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txprd u. Ntdaktio« rre»den.«kuft«»t N. Meitzner Kasse 4. Lie Zeitung erscheint Tiensta«, Lsunerfta, und Sonnabend früh. Abonnements- Preis: bierteljährl. Mk 1,50. Zu brpehen durch die kaiserlichen Post- anstalten und durch unsere Boten. Vci sreier Lieferung in» Hau« erhebt die Poft noch eine Äe- imhr von 2b Psg. ächUche VarheilMS. Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmanx Müler in Dresden. Inserate werden bi» Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dielspallZeilelbPfg. Unter Eingesandt: 30 Psg. Jnseraten- Annahmestellen: Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, Hänfenstem LVogler, Rudolf Mosse, G L. Daube L Co. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. f. w. Ar- 92. Sonnabend, den 6. August 1887. 49. Jahrgang. An das inserirende Publikum! Bei Aufgabe von kleineren Inseraten ersuchen vir die geehrten Besteller von hier und auswärts, den Betrag dafür (pro 1-spattige Zeile ---12 Silben 15 Pf.) gefälligst gleich zu entrichten oder in Briefmarken einsenden zu wollen. — Die Inserate «üssen am Tage vor Erscheinen des Blattes bis 12 Uhr mittags in unserer Erpedttion sein. Die Verlags - Expedition. Politische Wellschau. Deutsches Reich. Die deutschfeindliche Agitation in Frankreich nimmt einen immer gehässigeren Charakter an, wie der nachstehende Vorfall beweist: Vor einigen Wochen wurden in einer der Proskriptionslisten, welche in den französischen Blättern von Zeit zu Zeit gegen die in Frankreich lebenden Deutschen erlassen werden, die in EmbermSnil (Departement Meurthe und Moselle) ansässigen Gebrüder WeiSbach, Besitzer einer Puppen- sabrik, als Deutsche denuncirt und am 28. Juli ertherlte der Präsekt Schnerb in Nancy den Befehl, die Fabrik der genannten Firma binnen 24 Stunden zu schließen. Für jeden, der von kaufmännischen und industriellen Verhältnissen eine Ahnung hat, genügt diese einfache Mittheilung, um zu ermessen, welcher Schaden jenen Geschäftsleuten dadurch zugefügt wurde. ES giebt für eine derartige Verletzung des Völkerrechtes kaum eine Bezeichnung. Gewiß wird Niemand der französischen Regierung daS Recht streitig machen, gegen in Frank reich lebende Ausländer nach den französischen Gesetzen vorzugehen, falls dazu ein Grund vorliegt. Aber ein mal ist im vorliegenden Falle ein solcher Grund nicht vorhanden, da die Gebrüder WeiSbach sich weder in politischer noch in sonstiger Beziehung irgendwie gegen die französischen Gesetze vergangen haben und anderer seits richtet die Maaßregel des französischen Präfekten sich nicht gegen die Personen der Geschäftsinhaber, sondern gegen ihren Besitz. Bei Maaßregelungen ähnlicher Art hat die deutsche Regierung stetS die Person von der Sache mit peinlichster Gewissenhaftig keit getrennt. So sind, um nur einige Beispiele herauszugreifen, bei den Ausweisungen französischer Industrieller auS Elsaß-Lothringen stets die geschäft lichen Unternehmungen, denen diese Herren vorstanden, vollständig unberührt geblieben, ja, unsere Regierung hat den betreffenden Personen stetS eine reichlich be messene Frist zur Regelung ihrer Verhältnisse zuge ¬ billigt. In Frankreich verfährt man anders. Dort , werden Leute, die bei Gründung ihrer Fabrik allen ' gesetzlichen Anforderungen genügt haben, mit der Be- ! Hörde ihrer Gegend im besten Einvernehmen lebten, nie- i mals einen Anlaß zur Klage gaben und weite Be- völkerungSkreise in Verdienst letzten, nach sechsjähriger , ungestörter Wirksamkeit plötzlich ohne vorherige Warnung mit einem einzigen Federstriche ihrer rechtlichen und ! geschäftlichen Eristenz beraubt. Mit ihnen wird eine ! Schaar von Arbeitern, theilS deutscher, theilS franzö- sischer Nationalität, mit Weibern und Kindern, weit ! über hundert Köpfe, im vollsten Sinne deS Wortes brotlos. Viele von diesen Leuten sind vor sechs Jahren bei Gründung der Fabrik auS Deutschland nach Cmber- mönil ausgewanderr und haben sich dort eine neue > Heimath gegründet. WaS soll jetzt aus diesen Unglück lichen werden, die im fremden Lande plötzlich durch das j Aufhören »hreS Broterwerbes dem Elende preisgegeben sind? Es unterliegt ja nun keinem Zweifel, daß das auswärtige Amt deS deutschen Reiches durch Vermitte lung der deutschen Botschaft in Paris sich der Sache an- > nehmen und wenn