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t» Qeslerretch L. chestag» «N tz«itt-a»' M di« dt« « regelmLtztg ta d«» «rst»al »ülkr.1 Unabhängige» Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeilage Die illustrierte -eit und Sonntagsbeilage Feierabenb MMHgi I Gelchüfttauselae , 10 dt» 11 Uhr vormtNoa». , I -ik «weaade etagriaadter Echciststücke macht stch dir SirdaM«, > I »Icht der»tndllch; «tttcheaLuug erfolgt. w«m> «KSporl» »«t- I»rstgtljt. Lrtefllchell Unsrageu ist Lntwortdport« deljUfLz»». Nr. 289 Geschäftsstelle und Redaktion Dresden«A. 16, Holbeinstrahe 46 Dienstag den 30. Dezember 1913 Fernsprecher 21366 12. Jahrg porrellan Olas Stelnxut Kristall lledrancks- u. 2Ierxexenkit«ai>e Xöviw. Hoklivksraat /^nliäuser Xöwxr-ckokLnu-Ztrkws. I'ornsgr 13979 pslrwar'en vom slnfaolislsn bis sslnstsn 6enrs 8porlisI-ksI?:^vsrsQ- und NMnoos;o8ol»A.k1 Drssdso-^., Rillgstrsüo 20 uavvsit Nvko Vikturiaütrallo. xo^oaUdor llor Nanä- »lLuclisoNon Lank kspai'atuk'on und k^suanföl'bigunksn Die katholische Bewegung in Bulgarien Seit einigen Wochen ist die vielbesprochene katholische Bewegung in Bulgarien anscheinend ganz zum Stillstände gekommen. Glücklicherweise ist dies aber wirklich nur an scheinend. Sie wurde durch die Ereignisse der letzten Zeit: die Rückkehr des Königs Ferdinand, die Ankunft des Exarchen in Sofia, die Wahlen in die Sobranje usw., einigermaßen von der Tagesordnung abgesetzt. Trotzdem ist Fortschritt in der Bewegung konstatierbar; denn heute ist darüber nicht nur die Hauptstadt, sondern das ganze Land unterrichtet. Selbst aus den mazedonischen Gegenden Serbins und Griechenlands langen Aeußerungen der bul garischen Bevölkerung über die klnionsbestrebungcn mit der katholischen Kirche ein, und alle laufen darauf hinaus, das; die Bevölkerung ohne Uebertritt zum Katholizismus ihre bulgarische Nationalität nicht werde erhalten können, aber auch die Befürchtung, das; sie dann der Rache der Ortho- doxen ohne Unterschied verfallen würden. In der nächsten Zeit sind in der katholischen Aktion kaum gewichtigere Schritte zu gewärtigen, es müßte denn sein, daß die Angelegenheit schon in diesem Sobranje- abschnitt zur Erörterung gelangte. Dies wäre sehr be dauerlich, da in dem jetzigen bulgarischen Parlament die Sozialdemokraten eine bedeutende Anzahl von Deputierten besitzen. Das ist eine Folge des anfänglichen, fast plan losen Vorgehens in der Bewegung. Wären die Wahlen um einen Monat später vor sich gegangen, die Sozialdemokraten hätten kaum die Hälfte der Mandatszahl erobert, die sie heute besitzen. Die ratlosen Wähler wollten keine Russen freunde, aber auch keine entschiedenen Freunde der Regie rung Radislawow. Da die katholische Bewegung zu der Zeit noch nicht bis zu einer Organisierung gediehen war, geschweige denn, daß es zu Kandidaturen ihrer Anhänger gekommen wäre, so entsprachen die Sozialdemokraten am meisten den Hauptanforderungen der Wähler. Fetzt will man allerdings an die Organisation als Partei schreiten, aber dazu bedarf es großer Finanzmittel, die in dem aus gesogenen Lande kaum aufzutreiben sein werden. Vom Exarchen liegt eine Neußerung zu seiner Um- gebung in Angelegenheit der Bewegung vor. Wie man sich hier erzählt, sagt der Exarche, er für seine Person würde den Schritt zwar nicht mitmachen, aber er würdige die Gründe, die dafür geltend gemacht werden, und er würde auch keinen .Kampf dagegen führen. Man solle sich aber vor einem übereilten Schritte hüten und zuerst alle anderen Mittel erschöpfen, bevor man sich zum