergab es mir versiegelt. Hier ist es, wie ich es erhielt." Hierbei entnahm er seiner Brusttasche ein großes, versiegeltes Kuvert. „Soll ich es öffnen?" fragte er. Lewis nickte, und Burrows war zu sehr gespannt, den Inhalt des Schreibens kennen zu lernen, als daß er daran hätte erinnern können, es würde ebensogut sein, noch zu warten, bis andere, die vielleicht auch be dacht worden seien, benachrichtigt würden. So öffnet« der Richter das Schreiben und las es vor. Es ent hielt die Bestimmung, daß das Gut und sein übriges Eigentum Virginia Lewis zufallen solle. In einer Klausel war wohl der Sohn erwähnt, aber es ging aus dem ganzen Tone, in dem das Testament gehalten war, hervor, daß der Vater der Anschauung zuneigte, sein Sohn habe durch sein Benehmen st i lisch weia-nd auf lein Erbteil verzichtet, weshalb er ihn nicht be dacht habe. Indes sollte Virginia im Falle, daß er zuriickkebrcn sollte, iür ihn tun. was sie den Umständen nach für aut hielt. Burrows folgte der Vorlesuna mit gespannter Aufmerksamkeit. Hier war ein Beweis dafür, daß nicht der junge Mann das Verbrechen in der Gewiß heit. Erbe oder Alleinerbe zu sein, begangen haben konnte. Hierauf bemerkte Lewis: „Gut, meine Herren, es scheint demnach, daß ich nicht der Eigentümer dieses Hauses bin. und 'ch kann daher nicht ohne Erlaubnis meiner Cousins hier schlafen. Aber ich denke. Sie können dies für pich in Ordnung bringen, nicht wahr?" Er wandte sich an Llnen: die'er erwiderte: „Ich bin überzeugt davon, daß Virqie keinen fremden aus ihren: Hause weisen würde und daß sie Ihnen gern die Ihnen gebührende Gastfreundschaft erweisen wird, i-^ald l-e erfährt, Sie io nahe mit * ihr verwandt sind. Ja, wenn ich ihren Charakter recht kenne, zweifle ich überhaupt daran, ob sie das Erde antreien wird, jetzt, wo c-re zuruckgekehrl sind." ,^»ch hoffe", bemertte Burrows, ,,^sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich mich noch einmal ins Ge spräch mische. Aber ich denke. Sie werden ein.ehen, daß ich nur das Beste will, wenn ich Sie, Herr Lewis, daran erinnern möchte, daß Sie uns keinen Beweis für Ihre Identität gegeben haben. Natürlich genügte heute morgen, als Sie hierherkamen, Ihr Wort schon, abgesehen von Ihrer großen Aehnlichkeit mit Ihrem Vater, da wir erwarteten, Herrn Lewis am Leben zu finden, unü es wäre sein Vorrecht gewesen, etwaige Zweifel aus dem Wege zu räumen. Aber jetzt — unter den nunmehrigen Verhältnissen und Umständen — hoffe ich — bitte, legen Sie mir meine Beweg gründe nicht falsch aus —" „Nicht im geringsten", erwiderte Lewis. „Sie sind mit der Untersuchuna eines Verbrechens beschäftigt und haben völlig recht, eine genaue Auskunft über meine Vergangenheit und einen strikten Beweis lür meine Identität zu verlangen. Ich bin für Sie em Fremder und habe Ihnen meine Personalien nur mitgeteilt, ohne ihre Richtigkeit zu beweisen. Mir sind die Bestimmungen in dem soeben verttscnen Testament beinahe lieber, als wenn mich mein Vater zum Erben eingesetzt hätte. Ich kümmerte mich nicht um ihn, solange ich auswärts lebte, und jetzt, unter diesen bedauernswerten Umständen, in Anbetracht, daß ich gerade nach seinem gewaltsamen Tode hier eintraf, könnte es scheinen, wenn ich ihn beerben würde — Sie verstehen? Ich meine, dann könnte ich in die Geschichte verwickelt werden!" „Unsinn! Unsinn!" rief der Richter