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Amtsblatt deS Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträche zu Freiberg N. Brand. -N 13. Erscheint i. Freiberg jed. Wochen«. M. 6 U. für den and. Tag. Jnscr. werden bis B. 11 U. für nächste Nr. angen. Donnerstag, den 18. Januar Preis vicrteljährl. 20 Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 8 Pf. berechnet. , . ML. Zum 18. Januar 1872. Sei uoS gegrüßt, o Tag, der das Ermannen GermaniaS mit Weltenruhm gekrönt! WaS tückisch auch die Feinde sich ersannen, Die deutsche Wucht hat ihre List verhöhnt; Der Kaiseraar darf seinen Fittig spannen; Zu schirmen, die Jahrhunderte entwöhnt; Ein Kaiserreich, Triumph dem großen Werkel Errichtet ward's durch deutsche Kraft und Stärke. Ein Kaiserdom, auf Fels ist er gegründet, Wie nie zuvor der Deutsche sich gedacht; D'rum sei dem Tag, der diesen Sieg uns kündet, In allen Gau'a ein segnend „Hoch!" gebracht, Auf daß die Einheit strahlend sich entzündet, Zur Gloria deS Vaterlandes Macht, Auf daß die Stämme liebend sich umschlingen 3u Frieden, wie in todteSkühnem Ringen. O Vaterland, bei Eintracht, festem Wollen Gleichst du dem FelS inmitten FluthgcbrauS Und ob du auch von Wogen rings umschwollen, Erzittert nicht dein neues Kaiserhaus, Mag auch der Feind in seiner Rache grollen, Er ruft sobald dich nicht zum blut'gen Strauß; Denn er gedenkt deS deutschen Schwertes Schärfe, Das wohl noch einmal ihn zu Boden werfe. Mein Deutschland, sei ein Baum, der, unentblättert, All', die ihn pflegen, Kraft und Schutz verleiht, Den nie ein Sturm der Mächte niederwettert In ofs'nem Kampf, in völkerrechtem Streit, Der alle seine Feinde niederschmettert Und auch vom Wurm im Innern sich befreit; Dena ach, was hälf' eS, Siege heimwärts ttagen, Wenn TodteSwürmer dir am Herzen nagen? Du Kaiserreich, d'rum grüßt dich das Vertrauen: Du wirst dem Recht, der Wahrheit Schutz verleih'n, In dir wird Freiheit ihre Hütten bauen Und Muth und Kraft wird stets ihr Wächter sein. , So wirst/o Kaiser, du uns glücklich schauen, Solch' deutscher Sinn und Geist zieh' bei uns ein! .< Dann knüpfen innig sich der Eintracht Bande, Dann Heil, ja Heil, dem deutschen Kaiserlande! . , «nch».»». worden durch das Blut der Nation. o Bei St. Quentin ward nochmals die französische Nordarmee geschlagen und vor Paris der letzte verzweifelte Ausfall blutig gbgewiesen. Die letzten Kräfte Frankreich- lagen erschöpft am -s- 3m Königsschloß zu Berlin wird schon seit langer Zeit der 18. Januar als ein besonderes Fest gefeiert. Dieser Tag hat für daS Hohenzollern'sche Herrscherhaus durch die seit hundertsiebenzig Jahren erfolgte Erhebung deS chursürstlichen StaateS Brandenburg zum Königreich Preußen eine besondere Bedeutung, die denn auch seither im OrdenSsest zum Ausdruck kam. Durch die am gleichen Tage im vorigen Jahre erfolgte Kaiser-Erklärung zu Versailles ist diese Bedeutung außerordentlich erhöht und zu einer deutsch-natio nalen geworden. Nicht für Preußen allein, sondern für ganz Deutsch land ist jetzt der 18. Januar ein hoher Erinnerungstag. Wenn wir rin Jahr zurückdenken — welche Fülle mächtiger Eindrücke wird da nicht aufgerufen! Ueberall wogte noch der Kampf mit dem überall schon besiegten, aber in Verzweiflung sich wehren den Frankreich. Bei Io iUsn», tief im Innern des feindlichen Lan de-, hatte eben eine Reihe blutiger Kampfe, von Orleans bis nach der Bretagne hin, nach Monatsfrist ihr Ende gefunden. Der ewig retirirende „Sieger" Chanzy war bis zur Erschöpfung geschlagen und zurückgeworfen. Bei Belfort ward um dieselbe Zeit durch Werder'- heroische Tapferkeit dem letzten besorgnißvoüen Moment deS deutschen Volke- ein Ende gemacht. Bourbaki, damit er der Umstellung der deut schen Heere entrinne, flüchtete mit seiner vom Elend und Hunger heimgesuchten Armee in die Schweiz. Was d- geworden, ist aus großen Ereignissen heraüSgeborm und kennzeichnet sich als ein Aet der natürlichen EntwickeMg-der Geschichte. Wohl und mit Recht kann man deßhalb den 18. Jaüüar al- einen großen Gedenktag feiern', die Geschichte hat durch — <> ------------ -------- Boden; wir aber hatten keinen Zweifel mehr, welche Ergebnisse dieser Krieg sür uns haben werde. Da, in diesem Moment, geschah, was sich während der Sieges- Wochen vorbereitet hatte: der König von Preußen, aufgesordert von allen deutschen Fürsten und freien Städten, proelamirte sich am 18. Januar zum deutschen Kaiser. ' ES war im rechten Augenblick da- Siegel auf alle die deutschen Siege in einem Kampfe, den Frankreich in einer unerhörten Frivo lität vom Zaune gebrochen hatte, um mit Preußen auch Deutschland in seine politische Ohnmacht zurückzuwerfen. Angesicht- des über« stolzen Pari-, unrettbar dem Hunger und den deutschen Geschossen verfallen, wurde die Wiedererichtung de- deutschen Reiche- unter einem mächtigen Kaiser in dem Königsschlosse von Versailles und in der alten Residenz jenes räuberischen Ludwig XIV. geseiert, von dessen Tagen an Deutschland» Verfall und Abhängigkeit von Frank« reich datirt. Zeit und Ort, Tag und Umstände haben dies Ereigniß dem ganzen deutschen Volke für ewig denkwürdig gemacht. Wohl hatte sich im Allgemeinen die deutsche Nation die Ver wirklichung Halbjahrhundert langen Traume- etwa- ander- gedacht. Aber die Thatsache ist seit einem Jahre da und unumstößlich; nicht nur der Wille und die Zustimmung aller deutschen Stämme hat diese Thatsache freudig anerkannt, sondern sie ist auch geweiht