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Dresdner Journal : 17.04.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188304172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18830417
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18830417
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-04
- Tag 1883-04-17
-
Monat
1883-04
-
Jahr
1883
- Titel
- Dresdner Journal : 17.04.1883
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Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Her»»»,« Korr Lünial. Lipeditton de, Dresdner donruoto, Dresden, Lvin,er»tru», 20. Amtlicher Theil. Drt-den, 16. April. Auf Allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ableben» Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Erzherzogin Maria Antonia von Oesterreich, Prinzessin von TvScana, am Königlichen Hofe die Trauer auf Zwei Wochen, vom 17. bi- mit 30. d. M. angelegt. Nichtamtlicher Theil. Neb-rN*t: relegraphische Nachrichten. ZeitnngSschan. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. München. Schwe nn. Detmold. Wien. Prag.) Aeuilleto«. Inserate. Beilage. TageSgeschichte. (Buda-Pest. Pari». Bern. Nom. London. Kopenhagen. Konstantinopel.) 66. Plenarsitzung deS Reichstag» (14. April.) LetriebSüberficht der königl. sächs. TtaatSeisen- bahnen. (Monat März 1883.) Dresdner Nachrichten. Provinzialvachrichten. (Leipzig. Wurzen. Themnitz. Zwickau. Glauchau. Auerbach. Kirchberg. Großen hain. Meißen. Pirna. Königsbrück. Radeburg.) LermischteS. Statistik und LolkSwirthschaft. Börsennachrichtrn. Telegraphische WitterungSberichtr. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Montag, IS. April, LoranttagS. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Sr. Majestät der Kaiser ist infolge de» Ablebens deS Großder,og» von Mecklenburg - Schwerin (vgl. die »TageSgeschichte* unter Schwerin) heute früh nach Schwerin abg, reist und kehrt Abends zurück. Die für heute in Aussicht genommene Abreise deS Kaiser» nach Wie»baden wurde aufgeschobeu. Brüssel, Sonntag, 15. April, Abend». (W. T B.) Der König leidet an einer starken Grippe und hat de»halb die Reise nach Gent zum Be suche der dortigen Gartevbanan»stellnng aufge- geben. Dublin, Montag, 16. April. (Tel d. DreSdn. Journ.) Ueber eine neue Verschwörung zu« Mord in der Grafschaft Elarc machte ei« ZwangAarbeitt- sträfling namens Tubridy Enthüllnvgev. Infolge dessen find mehrere Personen verhaftet worden. Zm Prozeß wegen de» Morde» im Phönixpark ist der Verhaftete Jame» Mallet zum Angeber gtworden. Dre»dev, 16. April. Der französische Finanzminister Tirard beschäftigt sich mit dem Project einer Herabsetzung der fran zösischen Rente von 5 Procent auf 4k Procent. Diese Umwandlung wäre eines der wichtigsten finan ¬ ziellen Ereignisse für Frankreich seit der Aufnahme der Milliardenanlehen. Der französische Finanzminister hofft durch diese Operation eine Zinsenersparniß von jährlich 70 Millionen Frei, zu erzielen, was einem Capital von 1,o Milliarden FrcS. entspräche. Mit diesen zu ersparenden 70 Millionen hat eS folgende Bewandtniß. Bom Kriege her gab eS einen kmä ä« liquiäotioll, dessen zweiter Theil Ende 1879 982914 144 FrcS. betrug; eS wurden damals beson dere Obligationen auSgegrben, um die Schuld in 7 Jahren abzutragen. In den Jahren 1880, 1881 und 1882 hat man 461 Millionen abgezahlt, 1883 und 1884 werden je 170 Millionen fällig, 1885 169914144 FrcS. und im Jahre 1886 die übrigen 12 Millionen. Au» dem vorliegenden Budget geht aber hervor, daß im Jahre 1884 nur 100 Millionen abgezahlt werden sollen, während die übrigen 70 Millionen der schwe benden Schuld zur Last fallen. Damit man sich einen recht klaren Begriff von der Sache mache, muß man wissen, daß die 170 Millionen bis zum letzten Een« time an die Inhaber der Obligationen gezahlt werden müssen, daß aber die Baarschasten dazu nur bi» zum Betrage von 100 Millionen au» der Staatskasse ge nommen, während die übrigen 70 Millionen mittelst neu emittirter Obligationen