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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumeration» Preis 22i Sgr. (z Thlr.) »ierteljjdrlich, Z Td>r. für da» ganze Jahr, ahne Er- hthung, in allen Theilen ter Preußischen Monarchie. Magazin für die Man pränumerirt auf dieses Beiblatt der Mg. Pr. StaatS- Aeitung in Berlin in der Expedition (Mohren - Straße Nr. 34); in der Provinz so >pie im AuSlanke bei den WohltSbl. P,ft-Lcmtern. Literatur des Auslandes. Berlin, Mittwoch den 25. Zan» ar 1837. England. Die Luftfahrt von London nach Weilburg Herr Mason, der den unten angeführten Bericht. über die Fahrt, die er in dem Ballon des Luslschiffers Green in Gesellfchasr mit diesem und dem Herrn Holland unternommen, hauptsächlich in der Absicht nie- dergeschrieben und publizirt Hal, um, wie er sagt, zu zeigen, daß es Herrn Green gelungen sep, die Schwierigkeiten zu überwinden, die sich bisher den Fortschritten der Luftschifffahrt enlgegengestcllt, erspart dem Publikum, nachdem er ihm die Thalsachen vorgelegt, die Muhe, sich selbst ein Urthcil daraus zu bilden, indem er die Frage selbst entscheidet. „Diesen Erfolg", bemerkt er am Schluß, nach Beschreibung der Reise, „trage ich kein Bedenken, jetzt für vollständig zu erklären." Herrn Monck Mason's bloße Erklärung dürste jedoch diejenigen wenig besrie- digen, denen es um specifische Beweise und gehörige Gewährfchasl zu «Hun ist. Die Hindernisse, mit denen frühere Luslschiffer zu kämpfen halten, waren: I) die Unsicherheit und die Kosten der Fällung mit Wasser stoffgas; 2) die Unmöglichkeit, lange genug in der Luft zu bleiben, um eine bedeutende Entfernung zurückzulegeu; 3) die mit der Luftschifffahrt verbundenen Gefahren; und 4) die Unfähigkeit, dem Laus des Ballons eine beliebige Richtung zu geben. Diese Hindernisse, oder wenigstens einen Theil derselben, soll Herr Green, wie der Verfasser des Berichts behauptet, wiewohl seine Behauptungen nicht ganz klar sind, nach einer Reihe von Versuchen besiegt haben, und zwar: I) durch Anwendung von Kohltttwaffcrsioffgas statt Wassers)offgas, wodurch nicht nur der Kosten aufwand und die Gefahr vermindert werden, sondern auch noch der Vor- theil entstehen soll, daß das Gas sich länger in dem Ballon erhalte, weil es mit der umgebenden Atmosphäre nicht so verwandt und folglich minder zum Eutfliehen geneigt sev. Herr Mason versichert, es sepen dabei noch zwei gleich wichtige Vortbeile, aber er sagt nicht, worin sie bestehen. 2) Durch ein scharssinniges Mittel, den Ballon immer in gleicher Höhe zu erhalten, ohne daß man Ballast auszuwcrfcn brauche, um sein Sinken zu verhindern, oder Gas Herauszulaffen, um sein Steigen zu hemmen, durch welche beide Operationen natürlich die Kraft der Maschine erschöpft werden muß. Das Mittel besteht in einem Seil von angemessener Stärke und Länge, welches unten aus der Erde nachschleppl, oder, wenn man sich über der See befindet, in einer Anzahl schwimmender Gesäße mit flüssigem Ballast, die ebenfalls der Neigung rum Steigen «ntgegenwiikcn und, wenn sie erforderlichen Falls in die Höhe gezogen werden, die umgekehrte Wirkung hervorbringen. DieseOperaiion Hal sich bewährt, und es ist daher kein Grund vorhanden, die Haltbarkeit ter Versicherung, daß sie vollständigen und sicheren Erfolg habe, in Zweifel zu ziehen; aber gesetzt den Fall, man wünschte den Ballon zu wissen, schastlichen Zwecken in einer größeren Höhe