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HR Vortragsordnnng mul Kleiderablage frei o ÖJ3 O N :jg CL « ■5 i c/> LU Fünftes Städtisches Votks=Sinfoniekonzert im Vereinshaus-Saale Mittwoch, den 29. Dezember 1915, abends 8 1 / 4 Uhr Dirigent: Florenz Werner Orchester: Dresdner Philharmonisches Orchester 1) Leonoren-Ouvertiire Nr. 2 von Ludwig van Beethoven (geboren io. Dez. 1770 in Bonn a. Rh., gestorben 26. März 1827 in Wien). Zu seiner einzigen Oper „Fidelio“, dem musikdramatischen Heldenliede von der Gattentreue, hat Beethoven nicht weniger als vier Eröffnungsstücke geschrieben, die drei sogenannten großen Leonoren-Ouvertüren und das ,,Fidelio“-Vorspiel. Den Stoff hatten vor ihm schon drei Komponisten vertont: Gavcaux 1708 (Paris), Mayr 1805 (Padua) und im gleichen Jahre Paer (Dresden). Auch Beethovens Werk ward im Spätherbst 1805 erstmalig in Wien aufgeführt, mit der heute gespielten Ouvertüre Nr. 2, die den großen Sinfoniker („Eroica“, 1804) schon als „geistigen Seher seliger Vorgänge durch die Musik“ (Wagner) kennzeichnet, da sie die Hauptmerkmale der Oper, vor allem das ent scheidende, die Ankunft des rettenden Ministers verkündende Signal aufweist. 1806 folgte die jetzt allgemein bekannte große Cdur-Ouvertüre Nr. 3, die den vorerwähnten Ausspruch Richard Wagners in vollkommenster Weise rechtfertigt. Die inneren Kämpfe, die der schmerzlichen Enttäuschung seiner reinen Liebe zur jungen Gräfin Guiccardi (1803) folgten, hatten den Tondichter geläutert. Er gewann den Sieg über sich selbst, und die „einmal wachgerufenen Prometheuskräfte“ kamen seinen Schöpfungen zugute. Früher nahm man an, die jetzige 1. Leonoren-Ouvertüre sei 1805 bei der Uraufführung gespielt und dann, nach dem nur geringen Erfolg des Werkes, von Beethoven durch die 2. ersetzt worden. Neuere Forschungen haben ergeben, daß diese 1. Ouvertüre die zeitlich dritte ist, 1809 entstand und für eine (unterbliebene) Aufführung in Prag bestimmt war. 1814 wählten mehrere Sänger den halbvergessenen „Fidelio“ zu ihrem Ehrenabend. Friedrich Treitschke unterzog den Sonnleithnerschen Text einer wichtigen Umarbeitung, der Meister selbst schrieb dazu das „Fidelio“-Vorspiel in Edur, das mit der Oper selbst, ausgenommen als gefällige Überleitungsmusik zur 1. Szene (Marzelline-Jacquino) wenig zu tun hat und wahrscheinlich auf Wunsch der „Benefizianten“ zur Verschönerung ihres Festabends geschaffen wurde. Da von diesem Zeitpunkte ab das Werk seinen Siegeszug antrat, so blieb das „Fidelio“-Vorspiel mit der Oper eng verbunden, während die große Cdur- Ouvertüre Leonore Nr. 3 im Zwischenakt zu Gehör kam. Einzelne große Bühnen stellten sie, genoß nicht mit Unrecht, an die Spitze des Musikdramas. Leonore Nr. 2 verhält sich zu ihrer Nachfahrin wie ein Pastellbild zum Ölgemälde. Der klangliche und gedank liche Reichtum der einen wie der anderen gibt uns jedoch die Berechtigung zur Freude darüber, daß wir sie beide besitzen. Anfang pünktlich um 87 4 Uhr— Einlaß von 7 Uhr ab Überkleider und Hüte sind in der Kleiderablage abzugeben — Kleiderablage frei