auch nicht die Rücknahme der Schließung der Fabrik, so koch die Erlaubniß erwirken wird, daß die Betroffenen ihr Geschäft in Frankreich liquidiren j können. In Deutschland leben zahllose Franzosen alS selbstständige Kaufleute, als Korrespondenten deutscher HaudlungShäuser, als Handwerker, Sprachlehrer, Tanz meister, Rentner, kurzum in allen nur denkbaren Stil- , lungen. Weder die deutsche Regierung noch die deutsche > ! Bevölkerung legen diesen fremden Gästen das geringste ! Hinderniß in den Weg, ja, weim sie sich nur einigere maaßen anständig betragen, so werden sie überall mit , dem größten Entgegenkommen behandelt und oft ge radezu verhätschelt. Sie genießen die deutsche Gast- sreundschaft im vollsten und edelsten Sinne des Wortes, j während unsere deutschen Landsleute in Frankreich, wenn ' sie dort ansässig sind, als rechtlose Personen behandelt ! und wenn sie daS Land durchreisen, beschimpft und hinauSgeworfen werden. Neuesten Nachrichten auS Gastein zufolge findet die Begegnung zwischen dem Kaiser Wilhelm und dem österreichischen Monarchen heute Nachmittag 2 Uhr statt. — Die „Nordd. Allgemeine Ztg." schreibt an hervor ragender Stelle: Eine Anzahl ausländischer Blätter hat s während der letzten Tage beunruhigende Nachrichten ; über den Gesundheitszustand Sr. Majestät deS Kaisers verbreitet. Auf Grund zuverlässiger Mittheilungen ! können diese Nachrichten als gänzlich unbegründet be- j zeichnet werden. Der Kaiser befindet sich vortrefflich; : seine Kräfte haben seit seiner Abreise von Berlin be- ! trächtlich zugenommen und alle gegentbeiligen Behaup- ! tungen sind gänzlich auS der Luft gegriffen. An den General v. Blumenthal, welcher am 30. v. M. sein 60 jähriges Dienstjudiläum feierte, richtete Kaiser Wilhelm em eigenhändiges Handschreiben, in dem eS u. A. heißt: „Ich spreche Ihnen meine wärmsten und herzlichsten Glückwünsche auS und hoffe, daß mein beifolgendes Bild Ihnen noch recht lange und demnächst Ihren späteren Nachkommen vor Auge» stellen möge, w»e Ihr König Ihres hervorragenden AntheileS an drei ruhmvollen Kriegen und Ihrer für alle Zeiten auf den Ebrentafeln der Armee verzeich neten Dienste jederzeit mit wärmstem Danke und höchster Anerkennung eingedenk gewesen ist. So lange GotteS Wille unS noch beisammen läßt, Ihr dankbarer König Wilhelm.- Die Socialdemokratie scheint auch in den Kreisen der Begüterten zahlreiche Freunde zu besitzen, welche für jene Partei bedeutende materielle Opter bringen. So starb kürzlich in Berlin em hochbetagter Rentier, dessen Name in der socialdemokratiichen Bewegung nie mals genannt worden ist. Nach dem Tode deS Rentners erfuhr man jedoch, daß derselbe Tausende für social- demokratische Zwecke hergegeben hat. Auch auS der jetzt im Namen der socraldemokratische' Reichstags fraktion zusammengestellten Abrechnung über die «m letzten Quartale eingegangenen Beiträge für Unter- stützungSzwecke ersehen wir, daß die Partei eine große Anzahl reicher Freunde haben muß. Ein Herr Mar Mülheim sandte 1000 M., von einem anderen Herrn wurden unter Chiffre XYZ 5000 M. eingeschickt. WaS die von einzelnen Parteigenossen zusammengebrachten Beiträge betrifft, so marschrren die Hamburger mit zwei Beiträgen von 1000 M. und 374 M. an der Spitze; auS Barmen kamen 200 M., aus Forst 200 M., auS Rostock 100 M., aus Hannover 100 M, auö Stuttgart 150 M. Die Berliner Buchdrucker gaben 100 M. Uns erscheint eS geradezu räthselhaft, wie es unter den Begüterten Leute geben kann, welche die Socialdemokratie unterstützen und so sich in'S eigene Fleisch schneiden. Der soeben veröffentlichte Bericht deS nordameri kanischen Generalkonsulates in Berlin über den Erport auS Deutschland nach Amerika während deS zweite,. Quartales deS laufenden Jahres enthält einige bemer- kenSwerthe Daten. Danach wurde auS Norddeutschland sür 9,792,252 Doll, gegen 10,414,062 Doll, im zweiten Quartale 1886 erportirt und ist somit ein Minus von 621,810 Doll, oder ca. 2'/, Millionen M. zu ver zeichnen. Dieser sehr bemerkenswerthe Ausfall — be- merkenswerth, weil der Erport auS Norddeutschland bis lang stetig steigend war — erklärt sich daraus, daß die Zunahme der Ausfuhr in den meisten Distrikten noch nicht groß genug gewesen ist, um den Ausfall Ham- Feuilleton. Schatten! Kriminal-Novelle von N. I. Ander-. (12. Fortsetzung.) „Sie