geborgt und dann zur Abzahlung kommen werden. Zur vollständigen Ueber- sicht und zum bessern Verständnisse der Finanzlage muß auf die früheren Jahrgänge zurückgegriffen wer den. Lehrreich ist in dieser Beziehung die Periode 1870 bi» 1882, die, wenn auch nicht rechnungsmäßig abgeschlossen, doch schon so weit abgewickelt ist, daß man die Resultate übersehen kann. Zieht man die Bilanz, so ergiebt sich, daß von allen schönen Ein künften am ersten Tage de» laufenden Jahre» nur noch 40 Millionen vorhanden waren, worauf aber 2 Monate danach schon mehr, al» 42k Millionen Schul den waren, d. h. neue ungedeckte Lredite de» Jahre» 1883. Man sieht, die Operation einer Rentenumwandlung hat für die französischen Finanzen eine unleugbar schöne Seite; allein jede Medaille hat auch ihre Kehr seite, und diese ist e», deren unschöne» Bild die Be sitzer französischer Rententitel vorzugsweise ins Auge fassen. Für die französischen Rentenbesitzer bedeutet da» halbe Procent, welche» sie einbüßen sollen, den Verlust von Procent ihre» Einkommen», und diese Wahrnehmung wird denselben noch verbittert durch die Vorgänge in der hohen Finanzwelt, welche nur zu deutlich darauf Hinweisen, daß die französischen Rentier» mit dem Verluste von k Procent Zinsen die Kosten eine» von der Tripelallianz der ihr Monopol ver- theidigenden drei großen Eisenbahngesellschaften, an deren Spitze sich Rothschild befindet, gegen die Regie rung, insbesondere gegen den Elsenbahnminister Raynal geführten Kriege» zahlen sollen. E» handelt sich nicht allein darum, die Aufnahme einer neuen Anleihe durch die Rentenumwandlung zu vermeiden, sondern zugleich auch darum, den großen Eisenbahngesellschaften den Markt für die zur Vollendung de» dritten Bahnnetze» erforderliche ObllgationenauSgabe frei zu lassen. Bis her war die hohe Finanzwelt die hauptsächlichste Ver anlasserin der hartnäckigen, in Paris eine große Un ruhe verursachenden Baisse der 5procentigen französi schen Rente. Um die Pläne der Minister Tirard und Raynal zu durchkreuzen, kaufte sie die cngebotenen Rententitel gar nicht und drückte dadurch die Course herunter. Die Finanziers kannten die Verlegenheit deS Staatsschatzes, und wie eS den Anschein hat, ge lingt es der Fmanzaristokratie, die Minister einzu- schüchtern. Nach neueren, im »Voltaire* und»Tempi* enthaltenen Nachrichten soll die Regierung in' der That die Absicht haben, einen auf die Umwandlung der Rente bezügl chen Gesetzentwurf an die Kammern gelangen zu lassen, also mit der hohen Finanzwelt zu capituliren. Diese Mittheilungen wurden allerdings von der »Agence HavaS* in Abrede gestellt. Da der artige Ableugnungen sich jedoch bereit- einige Male wiederholten, so sind da» Publicum und die Finanz kreise mißtrauisch geworden, schenken dem Dementi wenig Glauben und sehen in Allem nur ein Börsen manöver. Die Ueberzeugung bleibt durchgehend, daß die Regierung ohne Eonvertirung der Rente weder da» Budget in» Gleichgewicht, noch die Verhandlungen mit den Bahnen zu einem günstigen Abschluß bringen könne. Einigermaßen orientirend über die Angelegenheit ist der obenerwähnte, von der »Agence Hava»* demen- tirte, in Pari» aber für halbamtlich geltende Artikel deS »Temp»*, der über die Stellung, welche die Regie rung zu den Eisenbahngesellschaften einnimmt, folgende Aufschlüsse giebt: Bi» jetzt sind 3 Fragen hauptsächlich geprüft worden: 1) die der Tarife; 2) die der Verwendung der Ueberschüsse der Bahngesell schaften; 3) die der vertheilung der Ausführungsar beiten der neuen Linien. WaS die Tarife betrifft, so versichert man, daß der Staat darauf verzichte, den Gesellschaften harte Bedingungen bezüglich der Herab- fetzung der inneren Tarife aufzuerlegen. Man macht geltend, daß man in dem Moment, in welchem man von den Gesellschaften den Bau und Betrieb neuer Eisenbahnlinien verlangt, was ihnen eine sehr schwere Last aufbürden würde, nicht gleichzeitig ihren Ertrag schmälern könne. Hingtgen würde der Staat bei der Regelung der Transit- und