tlebertritt ent schließe. Den größten Anhang besitzt heute die Bewegung in der Armee, in welcher namentlich die Mehrzahl der Offi ziere ihr zuneigen; aber diese enthalten sich jeder öffent lichen Kundgebung. Die Negierung verhält sich nach wie vor indifferent. Sie hindert weder die Anhänger, noch die Gegner der Union an der Propaganda für ihre Richtung. Es bleibt nun abznwarten, ob in Bälde Kundgebungen für die Union auf dem Lande veranstaltet werden, wie hier vielfach erhofft wird. Geschieht dies, daun ist die Bildung einer Partei der Unionisten nur eine Frage kurzer Zeit und dürfte dann nicht mehr ohne größere oder kleinere Erfolge vom Schauplätze verschwinden. Deutsches Reich Dresden den 80 Dezember 1913 ^j- Sächsische Orden erhielten, und zwar das Offiziers kreuz des Albrechtsordens: Oberstleutnant v. d. Chevallerie, Inspekteur des Festnngsverkehrswesens; die Krone zum Ritterkreuz 1. Klasse desselben Ordens: Major Kulweiu, Kommandeur der Kriegstelegraphenschule; das Ritterkreuz 1. Klasse desselben Ordens: Major Lindow, Verkehrsoffizier in Straßburg im Elsaß, und Hauptmann Voegt im Tele- graPhen-Bataillon Nr. 1; das Ritterkreuz 2. Klasse des selben Ordens: Hauptmann Sachs im Telegraphen- Bataillon Nr. 6, Oberleutnant Krüger und Leutnant Schmidt, beide im Eisenbahn-Regiment Nr. 2. — Weihiiachtsvcrgütungen der Reichspostvcrwaltung. Aus Anlaß der Verkehrssteigerung zu Weihnachten und Neujahr werden, wie in früheren Jahren, an mittlere Be amte, Beamtinnen und Unterbeamte der Reichspostverwal- tnng Vergütungen bewilligt. Bei der Verteilung dieser Vergütungen sind nach Berliner Blättern nur solche Be amte usw. zu berücksichtigen, die eine über das gewöhnliche Mas; hinausgehende Zahl von Dienststunden baden ableisten müssen. Ilm dies zu ermitteln, werden diejenigen Unter beamten und Beamtinnen einerseits und diejenigen Unter beamten anderseits, die zehn und mehr Ueberstnuden zu leisten genötigt waren, ermittelt. — Gewerkschaften und Rcichsvereinsgcsetz. In einem Streite, bei dem es sich darum handelte, ob die Zahlstelle Culmsee des Zimmererverbandes ein politischer Verein sei oder nicht, hat das Berliner Polizeipräsidinm an das Ober- verwaltuugsgericht ein Gutachten erstattet, in welchem es nach dem „Vorwärts" folgendermaßen heißt: „Es schweben seit einiger Zeit Erwägungen, ob nicht mit Rücksicht ans die vielfach, namentlich in letzter Zeit, hier festgestellte poli tische Tätigkeit der Zeutralverbäude der freien Gewerk schaften Deutschlands und namentlich ihrer gemeinsamen, zentralen und lokalen Verbindungen, nämlich der Generai- kommission und der Gewerkschaftskartelle, die Zentral verbände unter das Neichsvereinsgesetz zu stellen sind." Der gleiche Gedanke soll, derselben Quelle zufolge, auch in dem Gutachten des Polizeipräsidenten bezüglich des Deut schen Holzarbeiterverbandes wiederkehren, von dem es heißt, das; er bisher noch nicht als politischer Verein be handelt worden ist: „Es sind jedoch zurzeit Erwägungen im Gange, den oben erwähnten Verband dem Neichsvereins- gesetz zu unterstellen." — Der Friede zwischen Aerzten und Krankenkassen. Nach den zwischen den Vertretern der Aerzte- und Kranken- kasseuorganisationen beschlossenen Friedensbedingungen sollten bis zum Montag von den Gesamtorganisationen nach dem Neichsamt des Innern endgültige Zustimmungs erklärungen zu den kürzlich getroffenen Vereinbarungen er gehen. Seitens der Aerzte ist eine solche am Montag ein. gegangen und von den Krankenkassen haben sich, wie der „Tag" an unterrichteter