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Filialen: in Altstadt Waldenburg bei Herrn Ott» Fi» ster^ in Callenberg bei Herm Strumpfwirker Friedr, Hermann Richter; in Langrnchursdorf bet Herm Hermann Esche; in Penig bet Firma Wilhelm Dahler; In Wallenburg bei Herm Linus Friede mann and in Ziegelheim bei Herm Eduard Kirste». Banllonto: Dereinsbanl zu Colditz Geschäftsslrw Waldenburg Sa. Gemetndegtrolonto Waldenburg 18, Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der StandeSamtSbezirke Altstadt Waldenburg, BräunSdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Fallen, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba- Niederhain, Langenleuba-Oberhain, LangenchurSdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wollenburg und Ziegelheim. Rr. 14«. Juni 1SSS. WtttemtN-sbericht aufgenommen am 24. Juni, Mittag« 12 Uhr: Barometerstand 761 mm reduziert auf den Meeresspiegel. LhermometeiKa«d -f- 19* L. Morgens 8 Uhr 4» 1b" L. Tiefste Rachttewperatur -s- 12,,* (?.) Fe»chtigkeit«g«haU der Luft nach Lamprecht« Polymeter 45°/«. Ta«p«»tt 4- 7,»'. »t»dricht««g West. MederschlagSme«»« k» do» letzten 24 Stunden bi« früh 7 Uhr: 0,» mm. Daher WiUrrungSauSfichte« für den 25. Juni: Meist bewölkt. Stürmische Szenen im Reichstage. I« Reichstag unternahm Heffferisch «ine» scharfe« Vorstotz gegen die Regiernng. »er votschafterrat will eine nene Manlkarbnote an die deutsche Negierung richte«. Die devtsche« Sachlieferu«ge« an Nelgie« belaufen sich auf 141,554,18b Goldmark. I« der Eisenbahn-Hanplwerkftätt« Berlin-Tempelhof wurde« grotze Nnterfchlrife entdeckt. I« prentzische« Landtag wurde ei« deutschuatioualer «»trag Aber die Schuldfrage mit grotzer Mehrheit a«ge- uommeu. Ler Lollar stieg gester« auf 3S1 Mk. I« Seobschütz zogen die dentschen Trnppe» el«. I« Hamburg fand ei« neue« Wombenattentat statt. In Leipzig fa«d gestern Nachmittag eine sozialistische Maffeudemovstratiou statt. Mit Antwerpen wird der deutsche Schiffsverkehr wieder aufgeuommeu. I« Frankreich werden die Gütertarife herabgesetzt. Da« englische Oberhaus soll reformiert werden. I« velfast find «nrnhe» anSgebrochen. England fordert von Frankreich die Bezahlung der Schulden. Litwinow »«tzert« sich in Riga über die rassische Politik. I« Kalkutta kam e« zu schwere« 8«fammenstöste«. I« Südchiu« mittet die »enlenpest. Ler -ott»nt»ttr«aufst>«d i« Südafrika ist «och nicht «iedergeworfen. I« Illinois fanden blutige Streikkrawalle statt. *W«l-ettb»rg, 24. Juni 1S22. Eine Bewegung zur Hebung der Auswanderung macht sich seit Kriegsende in England immer stärker geltend. Wirtschaftliche und politische Gründe werden dafür in» Feld geführt. Man glaubt entdeckt zu haben, daß da» englische Mutterland mehr Esser beherbergt, al» e» auf die Dauer ernähren kann. Die seit anderthalb Jahren andauernde Wirtschaftskrise hat Millionenheere von ganz und teilweise Arbeitslosen geschaffen, zu denen die außer ordentlich hohe Zahl der unterstützten Armen kommt. Be züglich de» Zukunft der englischen Industrie macht sich mancherorts nicht unbegründete Schwarzseherei geltend, hat doch der Krieg dem englischen Wirtschaftsleben drei gefährliche Wettbewerber erzogen: Bereinigte Staaten, Deutschland und Frankreich, während e» vor de« Welt krieg» hauptsächlich nur mit Deutschland im Wettbewerb stand. Dazu kommt die wirtschaftliche Erstarkung der Kolonien, die sich in steigendem Maße von der Industrie de» Mutterlande» unabhängig zu machen bestrebt find. Weiterhin aber spielen auch politische Erwägungen hinein. Die englische Bevölkerung der Kolonien ist nur verhältnismäßig schwach, jedenfalls bei weitem nicht zur wirtschaftlichen Erschließung und politischen Verteidigung der betreffenden Länder ausreichend. An der Einwohner zahl pro Quadratmeile gemessen, ergibt sich folgende Ueber- ficht der Bevölkerungsdichte: England 351, Südafrika 13, Rhodesta 4, Kanada 2,5, Neuseeland 11,7, Neufundland 1,5, Australien 1,8. Am günstigste« steht also Neuseeland da; bei Südafrika und