aus. „Nie mand würde so etwas denken." Diese Dersicheruna des Richters brachte Burrows «in wenig in Verlegenheit, denn er war sich bewußt, daß er in demselben Augenblicke eben jenen Gedanken gehabt hatte. Lewis fuhr fort: „Was meine Identität anbelangt. so dachte ich glücklicherweise daran, daß eines Tages die Zeit kom men könnte, wo ich meinem Vater beweisen müßt«, daß ich tatsächlich lein Sohn bin. Deshalb habe ich die drei letzten Briefe, die ich von ihm erhielt, sorg fältig aufbewahrt, entschlossen, sie als Beweis zu be nützen. falls es je notwendig sein, und er mein ver ändertes Gesicht nicht wiedererkennen sollte. Jetzt, wo er tot ist. aber es aerade die Sachlage erfordert, schei nen mir die Briefe von unersetzlichem Werte u sein. Ich habe sie die ganze Zeit über in meinem Notizbuch ausbewahrt und oft wieder gelesen; sie sind daher nickt in einem sehr glänzenden Zustande, doch hoffe ich. daß sie wenigstens für Sie, Herr Richter, noch leserlich genug stno, damit Sie ihre Echtheit oestäligen können." Mit diesen Worten nahm er aus seiner inneren Rock tasche ein Notizbuch und aus diesem drei offenbar sehr alte Briefe heraus. Sie beianoen sich in Um,chtagen, die kaum noch zusammcnhietten; die Briese waren an den Siesten, wo pe zu,ammengesattet wurden, beinahe durchgcrieben. Die Schrift indes war immer noch leserlich. Der Richter und Burrows sahen üe durch, und der erstere erklärte ohne Zaudern, daß die Hand schrift die von John Lewis sei. Der Inhalt war Nicht ,ehr interessant und betraf eben die Dinge, die ein Vater seinem auswärts in der Schule weilenden Sohne zu erzählen pflegt. Der mißtrauische Burrows indes sah sich die Briefe genauer an und fand, daß das Datum des Poststempels 1872 war. Obgleich er die Erzählung des jungen Mannes durch diese Briefe als unanfechtbar betrachten mußte, schrieb er sich doch die Adresse aus den Umschlägen auf, ohne ergenttlch zu wissen, aus welchem Grunde er es tat. sie lautete: „Herrn John Lewis junior — per Adresse Herrn C. Iami,on — Washington Heighls — New Pork City N. Y." „Herr Lewis", sagte der Richter „ich bin setzt überzeugt davon, daß Sie meines Freundes Sohn sind, und es tut mir leid, daß dieser Ihnen nickrs hinterläßt, wie aus seinem letzten Willen hervorgeht. Zweifellos aber wird, wie ich Ihnen chon sagte, Birginia tun, was recht ist. Ich will sie sofort sprechen." Er klopfte höflich an Virginias Tür und wurde von ihr empfangen. Während seiner Abwesenheit be nützte Burrows die Gelegenheit, einige weitere Fragen an Lewis zu kickten „Wie lang« sind Sie auf See gewesen, Herr Lewis? Warum gaben Sie dieses Leben auf? Vielleicht gedenken Sie. es wieder aufzunehmen?" „O nein! Ich habe genug davon. Die herrliche Romantik des Seemannslebens, wie man sie in den Schilderungen für Knaben findet, ist mehr als über trieben. Das versichere ich Sie! Diele Art von Lektüre krackte mich zuerst auf den Gedanken, auf See zu gehen. Als ich einmal in Wahrheit Seemann war. schwand der Reiz der Romantik hinweg por der nüch ternen Wirklichkeit. Es hat mir leid genug getan, wegaelaufen zu sein!" „Ja. warum kamen Sie dann nickt wieder nach Haufe?" „Ack. das ist leichter gesagt als aeian. Ick .ckiffte mich nach China ein. Dort mußte ich mein Schiff ver- lasten, und entweder auf eines warten, das wieder
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