fliegen zu lassen, als Herr Green cs bis jetzt versucht hat, würde wohl dann dies Mittel noch eben so sicher anzuwendcn sepn? 3) Ueber dieses Hinderniß sagt Herr Mason sehr wenig und beweist gar nichts. Ec führt an, daß Herr Green 22« Mal aufgesiiegeu fep, ohne daß ihm der geringste Unfall zugestoßen, und schließt daraus, daß die Luftschifffahrt, wenn man nur gelchickt zu Werke gehe, eigentlich gar keine besondere Gefahr habe. „Ich sage ohne Bedenken", bemerkt Herr Mason, „daß die Luftschiff fahrt eben so wenig mit einer außerordentlichen Gefahr verknüpft ist, wie irgend ein anderes der bis jetzt gebräuchlichen FortschaffungSmittel." Herr Plasou hat selten Bedenken, wie man steht, aber dessenungeachtet möchte es ihm doch etwa« schwer werden, Andere zu überzeugen, daß ein Ballon eben so gefahrlos sev, wie eine Postkutsche, die eine« von Len „anderen ForlschaffungSmiNeln" ist. Diese Art von Beweis ge hört zu der Klaffe derjenigen, welche man in der Logik als solche be zeichnet, die zu viel beweisen- 4) Ueber dieses Hinderniß, das wich, tizste von allen, weil es sich dabei um den großen Punkt handelt, der dem Gebrauch der Lustschiffsahrl zum Nutzen der Menschheit im Wege steht, sagt Herr Mason nichts. Dies ist ter einzige Theil der Sache, wo er Bedenken hat. Er glaubt, die Erörterung der Frage „möchte zu weit führen", rmd behält sich dieselbe daher für eine künf tige Gelegenheit vor. So viel von den allgemeinen Punkten der Broschüre; der übrige Theil derselben ist mit Herrn Mason's Bericht über den Verlauf der Reise gefällt, in welchem einige noch nicht durch die früheren Zeitungs- Berichte bekannt gewordene recht interessante Wahrnehmungen vorkom- '1 ^«count »s lk« lato arrooauticl »poüitioo krom konSon to Vollkurss, »«eompliiüeü b)- ködert Uollauü Monop ktlnaou Lsan. gllkt Okarls-i Lreev, aerouaut. k-onvon, 1836 men. Als der Ballon den Kanal passirt hatte, war es völlig Nacht geworden, und da der Mond nicht schien, so halten die Luflsegler kein anderes Merkmal, woran sie die Richtung ihrer Fahrt erkennen konnten als die Lichter, mit denen die Erde unter ihnen überall bedeckt war. Diese Schilderung ist eine der besten in der ganzen Schrift. „Der Anblick selbst", heißt es darin, „ging über alle Beschreibung. Die ganze Oberfläche der Erde, viele Meilen rings umher, so weit und weiter, als das Auge reichte, war wie überstreut mit den vereinzelten Feuern einer wachsamen Bevölkerung und gewährte ein Sternenschau- spiel unter uns, das an Glanz den ferneren Lichtern des gewölbten Himmels über uns fast gleichkam. Zn der ersten Hälfte der Nackt, ehe sich die emsigen Einwohner zur Rube zurückgezogen hatten, kamen fortwährend am fernen Horizont in der Richtung, die wir nahmen, große Lichlmaffcn zn Vorschein, die uns immer die Nähe irgend einer größeren Ortschaft bezeichnete», und die anfangs fast den Eindruck auf das Auge machten, wie eine Feuersbrunst, wenn man sie aus so weiter Ferne siebt, daß man noch nichts genau unterscheiden kann. Ze näher wir kamen, desto Keller schienen diese verworrenen Lichtmassen zu wer den; sie dehnten sich über einen weiteren Raum aus, nahmen eine be stimmtere Form an und machten eine imposantere Wirkung, bis sie sich endlich, wenn wir den Punkt erreicht halten, wo wir gerade darauf binabschaucn konnten, in ihre einzelnen Theile anflösten und in Straßen oder Plätze zerlheilte», so daß wir das vollkommenste