Einsuhrtarife eS sich angelegen sein lassen, unsere Industrie und unsern Handel im Einvernehmen mit den Gesellschaften zu begünstigen. Was die Ueberschüsse der Gesellschaften betrifft, so würde eS sich darum handeln, deren Ver- thetlung derart zu regeln, daß ein Theil auf den Bau der neuen Linien verwendet und der andere den Ge- sellfchaften selbst überlassen würde, damit sie am Ge deihen ihrer eigenen Unternehmungen interessirt wür den. Die Frage der Wahl der von den Gesellschaften zu bauenden Linien endlich ist am eifrigsten geprüft worden. ES sind die Netze Paris-Lyon und die des Südens, welche bei der Vertheilung am stärksten be dacht sein sollen. Die über diese 3 Punkte eröffneten Unterhandlungen sind bisher günstig verlaufen, wa» zu der Hoffnung einer glücklichen Lösung berechtigt. Wenn die letztere, wie man glaubt, binnen Kurzem eintritt, so ist der Zeitpunkt gekommen, die Verwand lung der Rente vorzunehmen. Einerseits werden die Gesellschaften, um sich daS für ihre Bauten nöthige Geld zu verschaffen, den öffentlichen Eredit in An spruch nehmen müssen und dabei nicht aus die Mitbe werbung deS StaateS stoßen dürfen, welcher jetzt dem Anlagekapital höhere Zinsen, als die Eisenbahnen bietet. Andererseits muß aber bemerkt werden, daß der Staatsschatz durch eben die zwischen dem Staate und den Gesellschaften abzuschließenden Verträge auf eine Hilfsquelle wird verzichten müssen, die zum Aus gleich de» Budgets von 1884 nothwendig ist. Wie man weiß, gleicht sich da» Budget pro 1884, so wie eS vom Finanzminister Tirard eingebracht ist, nur mittelst einer Summe von 35 Millionen au», in deren Höhe die Eisenbahnen ihre vom Staate empfangenen ZinSgarantieu zurückzahlen sollen. Verlangt man von den Bahnen, daß sie ihre Ueberschüsse zum Bau der neuen Linien verwenden und dazu sogar Anleihen aufnehmen, so wird man darauf verzichten, die Rückzahlung der 35 Millionen im Jahre 1884 von ihnen zu fordern. Der Staats schatz wird sich also diese Summe auf einem andern Wege verschaffen müssen. Dieser Weg ist aber kein anderer, al» die Umwandlung der 5procentigen in 4tz proeentige Rente, die dem Staatsschätze gerade einen dauernden Gewinn von 35 Millionen jährlich geben wird, inde« sie die Verzinsung um diesen Betrag ver mindert. Man sieht also, daß die Eonvertirung un vermeidlich wird. Fügen wir hinzu, daß diese Even tualität bereits in den Regierungskrisen geprüft wor den ist und daß man sich schon mit den Mitteln zur Durchführung der Frage beschäftigt hat, für die noch unbestimmte Stunde, in welcher die Frage unter Mit wirkung de» Parlaments gelöst werden wird. Man versichert, die Finanzverwaltung wolle, um ziemlich hohe Ausgaben und beträchtlichen Zeitverlust zu ver meiden, die jetzigen RententitreS beibehalten und sich daraus beschränken, vorläufig eine Abstempelung auf denselben anzubringen, welche da» Ergebniß der Um wandlung, d. h. die Herabsetzung de» Rentenbetrag» anzeigt Fügen wir endlich hinzu, daß die Rede davon sein soll, den Rentevinhabern zu garantiren, daß wäh rend einer bestimmten Periode, wahrscheinlich während 5 Jahren, keine neue Umwandlung ihrer Titre» statt- findet. TageSgeschichte. Dresden, 16. April. Nach den über den Auf enthalt Sr. Majestät des Königs in München hier eingegangenen Nachrichten hat Allerhöchstderselbe Frei tag, den 13. an einem Diner bei dem am königl. bayerschen Hofe beglaubigten königl. italienischen Ge sandten Grafen Barbolani Theil genommen und einer Soiree bei Ihrer königl. Hoheit der Prinzessin Adal bert angewohnt, bei welcher eine Darstellung lebender Bilder unter Mitwirkung der Prinzen und Prin zessinnen des königl. Hauses stattfand. Im Laufe des 14. April besuchte Se. Majestät der König mehrere Ateliers hervorragender Künstler in München und nahm auch in der v. Miller'schen Erzgießerei die im Erzguß hergestellte, vom hiesigen Professor vr. Schilling modellirte Statue der Ger mania für das Niederwalddenkmal in Augenschein. Nachmittag 4 Uhr fand nach