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Sächsische CläMung. Amtsblatt für das König!. Gerichtsamt nnd den Stadtrath zn Schandau, sowie für den Stadtgemeinderath zn Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch die Expedition dieses DlatteS stir ddar., durch die Post für tä Ngr. vlertelmhrlich zu beziehen. Inserate für dos MittwochSblat, werden bis Dienstag früh <) Uhr, für knS Sonn- obendSblat, bis Freitaa früh j) Uhr angenonunen; spater eingehende Inserate sonnen erst in der folgenden Nuunuer Aufnahme finden. — Inserate für die Elt-zeitung nehmen an He. Hesse in Hohnstein, sowie die Annoneen-BureauS von H. Engler, E. Fort, Sachse er Eo. und Haascnstcin » Vogler in Leipzig, und das Annoneen-Bnrcau von W. Saalbach in Dresden. Sonnabend, den 7. November §8^8, Zur Kirchenvorstandsfrage. Das neue Institut der Kirchenvorstandschaft hat unleugbar drei Feinde. Zuvörderst dic äußerste Rechte der orthodoxen Geistlichkeit: diese will von einer administrativen Thcilnahmc der Weltlichen an kirchlichen Dingen Nichts wissen. In zweiter Linic steht die radikale Demokratie, welche das neue Gesetz für viel zu geringfügig und für viel zu wenig gewährend ansieht von den Rechten, die sic auch auf kirchlichcin Gebiete in Anspruch nehmen zu müssen glaubt. Und den Drillen im feindlichen Bunde bildet die leider unendlich große Menge der Glcichgiliigcn und Nichlslhucndcn, die aber augenblicklich laut raisonnirend sich ver nehmen lassen, sobald dic Dinge nicht nach ihrem tropfe gehen. Wer soll nun aber diesen Feinden gegenüber dem neuen Gesche das erforderliche Leben und die nöthige Spannkraft einhauchcn? Doch unleugbar die Kirchenvorstände selbst: denn thun sic cö nicht, so bleibt selbstverständlich das ganze Gesetz nur ein tvdter Buchstabe. Es sind in Folge dessen die Kirchenvorständc ver pflichtet, sich nicht nur von der Nothwendigkeil zu überzeugen, thatkräfiig an's Werk zu gehen, sondern auch von dem Wesen ihrer Aufgabe, die eben so wohl Einsicht als Umsicht in Anspruch nimmt: dic crsterc hat sic vor Mißgriffen, dic lctzlcrc vor Ucbcr- griffen zu bewahren im Gebiete, dic nicht in das Bereich ihrer Thätigkeit gehören. Mit einem Worte: dic Kirchrnvorstänbe sverdc'n sich nur dann Verdienste um das kirchliche Wesen und selbst eine gewisse Anerkennung ihrer Gegner erwerben, wenn sie auf der einen Seile lhalkräflig, auf der anderen mit Sachkenntnis) und Vorsicht zu Werke gehen. Uebrigens wird auch hier, d. h. auf einem von Laien so gut wie gar nicht be- trctenen Gebiete, wie in so vielen anderen Fällen die Erfahrung eine vorzügliche Lehrmeisterin sein. Daß auf den Geist und die Befähigung des Vorsitzenden außerordentlich viel ankomme, be darf keines besonderen Beweises. — Wenn unter den Anträgen der Kirchenvorständc der Wunsch sich bereits hier und da sehr bestimmt ausspricht, den Klingelbeutel beseitigt zu sehen — that- sächlich ist er auch in einigen Städten schon seit längerer Zeit beseitigt — so wollen wir ihn vor der Hand nur flüchtig histo risch betrachten. Er trat an die Stelle der Sammelbüchsen vor den Kirchcnthüren, die aber Nichts mehr einbrachten. Der Cpm- bei oder Klingelbeutel trat an ihre Stelle. Zn Sachsen erschien, wie neuerdings urkundlich bekannt worden, der erste Klingel beutel 1638 im Dom zu Meißen; seit 1644 verbreitet er sich immer mehr und 1648 wird er z. B. in Freiberg in allen Kir chen