Modell einer Stabt, nur in mehr oder minder verkleinertem Maßstabc, je nach der Höhe, in der wir uns befanden, vor uns hatten." Der Verfasser bemerkt sodann, daß man sich von dem Eindruck, den ein so seltenes Schauspiel hcrvorbringe, keine Vorstellung macken könne, wenn man es nicht selbst gesehen, und sügl hinzu: „Daß wir auf einem solchen Fuhrwerk in der gränzenlosen Einsamkeit des Himmels raums, mitten in dec todteu Nacht, unbekannt und unbemerkt, still und verborgen Königreiche überblickten, Landstrecken durchforschten und Städte im Grundriß schauten, und zwar in so schneller Folge, daß wir kaum Zeit balle», darüber nachzudenken, dies war schon an sich allein ein so erhabenes Gefühl, daß es auch weit uninteressanteren Scenen, al« die waren, welche de» Gegenstand unserer Betrachtungen bildeten, einen mächtigen Reiz verliehen hätte." Aus diese Weise schwebten sie über einen Theil res Europäischen Kontinents, über Städte und Dörfer dahin, die sie nur an ihren künst lichen Erleuchtungen wahrnahmen. „Unter diesen letzteren", sagt der Verfasser, „war besonder« eine, die durch ihre eigene höhere Anziehungs kraft, durch die Länge der Zeit, während welcher sie uns vor Äugen blieb, und durch den ununterbrochenen Anblick, den uns unsere Lage, gerade über ihr, davon gewährte, unsere Aufmerksamkeit fesselte und uns wiederbolte Aeußerungeu des Staunens und der Bewunderung entlockte. Zm Mittelpunkt eines Distrikts gelegen, der von den unzähligen Feuer», womit ec nach jeder Richtung hin, so weit unser Gesichtskreis reichte, übersät war, völlig zu flammen schien, war es, als ob dieser Ort in sich allein und auf den erste» Blick eine» Inbegriff von all dem Zauber enthielte, de» wir vorher einzeln bewundert batten. Die vollkommene Deullichkeil, womit jede Straße durch ihre Reihe von Lichtern bezeich net wurde, die Formen und Verhältnisse der bedeutenderen Gebäude der Stadt, die Theater und Plätze, Märkte und Hotels, durch größere und unregelmäßigere Anhäufung von Licht angedeutu, dazu das schwache Gemurmel einer geschäftigen, noch munter und lebhaft den, Vergnügen oder dem Gewinn nachjägenden Bevölkerung, die« Alle« zusammen bil dete ein Gemälde, welches so cigenthümlich und überraschend war, daß mau sich vorher keinen Begriff davon hätte machen können Dies war die Stadt Lüttich, merkwürdig durch die vielen großen Eisenhämmer der Umgegend, die ihr eben das bereits geschilderte 'ausfallende Ansehen ga ben und uns darauf führten, daß dieser Ort es sep, was wir später bei näherer Untersuchung auch gegründet fanden." Wir schließen unsere Auszüge mit der Schilderung eines Vorfalls, der die Reifenden unterweges sehr erschreckte. „ES war gegen halb vier Uhr Morgens, als der Ballon, der vor wenigen Minuten durch eine Auswerfung von Ballast Plötzlich einen bedeutende» Zuwachs vo» Kraft erhalten batte, — denn da wir in einer Gegend, deren Charakter uns ganz unbekannt war, der Erde sehr nahe gekommen, so glaubten wir uns nicht ganz sicher und erleichterten daher den Ballon, — als dieser, sage ich, mit großer Schnelligkeit zu steigen aufing, und ehe wir noch die gewöhnlichen Mittel anwendeu konnten, um sein Aussteigen zu hemmen, halte er schon eine Höbe von mehr als zwölslausend Fuß erreicht. Zn diesem Augenblick, während Alles ringsumher undurchdringliche Finsterniß und Oede war, erfolgte mit einemmal an der Mafchine oben eine ungewöhnliche Explosion, pon