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Sonntag Forscher schein. Ein Ferienvild.) . , Vor etlichen Monaten, es mag gegen Endcdes Monats Mai ge nesen sein, wurde in einer Gesellschaft, die aus zwei Drittel Damen und einem szttel Herren bestand, lehr lebhaft über die Sommer ftischensrage debatlirt. Den Anlaß h erzu gab einiilterer äußerst ver nünftiger Herr, ein Major außer Dienst- Derselbe hat von dem Rest des Vermögen-, das ihm nach der llusstattung seiner Kinder geblieben ist, ein kleines Landbau-Z untvett der Residenz erworben und führt darin mit feiner warteten Ehehalfte ein beschaulicheö, forgenfreies Leben. Man sagt gewöhnlich, im sicheren Hafen geborgen, läßt sichs gut über Sturmfluth und Meerestvogen reden. Ob dies Argument auf den Major anzuwenden ist oder nicht, mag hier unentschieden bleiben, uns genüge, daß der ehemalige Kriegs heid voller Entriiftung seinerzeit äußerte: »Es ist eine Schande,- wenn ierngekrnde Menschen, die weder zu viel arbeiten, noch sich in Folge ihrer rbeit den täglichen Spazier gang zu versagen brauchen, von der absoluten Nothwendigteit einer Sommerfrische reden. Die armen Stubenhocker in den Gerichts- und Schulfälen, die Gelehrten, die von früh bis spät in die Nacht hinein über die Bücher gsFeUgt sitzen, schwächiche Frauen und bleichsiichtige Mädchen, die tyvgen meinetwe en nach Kuhstallduft und Höhenluft, nach Wald lmspmksil» nacs idhllifchem Mühlengellap er und tvie die zur Sommerfrische sonst noch erforderlichen Requigten heißen, Sehnsucht typsinden die mögen auf den Augenblick harren, in dem ihnen ver säuäilhish dem Staube der Großstadt, ihrem Hasten und Treiben zu n en. Aber die volle Berechti ung siir die Sommerfrische kann ich ihnen Mit-m noch lange nicht zusprechen « . Vkingt nicht so mancher Handwerker und vielgeplagter Familien-» VII-L iutn Beispiel der Schneider, der S uhknacher usw. anch Tag iNk Tag m der Stube zu? Und in was ilr Stuben, angefullt mit RIUTY Dunst, Krankheitsstossen aller Art, verleben diese Lente die Wite des Daseins, wenn nicht das ganze Dasein an der Seite pon Frauen und Töchtern, deren Loog dasselbe, ja ein noch weit traurigerel lit; denn wenn der Familienoater des Abends dann und wann aus- WFI«S fein Glas Bier trinkt und sich dadurch eine geringe, ihn aus szlschsnde Abwechselung bietet, stin t die Familienmutter und neben j: Ist die bäuslich er ogene Tochter ertg recht an zu schaffen. .- .Va wird Wäjche gewaschen, Streben werden gescheuert, die alten -Klelder»weeden zu amnrengesltat, mit einem Wort, an Ruhe, an Er « hVliiiillslst nicht zu denken. « as würden Sie, meine Damen und Herren jedoch thun, wenn ZU Sshmideh Jbr Schuhmacher, Jbre Naberin, Jze Waschsrau, Fk Dienstmädchen Sommersr sche befehrtenf Witr n Sie nicht bis Bande über den Kopf zusammensch agen, die Aeugvlein oerdrehen nnd über« die über alle Maßen sündbaste Welt, über en anspruchs ssxlm Vor-et wiss-innen diesen nor-et tin ver-sie- ekknikene Gewiß Dienste das. ich aber» Sie können es mir übel deuten oder nicht, ich bleibe dabei, gerade die Menschen« die ich soeben anfiibrte, haben M mstiie Anrecht aus eine nicht allzu knapp bemessene Er- Wnsszeit in anderer Luft, anderer Umgebung, sie sollten von staats- WU oder metnetfakben aufs-Locken der Stadt oder noch besser ans Rosissläissen rornniee vtis «ngen ausgerüstet und aus« Land er en. » - « Glauben Sie mir, so manches Lesen das der crbtassee nur als 1 L PMB Mäntelchen file seinen durchaus nicht goldenen Ist-I I Haus und HJFZ Redaction von Curio Brimb- D resb e