Stelle hört, bereits der Fräßdorf- sche Ortskrankenkassenverband und der Verband der Be- triebskrankenkassen in Essen zustiunnend geäußert. Nus steht noch die Erklärung des Gesamtverbandes deutscher Krankenkassen und des Jnnnngskrankenkassenverbandes. Man nimmt jedoch a», daß auch diese Verbände noch im Laufe des Montags sich mit den Grundlagen des Friedens schlusses einverstanden erkläre» werden, so daß der end gültigen Einigung zwischen Aerzten und Krankenkassen nichts mehr im Wege stehen dürfte. Die Freie Vereinigung der Krankenkassen mit freier Aerztewahl für Groß-Berlin, die etwa 150 000 Mitglieder zählt, wird am Dienstag zu sammentreten und auf der Basis von 6 Mark pro Kopf und Jahr auf 6 Jahre einen Vertrag mit den Aerzten zu ve» einbaren suchen. — „Gewissenlose Berichterstattung." Der Münchener Berichterstatter des „Berliner Tageblattes" batte über die Sitzung der baherischeu Kammer der Abgeordnete» am 18. Dezember u. a. berichtet, daß der Zentrumsabgeordnete Held zwei liberalen Abgeordneten gegenüber Ausdrücke wie „Unverfrorenheit" und „Unverschämtheit" gebraucht habe. Der genannte Abgeordnete hat sich daraufhin an das „Ber liner Tageblatt" gewandt und ihm erklärt, daß er diese Ausdrücke nicht gebraucht habe, sondern daß ihm selbst von liberalen Abgeordneten ähnliche und noch bei weitem Das Lurländer Palais zu Dresden (Nachdruck berbolem Gegenüber vom neuen Dresdner Pvlizeipalast erhebt sich ein weitläufiges altertümliches Gebäude, iu dem das neu geschaffene Sächsische Landesgesundheitsamt seinen Sitz aufgeschlagen hat. Ueber einem Erdgeschoß mit einem großen Eingangstore erhebt sich der obere Stock des Hauses, dessen hohe Bogenfenster nahe bis znm Dachfirste reichen. Die Fenster öffnen sich auf einen schönen mit einer steiner nen Brüstung versehenen und auf steinernen Konsolen ruhenden Balkon. Die Front des Hanses ist mit kriegeri schen Emblemen und Trophäen geschmückt. Die Rückseite des Gebäude? stößt an das heute noch vorhandene Terrain des ehemaligen Botanischen Gartens, der in früherer Zeit im französischen Geschmack angelegt war. Einige alte Bäume erinnern jetzt noch an die ehemalige Bestimmung dieses wertvollen Platzes, der jetzt der Kinderwelt als Tummelplatz dient und der von der einen Seite von der neuen prächtigen Ringstraße begrenzt wird. Im Volksmundc wird das alte schöne Gebäude das Kurländer Palais genannt. Es steht mit seiner strengen Architektur aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts im selt samen Kontrast zu den modernen Bauten des neuen Poli zeipalastes und der Skulptnrensammlung. Betritt man das Eingangstor, so gelangt man auf einen großen, mit Statuen geschmückten Flur. Rechts führt eine Bogentüre in einen Hof mit einer von Doppelsäulen getragenen Kolo- nade. In der Mitte des Hofes fristet ein Flicderstrauch sein Dasein und das ganze macht einen recht verlassenen Eindruck. Wie der Chronist Hasche mitteilt, waren die Seitenwände dieses Hofes „schön gemahlet und mit Oran gerie in Reihen besetzt". Links von der Hausflur mündet eine breite schön angelegte doppclflügelige Freitreppe, durch die man in die oberen eiaentlichen Wolmräume des Pa lastes gelangt. Die Treppe gehört iu ihrer Anlage mit zu den schönsten Aufgängen, die Dresden jetzt noch aus dem Anfänge des 18. Jahrhunderts aufzuweisen hat. Die Räume des oberen Stockwerkes sind weit, hoch und licht angelegt und bestehen aus einer langen Reihe von Zim mern und Sälen, die teils nach dem Garten, teils nach dem ZeughauSplatze gelegen sind. Ein