Rhodesta ist die farbige Bevölkerung inbegriffen. Um Kanada und Australien auf den VevölkerungSstand von Neuseeland zu bringen, würde eine Reuanfiedluug von 18 bezw. 1« Millionen Einwohnern erforderlich sein. Woher sollen die genommen werden? Soll etwa Australien dem wachsenden Molk der Japaner zusallen, sollen sich in Kanada die Amerikaner noch fester setzen al» e» bereit» geschehen ist? »a» wird au» England, wenn feine Außenposte« in fremd« Hand geraten? Indien ist dabei schon ganz außer Betracht zn lassen, denn da» kommt für eine Anglisierung «icht in Frage. Wie man steht, ist die Diskussion diese» Problem» in England äußerst berechtigt und k«in unnötiger Zeitvertreib. Die praktischen Ergebnisse der Au»wanderung»bewegung sind bisher gering gewesen. E» find selbstverständlich so wohl i« »utterlande wie auch in den Kolonien allerhand entsprechende Organisationen geschaffen worden, sie haben auch ein paar tausend, namentlich entlassene Soldaten zur Auswanderung zu bewegen vermocht, aber da» find recht winzige Tropfen aus dem recht heißen Stein! Der eng lische Arbeiter denkt nicht an ein Verlassen der Heimat und dann bedürfen die zu besiedelnden Lände, ja auch vor allem de» Bauer«, sind e» doch noch vorwiegend Agrar länder. Auch diese» Beispiel zeigt, daß da» Land mit den ernste sten wirtschaftlichen und politischen Zukunft»problemen Eng land ist. Vielleicht gelingt r» englischer Herrschkunst, die sich gnbahnende Entwicklung zu verzögern, ihr« Wirkungen zu mildern, aufhalten wird man sie nicht können. Die Zukunft gehört den Nationen, dir di« höchste» Anforde rungen an die geographischen, wirtschaftlichen und poli tischen Vorbedingungen erfüllen und dazu ist England nicht zu rechnen. Die Bestandteile de» englischen Reiche» be ginnen sich von einander lo»zulösen, eine selbständige Ent wicklung zu nehmen. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Reich»rat hielt am Donnerstag Abend eine össent- liche Sitzung ab. Eingegangen ist u. a. der Gesetzentwurf über die Maßnahmen gegen die wirtschaftliche Notlage der Presse. Die Vorlage wurden den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Ohne Erörterung nahm der Reichsrat nach einem kurzen Vortrag de» Referenten den Rapallo-Vertrag mü Rußland an. Mit der Ausprägung von weitrren 2V Millio nen Mark in Zehnpsennigstücken erklärte sich der Reichsrat einverstanden. Angenommen wurde ein Gesetzentwurf über die Ausgabe und Einlösung von Notgeld. Die Geltungsdauer de» Gesetzes über vorübergehende Herabsetzung oder Aushebung von Zöllen wurde um ein weitere» Jahr verlängert. Zum Schluffe überraschte Geh. Legatiouärat von Eckardt vom Auswärtig«« Amt noch mit der dringenden Bitte, fünf neue Abkommen mit Polen womöglich noch in der heutigen Plenarsitzung zu er ledigen. E» handelt sich um vier Abkommen über Ober- schlrfien und um ein Abkommen, da» ganz Polen betrifft. Durch letzten» Abkommen soll der Grenzverkehr erleichtert werden, in dem durch bloß« Au»«eise ohne Sichtvermerk der Nrenzübertritt sür Grenzbewohner bis zu 10 lun gestattet wird. Auch sollen im Interesse der deutschen Grenzbewohner Erleichterungen im Zollwesen und bei den Einfuhr- und Au»- fuhrbrschränkungen gewährt »erden. Herr von Eckardt teilte ml>, die Räumung Oberschlefien» sei ursprünglich an die Rati fizierung dieser Abkommen geknüpft worden und e« könne eventuell dir Räumung sistiert werden. Eine Verantwortung dasür könne er nicht übernehmen. Die Abkommen werden nunmehr wahrscheinlich auf die Tagesordnung der nächsten Plenarsitzung am Montag gefttzt »erden. Im Reich»tag»au»schuß für Stenerfragen »urde der deutschnationale Segenentwurf des Gesetze» über die Awan gr au le ihr abgrlrhnt. Sine au»sührliche »ebatte entspann sich darüber, ob der Betrag, den die Zwangsanleihe erbringen soll, aus den Wert von einer Goldmilliarde sestzusetzen sei »der auf den entsprechenden Betrag in Papiermark. Nachdem § 1 des Gesetzes über die ZwangSanleihe auf SO Milliarden Papiermark begrenzt, »urden auch die §8 2 und 3 nach dem Wortlaut der Regierungsvorlage angenommen. Hiernach be trägt der Zeichnung»pr«is für die ZangSanleihe 160 Prozent de» Nennwertes. Neber di« Zwangäanleih« »erden Schuld- Verschreibungen aus den Inhaber ausgegeben. Eintragungen in das Reichsschuldbuch find ausgeschlossen. Zu 8 ä wurde ei» Antrag de« Ab. vr. Becker-Hessen (Dt.