vorhergegangenem Eivilacte die kirchliche Einsegnung des durchlauchtigsten Brautpaares in Nympkenburg statt. Hieran schloß sich eine Familiengalatafel. Bei der Festoper am 15. erschien Se. Majestät der König aus Rücksicht auf daS Ableben Ihrer kaiserl. und königl. Hoheit der Erz herzogin Antoinette nicht. Die Abreise Sr. Majestät des Königs von Mün chen ist ^auf morgen, Dienstag, den 17. d. M. anbe raumt. Allerhöchstderselbe begiebt sich für einige Tage nach Sigmaringen, während Ihre königl. Hoheiten der Prinz, die Frau Prinzessin Georg und Prin zessin Mathilde bereits heute Abend von München hierher zurückkehren. * Berlin, 14. April. Die Nachrichten über den Gesundheitszustand deS Fürsten Bi-marck lauten, wie der »Nat.-Ztg.* gemeldet wird, gegenwärtig ent schieden günstig. Nachträglich vernimmt der betreffende Eorrespondent von dem Reichskanzler nahestehender Seite, daß die großen diplomatischen Aufgaben dieses Winter» auf die im Lause desselben au-gegebenen Krankheit-bulletin- nicht ohne Einfluß gewesen sein mögen. Nach der »Post* kann Fürst Bi-marck wieder kurze Gänge in dem Garten seine- Palai- unterneh men, nachdem er fast 4 Monate lang da- Zimmer ge hütet hat. — Die vereinigten Ausschüsse de» Bundes» rath» für da» Seewesen und für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse desselben für daS Landheer und die Festungen, und für RechnungSwcfen, der Aus schuß für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen, die ver einigten AuSfchüsse für Justizwesen und für die Ver fassung, die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuer wesen und für Handel und Verkehr, der Ausschuß für Zoll und Steuerwefen, sowie die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen hielten heute Sitzungen. — Der Reichstag fuhr heute mit Fenilleton. Nedigirt »>n Otto Bonck. K. Hostheater. — Neustadt. — Sm 14. April: »Reif-Reiflingen*. Schwank in 5 Acten von Gustav v. Moser. (Frl. Neumann au» Wiesbaden, al» Gast.) Während sich von den wirklichen Lustspielen feine ren Stil» »Die Welt, in der man sich langweilt* am dankbarsten erwiesen hat, sind von den Arbeiten deS kivialen Genre» »Krieg im Frieden* und »Reif-Reif- lmgen* die harmlosesten Unterhalter de» Publicum» gewesen. ES ist sogar alle Aussicht vorhanden, daß sich beide noch eine längere Zeit hindurch als zuweilen eingestreute Ausführungen leden-frisch erhalten werden. In beiden Fällen ist nicht nur den Stücken, son dern auch ihrer sorgsamen Einstudirung, die sich stet» al- ein sichere» Eapital verzinst, die Ursache dieser guten Wirkung zuzuschreiben. Eine sichere Unterstütz ung bietet ferner noch die Thatsache, daß der hiesige Darsteller der Hauptrolle jede» der beiden Tomödien, Hr. Bauer, al» ein durchau» treffender, niemal» über- treibender Lharakterzeichner austritt und gerade für diese Speciolität voll Humor und feiner Leben»- beobachtung ist. Er hat im Lause der Zeit sich zu keinerlei Uebertrelbung Hinreißen lassen und legt da- durch einen achtbaren, fest begründeten Geschmack für die Grenzen schauspielerischer Darstellung an den Tag. In da» tüchtige Ensemble unserer Aufführung ver suchte sich a» diesem Abend Frl. Neumann al» Gast yinzuraugiren. Eie spielte die keine Episodenrolle der Förster»tochter Huberta und bekundete ein allge- meine» Berständniß ihrer Aufgabe, fowie einige Ge- wandtheit in der Ausführung. Im Ganzen präfentirte sie eine ziemlich schwächliche Leistung und vermochte nicht, den kleinen Liedervortrag und die Tanzscene in recht wünschenSwerther Weise ein wenig charakteristisch zu gestalten. Offenbar ist Frl. Neumann» erstes Auf treten in »Mein Leopold* ihr günstigstes gewesen. O. B. Berufe«. «»»eit »on «okrtt Boltz »aller (»uork Butoc). (Smttsetzun,.) Fürs Erste galt eS freilich, sie nur erst au- allen HerzenSbeziehungen herau-zubnngen und ihr durch bunten Wechsel der äußern Eindrücke die ihr abhanden gekommene körperliche und geistige Frische wieder zu beben. Ich nahm sie also schon wenige Tage nach sener