Teil dieser Räume wird, wie bereits erwähnt, vom sächsischen Landesgesundheitsamt benutzt, während der kleine Saal, der früher mit schönen Gobelins geschmückt war, dem Königlich Sächsischen Alter- tumsverein als Sitzuugsraum dient. Die schönen venezia nischen Glaskronen, die hier jetzt noch von der Decke hcrab- hängen, sind außer Dienst gestellt worden und neben ihnen wurden moderne Gasleuchter angebracht, die den Raum au den Sitznngsabenden erhellen. Das Vortragspnlt, von dem auch der hohe Präsident des Altertumsvereins, So. König liche Hoheit der Prinz Johann Georg, wiederholt gesprochen hat, wird nur von einer schlichten mit einem Papierschirm bedeckten Petroleumlampe beleuchtet. Der große Hauptsaal des Gebäudes zeigt heute noch dieselbe Gestaltung wie zu jener Reit, als der Sohn Augusts des Starke», der Ritter von Sachsen, als Stadtkomman dant von Dresden im Kurländer Palais residierte. Der Saal hat eine Höhe von 2l) Fuß und geht durch die ganze Breite des Palastes. Von dem hohen Bogenfenster nach Osten zu hat man einen Blick auf den Garten, während die anderen Fenster nach dem Zeughausplatze zu gelegen sind. Die Decke, die Wände, sowie die Türe» und Fensternischen sind heilte noch mit reichvergoldetcn Stuckverzierungen i.u Barockstiel bedeckt. Die Spiegel reichen bis zur Höhe der Decke und von den Gemälden, die früher den Saal schmück- ven, sind jetzt noch die Bilder Augusts des Starken und sei ner Gemahlin vorhanden. In diesem Saale des Kurländer Palais spielte sich auch jene Geisternacht ab. von der damals aanz Europa sprach. Der Ritter von Sachsen starb im Jahre 1775, worauf der Palast in den Besitz des Herzogs von Kurland überging. In Dresden ging damals das Gerücht um, der Ritter vou Sachsen habe bedeutende Schätze hinterlasseu, die in seinem Palaste an einem geheimen Orte vergraben sein sollten. Der Herzog von Kurland hoffte nun, wenn er den Geist seines verstorbenen Onkels mit Hilfe eines Geisterbeschwörers, an denen in Dresden damals kein Man gel war, aus dein Grabe rufen ließ, das Versteck der Schätze zu erfahre». Auf Veranlassung eines gewissen BaronS von Steiubach, der sich für den Solm eines französischen Prinzen ausgab, während er jedoch in Wirklichkeit nur der Sohn eines Nürnberger Rathausvogtes namens Schröpfer war, versammelte sich in einer Sommernacht kurz nach dem Tode des Ritters von Sachsen im großen Ballsaale des Kurläuder Palais die Dresdner vornehmste Gesellschaft. In der Ge sellschaft befanden sich nach den Mitteilungen des Chronisten Hasche der Herzog von Kurland, der Minister v. Wurmb, der Minister v. Hoheuthal-Dölkau, der Kauimerherr vou Hopfgarten, der Oberst v. Fröden, der Minister v. Biscbofs- werder usw. Auch eine Dame, die Geheimrätin v. Hobeu- thal-Dölkau geborene Gräfin Rer, war mit anwesend. Als die Gesellschaft beisammen war, wurden Feuster und Türen geschlossen, um ein Eindringen von außen sowie eine Täuschung zu verhüte». Der Geisterbeschwörer hatte sich gleichfalls eingefunden und sank in einer Ecke des Saales auf die Knie, wobei er geheimnisvolle Worte murmelte. Dann geriet er in Zuckungen und war vollständig in Schweis; gebadet. Plötzlich hörte man ein lautes Prasseln au de» Fensterscheiben, dem ein anderes sonderbares Ge räusch folgte, als wenn mit nassen Fingern über die Schei ben gestrichen würde, worauf man ein fürchterliches Geheul hörte. Plötzlich sprang eine der Saaltüreu auf und eine große schwarze Kugel rollte in den Saal. Die Kngcl war von einer Rauchwolke umgeben und in der Mitte zeigte