n. aussetzt, würde erst zu Ehren kommen, wenn es uns tüchtige, brauch "bare, wirklich nützliche Mitmenschen gesund erhielte. Die schwächlichen blastrten Stutzer, vie mtt der Pflege ihrer Fingernögel, mit dem Studium der Sportzeitungen die kostbare Tageszeit vergeuden, Nachts am Spieltisch oder eingerahmt von Sect-« flaschen und geschminkten Schönen gewaltsam ihr Körperkraft ver- Rhtvendem die kann der Kuluk holen, die richten eher Schaden an, als utzem « Das Gleiche gilt von den Frauen und Mädchen, welche sich der Thätigkeit im Haushalte nur unter Seufzern, nur ausgerüstet mit Glaceebandschuhen unterziehen, welche vermeinen, ihr Salongeplapper, ihre aus dem Conversationslexiion geschöpste Weisheit, ihre Bekannt schaft mit den neuesten Erzeuanissen der Romanliteratur, ihre Fertig keit auf dem Stahlroß, ihr Geschmack bei der Anwendung der ge-- schmacklofen modernen Postkarten, Alles in Allem: hunderttausend Richtigkeit stellten ihr Dasein über das der Eintagsfiiegr. Dabei sind sie indeß um tein Atom mehr als Eintagsftiegen. Falls sich diese Dämchen durch die Strapazen von so und so viel Bällen, Ge sellschaftsabendem Kasseetränzchen, BazariWohlthätigteit usw. ge nöthigt siihlen, nach Spmmerfrische zu lechzen, geschieht eß aus Ueber muth, oder - weil man sich fiir die kommende Saison stärken muß, oder weil es zum bon ton gehört- Am lächerlichften erscheint mir die Sommerfrische, wenn sie dazu dient, den Schein gewisser Wohlhabenheit zu erwecken, wenn Mütter, deren Finanzdudget recht knapp bemessen ist, den schwachen Papa überreden ein paar Wochen aufs Land zu gehen, damit der oder jener Anheter ihrer heirathgsliiggen Titchter sich einbildet, die Mädchen hätten »Stil«-« und eher anbeißt. . Diese Entweihuna der Sommer-frische müßte itn Strafgeseßbuche unter Borspiegelun - «falscher Thatsachen vorgesehen sein; somanch armer Teuseh ich weiß das von meinen Militärjahren her und von jüngeren Kameraden, ist dem falschen Schein der Wohl habenheit zum Opfer gefallen. Jch behaupte sogar, die Vorurtheile, der Haß, den man mehr oder minder gean die Schwiegermutter he t, entspringt den Ent iäuschungem die er falsche Schein der Wohlgahenheit und des Reich thumå verschuldete-.«· 4 - ’ Nun lachen Sie, meine Damen und Herren, der alte Geaukopf, der Grobian hat gesprochen!« Der Rede des Majors folgte setundenlanges Schweigen Einige der Herren ntcken einander bedeutungsdoll zu, eintge Damen nestelten an ihren Bandschleifen und verzogen den Mund, als ob sie das Weinen zurückhielten, andere schauten augenscheinlich gleichgsiltig durchs Fenketz tm Inneren war jedenfalls manch wundet Punkt berührt wok en. Allein so ehrlich, so wahr isi seiten Jemand, daß er das stei miithtg betennt, das einzige Beienntniß, dem man begegnet, liegt in einem Schwall von Phrasen, in denen man sich vertheidigt, ohne direct angegrissen zu sein. Der Franzofe trifft den Makel aus den Kaps, indem er sagt: Wer sich entschuldigt iohne Antage natürlich) klagt sich an. Die Vertheidigung est in diesem Falle eine Anklage. Doch kehren wir zu unserer Gesellschaft Zurück. Nachdem die allgemeine Unterhaltung wieder stoß, nachdem er Mast-r von verschiedenen Seiten Adsoiution sitt seine Schilderung empfangen hatte, ließ die Wittwe eines adiigen Gutsbesitzers ihre dröhnende Stimme erschallen . »Für eine sinrpie Sommerstische bin ich entschieden nicht, die mag tir soiche Leute. tvie der Masor vorhin nannte, äcniiseem unsereiner t die serpsitttung standetzemäs aussuttetem to isa n und dieses echt-site ein« eedad engag et; meine Idelheid » etwas need s, Isr- 11. September. Cliirchen ist nerviig und die beiden Jüngsten sind es eigentlich auch. Mein Himmel, das ist heutzutage so, der Verkehr in der großen Welt, die Verpflichtungen we che man aus Standesriicksichten hat, sind auf reibend. Selbst außerhalb des Bekanntenlreises. Sehen Sie, wir müssen uns jetzt schon, sechs Wochen vor unserer Abreise mit den Totletten beschäftigen, dann die Abschiedddisiten abstatten, es ist zu anstrengend, und schließlich gönnt man uns nicht mal die Erholung. Schließlich wird man noch verleumdet. Jm Borjahr zum Beispiel mußte ich mir gefallen lassen, daß mein einfältiges Dienstmädchen iiberall erzählte, es hätte einen vollen Monat hungern müssen. Dabei habe ich das Mädchen auf meine Kosten zu seinen Eltern ins Gebirge geschickt und ihm obendrein zehn Mark ostgeld für vier Wochen ge schenkt. Das war doch mehr als nobel! lHeuer werde ich mir die Sache billiger einrichten, entweder vermieihe ich das junge Ding als Aushilfe an einen Bauer, der Erntearbeiter braucht, oder ich lasse es, weil das Mädchen immer über Reißen im rechten Arme klagt, einstweilen ins Krankenhaus gehen.« Weitere Gesinnungöbeienntnisse der Dame wurden leider durch das Auftragen einer Maibowle unterdrückt. Schade, man bereichert so gern die Erfahrungen. in denen Frauen mit hochllingendem Namen und niedriger Denlart einen Hauptplatz einnehmen; man bereichert die Erfahrungen, um Unerfahrene vor Lug und Trug und falschem Schein zu warnen. Seit jenem Gesellschaftstage im Mai sind nunmehr viel heitere nnif trkiibe Tage vorübergegangen und im Meer der Vergangenheit ver un en. Zu den heiterm Tagen gehörte ohne Zweifel der, an dem ich die Damen, die sich bei ibren Freunden und Bekannten zur Abreise in das berühmte Seebad Sylt abmeldeten, in einem winzigen Dorfe der sächsischen Schweiz antraf. Dort so berichtete die Hauswirtbim eine biedre Bauerdsrau —- verlangien sie so ziemlich Alles umsonst, sie quälten die Dörsler nach allen Richtungen hin durch Hochmutb, anspruchsvolles Wesen, Geiz, Spitzstndigteit und andere üble Eigenschaften, sie bekleideten ihrer Umgebung das Leben gründlich. Und nun wurden sie, trotz der unscheinbaren Kleidung entdeckt, und das Herz einer unbarmherzigen Journalistin sreute sich ob dieser MEDIUM-: .. .. » Die Diöcretioiy die unter allen erdenilichen Freundschaft-- betheuerunfem unter Schmeichelcien und Lieblosungen erbeten wurde, ward abge ehnt. Wozu sollte unsereiner den falschen Schein, den Rintbus unterstützen, den derartige Sommerfrischler denöthigen, um in der Ge sellschaft eine Rolle zu spielen, ihre verblühten und verwöhnten Töchter an den Mann zu bringen, und den Mann, der sich durch das zur Schau getragene Vermögen blenden läßt, ins Unglück zu stürzen. Es ist eine gute That, en falschen Schein zu kennzeichnen. Dank erntet man allerdings kaum, aber vielleicht spricht manch junger Mann, der in Anbetracht seiner Verbindlichkeiten aus den Studien- und Lehrjahten, oder in Berücksichtigung seiner geschäftlichen Vornahnien aus eine anständige Geldmitgist rechnen muß, vielleicht spricht der hier Gewarnte: AK will, bevor ich um die hand der Auserwähten anhalte, doch lieber er prüfen, ob sie im« Seebade oder arn Elbstrande sich vor Inir verbarg; der Liebe tbqu ieinen Eintrag, fiir den Geldbeutel ist’s von größter Wichtigieit - Frauen, die falschen Schein in selbstsüchtiger MLicht verbreiten, gib J;r««lichter, lsisusst znan ihnen beharrlich nach, so ger th man in den I- D . - laZisifetitligsiderthetdigt sich seine Das-. Its-la Quid