sollen nicht lange im Zweifel bleiben", nahm Kühn nach kurzer Pause daS Wort. „Kennen Sie, Herr Oberst, den Kommissionär Brem?" „Der? Brem ist ein einfacher, biederer Charakter, ein Mann, den ich seiner gesunden Ansichten halber sehr hoch schätze und dem ich sogar bis vor Kurzem oft und auf daS bloße Wort hin größere Summen lieh, wenn es sich für ihn darum handelte, ein vor- theilhafteS Geschäft abzuschließen. Er hat daS Geld immer prompt zurückbezahlt. Jetzt freilich scheinen sich seine Verhältnisse gebessert zu haben, denn in der letzten Zeit hat er kein Darlehn beansprucht. Erst gestern war er wieder bei mir, bei welcher Gelegenheit ich ihn be auftragte, für mich auf dem nächsten Pferdemarkte oder schon früher ein paar Kutschpferde zu erstehen." Der Oberst hatte Recht. Er schien nicht allein rin schlechter Polizist, sondern auch ein ebensolcher Menschenkenner zu sein, sonst hätte er bemerken müssen, daß seine Mittheilungen Kühn fast in fieberhafte Auf regung versetzten, die der junge Mann schnell und mit Anstrengung bewältigte, so daß, alS er wieder sprach, seine Stimme ruhig und sicher klang. „So, so, lieber Herr Oberst! Ich möchte Ihnen indessen doch rathen, dem Brem nicht zu viel zu trauen, denn ich bin von der Richtigkeit meiner Meinung fest überzeugt." „Aber um deS Himmels willen, Kühn, haben Sie denn schon so schwerwiegende Beweise gegen den Mann, daß Sie derartig von ihm sprechen können?" „Ich habe sie, Herr Oberst. Mein BeweiSmaterial gegen Brem ist von solcher Bedeutung, daß eS mich nur ein Wort kosten würde, den unschuldig Verdächtigen von dieser That zu reinigen und Brem an seiner Stelle zu verhaften. Ich thue aber nichts gern halb, deshalb will ich nicht eher zu diesem letzten Mittel schreiten, bis daS BeweiSmaterial derart angehäuft ist, daß eS ihn zermalmen muß." „Hm, hm", sprach der Oberst bedächtig, „sollte mir leid thun, wenn ich mich in Brem getäuscht hätte und ich kann mich kaum dazu verstehen, Sie, waS diese Sache anbelangt, in irgend einer Weise zu unterstützen, wenn Sie mir nickt unwiderlegliche Verdachtsmomente angeben. Sie werden es begreifen, lieber Kühn", fuhr er fort, „daß man sich nicht so mir nichts dir nichts dazu bereit erklärt, seine Hand zur Verfolgung eines ManneS zu bieten, den man seit Jahren alS rechtlich und unbescholten kennt." „Ich weiß dieses Gesühl zu würdigen, Herr Oberst", nahm Kühn daS Wort „und ich werde, um Ihr Ge wissen zu beruhigen, Sie mit all' den Vorkommnissen vertraut machen, di« meinen Verdacht rechtfertigen, natürlich nur so weit mein Dienst <S erlaubt und selbst redend auf Ihre strengste Diskretion zählend, da die leiseste Andeutung den Verbrecher und daS ist Brem meiner Ansicht nach", fügte er, jedes Wort scharf be tonend, hinzu, „veranlassen könnte, die Flucht zu ergreifen." Sie sprachen nachdem lange Zeit, doch von Minute zu Minute verfinsterten sich die Züge deS BaronS mehr und alS Kühn seine Mittheilungen beendet, war auch er der Ueberzeugung, daß er sich in dem Manne, dem er seit Jahren Vertrauen geschenkt, schwer getäuscht habe. „Wenn eS so ist", rief der Oberst, „dann kann allerdings von Mitleid mit diesem Menschen nicht die Rede sein und ich freue mich doppelt, daß E-e der Zufall hierher führte, um mich zu warnen, wie ick mich auch gern bereit erkläre, Sie, soweit eS in meiner Kraft steht, zu unterstützen, um den Mörder zu über führen." „Angenommen, Herr Oberst!" rief Kühn, freudig demselben die Hand bietend. „Doch damit Sie sehen, daß Ihre Mitwirkung sogar von Bedeutung ist, wollte ich Sie gleich um eine Gefälligkeit bitten." „Die wäre?" „Sie erwähnten vorher, daß Brem öfter Summen Geldes von Ihnen geliehen hat. Ist eS Ihnen nun möglich, Herr Oberst, mir zu sagen, wann Sie ihm zuletzt Geld geliehen haben?" „Gewiß kann ich das! Wie sollte denn eine ge ordnete Wirthschaft bestehen, wenn man Einnahme und AuSgabe nicht gewissenhaft buchte." Nach diesen Worten schritt er zu dem im Zimmer befindlichen Cylindkrbureau, öffnete dasselbe und nahm eine Kladde heraus, welche er Kühn übergab. „Doch Sie werden sich auS meiner Klererei nicht zurechtfinden", ries er lachend, entnahm demselben daS Buch wieder, schlug eS auf und deutete nach wenigen Sekunden auf eine bestimmte Seit«: „Hier lesea Sie, am 12. März hat er zum letzten Male 300 Thaler von