peinlichen Berhürtscene mit auf die Reise nach der Schweiz. Welch eine wunderbare Heilkraft liegt in dem Zauber der schönen Natur! Wir hatten Beide bitter böse Tage durchgemacht, hatten mit Schaudern in den Abgrund einer Seelenverwilderung hinabgeblickt, die selbst meine Menschenkenntniß al» eine noch durchaus lückenhafte erscheinen ließ. Jetzt auf einmal war wie die Rauchwolke, als welche die gute Stadt Heilbronn in der Ferne verdämmerte, fo auch der ganze Qualm trüber beklemmender Reflexionen weit hinter uns ge blieben, und vor unS breitete daS Smaragdgrün der Wiesenmatten seinen Sammetteppich aus, stiege« himmelan in das sonnige Blau Schneepyramiden um Schneepyramiden; tobten, schäumten und brausten in wilder Kraftsülle die GebirgSwasser; blitzten und fun kelten im Wiederspiegeln deS goldenen TageSgestirnS die felsenumstarrten Seen. Und wie wenig ließen uns die Menschen Zeit, un» auf uns selbst zu be sinnen! Lauter fremde Gesichter, lauter selber von neuen Eindrücken berauschte oder doch erregte Stim mungen; oder verweilten wir bei Personen, die in ihren Hütten oder Häuschen daheim saßen und an Localinteressen und häuslichen Ereignissen nur ihr eigene» Gedankengarn zu verspinnen hatten, so war e» sicher eine Sorte Garn, von der wir nie früher gehört hatten und auf deren Würdigung wir nun erst ein gut Theil Geiste»vermögen verwenden mußten. UnS selbst verloren wir schier aus den Augen. E» waren lauter festliche Tage. Ich hatte ost die Fahrt nach Hof-Ragaz und Pfäf- ferS gemacht und konnte meine Reisegenossin solcher Art unablässig nicht nur auf alles Sehens- und Be- achteniwerthe Hinweisen, nein, auch ihrem immer sehr rege gewesenen Lerntriebe manche Befriedigung ge- währcn. Bei Alledem blieb ihre Stirn von einem nachdenklichen Zug umschattet und mancher plötzlich unruhige Blick warnte mich, die günstige Verände rung, die mit ihr vorgegangen war, nicht zu über schätzen. In Hof-Ragaz erbot sich eine mir befreundete Fa milie, Lilly bis zu meiner Rückkehr von der schon er wähn» en Almstatton in Pflege zu nehmen. Tilly bat jedoch, mich wenigstens bis Pfäffer» begleiten zu dür fen, und ich willigte um so lieber ein, als ich auch dort befreundete Unterkunft für sie bereit wußte, und die großartige wilde Taminafchlucht, der Ursprungs- ort des berühmten heißen Quells, solcher Art von Eilly in meinem Geleit besucht werden konnte. Dies ist denn auch geschehen und die sonst oft beunruhigend wirkende Partie gestaltete sich für das gute Mädchen, wie sie noch heute immer wiederholt, zu dem Glanz punkte der ganzen Reise. Ich bin dann allem nach der Almstation der An stalt St. PirminSberg hinauf gewandert und habe zwei Tage daselbst mit den fünf und zwanzig Geistes kranken, welche dort die Sennen bei der Wartung der Kühe unterstützen, zugebracht. ES ist bereit- in Fachblättern über den vortrefflichen Einfluß mehrfach berichtet worden, welchen eine regelmäßige Beschäftigung in der stärkenden Luft hoher Gebirge auf gestörte geistige Functionen äußert. Ich kann da- auf» Nach drücklichste bestätigen. Jene Fünfundzwanzig entbehr ten aller Bequemlichkeit, und doch äußerten sie bei jedem Anlaß ihre Befriedigung, nicht unten geblieben zu sein. Selbst Solche, die au» sehr verwöhnten Lebensstellungen in diese Abhärtung»- und Entbeh- rungSschule versetzt worden waren, hatten sich in da» Melken, Buttern und Futtersammeln vollkommen ein gelebt. Und e» scheint, al» wenn überhaupt der durch geschäftliche Pflichten geregelte Umgang mit sanften, gut gearteten Thieren dem Irren wohler thut, al» der meiste sonstige Umgang; vielleicht weil da» ihnen ent gegenkommende blinde Vertrauen, da» ruhige Tem perament und die stete Zuthulichkeit, wie sie solchen Thieren eigenthümlich sind, gerade dem Irren gegen über in dem Verkehr mit Menschen nicht herkömmlich sein können. Al» ich Pfäffer» wieder anlangte, fand ich Lilly um ein gut Theil heiterer, al« ich sie seit Langem ge-
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