-Bpt.) angenommen, wonach die Zwang-anlrihe bis -um 31. Gktober 1S25 un verzinslich und vom 1. November 1S25 bis 31. Oklober 1S3S in Höh« von 4 Prozent und vom 1. November 1S30 an in Höhe von 5 Prozent zug«billigt. Die Zinsen »erden halb jährlich am 1. Mai und am 1. November, erstmalig am 1. Mai 1828, fällig. Da» Reichskabinett hat am Mittwoch beschlossen, die Juli- gehälter an die ReichSbeawten bereu» am 2S. Juni auszahlen zu lassen. Die preußische Finanzverwaltung hat dieselbe Anordnung getroffeu. Der Reichstag »ill, wenn nicht politische Komplikationen eintreten, am Mittwoch, den 28. Juni, abends mit dem Son- drrzuge nach München fahren, um dort am Donnerstag die Gewerbeschau zu besichtigen. Der Freitag gilt dem Be sucht von Oberammergau. Der Sonnabend wird noch in München verbracht, »ährend am Sonnabend Abend die Heimreise an getreten wird. Im badischen Landtag erklärt« der Präfident de» Lande»- finanzamte» wegen Differenzen mit der ReichSregierung sein«» Rücktritt. Der volkswirtschaftliche Ausschuß der Reichstags überwies die Getreideumlage am Donnerstag einem vnterausschuß. Am Freitag hat der Ausschuß dann die Getreideumlage und alle Anträge dazu mit Stimmengleichheit abgelehnt. Der Ausschuß vertagte sich hierauf, um in Verhandlungen mit der Regierung einzutreten. Die Botschasttrkonstrenz »ill eint Note an di« Regierung senden, als „Protest gegen die Reden d«S Reichtpräfident«» Löb« sür eine Verbindung Oesterreichs mit Deutschland". ES »är« das der Gipfel alles dessen, was sich di« Sieg«r uns gegenübrr an Anmaßung, lleberheblichkeit und Unver schämtheit geleistet haben. Das deutsch« Reich ist ein unab hängiger Staat und de» Reichstag und sei» Präfident find nur d«m dtutschen Volk« verantwortlich. Löb» hat nur de« einmütigen Wunsche d«S deutschen Volles Ausdruck verliehen. Im preußischtn Landtag wurde am Freitag der deutsch nationale Antrag zur Schuldfrage mit einer sozialdemo kratisch«» Abänderung angenommen. Nach dem Antrag soll die StaatSregierung dasür «intreten, daß die ReichSregierung durch Herausgabe amtlichen Materials der vom Feindbunde verbreiteten Lüge entgegentritt, alt ob da« Deutsche Reich den Weltkrieg allein und absichtlich verschuldet habe, und di« den Feinden zur Last fallenden Krieg»schtden und Krieg»- vrrbrechen bekanntgibt. Da» Reich»kabin«U hat den Amnestievertrag -»ischen Polen und Deutschland, der zwischen dem Gesandten Or. Eckart und dem polnischen Vizeminister Seyda abgeschlossen worden ist, angenommen. Die deutschnational« Fraktion, im Reichstag hat eine Inter pellation eingebracht, di« sich gegrn den Taris»ahnsinn der ReichSeisenbahn richtet. Jetzt ist auch Leobschütz von de« italienischen Kreis- kontrolleur den deutschen Behörden übergeben worden. Nachdem di« interalliiert« Flagg« eingezogen und die deutsche Flagge auf dem KreiSgebäude gehißt wurde, marschierten die italienischen Truppen ab. Freitag Vormittag zog unter d«m Jubel der Bevölkerung da« Reich»»ehr-Reiter-Regiment Nr. 11 in Leobschütz «in. Damit sind die Räumungsarbeste» der «st«n Zone beendrt. Am selben Tage zog in König«hütte da» polnische Militär ein. Die Bevölk«rung ist zu 80 Pro zent kerndeutsch. DI« Sisenbahner-Rtichrgrwerkschaft ist »egen ihrer Bet«i- ligung an der Gründung de« fr«ig«»erkschaftlichen allgemeine» deutschen Beamtenbundr» au« dem deutschen Veamten- bund ««»geschlossen worden. Die letzthin veröffentlichte« Denkschriften über die Kosten der Rheinlandbesatzung zeigen neben d«n ungeheuren Lasten, di, die RtichSrrgierung trägt, auch die schweren Leide« der rheinischen Bevölkerung auf. Am 1. Dezember waren im Rheinland 8700 Wohnungen mit »8,000 Zimmer» und