eingcführt mit einem wahrhaft überraschenden Erfolge: der Jahrcöbeirag erreichte dic Summe von 8l0 Gulden, trotz der Verarmung durch den 30fährigen Krieg, dessen Ende erst in baS zuletzt erwähnte Jahr fiel. O Wochenschau. Sachsen. Schandau. Am vergangenen Donnerstage, den 5. d. M., fand das erste AbounementS-Concrrt der hiesigen Badekapellc statt, das mit lobcnowerther Pünktlichkeit seinen Anfang nahm und sich eines recht zahlreichen Besuches crfrcutc. Dic cinzclncn Nummern des Programms wurden recht wacker ausgcführt, und war dic Zahl der Nummern, in welchen vorzugsweise dic tobcndcn Instrumente sich Geltung verschaffen, mit Rücksicht auf dic Localität und dic Besetzung der zarteren Instrumente mit weiser Vorsicht beschränkt. Ob wohl man fast nach allen Vorträgen das Gemurmel der Be friedigung und Beifallklatschen vernehmen konnte, so ernteten doch besonders reichen Beifall die Solo-Vorträge auf der Violine, Clarinettc und Trompete, sowie „Intio- cluetion ob Olior der Friedensboten aus: Nwnzi" v. Wagner. Auch dieses Eoncert war ein Zeugniß für das rühmliche Sire- den der hiesigen Badekapellc. -s- Jn Lichtcnhain ist dcr 19 Jahre alte Maurergeselle Friedrich Adols Noack, welcher am 1. November wegen Ruhe störung auö dem dortigen Gasthofe weggcwiesen worden war, zwei Tage später in Folge von Vergiftung mit Uiiramarin- Grün trotz ärztlicher Hilfe gestorben. Ob er sich absichtlich ver giftet hat, oder ob dies nicht dcr Fall ist, darüber scheint etwas Bestimmtes noch nicht ermittelt zu sein. Dresden. Die Albcrtsbabn-Acticngesellschaft beschloß in dcr am 3. Novcmbcr im Meinhold'schen Saale abge- halicnen außerordentlichen Generalversammlung die Abtretung der AlbcriSbabn an den Staat zu dem von dcr Verwaltung mit dem königl. Finanzministerium vereinbarten Kaufpreise mit 1347 gegen 186 Stimmen. Hiernach werden den Actionäreu pro Actic 150 Thaler in einem 4"/„ StaatSpapier gewährt. — Es soll in der Absicht der Postvcrwaltung des nord« deutschen Bundes liegen, die Beförderung von Personen mit Posten aufhören zu lassen und diesen Industriezweig dem Be triebe deö Privaifuhrgewerbes anheimzugcben. Das bei dem immer mehr sich auöbrcitenden Eisenbahnnetze noch zu unterhal tende unverhälintßmäßige große und kostspielige Wagcn-Jnven- tarium und die für die Beförderung der Personcnposten zu ge währenden hohen Vergütungen, sowie die bei den fetzigen Fut terpreisen auf dic Untcrhaltung von Pfcrden stclig' zahlbaren Fouragcadjuta, sollen zu dieser Entschließung Veranlassung ge geben haben. Die Herren Kollenbusch und Friedrich in Dresden haben vor sechs Wochen in Altenberg eine Cigarrenfabrik errichtet, welche sich eines gedeihlichen Fortgangs erfreut. Es werden gegenwärtig bereits 60 Personen weiblichen Geschlechts beschäf tigt und sollen nunmehr auch Mannspersonen in Arbeit genom men werden. Für die vicrwöchentlichc Dauer dcr Lehrzcit wer- dcn wöchentlich 20 Ngr. gezahlt. Ein fleißiger Arbeiter ver dient pro Woche 1'^ Thlr. Genannte Herren beabsichtigen da selbst den Bau eines Fabrikgebäudes, in welchem 400—500 Arbeiter Aufnahme finden können. Leipzig. In der am 28. Octobcr stailgcfundenen Stadt- Verordnetensitzung wurde auS dem Vermögen des Johannis- bospiialS die Summe von 373,000 Tblr. zur Erbauung eines neuen Johanmostisto (au ber Hochualstraße nnd dem Joban- niespitale, der Apel und Brunper'schcn Tabalcfabrif gegeiinbee")